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Freitag, 27. April 2012

Olympia-Selektion der Australier und Briten wird zum Nervenkrimi

Stellen wir uns vor, es ist Olympia und die großen Namen aus Großbrittannien, Australien und Deutschland gehen nicht hin? Unmöglich? Keinesfalls. Die australische Olympiasiegerin Emma Snowsill gilt keinesfalls als von ihren Nominierungsgremium für den London Triathlon gesetzt. Der Brite William Clarke kämpft indessen mit den hohen Leistungserwartungen und der internen Konkurrenz. Die Dynamik und Dramatik der olympischen Selektion der nationalen Verbände nimmt weiter zu. In den letzten 7 Tagen  überschlugen sich die Ereignisse bei den involvierten Parteien. Athleten, Trainer, Selektoren und die Funktionäre stehen bei den erfolgsverwöhnten Verbänden massiv unter Druck - Sportpolitik und Spitzensport rasseln aneinander.
Jan Frodeno muss seinen Startplatz für London noch durch eine Top 10 Platzierung in der ITU World Series bestätigen. Wahrscheinlich wird er Ende Mai in Madrid sein Glück versuchen. Photo: Petko Beier
William Clarke, bisher drittbester Brite nach Alistair und Jonathan Brownlee wurde am Montag mit einem Anruf der unangenehmen Art konfrontiert. Wenn er beim Triathlon der ITU World Series im kalifornischen San Diego am 12. Mai nicht auf das Podium kommt, darf er noch nicht einmal als Wasserträger beim Heimspiel am Hyde Park auflaufen. Vergleichbares gilt für den ehemaligen Weltmeister Tim Don, dessen Zug wegen aktuellen Defiziten im Schwimmen und auf dem Rad quasi schon abgefahren ist. Andere Teammitglieder, wie etwa Stuart Hayes, die als geborene Schwimm-Läufer wichtige taktische Hilfsarbeit für die Brownlees leisten könnten, erhalten bei einer schlechteren Platzierung Clarkes in San Diego den Vorzug. Das Damokles-Schwert wackelt nicht mehr nur bedrohlich über Clarkes Blondschopf - obwohl er in den letzten zwei Jahren vier solide Ergebnisse in den Top 10 (2. Hamburg 2011, 4. Kitzbühel 2011, 8. Sydney 2012, 9. Sydney 2011) der World Series unterbringen konnte.

Noch dramatischer sieht es Downunder im Land der bisher stärksten Triathlonnation aus. Nicht nur, dass der Australier Chris McCormack seinem Traum von London 2012 mehr oder minder konsequent hinterhereilt und sich gegen Brendan Sexton und den angeschlagenen Courtney Atkinson durchsetzen muss. Das eigentliche Drama spielt sich bei den Frauen ab, von denen mindestens 4 Triathletinnen realistische Medaillenschancen haben. Für Emma Snowsill und ihre Kolleginnen kommt es derzeit ziemlich Dicke. Möglicherweise wird sie ihre Goldmedaille im Olympischen Triathlon nicht verteidigen können. 2011 stand für die zierliche Ausnahmeläuferin ganz im Zeichen von Verletzungen und Krankheiten, die ein nachhaltiges Comeback erschwerten und die dringend erforderlichen Punkte für das WM-Ranking nicht im gewohnten Umfang nach Australien schickten. Ihre Leistungskurve zeigt aktuell in die richtige Richtung, durch die interne Konkurrenz von Emma Jackson, Ashleigh Gentle und inbesondere Erin Densham, die in die Saison mit zwei Siegen in Mooloolaba und Sydney bestmöglich gestartet ist, nimmt der Druck auf Snowsill massiv zu.

