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Montag, 10. Oktober 2016

Vorsicht Nichtschwimmer! Die Deutsche Triathlon Union und Olympia

Weniger Edelmetall als beim Ironman Hawaii 2016, sondern mehr Blech gibt es für die Elite-Triathleten auf der olympischen Kurzstrecke. Olympiasieger Jan Frodeno bemängelt den fehlenden Glauben und fehlendes Vertrauen des Verbandes in den aktuellen Kader, kratzt mit seiner Kritik aber nur an der Oberfläche. Natürlich ist Deutschland alleine wegen der klimatischen Gegebenheiten keine Schwimmnation wie die USA oder Australien. Eine sich ausdünnende Infrastruktur, mit sich manifestierenden Bäderschließungen, schlechten Öffnungszeiten und sinkender Wassersicherheit bei Schulkindern und Jugendlichen als Folge sinkender Unterrichtseinheiten im Schwimmen sollten aber nicht alleinige Entschuldigung herhalten. [1, 2]
Die Triathletinnen und Triathleten der Deutschen Triathlon Union haben im Elite-Bereich seit mehreren Jahren im Schwimmen und damit der vorentscheidenden ersten Disziplin den Anschluss an die Weltspitze verpasst. Photo: 3athlon.org e. V.

Die Artikelüberschrift wird den Athletinnen und Athleten dennoch nicht gerecht, ist überspitzt formuliert aber notwendig. Die olympische Kurzstrecke läuft derzeit den Erfolgen aus eher strukturellen Gründen hinterher. Wichtige Weichenstellungen zum Beseitigen der deutlichen Schwimmschwäche im olympischen Triathlon wurden über Jahre nicht behoben und müssen auch zeitlich viel früher ansetzen, als bei den U23- oder Elite-Kadern. Wichtige Akzente setzen im Nachwuchs auf Landesebene dabei auch Trainer wie Ron Schmidt und Christian Weimer um nur zwei zu benennen.

Schon bei der Sichtung von Quereinsteigern zeigen die US-Amerikaner mit Olympiasiegerin Gwen Jorgensen, wie man erfolgreich ehemalige Schwimmerinnen und Läuferinnen an den Triathlon heranführt. Das in 2015/2016 neu aufgelegte Stipendiats-System für us-amerikanische Universitäten wird auch internationale und deutsche Talente anziehen. Sind es im Jahr 2016 gerade einmal 14 teilnehmende Universitäten, sollen es in 3-5 Jahren bereits 40 sein - Schwergewichte aus aus der Ivy League (Yale University, Princeton University, Columbia University, Harvard University, Brown University, Cornell University, Dartmouth College, University Of Pennsylvania) eingeschlossen.

Mit Blick auf die Ergebnisse des Deutschen Schwimmverbands (DSV) bei den Spielen der letzten Dekade mag man von einem erfolgreichen Austausch von Talenten wie in den USA nur träumen. Doch muss gesagt werden, dass der Talentpool statistisch gesehen natürlich durch seriöse Nachwuchsarbeit wachsen muss aber ausreichend Möglichkeiten zur kurzfristigen Auffrischung mit älteren Talenten vorhanden wären. Hier muss der kleingeistige und oft eifersüchtige Dialog zwischen den Verbänden auf Bundes- und Landesebene geändert werden. Auch ein Alistair Brownlee und sein Bruder Jonathan Brownlee haben nach einer Grundausbildung im Schwimmen und Crosslauf vergleichsweise spät zum Triathlon gefunden. Man muss nur die Voraussetzungen schaffen (wollen). Wo sind die Strategien und Scouts, die freundschaftlich mit dem Deutschen Leichtathletik Verband und dem DSV kooperieren, um Talente breiter und umfassender auszubilden und ggf. auch mehrfach untereinander auszutauschen? 

Noch kann die DTU aktuell von den früheren Investitionen in Kaderathleten der 1. und 2. Generation und sich daraus ergebenden Abstrahleffekten in der Außenwirkung zehren. So kann die DTU vielleicht den Zeitraum überbrücken, bis neue Talente ohne Schwächen in der ersten Disziplin 2024 oder vielleicht auch schon früher das Erbe der Frodenos bei Olympia antreten könnten. Im Bestandskader muss für Olympia 2020 endlich die Schwimmschwäche in den Griff bekommen werden. Alles was nach der 1. Disziplin kommt, ist dann ebenfalls der hohen Leistungsdichte in der ITU World Triathlon Series geschuldet, aber das Rennen darf doch nicht nach 18 oder 19 Minuten vorzeitig beendet sein! Die Deutsche Triathlon Union versucht als Dachverband derzeit gegenzusteuern, sieht sich aber auch mit diesen Maßnahmen in der Art und Weise der Umsetzung in der Kritik. [3, 4]

