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Samstag, 21. Januar 2012

Annäherung in kleinen Schritten: International Triathlon Union undIronman Triathlon diskutieren Kooperationsmöglichkeiten

Neue Besen scheinen auch in der Welt des Triathlons gut zu kehren. Folgt man einer Presseerklärung der World Triathlon Corporation (WTC), konnten sich ITU-Präsidentin Marisol Casado und WTC-Geschäftsführer Andrew Messick in den USA auf einen Kurs der Annäherung und der Diskussion verschiedener Kooperationsmöglichkeiten einigen.
Die spanische ITU-Präsidentin Marisol Casado schließt aktuell alte Gräben zwischen World Triathlon Corporation und International Triathlon Union. Wenn das Kleingedruckte beachtet wird, könnten die größten Nutznießer die aktiven Triathleten werden. Photo: Triathlon.org | Delly Carr
Die bisher von der International Triathlon Union (ITU) noch nicht öffentlich bestätigten Kernaussagen beinhalten einen beiderseitigen Paradigmenwechsel im politisch-wirtschaftlichen Miteinander. Unter der bisherigen Führung durch Les McDonald (ITU) und Ben Fertic, sowie hauptsächlich Lew Friedland auf Seite der WTC bestimmten Klagen bis hinauf zum CAS im schweizerischen Lausanne das Tagesgeschäft.

Neben der gemeinsamen Entwicklungsarbeit der Sportart in Ländern ohne Triathlon-Infrastruktur ist die Vergabe der kürzeren ITU-Langstrecken WM an die WTC im Gespräch. Ein potentieller Konflikt, der sich aus den konkurrierenden Rennserien "Triathlon World Championship Series" (ITU) und "5i50", bzw. "5150" (WTC) ergeben könnte, wird aktuell als nicht relevant kommuniziert.

Eine abschließende Bewertung kann erst vorgenommen werden, wenn Casado innerhalb der ITU-Gremium die nötige Mehrheit für konkrete Kooperationsmaßnahmen bei beiderseitiger Berücksichtigung der zum Teil gegensätzlichen Interessen hinter sich vereint hat. Letztlich unterhält die WTC mit ihren Tochterunternehmen auf nationaler Ebene, bis etwa hinab auf regionale Stufe ein heterogenes Kooperationsverhältnis.

Exemplarisch sei auf das traditionell kooperativ-fördernde Verhältnis in Hessen unter den Präsidenten (Klaus Müller-Ott und Rainer Düro für die DTU, Rolf Kather, Kai Baumgartner, Martin Engelhardt und Jürgen Helt für den HTV) mit dem Ironman Frankfurt und den Ironman 70.3 Wiesbaden verwiesen.

Konträr erscheint das in der jüngeren Vergangenheit von Friktionen und öffentlichen Anfeindungen geprägte "Miteinander" in Bayern unter BTV-Präsident Peter Pfaff. Pfaff hatte sich u.A. in einem offenen Brief gegen die Ausrichtung des Ironman am Standort Regensburg ausgesprochen, politisch erfolglos interveniert und den Landesverband beschädigt. Mittlerweile pflegt Bayern in Ermangelung der politischen Durchsetzbarkeit eigener Interessen ein "gutes und vertrauensvolles" Verhältnis.

Der grundsätzlich richtige Schritt zur Beendigung des "Kalten Krieges" zwischen ITU und WTC birgt also durch unterschiedlichste Interessen auch für Casado selbst politische Risiken und lässt gerade deshalb auf eine gut gefestigte Position ihrer Präsidentschaft und eine große Chance für den Triathlon zum beiderseitigen Nutzen schließen.

Zum Artikel: http://ironman.com/mediacenter/ironman-ceo-andrew-messick-and-itu-president-marisol-casado-meet-to-discuss-future-endeavors.#axzz1k5gzISmK

Donnerstag, 25. Februar 2010

25 Jahre Deutsche Triathlon Union, DTU gründet sich aus Fusion von Deutscher Triathlon-Verband und Deutscher Triathlon Bund.


Am 23. Februar 1985 wurde die Deutsche Triathlon Union e.V. gegründet. In Worms am Rhein fusionierten Deutscher Triathlon-Verband (DTV) und Deutscher Triathlon Bund (DTrB) nach langen Verhandlungen unter der geschickten Führung von Gründungspräsident Joachim Fischer zur DTU. Martin Engelhardt trat 1987 die Nachfolge von Herrn Fischer an und am 5. Dezember 1987 wurde der Dachverband in den Deutschen Sportbund (DSB) aufgenommen. Am 12. Mai 1990 wurde in Leipzig der Triathlonverband der ehemaligen DDR gegründet, bereits am 28. Oktober des gleichen Jahres integrierte sich dieser in die DTU.

Joachim Fischer gab zusammen mit Frank H. Schatz auf dem letzten Verbandstag des Hessischen Triathlon Verbands (HTV) im Februar 2010 den Delegierten Anekdoten über die schwierige Gründungsphase der DTU preis. Er verdeutlichte das komplizierte Verhältnis der beiden Verbände, die unterschiedlichen Lagern zuzuordnen waren. Das eine Lager (DTV), eher elitär und leistungsorientiert an Spitzensportlern interessiert, bemühte sich hingegen die andere Fraktion (DTrB) um die Integration des Breitensports. Die Fusion brachte - bildlich gesprochen - die beiden einbeinigen Athleten zusammen und schaffte die Grundlagen für den sportlichen Durchmarsch im Ironman Triathlon und im olympischen Triathlon. Eine vielschichtige Veranstaltungslandschaft mit gut organisierten Wettkämpfen verschiedener Streckenlängen und ein breit gefächertes Vereinsleben deuten auf die deutschlandweite Etablierung und eine gewisse strukturelle Robustheit der Sportart Triathlon hin.

Dem DTU-Ehrenpräsident Martin Engelhardt folgte Klaus Müller-Ott nach, der die Weltmeisterschaften 2007 nach Hamburg holen konnte und eine Karriere bis in das Executive Board der International Triathlon Union (IUT) schaffte. Aktuell wird die DTU formal von der Juristin Claudia Wisser geführt. Ihr zur Seite steht Geschäftspartner und Vizepräsident Finanzen Ralf Eckert, dem Insider die eigentliche Führungsrolle im Verband attestieren.

Nach sportlichen sehr erfolgreichen Jahren (1997 Ironman Weltmeister Thomas Hellriegel, 2004 und 2006 Ironman Weltmeister Normann Stadler, 2005 Ironman Weltmeister Faris Al-Sultan, 2007 ITU Weltmeister Daniel Unger, 2008 Triathlon Olympiasieger Jan Frodeno) befindet sich der finanziell zuweilen knapp aufgestellte nationale Spitzenverband für den Triathlonsport noch immer in von Machtkämpfen und zahlreichen juristischen Scharmützeln und Auseinandersetzungen geprägten unruhigen Fahrwassern.

Dienstag, 1. September 2009

Deutsche Triathlon Union beendet ihre Zusammenarbeit mit der Zeitschrift triathlon des Spomedis Verlages, TRITIME neuer Partner


Die Deutsche Triathlon Union trennt sich zeitnah vom Herausgeber der Zeitschrift „triathlon“, der Hamburger Spomedis GmbH. Als Herausgeber der offiziellen Nachrichten des Spitzenverbands der Triathleten und der ihm angeschlossenen Landesverbände in Deutschland bezogen nahezu alle 20.000 Startpassinhaber regelmäßig die Zeitschrift. Die Spomedis GmbH ließ sich diesen in der deutschen Sport- und Verlagsszene in der Form einmaligen Dienst mit zuletzt jährlich über 100.000,- Euro entlohnen, konnte zuletzt aber nur noch eine kurzfristige Vertragsverlängerung erzielen.
TRITIME wird als ernsthafter Herausforderer der Triathlon-Produkte aus dem Hause Spomedis angesehen. Insbesondere die Reichweitensteigerung durch die verpflichtenden Abonnements der Startpaßinhaber der DTU heben TRITIME postiv von Triathlon (Spomedis) ab. Photo: TRITIME
Der Geschäftsführer der Spomedis GmbH, Frank Wechsel, war nach Tätigkeiten im Ehrenamt auch über Jahre für den Bereich der öffentlichen Nachrichten der DTU tätig und arbeitete auf vielen Ebenen Hand in Hand mit der Verbandsspitze. Zuletzt begleitete er intensiv den Abstieg des ehemaligen DTU Präsidenten Dr. med. Klaus Müller-Ott und den Aufstieg der beiden Nachfolger Rainer Düro und Claudia Wisser.

TRITIME - Das Triathlon-Magazin
Nachfolger für die Verbandsnachrichten der DTU soll, so haben interne Informationen und Recherchen von 3athlon.org ergeben, das Magazin „TRITIME - Das Triathlon-Magazin“ der Freiburger Sportagentur WAG’s mit Geschäftsführer Armin Schirmaier und Chefredakteur Klaus Arendt werden. Die Nachrichten der DTU und der Landesverbände sollen als „Heft im Heft“ deutlich mehr Eigenständigkeit als in Vergangenheit erhalten. Das gegenwärtig rund 4 Mal im Jahr erscheinende Magazin soll ebenfalls wie bisher gehandhabt an die Startpassinhaber der DTU verschickt werden. Es könnte zusätzlich simultan und exklusiv auf der Website der DTU zum dauerhaften kostenlosen Download angeboten werden.

Marktverzerrung präsent
An der Grundproblematik der Marktverzerrung mit der Gefahr einer de facto Monopolbildung durch eine solche Neu-Konstellation ändert sich damit wenig. Der Hessische Triathlon Verband hat im Februar 2009 zwei deutlich weitergehende Anträge in die Gremien der DTU eingebracht. Ein Fortschritt wäre die kostengünstige Übermittlung von Rennergebnissen und Verbandsneuigkeiten in der zeitgenössischen, digitalen Form im Webangebot der DTU. 

Keine öffentliche Ausschreibung
Eine offene Ausschreibung hätte einer transparenten Handlungsweise innerhalb der DTU folgend, ebenfalls wichtige Impulse und Innovationen der Bewerber nach sich ziehen können. Diese Chance wurde durch die Vergabe am grünen Tisch nicht genutzt. Claudia Wisser und Ralf Eckert gingen auf Forderungen zur Diskussion dieses Themas beim Treffen des Landespräsidenten in Kulmbach nicht ein, obwohl Klaus Arendt von TRITIME vor Ort anwesend war. Unterstützung erhielt diese intransparente Position durch Dieter Hofmann (NRWTV) und Peter Pfaff (BTV) Diese Gespräche fanden nach der Sitzung im kleinen Kreise statt.
Zeigten wie gewöhnlich kein Interesse an transparenter Entscheidungsfindung: Claudia Wisser und Ralf Eckert, gemeinsame Bereiber einer Kanzlei unter der Firmierung "Kooperation für Wirtschaft und Sport Business" (kfup.com). BTV-Präsident Peter Pfaff und NRWTV-Vasall Dieter Hofmann  deckten die geheimen Verhandlungen unter den Augen der anderen Landespräsidenten. Photo: Thomas Zöller
Rennkalender von Landesverbänden gepflegt
Unklar ist derzeit noch der Status des Online-Rennkalenders. Diese von den Landesverbänden zur Verfügung gestellten und zum Teil auch eigenhändig zeitintensiv eingepflegten Datensätze stehen 2009 noch im Internetangebot der Spomedis GmbH zur Verfügung und bedürfen der dringenden exklusiven Integration in die Internetpräsenz der DTU.