So sehr, dass Michelle Gallen von ihrem Posten als Mitglied des Vorstands und des Selektionskommitees von Triathlon Australia zurückgetreten ist. Grund sind augenscheinlich Differenzen durch einen Interpretationsspielraum des komplexen Nominierungssystems der Australier. Es erging die Aufforderung des Vorstands von Triathlon Australia an das Selektionsgremium, die nach dem Triathlon von Sydney vorgeschlagene Nominierungen auszusetzen und die weiter zurückliegenden Rennen von San Diego und Madrid abzuwarten. Ein späterer Qualifikationsstichtag spielt eindeutig Snowsill in die Hände, die noch nicht ganz vorne mitmischen kann. Die Chancen Chris McCormack als Edelhelfer für Brad Kahlefeldt zu sehen, korrelieren in ähnlicher Weise mit dem späten Termin im Mai. Ob dann knappe 8 Wochen Vorbereitung bei den später nomrinierten Triathletinnen und Triathleten für eine Medaille bei den Spielen ausreichen werden steht auf einem ganz anderen Blatt. 
Steffen Justus hat sein Startrecht für London durch den Sieg in Sydney eindrucksvoll bestätigt. Photo: Petko Beier, DTU
Das Schicksal meint es bis dato auch mit Olympiasieger Jan Frodeno aus Deutschland nicht sehr gut. Eine hartnäckige Wadenverletzung gefährdet mittlerweile nicht nur die Chance auf eine ansprechende Titelverteidigung sondern versieht auch einen Start mit einem mittelgroßen Fragenzeichen. "Frodo" muss sein Startrecht noch durch eine Platzierung in den Top 10 der World Series, etwa am 27. Mai in Madrid bestätigen. Der Überraschungssieger von Beijing könnte, wenn es ganz dumm läuft, um das Erlebnis Titelverteidigung kommen. Ersatzmann ist nach aktuellem Sach- und Leistungsstand Maik Petzold, der vor Beijing 2008 denkbar knapp an der Norm scheiterte. Ihm sitzt ebenfalls die Konkurrenz im Nacken. Lediglich Anja Dittmer und Steffen Justus haben durch ihre Leistungen in Sydney das Ticket in trockenen Tüchern und befinden sich in der heißen Phase der Vorbereitung.
Anja Dittmer hat ihr Ticket für London sicher in der Tasche. Photo: Petko Beier, DTU
Ganz andere Probleme haben die US-Amerikaner. Durch den 2011er Tsunami von Japan haben viele aus dem US-Kader das an das Ende der Saison verschobene Rennen im japanischen Yokohamo ausgelassen und wertvolle Punkte der Weltrangliste verpasst. Die Nordamerikaner zittern nun um ihr Startrecht beim Heimrennen im San Diego, weil sie nicht ausreichend Punkte haben, um bei ihrem eigenen (!) Qualifikations-Event für London auf dem Startponton stehen zu dürfen. Letzte Rettung, sofern man nicht die Nominierungskriterien aufweichen will? Die maximal 5 der ITU zur Verfügung stehenden Startplätze für besondere Zwecke, die normalerweise an Nachwuchsathleten aus dem internationalen Förderungsprogramm vergeben werden. Ironman Weltmeister Chris McCormack nahm 2011 in Kitzbühel einen solchen Platz in Anspruch.

Im Olympischen Jahr werden die Karten tatsächlich neu gemischt. Die Athleten erhöhen zum Teil Umfang und Qualiät des Trainings, Politik und Teamtaktik erhalten eine stärkere Gewichtun. Der Kanadier Simon Whitfield, Olympiasieger von Sydney 2000 spricht als zweifacher Medaillengewinner von Risiken, die einzugehen sind, um die Lücken zu den Brownlee-Brüdern zu schließen. Vergleichbares lässt der zweite Doppelmedaillengewinner Bevan Docherty aus Neuseeland verlauten. Weitere dramatische Wendungen sind im Zielspurt der Selektion in San Diego und Madrid zu erwarten. Lediglich Javier Gomez ist neben dem jüngeren Brownlee der einzige Top-Favorit, der sich ohne körperliche Probleme auf das Projekt Edelmetall konzentrieren kann und gewohnt souverän seine Leistung wie bei der EM in Eilat abliefert. Es bleibt spannend...

Mittwoch, 25. Januar 2012

Was hat Golf-Superstar Tiger Woods mit Triathlon am Hut?

