Mittwoch, 25. Oktober 2006

Vergebene Chancen, warum Chris McCormack nicht nur Kona 2006 verloren hat

Es gibt im Leben eines Triathleten manchmal nur eine einzige Chance. Sei es, weil man nur dieses eine Rennen seines Lebens im geschundenen Körper hat, bei dem wirklich Alles stimmt oder weil man ein Handicap hat, daß einen den Sieg fast unerreichbar weit in die Ferne rücken läßt.

Der Australier Chris McCormack war am Samstagnachmittag, den 21. Oktober so nahe am Ziel seiner Träume, daß es für ihn am folgenden Abend schier unerträglich war gerechtfertigte Kritik mit Würde zu ertragen."Macca" hat ein echtes Handicap, seine Leistungsfähigkeit zerrinnt in der Schwüle der Hawaiianischen Sonne, wie die Kokosbutter auf den weich geschwungenen Schultern der Hula-Tänzerinnen. An diesem Wochenende hatte er seine einmalige Chance: Pele, die Göttin des Archipels hat ihm die wohl einmalige Gunst gewährt. Sie sandte ihm Wolken, Regen, wenig Wind und kühle Temperaturen. Sie ist ihm weit entgegengekommen, so weit wie es eben ging. Ihm den fanatisch nach dem Sieg in Kona fiebernden Australier, der in seinem Leben sowohl in Roth, als auch in diesem Jahr in Kona berechtige Kritik ob seines unlauteren Verhaltens auf der Radstrecke erfahren hat.

Der laufstarke Athlet, der so gar nicht danach aussieht, als sei äquatoriales Klima eine Last hat die Chance seines Lebens verspielt. Er, der nach dem Sieg mit dem Gedanken spielte zurück auf die Strecke zur Qualifikation für die Olympischen Spiele von Peking zu gehen wird dies wohl um ein Jahr verschieben müssen. Der "Affe, den er auf seiner Schulter spürt", wird weiterhin dort sitzen und ihn necken und ärgern. Obwohl er auf den letzten Metern viel, vielleicht Alles herausgeholt hat, was machbar war. Doch es sollten ganze 71 Sekunden fehlen – weniger als ein halber Kilometer nach mehr als 8 Stunden Schinderei. Ohne den Siegeskranz am Pier von Kailua-Kona muß er nach Peking. Auch das dürfte ein Kommando ohne Chancen sein – auch für einen ehemaligen ITU-Weltmeister tickt die Uhr der Zeit und die Qualifikationshürden im eigenen Land sind gigantisch.

Die Gewißheit, daß er diese Chance seines Lebens, den 6er im Lotto mit Zusatzzahl trotz Betrug im Rennen nicht hat ergreifen können wird ihn viel mehr zu schaffen machen, als alle anderen bisherigen Niederlagen und zukünftigen Niederlagen in seinem Leben. Pele hat nicht zugelassen, daß der Mann mit der ökonomischen Radtaktik vollends Kona entweihen kann. Vielleicht bekommt er aber eine zweite Chance, wenn er nicht vorher daran zerbricht...