Update vom 31. August 2009, 9:45 Uhr
Die Deutsche Triathlon Union hat in einer auf den 28. August rückdatierten News mittlerweile offiziell die Kooperation mit der Zeitschrift TRITIME bestätigt und angekündigt den Online-Bereich der DTU-Website zu stärken. Damit könnten die beiden Kritikpunkte „digitale Distribution“ und „Rennkalender im Besitz der DTU“ mittelfristig zu Jahresbeginn gelöst werden. Andere Kritikpunkte stehen weiter im Raume.

Ausführlicher Kommentar: "Pressearbeit der Deutschen Triathlon Union, auf dem halben Weg in die digitale Zukunft verlaufen."
Die Deutsche Triathlon Union ist auf halbem Wege zu einer wirksamen Medienreform steckengeblieben. Positiv zu verzeichnen ist die überfällige Beendigung der Zusammenarbeit mit dem Spomedis Verlag. Nicht befriedigend ist der Umstand, dass die DTU weiter Geld für die Nutzung und Weitergabe der wertvollen Adressen ihrer Startpassinhaber bezahlt. Diesen Dienst müsste sich die DTU entlohnen lassen, anstatt Gelder dafür aufzubringen.

Auf die Distribution der Verbandsneuigkeiten in einem Printmedium kann aus Aktualitätsgründen leicht neben entsprechenden Artikeln auf der Website zu Gunsten kompakter und attraktiv-interaktiver elektronischer Medien wie PDF oder Rich Media Applikationen mit Adobe Flash oder Microsoft Silverlight Technologie verzichtet werden. Zusätzlich muss den Anträgen des HTV* (eingereicht von Kai Baumgartner, 3athlon.org e.V. und auf dem Verbandstag des HTV mehrheitlich verabschiedet) folgend der Bereich Presse- und mediale Lobbyarbeit professionell besetzt werden.

* HTV Antrag #1: Pressearbeit, DTU-Magazin und Verbandsmittteilungen als PDF oder in vergleichbaren Formaten und HTV Antrag #2: Änderungsantrag bzgl. DTU-Startpass und Zeitschrift triathlon.

Mittwoch, 31. Dezember 2008

Recherche ohne Kommunikation, Kontaktlosigkeit der DTU-Präsidenten Müller-Ott, Düro und Wisser sorgt für Eklat.


Es ist eine verfahrene und vertrackte Situation in der sich die Deutsche Triathlon Union befindet. Ehrenpräsident Dr. med. Martin Engelhardt hatte just vor der Kandidatur des Olympiazweiten Stephan Vuckovic zur Wahl des BWTV-Präsidenten ein Schreiben an die DTU lanciert, das „Vucko“ des EPO-Dopings vor rund 7 Jahren im Rahmen der EM im tschechischen Carlsbad bezichtigt. Der Mitwisserschaft und Deckung beschuldigt werden in dem Schreiben auch Verbandsarzt Dr. Andreas Marka, der auch der Anti-Dopingkommission der DTU angehörte und der damalige Präsident und Ziehsohn Engehardts Dr. med. Klaus Müller-Ott.
Claudia Wisser ist primär mit dem Umbau der Satzungen und Ordnungen der Deutschen Triathlon Union (DTU) beschäftigt, um mehr Einfluß und finanzielle Mittel zur Eigenverwendung Verfügung zu haben. Photo: Michael Rauschendorfer
Eine lückenlose Aufklärung der Affaire, nein des Skandals erscheint angebracht und überlebensnöitg. Doch ohne die notwendigen medizinischen Gutachten und Akteneinsicht wird dieser Schritt schwerlich möglich sein.

Fehler in der Geschäftsstelle?
Dieses als vertraulich gekennzeichnete Schreiben wurde seitens der DTU- Geschäftsstelle an die Landesverbände verschickt und damit zwangsläufig einer breiten Öffentlichkeit preisgegeben.

Während Vuckovic auf Druck der damals noch amtierenden BWTV-Präsidentin Susanne Mortier seine Kandidatur auf das Spitzenamt zurückzog und mit der Rolle des sportlichen Leiters Vorlieb nehmen musste, suchte sich das Schreiben seinen Weg in die Presse. In der ersten Folge rasierte es die positiven Entwicklungen des Olympiasiegs von Jan Frodeno (Beijing 2008) und des in den letzten Jahren vorangetriebenen Anti-Doping-Kampfs des Spitzensportverbands mit den meisten Kontrollen aller deutschen Verbände ab.

Politische Motiviation?
Die Süddeutsche Zeitung brachte die Vorwürfe in Form eines Gedächtnisprotokolls an die Öffentlichkeit, vermied aber detailliert nach den Beweggründen der Lancierung zu fragen. Gemeinhin wird kolportiert, dass Engelhardt aus politischen Gründen die Wahl von Vuckovic verhindern wollte.

Vuckovic wäre stimmberechtigt für die wenig später folgende DTU-Wahl gewesen und sein mächtiger Verband galt dann nicht mehr als unbedingter Befürworter der mögichen und tatsächlichen neuen DTU-Präsidentin Claudia Wisser. 

Brot und Peitsche
Juristin Wisser, die nach und nach den Verband remodelliert und zunächst die Doppelsitze Geschäftsführer-Präsidentin abschaffte gilt nunmehr als geschäftsführende Präsidentin. Noch ist die Satzung nicht veröffentlicht, dennoch hält sie Brot und Peitsche gleichsam in der Hand.

Ehrenpräsident Engelhardt fühlte sich anscheinend vom Gewissen getrieben, um in der heißen Wahlkampfphase und in der Rolle des Wahlleiters aktiv in die Wahlen einzugreifen. So und nicht anders kann man die Handlungen auffassen, wenn man die Vorgänge in chronologischer Reihenfolge betrachtet. Unter dem Strich bleibt die Einflussnahme auf die Wahl, ein potentielles Desaster für den Triathlonsport und den Verband. 

Keine Handlungsmotivation
Der Osnabrücker Orthopäde verzichtete nach erster Kenntnis des Falls durch, wie er vorgibt, telefonische Information vom damaligen DTU-Präsident Klaus Müller-Ott auf Ausräumung der Vorwürfe und deckte, wie er zu Protokoll gab, zusammen mit dem DTU-Arzt Andreas Marka und dem Müller-Ott den angeblichen Skandal. Beide widersprechen indessen diesen Einlassungen heftig.

Auch einen olympischen Zyklus später, als sich der von der erlittenen Sepsis und Legionelleninfektion genesene Vuckovic um einen Startplatz bei den Spielen in Athen bewarb und denkbar knapp scheiterte, Schritt der im DOSB als Arzt aktive Funktionär Engelhardt nicht ein.

Spätestens zwei Jahre später, im Zuge der Spingstein-Affäre um den Mailverkehr zwischen Spingstein und dem spanischen Arzt Dr. Miguel Peraita hätte Engelhardt einschreiten müssen. Präsidentin Wisser hat sich zur Position Engelhardts auf Anfrage mit konkreten Fragestellungen von 3athlon.de noch nicht geäussert oder eindeutig Position bezogen. 

NADA macht Druck, Verjährung droht
Während die NADA auf Basis des Artikels der Süddeutschen Druck macht und auf nach 2006 neuerliche förmliche Untersuchung vor Verjährung im Juni 2009 drängt, zeigt sich die fatale Schwäche der DTU.

Kommunikationsstille
Es herrscht faktisch Kommunikationsstille zwischen den ehemaligen DTU-Präsidenten Müller-Ott, Düro und der amtierenden Amtsinhaberin Wisser.

Während sich der auf Gran Canaria weilende Düro, der als amtierender Präsident bei Bekanntwerden des Schreibens „sofort an dem Tag aktiv wurde“ und mit den damals in Carlsbad anwesenden Ärzten Marka und auch dem zuständigen Funktionär Dr. Michael Kraus (Vize-Präsident Leistungsport) sprach und diese allesamt den Sachverhalt dementierten, hielt es Wisser offenbar nicht für nötig nach Amtsantritt das brisante Schreiben, das letztlich als Steigbügel zum Amtsantritt gedient hatte nachzugehen und somit durch Aufklärung zu entschärfen.

Wisser reagiert, keine Aktion
Wisser, die in der Kritik steht keine Verantwortung zu übernehmen und stets nur zu reagieren will schon vor dem ITU-Kongress in Madrid den Sachverhalt telefonisch recherchiert haben. Also vor dem Veröffentlichungswochenende der Meldung, nachdem die zuständigen Redakteure ihre Telefonlisten abgeklappert hatten.

Doch erst durch öffentlichen Druck werden nun schriftliche Stellungnahmen eingefordert und Wisser als Mitglied der Anti-Doping-Kommission (AdK) muss aktiv werden. Ihr Vorgänger Düro behauptet hingegen, er habe seinerzeit diese Recherchen als Verantwortlicher und Vorsitzender der AdK eingeleitet. Eine Stellungnahme von Präsidentin Wisser steht diesbezüglich noch aus.

Welche Konsequenzen drohen?
Bereits Anfang November hat die DTU alle Obliegenheiten des Anti-Doping Beauftragten Marka in die Hände des Heidelberger Mediziners Herrn Professor Friedhelm Raue gelegt, Marka trat nach offensichlticher Aufforderung von Wisser offenbar nun von seinem Amt als medizinischer Sachverständiger der AdK zurück.

Vuckovic wird mit dem Makel der Dopingaffäre leben müssen, Engelhardt wird möglicherweise von den Parteien Marka, Müller-Ott und Vuckovic auf erheblichen Schadensersatz verklagt, sofern er keine gerichtlich zulässigen Beweismittel darlegen kann.

Die DTU hat den Olympiabonus verspielt, Ehrenpräsident Engelhardt sollte sein Amt nach Entdeckung seines Gewissens mit siebenjähriger Verspätung niederlegen, wie auch Mortier und Vuckovic im BWTV unter Entscheidungsdruck stehen. Mortier hat zwar die Präsidentschaft verhindert aber Vuckovic trotz der Anschuldigungen im Leistungssportamt toleriert und den anwesenden Vereinen nicht die nötige Aufklärung und Information zugestanden.

Rechtlich bleibt der Verdacht der Wahlbeeinflussung durch Ehrenpräsident und Wahlleiter Engelhardt im Raume. In der Folge besteht die Möglichkeit der juristischen Anfechtung der DTU-Wahl und damit der Rechtmässigkeit des aktuellen Präsidiums. 