Der Titel mag irreführend sein, aber Tiger Woods hat im weitesten Sinne durchaus mit Triathlon zu tun. Jennifer Brown von der Northwestern University und NBER haben im Journal of Political Economy einen kleinen Exkurs in die Sportpsychologie publisziert. Der Titel "Quitters Never Win: The (Adverse) Effects of Competing with Superstars" fasst die Kernaussagen zusammen.

Eldrick Tont Woods (Tiger Woods) hat einer aktuellen Publikation nicht nur spielerisch, sondern vor allem psychologisch überzeugt. Photo: Keith Allison, Wikimedia Creative Commons Attribution-Share Alike 2.0 Generic license.


  1. Die Anwesenheit eines Superstars korreliert zeitlich mit einer schlechteren Leistung (Performance) der Mitbewerber. Dieser Einfluß wirkt sich bei sehr guten Golfern stärker aus. 
  2. Die schlechtere Performance ist nicht auf eine höhere Risikobereitschaft zurückzuführen.
  3. Superstars müssen nachhaltig entsprechende Exzellenz zeigen, um einen Einfluss im Wettbewerb zu erzielen. Eine mittelfristig oder längerfristig andauernde Minderleistung nagt am Nimbus der Unbesiegbarkeit.


Relevanz im Triathlonsport? Im Olympischen Jahr mit Alistair Brownlee und Jonathan Brownlee, die noch immer das Feld quasi beliebig dominieren, sollte neben der physiologischen Fitness im Londoner Sommer 2012 für jeden ernsthaften Medaillenaspiranten Kopfarbeit auf der Hausaugabenliste stehen, um sich von der körperlichen Dominanz der Brüder zu lösen. -  Frodeno, Gomez, Luis, Brukhankov und Co. aufgepasst! Es ist sehr wahrscheinlich, dass mindestens einer der Brüder in Topform an der Startlinie stehen wird. Daher kann nicht auf ein Sabbatical, d.h. den Wellington-Effekt gebaut werden.

Sonntag, 7. August 2011

Neue, alte Hackordnung - Steffen Justus und Jan Frodeno mit Olympiaticket für London Triathlon. Zweites DNF für Chris McCormack in der Triathlon WCS.

Er hat die Leiter gefunden, die ihn aus einem tiefen Loch des Übertrainings und großen psychologischen Drucks hinausführen soll. Olympiasieger Jan Frodeno darf endlich aufatmen. Die Schmach als Titelverteidiger die Qualifikationshürde für die Spiele nicht zu packen bleibt ihm erspart. Mit seinem 11. Rang hat er das Ticket für den Olympischen Triathlon in London 2012 durch seine Leistung bei regnerischem Wetter und halbwegs moderaten Temperaturen rund um den Hyde Park und Buckingham Palace sichern können. 2012 muss er seinen Status lediglich durch eine gute Platzierung in einem Triathlon WCS Rennen bestätigen. 
Steffen Justus hat seine Stellung als aktuelle Nummer 1 im Kader der Deutschen Triathlon Union mit seinem 5. Rang in London zurückholen können. Photo: Delly Carr/ITU Media
Es waren jedoch noch nicht die ganz großen Frodissimo-Spiele, die Peak-Performance bei einem absoluten One-Day-Highlight, an dem es wirklich zählt. Dazu war für den erklärten Saisonhöhepunkt sicherlich auch das Wetter nicht optimal auf den kälteempfindlichen, ehemaligen Rettungsschwimmer aus Südafrika zugeschnitten. Beeindruckend jedoch seine wiedererlangte Stärke und Frische im Schwimmen, wo er das Tempo von der Spitze weg beliebig diktierte, jedoch auf dem Rad und beim Laufen einige Plätze verlor. Deutlich besser kam auf Rang 5 Steffen Justus als aktuelle Nummer 1 der Deutschen Triathlon Union mit dem Rennen zurecht. Der ehemalige Läufer bestätigte seinen Titel als Vize-Weltmeister aus dem Vorjahr nach überstandener Virusinfektion mit einer sauberen Punktlandung in London.