Hier stellt sich die ketzerische Frage, warum die DTU nicht mit z.B. der Schweiz und Österreich ein Joint Venture bei der Athletenentwicklung startet?! Man könnte in die aktuellen Strukturen um Sportdirektor Dr. Jörg Bügner, dem Trainer-Duo Ron Schmidt und Christian Weimer mit dem Australier Brett Sutton, trotz aller Kontroversen, den erfolgreichsten Triathlontrainer der Welt in eine Kooperation einbinden. Die Schweizer zeigen, dass eine komplexe Persönlichkeit wie Sutton eingebunden werden kann, wenn man es wirklich möchte. Mit Daniela Ryf und Nicola Spirig hat er in den letzten zwei Jahren zwei Weltmeisterschaften im Ironman und eine Silbermedaille in Rio erzielt. Die komplette Umstellung der Schwimmtechnik bei Spirig nach der Goldmedaille von London 2012, einer Babypause und dem mehrfachem Handbruch direkt im Olympiajahr 2016 muss in die Erfolgsbilanz mit eingepreist werden.
  1. Bob der Baumeister: Ironman Hawaii und die Deutschen, ein Erklärungsversuch
  2. Frodeno kritisiert deutsche Triathlon-Funktionäre
  3. Chance zur Neuausrichtung: Ralf Ebli und Dan Lorang verlassen Trainerstab der Deutschen Triathlon Union (DTU) nach Verfehlen der Zielvereinbarungen
  4. Deutsche Triathlon Union reagiert mit neuem Sportdirektor Dr. Jörg Bügner, Trainer-Duo Ron Schmidt und Christian Weimer
  5. Deutsche Triathlon Union e. V.

Mittwoch, 28. September 2016

Deutsche Triathlon Union reagiert mit neuem Sportdirektor Dr. Jörg Bügner, Trainer-Duo Ron Schmidt und Christian Weimer

Nach dem durchwachsenem Ergebnis der Olympischen Spiele von Rio de Janeiro hat die Deutsche Triathlon Union (DTU), wie berichtet, personell mit ersten Maßnahmen reagiert. Per 28. September verkündet der Verband gleich drei Personalien. Neben der erneut eingeführten Position eines Sportdirektors dürfen sich gleich zwei erfahrene und durchaus erfolgreiche Nachwuchstrainer im Verband beweisen. Dabei räumt der Fachverband sinnvollerweise mehr als einen Zyklus ein, weil ein Generationswechsel unter den aktiven Leistungsträgern vollzogen werden muss und darum zwangsläufig jüngere Kadermitglieder an die Eliteklasse herangeführt werden müssen. Einzer Makel bei der Personlienfindung: Erneut hat es der Dachverband bedauerlicherweise nicht geschafft, eine öffentliche, internationale Ausschreibung zu platzieren, um die bestmöglichen Kandidatinnen und Kandidaten für die drei Stellen zu gewinnen. Die neuen Namen und Ämter: 
Dr. Jörg Bügner (Sportdirektor), Ron Schmidt (Bundestrainer U23: Rahmentrainingsplanung und Betreuung) und Christian Weimer (Trainer Bundesstützpunkt in Saarbrücken)
Dr. Jörg Bügner (Sportdirektor Deutsche Triathlon Union, 47 Jahre). Vita: 1. Staatsexamen Sport, Französisch und Informatik an der Universität Mainz, Promotion zum Thema „Nichtlineare Methoden in der trainingswissenschaftlichen Diagnostik“ an der Universität Potsdam, Trainertätigkeit von 1991 bis 2008 im Schwimmen (A-Lizenz), von 2003 bis 2006 Trainingswissenschaftler am Olympiastützpunkt Hamburg/Schleswig-Holstein, von 2009 bis 2016 beim DOSB, zuletzt als Ressortleiter Olympischer Wintersport, Trainer/innen im Leistungssport. Photo: DTU


Pressemitteilung DTU vom 28.09.2016

DTU: Mit neuem Sportdirektor auf dem Weg nach Tokio 2020 - „Die wachsenden Aufgabengebiete erfordern einen Sport-Manager“

Die Deutsche Triathlon Union ordnet die Struktur ihres Leistungssports neu. Zu diesem Zweck wird der olympische Spitzenverband mit Blick auf die Spiele 2020 in Tokio zum 01. Januar 2017 wieder den Posten eines Sportdirektors einführen. Neuer Sportdirektor wird der Sportwissenschaftler Dr. Jörg Bügner, der sukzessive die Strukturen für eine erfolgreiche sportliche Zukunft aufbauen soll. Damit reagiert die DTU auf die Erfahrungen und Ergebnisse der zurückliegenden Jahre sowie die zunehmende Komplexität im Leistungssport-Management.