Wisser sollte die Kommunikation mit den Alt-Präsidenten suchen und alle Karten in den für einen funktionierenden Verband relevanten Bereichen auf den Tisch legen lassen. Sie sollte sich auch fragen, ob sie nicht vor Erscheinen des Skandals hätte aktiv werden müssen, um eine glaubhaftere, weil aktivere Position im Kampf gegen das Doping zu vertreten. Die Kenntnis hatte sie eindeutig und zeitnah nach Übermittlung des Schreibens Mitte Oktober an die DTU.

Ebenso stellt sich die Frage, ob eine Einfachspitze in einem Verband unter solch hohen Erfolgsdruck mit den Titeln als Weltmeister, Olympiasieger, Ironman-Weltmeister in den letzten 3 Jahren das probate Mittel ist. Nicht alle Aufgaben können durch einen – noch nicht vorhandenen Mittelbau gelöst werden, insbesondere wenn die Verantwortlichen Personen Kraus und Rolf Ebeling die DTU verlassen oder bereits verlassen haben.

Ganz unabhängig bleibt einem als Betrachter ein mehr als fader Beigeschmack im Mund kleben und die entsprechenden Verbandsfunktionäre sollten die moralischen Grundsätze und grundsätzliche Glaubwürdigkeit ihrer Sportpolitik hinterfragen. Eine Revolution mit neuer Wahl muss es wohl nicht gleich sein, eine weitere Fehlzündung im stotternden Achtzylinder darf sich die neue Führung der DTU aber nicht mehr erlauben.

Samstag, 1. November 2008

Deutsche Triathlon Union vor der Wahl: 4, 3, 2, 1, meins - Kandidaten für das DTU-Präsidentenamt und ihr Präsidum.


An diesem Wochenende treffen sich in der Rhein-Main Metropole mindestens zwei der drei zur Disposition stehenden Kandidaten für ein Präsidentenamt und die Öffentlichkeit hätte es fast nicht gemerkt.
Sie gilt bei ihren Vorgängern Klaus Müller-Ott und Rainer Düro als eiskalte Königsmöderin, die selbst keine Verantwortung übernehmen möchte. Die Juristin Claudia Wisser könnte den Sprung aus dem Schatten endgültig an die Spitze schaffen. Photo: Thomas Zöller
Königsmacher und Sportdemokratie
Anwesend sind ebenfalls zahlreiche, wenngleich nicht alle Landespräsidenten, zusammen mit den vier oder fünf großen Verbänden die nicht nur das Zünglein an der Waage, sondern vielmehr die Zunge und Faust darstellen. Erstaunlich ist einmal mehr, dass wie bei der Wahl des Vorgängers Rainer Düro informelle Gespräche im illustren Kreis geführt werden, ohne demokratische Einbeziehung oder fundierte Öffentlichkeitsarbeit.

Per Fragenkatalog zur Präsidentschaft
Was man in der aktuell heißen Phase des schillernden us-amerikanischen Wahlkampfs täglich sieht bleibt bei der Deutschen Triathlon Union im Verborgenen. Kein Kandidat stellt sich öffentlich vor, obwohl schon lange in den innersten Zirkeln einige der Personen bekannt sind. Basisdemokratische Entscheidungen unter Einbeziehung von Konzepten, Visionen, Programmen und der vergleich von Persönlichkeiten finden nicht statt. Ein Fragenkatalog soll die Präsidentschaftswahl richten und versprüht ein wenig den Charme des berüchtigten Fragenportfolios zur Einbürgerung neuer deutscher Mitbüger. 

Es findet also keine öffentliche Ausschreibung, kein Wahlkampf, keine Positionierung und keine öffentliche Diskussion statt - ein Manko, dass in der aktuell umfassend überarbeiteten und zur Verabschiedung vorgesehenen Satzung durchaus Existenzberechtigung hätte. Legal und satzungskonform ist das Vorgehen der Landespräsidenten und der DTU sicherlich, birgt aber die üblichen Gefahren, dass der Stein nicht weit genug geworfen wurde, um die richtige Kandidatin oder den bestmöglichen Kandidaten zu treffen. 

Wer folgt auf Düro und Müller-Ott?
3athlon.de wirft trotzdem einen Blick auf die Kandidaten, bevor es am kommenden Wochenende zur Wahl kommt. Vielleicht auch mit nur noch einer Kandidatin oder einem Kandidaten, je nach Trend und erstem Votum der Landespräsidenten. 

Wer tritt also die Nachfolge an von Rainer Düro und Dr. med. Klaus Müller-Ott? Ott, der als persönliche Höhepunkte seiner Amtszeit die Weltmeisterschaft im eigenen Lande und in Daniel Unger einen Deutschen Weltmeister erleben konnte, entfernte sich im letzten Drittel seiner Amtszeit zusehends aus verschiedenen Gründen von Präsidium und den Landesverbänden. Düro, selbst als Interimspräsident angetreten hat viele Veränderungen eingeleitet, ist aber mit dem Makel des Mannes für die Übergangszeit früh im Netzwerk und Spinnennetz der verschiedenen Interessen von Geschäftsstelle, Geschäftsführer und den einzelnen Präsidiumsmitgliedern mit ganz eigenem Programm und Ambitionen gefangen worden. Er selbst erlebte den absoluten sportlichen Höhepunkt der DTU mit dem Olympiasieg von Jan Frodeno in Beijing.

Streng geheime Kommandosache DTU-Chefetage
Galten die Präsidenten als Geheimsache, so sind die anvisierten Präsidiumsmitglieder als „streng geheime Kommandosache“ anzusehen. Wenig Informationen drangen bisher nach Außen und mancher Kandidat möchte sein Kreuz Ass und seine Herzdame wohl erst am Wahlwochenende aus dem Hut zaubern. Nicht mehr aus dem Hut gezaubert werden müssen allerdings die zwei Kandidaten und die dritte Kandidatin (alphabetische Auflistung nach Vorname):

Carsten Bieler (Schleswig-Holstein)
hat als ehemaliger Landespräsident von Schleswig-Holstein Erfahrung im Ehrenamt und besitzt als Steuerprüfer im Finanzamt auch Buchhaltungskompetenzen, eine positive Eigenschaft des momentan noch chronisch an Geldmangel leidenden Spitzensportverbandes.

Nur zögerlich sind Informationen über die Kandidatur von Bieler an die „Öffentlichkeit“ gelangt. Vielleicht war sein Auftreten auch zu spät und nicht bestimmt genug, um sich gegen die anderen Kandidaten letztlich durchsetzen zu können. Wie Wisser und wohl auch Steinbach sieht er die dringende Verjüngung (von Teilen) des belasteten Alt-Präsidiums als wichtige Aufgabe an, möchte aber nicht vollständig auf das Know-How der Altkader verzichten. Er trägt, wie Mitbewerberin Wisser den Standort Frankfurt am Main mit, sieht aber wie Wisser und Kraus einen Wechsel in der Geschäftsstellenleitung als unabdingbar an.

Bieler baut u.A. neben DTU-Vizepräsident Gerd Lücker auf Know how des DTU-Präsisiumsmitglied Bernd Rollar, den Bundestagsabgeordneten und aktiven Triathleten Reinhold Hemker mit Funktion im Sportausschuss des Bundestags und den Sportwissenschaftler Dr. Jan-Peter Brückner.

Claudia Wisser (Niedersachsen)
hat die Satzung zur Vorlage und Abstimmung für das kommende Wochenende drastischen Änderungen unterzogen. So soll etwa das DTU-Präsidium eine Verkleinerung erfahren. 

Die Anwältin löst bei Müller-Ott und Düro ambivalente Gefühle aus und wird von beiden Präsidenten als Königsmörderin betrachtet. Sie war seinerzeit maßgeblich an der Aufdeckung der in einer Strafanzeige mündenden Unregelmäßigkeiten von Müller-Ott beteiligt und wird von Düro seit Sommer 2008 als Gegenspielerin für eine mögliche weitere Kandidatur gesehen, von der er schließlich selbst im Herbst entnervt abgesehen hatte. Allen Widerständen zweier Präsidenten zum Trotz hat die ehrgeizige Anwältin ihre Spielfiguren in Position gebracht, verneint aber noch immer Ambitionen auf das Amt.

Wisser möchte den lange überfälligen harten Schnitt im Präsidium aus der Ära Müller-Ott durchführen, besteht aber etwa in der Person des Hessen Gerd Lücker auf eine altgediente Kraft, obwohl er die Amtszeit von Müller-Ott mitzuverantworten hat. Wisser selbst scheute sich in der Vergangenheit aber stes wenn es etwas ruppiger zur Sache ging klar Position zu beziehen und Verantwortung zu übernehmen. Sie gilt als schwer in inhaltlichen Diskursen zu fassen und legt sich selten fest. Als Präsidentin muss sie diese Schwäche schnell ablegen oder zum situativen Instrument ausbauen.

Wisser baut u. A. neben Gerd Lücker auf den Juristen Dr. Eckert aus Hallbergmoos bei München zur weiteren Unterstützung und die ehemalige Leistungssportlerin und Betreiberin eines privaten Triathlonteams Ute Mückel, sowie Bernd Rennies (ehemaliger Präsident LV Bremen). Sie kann auf die Landespräsidenten Dieter Hofmann (NRW) und Peter Pfaff (Bayern) als Förderer und treue Vasallen bauen.

Dr. med Klaus Steinbach (Saarland)
(Update vom 5. November: Dr. med. Klaus Steinbach kandidiert nicht mehr) ist auf dem Papier sicherlich der international profilierteste Bewerber mit einer langen Vita und sportpolitischer Empfehlung (vgl. 3athlon.de vom 23. September 2008). Allerdings verknüpft er mit seiner Kandidatur den Umzug der Geschäftsstelle nach Saarbrücken, in die Nähe des Olympiastützpunktes der Triathleten.

Mit der durchaus nicht uncharmanten Idee verbunden wären möglicherweise personelle Einschnitte im Mittel- und Unterbau der Deutschen Triathlon Union, die ihre Geschäftsstelle derzeit In der Otto-Fleck Schneise in Frankfurt am Main unterhält und beim Verbleib am Standort wenige Meter weiter in die Räumlichkeiten des Deutschen Turnerbundes ziehen wird. Steinbach hat möglicherweise den Aufwand unterschätzt, den der „interne Wahlkampf“ und die wichtigen Gespräche mit den „Big 5“ benötigen und dadurch seine Position und Idee unnötig geschwächt. Die Vergangenheit hat zumindest gezeigt, dass eine der wichtigen Aufgaben der DTU-Spitze die Kontrolle der Geschäftsstelle beinhaltet, dazu ist eine gewisse räumliche Nähe wohl zwingend erforderlich. 

Dr. Michael Kraus (Nordrhein-Westfalen)
ist ehemaliger Leistungsschwimmer (Olympia-Bronze mit der 4x100-m-Lagenstaffel, 1975; Europameister über 200 m Schmetterling und 4x100 m Lagen, 1977) und zeichnet für die sportlichen Erfolge der Deutschen Triathlon Union mitverantwortlich. Kraus ist bereits unter den vorherigen Präsidenten Dr. med. Klaus Müller-Ott und Rainer Düro im Präsidium der DTU gewesen

Kraus baut u. A. auf Thomas Möller (IAT Leipzig) und die Alt-Präsidiumsmitglieder Bernd Rollar, Gerd Lücker und Peter Kernbach.