Olympiasieger Jan Frodeno (Archivbild Hamburg 2011) hat den wichtigsten Schritt für eine erfolgreiche Titelverteidigung vollzogen. Schon bald werden die verbleibenden 365 Tage des Jahres einem einzigen Ziel untergeordnet. Photo: Delly Carr/ITU Media
Denkbar knapp, bis auf 4 Sekunden an Frodeno saugte sich Maik Petzold auf den letzten Kilometern heran. Formal erfüllt auch sein 12. Rang die Platzierungskriterien. Allerdings wurden in London nur zwei direkte Tickets durch die DTU vergeben. Der Bautzener muss sich, analog zum Selektionsprozess der Spiele von Beijing weiter motivieren, für das Selektionsrennen im Frühjahr 2012 vorbereiten und darf den Fokus nicht verlieren. Bereits einmal, 2008, verlor er überraschend das Ticket an Außenseiter Christian Prochnow. Dieses Déjà vu-Erlebnis der besonders schlimmen Art mit einem vielleicht wieder besseren Ende für die Youngster Sebastian, Rank, den verletzten Jonathan Zipf, Prochnow oder gar dem erfahrenen Ex-Weltmeister Daniel Unger gilt es für den Routinier Petzold zu vermeiden. Noch hat sich die alte Hackordnung innerhalb der DTU behaupten können -  international geben die Youngster, allen voran die Brownlees bereits den Ton an.
Maik Petzold (links) führte die Verfolger in die zweite Wechselzone. Für das goldene Ticket fehlten  im Ziel ganze 4 Sekunden. Photo: Delly Carr/ITU Media
Vorne, in der absoluten Weltspitze, ging in London der Punk zwischen dem späteren Podium Alistair Brownlee, Alexander Brukhankov und Jonathan Brownlee im wahrsten Sinne des Wortes ab. Das Feld der Weltelite ließ zu, dass der haushohe Favorit Brownlee beim Heimrennen eine erfolgreiche Attacke auf dem Rad lancieren konnte und lediglich Javier Gomez und sein Bruder Jonathan konnten aus dem Feld der Verfolger einen Rückstand von 1:18 Minuten minimal über den abschließenden Lauf verkürzen, um zu den Podiumplatzierungen aufzuschließen.

Nicht nur virtuell kaum zu schlagen: Alistair Brownlee kontrollierte zunächst mit seinem Bruder Jonathan das Feld, bevor er einen erfolgreichen Fluchtversuch lancierte. Photo: Delly Carr/ITU Media
Die Generalprobe von London war ein gutes Beispiel, wie man es nicht machen sollte und wohl auch nicht wird, um die Brownlee Brüder am Doppelerfolg 2012 zu hindern. Die Frauenteams glänzten durch Inaktivität in der Führungsgruppe aufgrund diverser Stallordern und verhinderten so nicht den Zusammenschluss der beiden großen Gruppen. Etliche Männer hingegen vertingelten in der Verfolgergruppe ihre Chancen auf das frühzeitige Ticket und müssen sich weiterhin mächtig strecken.

2012 gilt im August 2012 das Augenmerk der qualifizierten Triathletinnen und Triathleten dem Edelmetall am violetten Bande. Photo: IOC
Einen empfindlichen Dämpfer erhielten die Ambitionen von Chris McCormack, der nach seinem Serieneinstand in Kitzbühel und solidem Rennen in Hamburg ein zweites DNF in der WCS in seine Palmarès eintragen muss. Eine Muskelverletzung machte ihm erneut im Vorfeld zu schaffen. Macca wird es schwer haben  vom australischen Verband für das Serienfinale in China oder andere WCS Triathlons nominiert zu werden und weitere erfolgreiche Schritte in der Verfolgung seines Traums von Olympia zurückzulegen. Offiziell hat er von einem Start beim Ironman Hawaii bereits im Frühjahr abgesehen - ein schwüler subtropischer Tag im Oktober wird es zeigen...