„Angesichts der aktuellen Herausforderungen im Spitzensport generell und bei uns im Triathlon speziell waren wir gezwungen, unsere Strukturen als DTU in diesem Bereich zu verändern“, erklärt Präsident Prof. Dr. Engelhardt. „Wachsende Komplexität und größere Verantwortungsgebiete im Hochleistungssport erfordern einen Sport-Manager. Deshalb haben wir im DTU-Leistungssportpersonal einen hauptamtlichen Sportdirektor installiert.“ Seine Kompetenzen sollen sowohl in die verbandsorganisatorische als auch die sportliche Ebene wirken.

Bügner, zuletzt als Ressortleiter beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) tätig, bringt durch seine Vita hierfür beste Voraussetzungen mit. „Wir haben nach einer Führungsperson gesucht, die den Anforderungen eines Sport-Managers gewachsen ist. Mit Jörg Bügner ist es uns gelungen, unseren Wunschkandidaten davon zu überzeugen, den Triathlon, und dabei insbesondere den olympischen Leistungssportbereich, wieder voranzubringen“, so Generalsekretär Matthias Zöll. „Durch die aktuell in Deutschland stattfindende Leistungssport-Reform des für den Sport zuständigen Bundesministeriums des Innern und des DOSB werden seine Arbeitsfelder sicherlich noch erweitert. Ich bin überzeugt, dass er das große Aufgabengebiet bewältigen kann.“ Als Trainer mit olympischer Erfahrung erscheine der promovierte Sportwissenschaftler dafür nach achtjähriger Amtszeit im DOSB als ideale Besetzung.

Ihm an die Seite stellt die Deutsche Triathlon Union das Trainer-Gespann Ron Schmidt und Christian Weimer. Schmidt, seit vielen Jahren sehr erfolgreich am Bundesstützpunkt-Nachwuchs in Potsdam tätig, hat sein Können aktuell wieder einmal bei U23-Weltmeisterin Laura Lindemann unter Beweis gestellt. Er wird ab 2017 die Rahmentrainingsplanung und Betreuung des U23-Kaders als Bundestrainer verantworten. Am Bundesstützpunkt in Saarbrücken wird der langjährige Landestrainer des Saarlandes, Christian Weimer, die Position des Stützpunkttrainers übernehmen.

„Die Stelle des Elite-Bundestrainers werden wir vorerst nicht nachbesetzen. Die Konzentration liegt auf dem Aufbau unserer jüngeren Athleten, die mit den U23-Sportlern eine homogene Trainingsgruppe ergeben“, erklärt der Vize-Präsident Leistungssport Reinhold Häußlein die Ausrichtung der kommenden Jahre im deutschen olympischen Triathlon. „Wir befinden uns seit längerem und verstärkt nach den Olympischen Spielen in einem strukturellen Umbruch und einem Generationswechsel. Das braucht Zeit und Geduld. Wir sind aber zuversichtlich, in der Besetzung ein sehr gutes Team für den Neubeginn gefunden zu haben, welches wir nach Bedarf im kommenden Olympiazyklus erweitern werden. Beide neuen Trainer haben sich in den vergangenen Jahren durch nachhaltige Erfolge im Juniorenbereich verdient gemacht, und wir möchten ihnen das Vertrauen geben, nun die junge deutsche Triathlon-Generation mit Talenten wie Laura Lindemann, Sophia Saller und Lasse Lührs an die Weltspitze heranzuführen“, so Häußlein weiter. „Durch die anstehende Reform im deutschen Leistungssport werden eventuell noch Ergänzungen in unserem Leistungssportbereich folgen. Mit diesen stabilen und erfahrenen personellen Eckpfeilern sind wir zunächst jedoch bestens aufgestellt und können auf die neuen Anforderung flexibel reagieren.“ 

  1. Chance zur Neuausrichtung: Ralf Ebli und Dan Lorang verlassen Trainerstab der Deutschen Triathlon Union (DTU) nach Verfehlen der Zielvereinbarungen