Sonntag, 28. September 2008

Deutsche Triathlon Union: Daniel in der Löwengrube. Ein Kommentar zur Nachfolgefrage von DTU-Präsident Rainer Düro.


Es scheint geradezu surreal, was sich hinter den Kulissen der Deutschen Triathlon Union und den angeschlossenen Landesverbänden abspielt. Da wurde mit großem Getöse der alte international durchaus verdiente Präsident Dr. med. Klaus Müller-Ott, der die Weltmeisterschaft 2007 und einen erstklassigen Worldcup ins Land geholt hatte im Februar 2008 per Misstrauensvotum abgewählt – gefolgt von seinen drei Flügelmännern im Präsidium.
Dr. med. Klaus Müller-Ott konnte sich innerhalb der Deutschen Triathlon Union nicht dauerhaft halten. In der jungen Rechtsanwältin Claudia Wisser will er die Königsmörderin und Dolchstoßführerin ausgemacht haben. Der Verband versinkt zeitweilig im Chaos. Photo: Kiel Triathlon
Keine sieben Monate später schafft es der deutsche Spitzenverband im Triathlon nicht ohne öffentlichen Krach einen seriösen zweiten Wechsel an der Spitze durchzuführen und den für den November geplanten Nachfolger von Interrims-Präsident Rainer Düro zu bestimmen. Düro ließ sich unlängst zur öffentlichen Rüge eines Präsidiumsmitglieds hinreißen – in einer Phase, als der Machtkampf nach dem Machtkampf auf dem Höhepunkt angekommen war und die Nerven blank lagen.

Blick zurück: Krise um Ex-Präsident Müller-Ott
Auslöser für die Abwahl Müller-Otts war in der Außenkommunikation der von ihm eigenmächtig anvisierte Umzug der Geschäftsstelle von Frankfurt am Main nach Hamburg. In der Innendarstellung ging es aber immer auch um den Vorwurf der Verschwendung und schlimmer noch der Veruntreuung und eines Vertrauensverlust. Die Untersuchung einer Wirtschaftsprüfungsagentur brachte schließlich im Spätsommer 2008 den Verdacht erhärtende Indizien, die noch im September zu einer Strafanzeige des Nachfolgepräsidiums gegen Müller-Ott nach Paragraph 266a geführt haben.

Strukturen sollten geändert werden
Immanent mitschwingendes Thema war als Nebenaspekt immer die mit dem Umzug verbundene und angedachte Umstrukturierung des Verbands - durch die Hintertür - mit vielen personellen Änderungen. Die Kündigung des seit vielen Jahren in der Kritik stehenden aber langjährig beschäftigen Geschäftsführers Jörg Barion, den auch viele Landespräsidenten lieber heute als Morgen loswerden würden war ein zentrales Mosaiksteinchen des Masterplans von Müller-Ott. Konsequent umgesetzt hat dieses Vorhaben bisher noch immer kein Gremium.

Als Drahtzieher der Aufstands in der DTU, der zwischenzeitlich in Müller-Ott und den Trierer Rainer Düro gleich zwei Präsidenten mit ihrem jeweiligen Präsidium generierte, vermuteten seinerzeit viele Insider Geschäftsführer Barion. Wenngleich dieser immer seine Loyalität betonte und letztlich unangetastet aus der Abwahl Müller-Otts hervorging und vielmehr als gestärkt und weniger kontrollierbar gilt.

Dr. jur. Thomas Bach griff ein
Die drohende rechtliche Handlungsunfähigkeit im Olympiajahr mit den zwei konkurrierenden und mindestens einem unrechtmäßigen Präsidium musste ein schlichtendes Machtwort von DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach beenden. Doch schon Stunden danach wurden die ersten Verstöße gegen Punkt 8 des als Kompromiss geltenden Einigungskatalogs bekannt.

Vizepräsidentin Claudia Wisser brachte Stein ins Rollen
Ausgelöst hatte den Aufstand gegen Müller-Ott und den offenen Machtkampf im Winter 2007/ 2008 Vizepräsidentin Claudia Wisser gemeinsam mit weiteren Kräften aus den Landesverbänden und mit Unterstützung von Teilen des Präsidiums. Jene Teile, die sich selbst nicht als Bestandteil der sich möglicherweise ausweitenden Strafanzeige gegen Müller-Ott und Co. sehen und die Verantwortung für die Fehler und Verfehlungen von sich weisen.

Anwältin Wisser, von Müller-Ott als Königsmörderin und Brutus betrachtet, schaffte im Februar erneut den Sprung ins neue Präsidium und widmete danach viel Energie in die Neugestaltung der Satzung. Mindestens ebenso viel Energie brachte Wisser dafür auf, keine offenen Ambitionen auf ein noch höheres Amt zu bekunden. 

Den Sprung als Alt-Präsidialmitglieder in das neue Gremium vollzogen ebenfalls Dr. med. Michael Kraus, Gerd Lücker, Peter Kernbach und Sandra Weber. Ergänzt wurden sie von Neumitglied Bernd Rollar, der sich um das vakante Amt der Finanzen kümmern sollte und dies weiterhin erfolgreich tut. 

Öffentliche Denunzierung
Für die ausgeschiedenen Befürworter Müller-Otts, in persona Arnd Schomburg, Richter Reinhard Wilke und Martin Bentele war zu diesem Zeitpunkt schon länger Schluss. Nach einer Auseinandersetzung, die zum Teil offen in den Medien ausgetragen wurde warfen sie entnervt einer nach dem anderen das Handtuch. 

Die Höhepunkte der Schlammschlacht sind offensichtlich gefälschte und an Agenturen verschickte E-Mails und der Versuch gefälschte Ausdrucke von Forenbeiträgen abfälliger Natur über DTU-Ehrenpräsident Dr. med. Martin Engehardt, sowie weitere Nettigkeiten aus dem Nähkästchen realpolitischer Umgangsweise publikumswirksam an den geneigten Triathleten zu bringen.

Sonnenkönige und ein Treffen der Karnickelzüchter
Dem Sonnenkönig Müller-Ott, der sich noch immer selbst als Opfer der Übernahme einer Vielzahl von Aufgaben eines inkompetenten Geschäftsführers sieht, folgte Pharmareferent Rainer Düro. Enthusiastisch und bildhaft nach der Wahl über „Korona“ redend – assoziierte zu diesem Zeitpunkt sicherlich weniger sich als Sonnenkönig im Zentrum der Macht, mit den Landespräsidenten als wohlfälligen Strahlenkranz, als Satelliten, die um ihn herumschwirrten.
Rainer Düro kann während seines Mandats viele entscheidende Impulse geben, kämpft mit Claudia Wisser im Präsidium aber von Beginn an mit "einer Natter an seiner Brust". Photo: RTV
In der Nachbetrachtung entbehrt dieser Ausdruck nicht einer gewissen Ironie und Komik – strahlend oder sonnig war an diesem Tag nicht viel. Für sprachliche Highlights sorgten allenfalls mit dem Wittener Richard Gutt und dem Maintaler Kurt Denk Außenstehende. Die beiden umtriebigen Interessensvertreter des kommerziellen Triathlons gingen nicht, ohne den 16. Februar 2008 als „Veranstaltung eines Karnickelzüchtervereins“ (Gutt) und „Putsch“ (Denk) abqualifiziert und damit überspitzt aber durchaus treffend den Nerv getroffen zu haben.

Stockende Reformen
Düro selbst brachte 2008 in der Nachfolgezeit mit seinem Präsidium einige Reformen auf den Weg. Allen voran die wichtige Konsolidierung der Finanzen und Reparatur des entstandenden wirtschaftlichen und Imageschadens. 

Allerdings schien Düros Mandatschaft oft auf halben Weg steckenzubleiben: Inkonsequenz beim eigenen Anti-Doping Programm, Inkonsequenz bei der Aufarbeitung des offiziell vom alten DTU-Präsidium unter Reinhard Wilke eingeleiteten Untersuchungsverfahren gegen den Ausnahme-Triathleten und mehrfachen Deutschen Meister der 90er Jahre Lothar Leder sind nur einige Ecken, in den der Staub im DTU-Büro gleich in Zentimeterhöhe anzutreffen ist. Die sich abzeichnenden Querelen um die Neuwahl im November 2008 kratzen weiterhin am Image des Verbands.

Strukturelle Schwäche
Düro schien sich mit fortschreitender Amtszeit zunehmend im Netz der Seilschaften und Lobbyisten zu verlieren und zeigte zugleich einmal mehr die strukturelle Schwäche der DTU-Satzung. Ein ehrenamtlicher Präsident kann die ihm auferlegten Aufgaben nicht mehr ausreichend ausfüllen. Eine Änderung in einen „geschäftsführende Präsidentschaft“, wie seinerzeit wohl von Müller-Ott angedacht, aber nicht ausreichend mit den Landesverbänden kommunziert oder rechtlich untermauert scheint unumgänglich.

Die Sonne wird zum schwarzen Loch
Das von Düro im Februar gezeichnete Bild nahm im weiteren Verlauf wieder stärkere Wesenszüge an, die den Begriff von Sonne und dem sie umgebenden Strahlenkranz neu definierten. Mit Dauer des auf kein ganzes Jahr beschränkten Mandats hatte sich Düro offensichtlich an den Status eines Präsidenten gewöhnt und wollte nicht ohne Widerstand weichen. 

Zuerst beharrte er nach einigen Monaten darauf, nicht als Interimspräsident gehandelt und benannt zu werden. Ein erstes Anzeichen, dass früh bei 3athlon.de für Skepsis sorgte. Dann - nach den erfolgreichen Spielen von Beijing - hatte der ehemalige Landespräsident von Rheinland-Pfalz offensichtlich endgültig Blut geleckt und versuchte sich aus der gegebenen Zusage des zeitlich klar beschränkten Mandats zu lavieren.

Zuerst stand die offene Kandidatur im Raume. Nach Widerstand der großen Landesverbände erfolgte der Vorschlag Dr. med. Klaus Steinbach als neuen DTU-Präsidenten zu wählen, das eigentliche Geschäft selbst wollte aber gleichwohl Düro als „operative Einheit“ für sich reklamieren – gewissermaßen wollte Düro das schwarze Loch hinter der Sonne spielen. Steinbach sollte lediglich repräsentieren – ein Deal der einen Mann dieses Formats allenfalls zu leisem Gelächter und abwinkender Geste genötigt haben dürfte.

Diagnose: DTU leidet an Doktoritis
Klaus Steinbach sollte sich sehr genau überlegen, ob er den Sprung in die Löwengrube wagen sollte. Vielleicht gelingt ihm wie Daniel das Wunder, vielleicht wird er aber schlicht aufgefressen oder - noch schlimmer - böswillig von den Schlangen bezirzt, verraten und anschließend öffentlich und den Verband schädigend verschlungen.

Nun soll es also wieder ein „Dr. med.“ richten. Die Nominierungskommission ist anscheinend noch nicht auf den Gedanken gekommen, dass ein Mediziner vielleicht nicht „tough“ genug sein könnte, den Kuss mit den Bewohnern der Schlagengrube zu überleben und die Interessen der Altersklassensportler und sich aus dem Mandat ergebende Anforderungen erfolgreich durchzusetzen.

Wisser auf dem Sprung an die Macht?
Eine Nutznießerin der dümmlichen Lage könnte ein bestehendes Präsidiumsmitglied sein. Claudia Wisser, seinerzeit direkt an der damals vermuteten Offenlegung der Unregelmäßigkeiten und dem Sturz gegen Müller-Ott beteiligt, wurde auch von Düro als direkte Konkurrenz und Bedrohung betrachtet. 

Die Anwältin, mit mehreren zivilrechtlichen Mandaten im Triathlonsport, wie etwa der Langstrecke von Roth außerhalb ihrer Verbandstätigkeit betraut und dadurch in der Kritik, sah sich indessen als neue Top-Kandidatin von wenigen Landesverbänden gestützt, öffentlich von Düro in Zeitungsberichten regelrecht abgewatscht. Vielleicht auch, um durch die öffentliche Diskreditierung eine Nachfolge dauerhaft zu verhindern und das an anderer Stelle gezeigte unloyale Verhalten abzustrafen. 

Déjà-vu-Erlebnis der besonderen Art
Der Bildsprache Müller-Otts folgend und für ein Déjà-vu-Erlebnis der besonderen Art sorgend wird Wisser nach vorliegenden Informationen auch vom scheidenden Präsidenten mit Reptilienallegorien in Verbindung gebracht.

Wer sollte es nun richten?
Statt eines „Dr. med“ oder mit Altlasten behafteter Präsidiumsmitglieder, sind DTU-Kritiker mit Insiderwissen gefragt, die mit Haaren auf den Zähnen und einem guten nationalen und internationalen Netzwerk die geplante Umstrukturierung der Deutschen Triathlon Union zu einem effektiven und schlagkräftigen Dienstleistungsunternehmen schaffen.

Die Unterstützung Wissers durch manche Landesverbände hinterlässt ein ungutes und unbefriedigendes Gefühl. Düro, der formal und offiziell am 23. September seine Person aus der Diskussion um die Nachfolge genommen hatte, hat ein Loch hinterlassen. Der eigenmächtige Vorstoß Düros bei der Kontaktaufnahme mit Steinbach und der öffentliche Disput mit Wisser hat beide Kandidaten effektiv geschwächt oder gleich unmöglich gemacht.

Der Triathlonsport in Deutschland, der neben der phantastischen sportlichen Einstellung der DTU-Athleten Jan „Frodo“ Frodeno, Daniel „Ungerman“ Unger und Christian „Paule“ Prochnow 2008 erfolgreich wie nie war, verdient eine würdige und starke Führung.

Der Verband muss die Rahmenbedingungen schaffen, damit sportliche Top-Leistungen der Olympia-Athleten und der Ironman-Triathleten um Normann Stadler, Faris Al-Sultan und Thomas Hellriegel und die großartige Veranstaltungslandschaft mit den Höhepunkten Frankfurt, Hamburg und Roth weiter erhalten bleiben. Der Olympiasieg Frodenos muss sich prosperiend und synergetisch auf alle Facetten der faszinierenden Sportart Triathlon auswirken.

Die sportliche Leistung der Olympioniken ist neben der sportlich richtigen Einstellung der Athleten ein Verdienst des scheidenden sportlichen Direktors Rolf Ebeling und des amtierenden Cheftrainers Wolfgang Thiel, der als Nachfolger Ebelings gehandelt wird. Eingeleitet hat den Wandel seinerzeit der nicht mit schwarzen und weißen Farben zu fassende Ex-Präsident Dr. med. Klaus Müller-Ott. Auch dessen sollte sich der Nachfolger Düros bewusst sein und die Wurzeln und Geschichte des Sports kennen und achten.

Vielleicht hilft ein gutes Abschneiden deutscher Triathleten bei der Mutter aller Schlachten, dem Ironman Hawaii am 12. Oktober die Konzentration der Entscheidungsträger neu zu beflügeln, weitreichende Reformen anzugehen und die richtige Wahl möglich zu machen.

Mittwoch, 27. Februar 2008

Wechsel in der DTU-Führung, eine kurze Betrachtung und Kommentar aus Sicht der Athleten und Vereine


Nun hat man sich also gütlich geeinigt. Der vor gut einer Woche neu gewählte DTU-Vorstand bleibt bis zum nächsten Außerordentlichen Verbandstag Anfang November im Amt.

Die alte DTU-Führungsspitze mit Sitz im Elfenbeinturm hat es über Jahre versäumt für Transparenz und Vertrauen innerhalb ihrer Organe und insbesondere zu den Mitgliedern zu sorgen. Angebliche Ungereimtheiten bei den Reiseabrechnungen ihres Präsidenten Klaus Müller-Ott, Interessenkonflikte derselben Person in Bezug auf die Mitgliedschaft in der Geschäftsführung einer privaten Veranstalteragentur, der bis Ende 2007 so gut wie abgebaute Kassenbestand und schlussendlich vor allem Alleingänge wie die Einführung der 2. Bundesliga im Jahr 2006 sowie der dicke Klops mit dem gewollten, jedoch nicht plausibel vermittelten Umzug nach Hamburg waren in der Summe zuviel für die Landesverbände.

Über den Zeitpunkt der Neuwahl kann man streiten, genauso wie über die Abwägung zwischen guten Leistungen des alten Vorstandes und dem undemokratischen Führungsstil. Es hätte jedoch nicht soweit kommen müssen, dass alles mit derart viel Kanonendonner vonstatten gegangen ist. Der Zeitpunkt für die saubere und geräuscharme Abwahl eines DTU-Vorstandes, ob mit oder ohne Kampfabstimmung, ist immer der alle vier Jahre stattfindende Ordentliche Verbandstag. Der letzte war im November 2006 in Leipzig. Dort wurden Klaus Müller-Ott sowie der engere und jetzt abgesetzte Führungskreis um die Vizepräsidenten Reinhard Wilke und Martin Bentele von den Landesverbänden wiedergewählt, wie auch Kernbach, Lücker, Krause und Co., die es erneut ins „aktuellste“ Interims-Präsidium geschafft haben. Und dies obwohl bereits einiges im Argen lag und die Vertrauensbasis stark angegriffen war. Nun konnte man angesichts der immer weiter strapazierten Beziehungen nicht mehr bis 2010 warten, dazu muss man die öffentlichen Aussagen einiger Landesverbände nicht mal zwischen den Zeilen lesen.

Bevor ein alter Vorstand übergangslos abgelöst werden kann, sollte ein neuer mit möglichst optimaler Besetzung bereitstehen. Deutschland ist Lobbyistenland, somit benötigt dieser Vorstand im besten Fall Personen mit den richtigen Kontakten zur (Sport-)Politik. Klaus Müller-Ott war dabei sich diese zu erarbeiten, sowohl national wie auch international als Mitglied im Executive Board des Weltverbandes. Dieser Posten sowie der Schmusekurs mit der zuletzt wütenden International Triathlon Union (ITU) pflasterten den Weg zu einer tollen WM in Hamburg. So betrachtet ist dieser straffe Schnitt nicht gerade ein Fortschritt, sondern geht eher in die andere Richtung. Auch wenn durch die informelle Einbeziehung des alten Präsidenten der Kontakt nach der Trennung beibehalten werden soll. Was hierbei herauskommt, wird man bald sehen.

Was sind nun die vordergründig anzustrebenden Ziele für den neuen Präsidenten Rainer Düro und sein Team? Zunächst muss Vertrauen und Reputation in Richtung Basis, den Vereinen und ihrer Mitglieder endlich mal hergestellt werden. 

Zugegebenermaßen interessiert die Verbandsarbeit kaum einen Triathleten in Deutschland wirklich. Und genau da liegt das Problem. Laut glaubhaften Schätzungen betreiben ca. 200.000 Leute in Deutschland aktiv den Triathlonsport. Die große Mehrheit davon ist nicht in Vereinen organisiert und noch weniger (~ 27.000) haben einen Startpass. Hier liegt ein sehr großes Potential um an mehr zahlende Mitglieder zu kommen, und die machen sich am Ende auch bezahlt, wenn es um die Verteilung öffentlicher Gelder geht. Deren Anwerbung haben die alte DTU-Führung und auch die Landesverbände nicht einmal halbherzig betrieben. Dabei war schon kurz nach dem Beginn des gewaltigen Booms bei den Laufveranstaltungen vor etwa 10 Jahren abzusehen, dass es eine ganze Menge Läufer am Ende nicht dabei belassen, sondern die weitaus gelenkschonenderen Sportarten Schwimmen und Radfahren hinzunehmen würden. Aus einer Laufbewegung ist der Triathlonsport Anfang der 1970er Jahre in den USA hervorgegangen. Dessen hätte man sich erinnern sollen.

Ein Beispiel mehr, dass die meisten Landesverbände und ihr Dachverband in den vergangenen Jahren die Basisarbeit vernachlässigt haben, sind die Veranstaltungen. Hier öffnet sich immer mehr die Kluft zwischen einer nach Verdienst und Ansehen strebenden Upperclass samt ihrer Kielwasserschwimmer und demgegenüber den vielen kleineren Veranstaltungen, die mit weit weniger Budget und Organisationsaufwand auskommen müssen. Die großen Veranstalter können teure Profis bezahlen, haben damit das Damoklesschwert Dopingvergehen über sich und verlangen folglich neue Bestimmungen gegen moderne Dopingmethoden. Den Kleinen fehlt immer mehr eine Fokussierung auf das Essentielle, den Hauptwettkampf, idealerweise in Form einer Kurzdistanz sowie geeignete Wettkampfstrecken. Diese Veranstaltungen verwässern sich selbst durch eine Vielzahl an Rennen und Wertungen, leiden unter mangelhaften Wettkampfstrecken und oftmals notgedrungenem Drafting. Frust macht sich breit, vom Teilnehmer bis zum Kampfrichter. Davon zeugten einige üble Vorkommnisse der letzten Saison in NRW und auch anderen Bundesländern. Neben einer nicht mundgerechten Verarbeitung für die Medien führt dies logischerweise zu einer Spaltung zwischen Vereinssportlern und unorganisierten Triathleten nach dem Motto: Vereinsathleten starten in der Provinz bei Liga- und Wald-und-Wiesen-Veranstaltungen. Wer was auf sich hält, startet auf den teuren Super-Events, weltweit. Hier liegt viel Arbeit für die Landesverbände, aber auch für die neue DTU-Führung. Die Bedingungen für die vielen kleinen Veranstalter, alte wie potentielle, müssen verbessert werden. Beispielsweise durch Unterstützung bei Genehmigungsproblemen mit den Behörden. Jedoch auch durch die kritische Begleitung bei der Abwägung von Konzepten und Auswahl von Wettkampfstrecken. Die Kurzdistanz gilt es hervorzuheben. Sie ist für die meisten Breitensportler immer noch das aufwandkompatible Ziel das es zu bewältigen gilt.

Indem man sich verstärkt in diese Richtung und hin zur sporttreibenden Basis bewegt, und dafür die große Politik zunächst mal sausen lässt, kann man am Ende, letztlich durch den Hebel Mitgliederzuwachs, viel mehr erreichen, als dies die alte DTU-Führung mit ihrer Hast nach vorn wohl vorhatte.


Gastbeitrag von Robert Stabrey

Sonntag, 17. Februar 2008

Außerordentlicher Verbandstag der DTU wählt neues Präsidium, Rainer Düro als Präsident auf Zeit bestimmt. Delegierte bedingen sich mehr Bedenkzeit für Standortfrage Hamburg aus


Der Außerordentliche Verbandstag der Deutschen Triathlon Union hat am 17. Februar 2008 gegen 15:00 Uhr in geheimer Einzelabstimmung ein neues Präsidium gewählt. Neuer Präsident auf Zeit des zweitgrößten Triathlon-Fachverbandes der Welt bis zur Neuwahl in diesem Jahr wird der ehemalige Pharmareferet Rainer Düro. Der 62-jährige Düro hatte als dienstältester Landespräsident über 13 Jahre lang die Geschicke des Rheinland-Pfälzer Triathlonverbands gelenkt. Er löst den 55-jährigen Dr. med. Klaus Müller-Ott ab, der die Führung der DTU innehatte und diese von seinem Mentor und Ehrenpräsident Dr. med. Martin Engelhardt 2001 übernahm.

Rainer Düro wurde als Interims-Präsident von den Delegierten gewählt. Was er zum Zeitpunkt der Wahl noch nicht wissen konnte: Claudia Wisser sägte im Präsidium frühzeitig an seinem Stuhl.  Später sollte Düro nur noch von "einer Natter an seiner Brust" sprechen. Photo: RTV

Geheime Wahl des Präsidiums
Weitere Präsidiumsmitglieder sind Gerd Lücker (1. Vizepräsident Veranstaltungen), Claudia Wisser (2. Vizepräsidentin, derzeit ohne Amtsbereich), Bernd Rollar (Finanzen, Neunominierung), Bernd Kraus (Leistungssport), Peter Kernbach (Vereins- und Zielgruppensport,) und Sandra Weber (Jugendwartin, eingesetzt).

Der Posten der Frauenwartin wurde wie auch im vorherigen Präsidium nicht besetzt. Möglicherweise übernimmt Claudia Wisser erneut diese Aufgabe in einer Doppelrolle. Ebenfalls vakant ist der dritte Vizepräsident (Öffentlichkeitsarbeit). Die beiden von den Delegierten angesprochenen und anwesenden Journalisten Frank Wechsel und Kai Baumgartner lehnten wegen möglicher derzeitiger Interessenskonflikte dankend ab.

Nicht anwesend und abgewählt wurden Präsident Dr. Klaus Müller-Ott, Martin Bentele, Arnd Schomburg und Reinhard Wilke. Dr. Klaus Müller-Ott und Arnd Schomburg hatten das Treffen keine 48 Stunden zuvor wegen Formfehlern widerrufen und somit als irregulär eingestuft.

Vorläufiges „Nein“ zum Umzug nach Hamburg, weitere Prüfung steht aus
„Nein zu Hamburg“ lautet das Votum mit deutlicher Mehrheit der anwesenden 14 Landesverbände, inklusive der vier größten Vertretungen aus Bayern, NRW, Hessen und Baden-Württemberg. Jedoch ist dieses „Nein“ mit einem großen „Aber“ versehen.
Die Verlegung des Sitzes der DTU inklusive einer sich daraus ergebenden Satzungsänderung kann nach Auffassung der Mehrheit des Verbandstages auf Basis der aktuellen Faktenlage nicht „zum jetzigen Zeitpunkt“ ausgesprochen werden. Über den Umzug der Geschäftsstelle muss in Abstimmung der Landesverbände das neue Präsidium später entscheiden. Auch dann soll die Änderung des Sitzes im Rahmen eines weiteren Verbandstages in Wiedervorlage gehen.

Der Senat in Hamburg soll sich indessen erneut für den Umzug von Sitz und Geschäftsstelle ausgesprochen haben und bekräftigte diese Position anscheinend informell im Vorfeld der Sitzung. Jedoch argumentierte der Verbandstag, kann „auf Basis der derzeitigen unklaren Faktenlage“ mit ungenauen und fehlerhaften Berechnungen der Kosten in Hamburg und weiteren handwerklichen Fehlern in entsprechenden Aufstellungen keine seriöse Stellungnahme erfolgen. Unter anderen sind im zugrundeliegenden Konzept Rechenfehler und die Ausweisung von 16% statt 19% Mehrwertsteuer zu bemängeln.
Bemängelt wurde ebenfalls, dass die damaligen Präsidiumssitzungen „nicht ordnungsgemäß stattgefunden“ hätten und dass „keine Verträge“ oder Unterlagen vom DTU-Präsidenten Müller-Ott vorgelegt worden seien. Das damalige Votum des Präsidiums hätte somit nur „auf Basis von Vertragsentwürfen und vorgelesenen Passagen eines Briefs des Senats bestanden.“

Genaue Zahlen fehlen
Das neue Präsidium wird gemeinsam mit 1-2 Delegierten der Landesverbände zeitnah – vielleicht schon in der nächsten Woche - mit konkretem Auftrag nach Hamburg entsendet. In Gesprächen sollen valide Zahlen und alle nötigen Details eingeholt werden. Erst auf deren Basis kann zukunftssicher und in gebotener Gründlichkeit das Angebot geprüft werden. 

Angebot des Deutschen Turnerbunds liegt vor
Doch auch ein weiteres attraktives Angebot des Deutschen Turnerbundes liegt vor, das einen Umzug innerhalb der Otto-Fleck Schneise in Frankfurt am Main vorsehen würde. Die DTU hat in ihrer kurzen Geschichte bereits 3 Mal die Geschäftsstelle innerhalb Hessens gewechselt.
„Wir wollen und werden keinen […] Verhandlungsbasar eröffnen und sind weit davon entfernt die Standorte Hamburg und Frankfurt gegeneinander auszuspielen“ ist der allgemeine Tenor der Delegierten. Jedoch muss auch im Blick auf die knappen Kassen die momentane Wirtschaftlichkeit beider Optionen geprüft und „das Machbare realisiert werden.“

Kritik am Präsidenten
Die sachlich vorgetragene Kritik am ehemaligen DTU-Präsidenten Dr. Klaus Müller-Ott und weiteren Präsidiumsmitgliedern richtete sich u. A. gegen Alleingänge bei Entscheidungen wie etwa den Umzug nach Hamburg und einen undemokratischen Führungsstil. Ebenfalls bemängelt wurde die Kündigung des gesamten Mitarbeiterstabes wenige Tage vor Weihnachten ohne Blick auf die „soziale Verantwortung.“ In der Summe gibt diese um weitere Details versehene Kritik eher eine diffuse Mischung aus Fakten und allgemeiner Stimmung wider, die zum flächendeckenden Vertrauensverlust geführt haben mag.

Selbstkritische Töne
Selbstkritische Töne aus Teilen des jetzigen und ehemaligen Präsidiums sollen im nicht-öffentlichen Teil der Sitzung ebenfalls zu hören gewesen sein. Schließlich hat das Controlling des Gremiums an manchen Punkten über Jahre hinweg völlig versagt. Es hat auch erhebliche Mitverantwortung an Fehlentscheidungen und Fehlentwicklungen der letzten zwei Jahre zu tragen oder zeichnet dafür sogar via Unterschrift verantwortlich. Eine juristische Auseinandersetzung zur Klärung von Details der Schuldfrage und Haftung ist in diesen Punkten zu erwarten.

Finanzpolster fast aufgebraucht, Mitgliederzahlen steigen zaghaft
Das Finanzpolster des Verbands ist laut vorläufigem Kassenbericht von einem soliden sechstelligen Betrag im Jahr 2001 auf fast 20.000 Euro zum 31.12.2007 zusammengeschrumpft. Von der einen Fraktion wird der schrumpfende Barbestand als Investition in den Sport angesehen, während die Gegenseite schlicht Verschwendung und Misswirtschaft sieht.

Die Mitgliederzahlen der in der DTU organisierten Athleten stagnieren zudem mehr oder minder, Zuwächse sind lediglich im Bereich von rund 10 Prozent für den genannten Zeitraum über sechs Jahre zu verzeichnen. Daher wurde ein klarer Handlungsauftrag an die neuen Kräfte im Präsidium wurde von DTU-Präsident Düro selbst postuliert, um auch die bisher nicht organisierten rund 200.000 Sportler zu gewinnen und dauerhaft an den Verband zu binden.

Konsolidierung soll Weichen für Nachfolger noch in diesem Jahr stellen
Düro, der selbst 1991 und 1996 beim Ironman auf Hawaii am Start stand, möchte zunächst die „zeitnahe Konsolidierung erreichen, um Mitte [oder Ende] des Jahres die Weichen für einen starken Nachfolger und vielleicht einem neuen [...] Team aufzustellen. Dazu benötigen wir[, die DTU] die Unterstützung der Landesverbände, Medien und Veranstalter.

Wir haben bisher einen starken Präsidenten gehabt, den ich in hohem Maß schätze. Er hat eine verlässliche Therapie unserer internationalen Beziehungen an den Tag gelegt und mit der Weltmeisterschaft den größten Erfolg erlebt, den man haben kann. Der Gewinn der Goldmedaille war natürlich auch mit ein bisschen Glück verbunden. Wir sind ihm großen Respekt schuldig. Meine allergrößte Bitte ist es, den von den Landesverbänden eingeschlagenen Kurs beizubehalten. Ihr alle wisst, dass wir an keiner Stelle bis zum heutigen Tag einen persönlichen Vorwurf in der Öffentlichkeit abgegeben haben. Wir haben lediglich den Auftrag um Aufklärung eingefordert. Mich persönlich würde es tief bedrücken, wenn an der Person oder der Familie von Klaus Müller-Ott ein negativer Touch hängenbleiben würde.“

Verurteilung von öffentlichen Angriffen
Ehrenpräsident und Wahlleiter Dr. Martin Engelhardt, der sich in den letzten Wochen nach Distanzierung von Dr. Müller-Ott selbst massivsten und beleidigenden Angriffen in den Medien und im Internet ausgesetzt sah, appellierte vor dem Plenum an „eine Rückbesinnung auf die Werte“ und den „fairen Umgang miteinander.“ Er ist nicht das einzige Mitglied der DTU, dass sich zum Teil erheblichen Angriffen in der Presse ausgesetzt sah.

Sicherung des Status Quo
Die Sicherung des Status Quo wurde auch im emotionalen und enthusiastischen Abschlussplädoyer von Düro deutlich, rund sechs Monate vor den Olympischen Spielen am 18. und 19. August 2008 und wenige Wochen vor den ersten Veranstaltungen in Deutschland: „Die positiven Leistungen meines Vorgängers Dr. Klaus Müller-Ott möchte ich versuchen aufzunehmen, mit den am heutigen Tag vereinbarten Attributen Transparenz und Fairness.“ 

Antidoping in Personalnotstand
Dringender Handlungsbedarf besteht um den Status zu halten und weitere Erosion zu vermeiden. Derzeit hat mit Reinhard Wilke der Kopf und ein weiteres Mitglied der Antidoping Kommission (ADK) ihr Mandat niedergelegt, obwohl noch mit der Causa Lother Leder eine prominente Untersuchung anhängig ist. Arnd Schomburg wartet derzeit ab, ob er weiter zur Verfügung steht.

Diesen Verdacht müsste die derzeitige Kommission aber gemäss Antidoping Ordnung zum Teil selbst beenden. Für den tief in die Materie eingearbeiteten Reinhard Wilke könnte laut Satzung Claudia Wisser den juristischen Teil übernehmen. Arnd Schomburg wäre aber noch immer und grundsätzlich zur Mitarbeit in dieser bereits eröffneten Untersuchung verpflichtet, wie auch PD Dr. med. Martin Huonker der nicht zurückgetreten ist.

Mit welchem persönlichen Einsatz und Ehrgeiz dieses mit satten Gutachten und einem blassen Gegengutachten gestützte Verfahren zum Abschluss gebracht wird ist eine der weiteren spannenden Fragen, die sich aus dem „Machtwechsel“ ergeben. Der zeitnahe Abschluß der „Causa Leder“ ist als erste Bewährungsprobe der ADK abseits der grundsätzlichen Anerkennung des neuen Präsidiums zu sehen.

Veranstalter mahnen zur Besonnenheit
Der als Gast ebenso wie Richard Gutt und Detlef Kühnel (Spalt, Roth) anwesende Kurt Denk (Ironman Frankfurt) richtete kurz einen Appell an das Plenum: „Ich bitte sie dringend 14 Tage lang keine Pressekonferenz oder Veröffentlichung auszugeben und die Wahl und die Folgen sacken zu lassen, um nicht mit der hiesigen Landeswahl vergleichbare ‚hessische Verhältnisse‘ zu erhalten!“

Rechtsunsicherheit bleibt für mindestens 14 Tage bestehen
Erschwert wird das Mandat mit dem zu erwartenden juristischen Nachgang, der sich um die Rechtsmäßigkeit des „Außerordentlichen Verbandstags“ und den gefassten Beschlüssen auseinanderzusetzen hat. Im ungünstigsten Fall droht eine erfolgreiche Anfechtung und Wiederholung des Urnengangs in rund zwei Wochen. Gepaart wäre die Übergangsphase mit dem temporären Luxus von gewissermaßen zwei DTU-Präsidenten, wie es ein Kollege der F.A.Z. wenige Minuten nach Sitzungsende treffend formulierte - mindestens einer könnte für diese Zeit keine juristische Legitimation besitzen.

Internationale Notizen vor dem Treffen
Les McDonald, kanadischer Präsident der International Triathlon Union (ITU) droht mit dem Gang vor den Internationalen Sportgerichtshof CAS (Lausanne), wenn sich herausstellen sollte, dass demokratische Regularien verletzt worden seien. Zudem könnte für diesen Fall eine Ausschluss der deutschen Mannschaft von den Olympischen Spielen in Peking im Sommer 2008 in Erwägung gezogen werden. Bei einer aktuellen Sitzung des Internationalen Olympischen Komitees in Lausanne wurden nach Informationen McDonalds Uneinigkeit und Korruption in Sportverbänden als die wichtigsten Angelegenheiten problematisiert.

Prof. Dr. Sarah Springman, Präsidentin British Triathlon Federation stützte Müller-Ott noch am Morgen mit einer Liste der von Klaus Müller-Ott erzielten internationalen Erfolge, während jener via Martin Bentele (abgewählter Vizepräsident Öffentlichkeitsarbeit) erneut in einer Presseaussendung auf die Unrechtmäßigkeit von Verbandstag und dort getroffenen Beschlüssen hinwies. 
Eine vorbereitete Erklärung Müller-Otts, die ein vetretungsberechtigter Anwalt am späten Vormittag verlesen wollte, konnte wegen der Satzung nicht entsprechenden formalen Gründen nicht vorgetregen werden. Das mit den Hintergründen zum Widerruf der Verbandtags-Einberufung versehene Schriftstück trug stattdessen Neu-Präsident Düro in Auszügen vor, bevor zur Tagesordnung übergegangen wurde.

Mittwoch, 6. Februar 2008

Quo vadis Deutsche Triathlon Union: Umzugspläne geraten zur Vertrauensfrage für Präsident und Präsidium


Die Folgen der Sitzung der Landesverbände und der Präsidiumssitzung der Deutschen Triathlon Union vom 02. Februar 2008 geraten zunehmend zur Vertrauensfrage. Die Landesverbände haben den Plänen des Präsidiums und hier konkret denen des Präsidenten der DTU, Dr. med. Klaus Müller-Ott vorläufig eine klare Absage erteilt. Hintergrund scheinen nicht nur schlichte Sachüberlegungen und Sachzwänge wie eine angespannte Haushaltslage zu sein. Vielmehr deuten viele Zeichen auf einen Machtkampf hin, der sich auf die Position des Präsidenten konzentriert.
Könnte so die neu geordnete Struktur der Landesverbände aussehen? Gemeinsame "Regierungs- und Verwaltungsstrukturen" könnten den ersten Schritt hin zu einer echten Fusion in 4 oder mehr Vertretungen (Landesverbände) darstellen. Die Aufgliederung dient nur der Inspiration. Sie muss nach sozio-kulturellen und statistischen Parametern wie Einwohnerzahl, Startpassanzahl, Fläche, Wirtschaftskraft, Anzahl der Rennen, etc. analysiert und ausbalanciert werden. Und natürlich rechtlich bewertet werden. Kommt keine echte Fusion zustande, kann man eine Verwaltungsstruktur als "Zwischenebene" schaffen. Sie bündelt aber exklusiv wichtige Kompetenzen der zugehörigen Landesverbände in einer der jeweils 4 Geschäftsstellen und ermöglicht so die Schaffung von Vollzeitstellen und an den anderen Standorten eine Entlastung des Ehren- und Teilzeitamts. Ebenfalls möglich ist als Alternative die Schaffung einer Direktmitgliedschaft (via Verein), in Teilen vergleichbar mit dem Modell von Swiss Triathlon. Photo: Kai Baumgartner, basierend auf Wikipedia Commons
DTU-Geschäftsstelle sollte nach Hamburg umziehen
Auf der Sitzung am 02.02. wurde engagiert über den Umzug der Geschäftsstelle und den zukünftigen Sitz des Verbands diskutiert. Ende November wurden Pläne der Hansestadt Hamburg und Dr. Klaus Müller-Ott öffentlich bekannt, die Geschäftsstelle und im zweiten Schritt den Sitz des Verbandes in die Hansestadt Hamburg verlegen zu wollen. Eine entsprechend attraktive finanzielle Offerte der Stadt liegt vor und spielt in dem Masterplan des derzeitigen Präsidenten eine entscheidende strategische Rolle, die den Verband in eine mehr als günstige Lage versetzen kann.

Satzungsänderung nur mit Mehrheit der Landesverbände
Für die Änderung des in der Satzung verankerten derzeitigen Verbandsitzes in Frankfurt am Main benötigt das Präsidium die Zustimmung der Landesverbände. Im Rahmen einer dann durchzuführenden Satzungsänderung, die eine Zweidrittel-Mehrheit bedingt steht pro 100 angefangene Mitglieder jedem Landesverband eine Stimme zur Verfügung. 

Vorzeitige Veröffentlichung sorgte für Unruhe
Doch genau hier regt sich momentan der Widerstand in den Landesverbänden. Durch eine so sicher nicht geplante Veröffentlichung in einem Interview mit Hamburgs Erstem Bürgermeister Ole van Beust (CDU) im Hamburger Abendblatt vom 29. November 2007 wurde die Standortfrage öffentlich gemacht, obwohl weder das komplette Präsidium der DTU noch die Landesverbände informiert wurden. So scheint es, wenn man der Veröffentlichung vom 05. Februar des nach eigenen Angaben „größten Triathlon-Magazins Europas“ im Internet folgen mag.

Präsidium hat Umzugspläne mitgetragen
Nach Informationen von 3athlon.de ist diese Darstellung jedoch falsch. So ganz auf dem Punkt scheint der Artikel also nicht zu kommen. Sehr wohl hat es eine Abstimmung im DTU-Präsidium gegeben, die sich mit dem Umzug der Geschäftsstelle, der nötigen Satzungsänderung und der personellen Konsequenzen beschäftigt hat – inklusive protokolliertem Votum der Präsidiumsmitglieder für diese Schritte. 

„Lobbyarbeit braucht Zeit. Wir werden weiter Verbände und ihre Vertreter nach Hamburg einladen, und wir werden uns verstärkt bemühen, die Sitze nationaler Spitzensportverbände nach Hamburg zu holen. Ein erster Erfolg ist uns jetzt gelungen: Die Deutsche Triathlon-Union zieht 2008 nach Hamburg um“ antwortet van Beust der Tageszeitung Ende November. Ein Statement des CDU-Politikers, das auch im Kontext des Wahlkampfes zu sehen ist.

Landesfürsten fühlen sich übergangen
Dr. Klaus Müller-Ott reagierte nach Veröffentlichung der Umzugspläne schnell und informierte die Landesverbände unter Nennung der Eckdaten telefonisch, um ein erstes Meinungsbild einzuholen. Dieses soll bis auf eine zurückhaltende Stimme durchweg positiv ausgefallen sein.

Zu diesem Zeitpunkt existierten wohlgemerkt offenbar noch keine schriftlichen Vereinbarungen zwischen der Politik in Hamburg und der DTU-Spitze. Unter diesem Kontext kann man auch die zögerliche Informationspolitik des DTU-Präsidiums in Richtung Landesverbände verstehen. Damit sind sie nicht als Alleingänge des Präsidenten zu werten.

Kündigung für die hauptamtlichen Mitarbeiter
Jörg Barion, langjähriger hauptamtlicher Geschäftsführer der DTU wurde zum Juli 2008 gekündigt. Ein entsprechender Beschluss ohne Gegenstimme und keiner Enthaltung des beschlussfähigen aber nicht vollständigen DTU-Präsidiums wurde gefasst und der Kündigung zugestimmt.

Es mag für das Präsidium der DTU schwer gefallen sein einen langjährigen Mitarbeiter zu kündigen. Doch zwischen den Zeilen und in Untertönen kann man auch bei einigen Landesverbänden grundsätzliche Zustimmung zur Kündigung des Geschäftführers sehen.

Zur Wahrung der Fristen und um dem Verband finanzielle Mehrbelastungen zu ersparen, erfolgten weitere Kündigungen für die Beschäftigten der Frankfurter Geschäftsstelle. Fast allen Mitarbeitern wurde ein Vertragsangebot für Hamburg - vorerst mündlich - angeboten. In einem Fall wurde sogar ein Home Office in Frankfurt in Betracht gezogen. 

Alt-Präsident wendet sich gegen Präsidenten
Das am 17. Februar zu erwartende Votum des Alt-Präsidenten Dr. med. Martin Engelhardt ist ebenfalls derzeit schwer abzuschätzen. Unmittelbar vor dem Treffen der Landesverbände rückte er ähnlich wie andere Mitglieder des Präsidiums von seinen bisherigen Positionen „Pro-Kündigung“ und „Pro-Umzug“ ab.

Gerüchteküche brodelt
Hintergrund für die Entscheidungswendung könnte eine recht gut funktionierende „Schmutzkampagne“ gewesen sein. Immer mehr Informationsbrocken werden bewusst gestreut, darin sind Wahrheiten, Halbwahrheiten und Unwahrheiten bunt durcheinandergeworfen.
Schon lange scheint es bei allen involvierten Personen nur noch um Trends und Stimmungen zu gehen. Rationale Argumente haben es bei der Masse an Informationen schwer und erinnern ein wenig an die nur kurz zurückliegenden „Kampagnen“ der Clintons im US-Wahlkamf gegen Barack Obama. Aufgabe der Landesverbände und des Präsidiums ist hier Fakt von Fiktion zu trennen.

Angst vor Zahlungsunfähigkeit bildet Drohkulisse
Immanent im Hinterkopf der Landesfürsten dürfte auch die wirtschaftliche Mitverantwortung des föderalen Solidarbundes „Deutsche Triathlon Union“ sein. Traditionell konservativ aus ehrenamtlicher Tradition erwachsen, kristallisiert sich auch hier der Konflikt „Sparkurs vs. Entwicklung“ weiter heraus. 

Tatsache ist, dass die DTU offensichtlich einen negativen Kassenstand hat, auch wenn es derzeit „keinen richtigen Abschlussbericht für 2007 gibt“. Dieser soll bis Mitte Februar vorliegen. Noch nicht enthalten sind einige noch gravierende ausstehende Beitragszahlungen der Landesverbände für 2007, die das Defizit kurzfristig ausgleichen könnten.

Mittelfristig müssen weitere Maßnahmen gefunden und getroffen werden, um den Haushalt der DTU langfristig zu konsolidieren. Genau diese Maßnahmen wären mit einem Umzug der Geschäftsstelle der DTU in die Hansestadt Hamburg und weiteren avisierten Sponsoren im positiven Wirtschaftsumfeld der Stadt Hamburg eingeleitet. 

Neue Modelle
Eine grundsätzliche Stärkung des zukünftigen Geschäftsführers wird von einigen Interessensvertretern in den letzten Wochen ebenso postuliert, wie die völlige Abschaffung dieses Postens und Aufgliederung der Zuständigkeit in Referate. Dies ist nur eine der möglichen Neustrukturen. 

Konkret am 17.02. möglich ist eine Abdankung oder Abwahl des amtierenden Präsidenten oder Teilen des Präsidiums und die Bestätigung oder Aufhebung der Kündigung des Geschäftsführers.

Machtspiele, „Vertrauensverlust“ als Mittel zum Königsmacher
Noch scheinen dem Präsidium oder den Landesverbänden nicht alle Fakten zur Standortfrage bekannt zu sein, sicherlich ein Grund für die derzeit ablehnende Haltung und den Vetrtrauensverlust. „Wir müssen uns in den nächsten Tagen einen Überblick über die mittel- und langfristigen Folgen verschaffen und auch Fakten von politischen Statements trennen“ erklärt ein Teilnehmer der Sitzung gegenüber 3athlon.de.

Kann die DTU jetzt auf Dr. Müller-Ott verzichten?
Im Sinne des Sportes sollten sich alle Beteiligten ihres Auftrages besinnen und pragmatische und sportlich faire Lösungen anbieten. Die Inkaufnahme des Verlusts eines starken Kopfes in der Struktur eines Sportverbandes scheint - gelinde gesagt - gewagt.

Der Verlust von Dr. Klaus Müller-Ott kann den Sport weit zurückwerfen. Eine Wertung erscheint derzeit nicht leicht, denn auch an der Person des Geschäftsführers scheiden sich in den Landesverbänden die Geister.

Selbst wenn es eine neue Präsidentin oder einen neuen Präsidenten gibt, ist eine Rücknahme der Kündigung nicht sicher. Interessant zu diesem Zeitpunkt ist die Frage, ob sich bereits neue Kandidaten für das Amt des Präsidenten in Stellung bringen. Noch interessanter ist die Frage, ob es Kandidaten aus dem bisherigen Präsidium gibt.
Ob man auf den Player Dr. Klaus Müller-Ott im Jahr 1 nach der WM im eigenen Land und im Jahr der Olympischen Spiele verzichten kann, müssen die Landesverbände wohlweislich abwägen. Genauso, ob die Besetzungsfrage interessantere Alternativen oder Modelle kennt.

Sportart Triathlon hat gute Außenwirkung
Die gute Welle, die die Sportart in der Außenwirkung hat, muss genutzt werden. Dispute von DTU und dem übergeordneten Verband ITU (International Triathlon Union) auf der einen und der privaten Ironman Triathlon Weltserie, vertreten durch die WTC (World Triathlon Corporation) auf er anderen Seite haben viel positive Energien in den letzten 10 bis 15 Jahren zurückgehalten. Der Erfolg bei Olympia 2000 im australischen Sydney generierte nicht die nötige Aufmerksamkeit in Deutschland.

Die sportliche Leistung und Reputation der Deutschen ist durch die packenden Weltmeisterschaften von Hamburg und die bis auf das letzte Jahr beständigen Auftritte der Athleten beim Ironman Hawaii, dem Ironman Frankfurt und auch der Challenge Roth exzellent.

Jetzt muss die Politik in der kurzen verbleibenden Zeit den Nebel des Lobbyismus lichten und die zahlreichen verwobenen und verquickten Interessenslagen sortieren und einen tragfähigen Konsens finden. Dabei dürfen bei allen augenscheinlich vorhandenen machtpolitischen Motiven auch die Außenwirkung der Sportart und der Auftrag der ehrenamtlichen Landesverbände und des DTU-Präsidiums nicht unbeachtet bleiben.

Welche Empfehlungen sollte man geben? Ein Königsweg
Als Königsweg sieht der Autor derzeit nach Prüfung der Fakten die Bestätigung von Dr. Klaus Müller-Ott, sofern nicht tatsächlich nachweisbare grobe Verstöße zu erkennen sind. Liegen diese vor, muss nüchtern und sachlich aufgeräumt werden.
Gekoppelt sollte das Mandat an eine genaue Prüfung oder Beschlussfassung zum Umzug und die ebenfalls optionale Umstrukturierung der Verbandsspitze sein. Bei Bedarf kann man die Amtszeit auf ein Jahr begrenzen, um die Nachfolgeregelung ohne Krise zu treffen.
Sei es mit Referaten, einem neuen Geschäftsführer, einer Doppelspitze mit Geschäftsführer und Präsidenten, der den Weg aus dem Ehrenamt in Arbeitsteil- oder Vollzeit finden könnte. Unterm Strich müssen die Investitionen in menschliche Arbeitskraft in der Erschließung von neuen Rennen, Mitgliedern und Sponsorengeldern münden.

Reformen der Landesverbände stehen aus
Ebenfalls nicht von der Hand zu weisen ist der dringende Bedarf einer Zusammenlegung von Synergien der Spitzenverbände über Sportartengrenzen hinweg. Sei es bei rechtlichen Fragen, dem Antidoping-Kampf oder dem Rechnungswesen. 

Unzweideutig ist auch der Reformbedarf in den Landesverbänden. Die Schwierigkeit ein Engagement für das qualifizierte und professionelle Ehrenamt aufzubringen muss schon mittelfristig in den nächsten 1-3 Jahren zur Neuorientierung der Landesverbände führen. Eine Möglichkeit ist etwa der Zusammenschluss der 16 Landesverbände zu vielleicht 4 bis 7 Organisationen, um auch hier der hauptamtlichen Arbeit mit der Schaffung neuer Stellen Vorschub zu leisten. Das Ehrenamt in Spitzenposition übernimmt dann mehr und mehr Aufgaben aus dem klassischen Controlling. Natürlich folgt für die ein oder andere Landesführung damit eine personelle Neuordnung. Ebenfalls möglich ist als Alternative die Schaffung einer Direktmitgliedschaft (via Verein), in Teilen vergleichbar mit dem Modell von Swiss Triathlon.


Kommentar
In der Vergangenheit war mein Verhältnis gegenüber der DTU nicht unbelastet. Grund ist die tradierte Haltung von 3athlon.de, die auch auf die Historie von 3athlon-Gründer Dirk Kantlehner beruht. Einzelne Präsidiumsmitglieder wie Reinhard Wilke und auch Dr. Klaus Müller-Ott wurden als Kondensationskerne kritisch betrachtet - insbesondere auch im Spannungsfeld von „Verbandszeitschrift vs. 3athlon“, bei „Haushaltsfragen“ oder im „Antidoping-Kampf“.

Massive Vorstöße 3athlon.de „Kleinzukriegen“ - Hausdurchsuchung und kurzfristige PC-Beschlagnahmung am Morgen meines Geburtstags vor rund 2 Jahren inklusive – änderten wenig an den Ergebnissen. Die durch uns initiierten Maßnahmen für mehr Effizienz, politische Offenheit, Transparenz und Demokratie wie etwa Draftathlon.com haben Wirkung gezeigt.

Die aktuellen Entwicklungen unter Berücksichtigung meines von möglichst vielen Seiten herangezogenen Sachstandes haben mich bewogen doch etwas zum Thema „Pro-Triathlon“ zu schreiben. Nicht „Pro-DTU“, „Pro-Präsident“, „Pro-Präsidium“ oder „Pro-Geschäftsführer“, sondern „Pro-Triathlon“ und Sachverstand.

Es scheinen, wie im Artikel dargestellt persönliche Interessen mit Fakten und Fehlinformationen munter vermengt zu werden und so für eine destruktiv-explosive Mischung zu sorgen. Gibt es grobe Verfehlungen jedweder Richtung gehören diese mit entsprechender nüchtern-sachlicher Konsequenz beseitigt - personelle, vereinsrechtliche und strafrechtliche Konsequenzen inklusive.

„So nicht!“
möchte man da sagen, schließlich geht es um den nationalen Dachverband, der „meinen Sport“ regelt. Der Missbrauch der Schmutzkampagne als billiges Mittel rechtfertigt nicht den Zweck die Verbandsspitze auszutauschen oder eigene Interessen gegen das Gewissen oder den Verstand entscheiden zu lassen. Der Einsatz widerspricht dem „Fair Play“-Gedanken und öffnet Tür und Tor für ähnliche Verhaltensweisen in der Zukunft.

Vielleicht lässt sich die bestmögliche Lösung schneller und sauberer finden, wenn man wieder zurück zur Sachebene kehrt, die Fakten auf den Tisch packt und dann genau hinschaut. Das muss zwangsläufig nicht allumfänglich am 17. Februar passieren, wenngleich eine schnelle Lösung der Probleme im Innen- und Außenverhältnis wichtig ist.