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Mittwoch, 10. Oktober 2018

Kommentar: Rumble in the Djungle: Sebastian Kienle und Jan Frodeno schießen im Interview mit der FAZ gegen Patrick Lange

Michael Eder, dafür bekannt auch im Ressort Sport der FAZ durchaus die etwas unangenehmeren Themen anzusprechen, hat in den letzten Tagen einige bemerkenswerte Artikel veröffentlicht. Neben einem gefälligen Interview mit Seriensiegerin Daniela Ryf aus der Schweiz, einer soziologischen Einordnung des Körperkults vieler Triathletinnen und Triathleten, der aus menschenrechtlicher Sicht diskutablen Rolle des Bahrain Endurance Teams und Nasser bin Hamad Al Khalifa als Mitglied des Königshauses erheben im dritten Artikel die beiden Weltmeister im Ironman und Ironman 70.3 Sebastian Kienle und Jan Frodeno massive Vorwürfe über die Renngestaltung in die Richtung von Titelverteidiger Patrick Lange. [1-4]
Michael Eder hat kurz vor dem IRONMAN Hawaii 2018 mit einem Artikel ein neues Kapitel im Verhältnis zwischen Jan Frodeno, Sebastian Kienle und Patrick Lange geöffnet. Screenshot: FAZ.net

Man könnte diese O-Töne von Kienle und Frodeno unter „psychologischer Kriegsführung“ vor dem Startschuss verbuchen. Bringt man zurückliegende Entscheidungen von Kienle, etwa auch zur Mitgliedschaft im Bahrain Endurance Team und die Art der Renngestaltung und des Auftretens gegenüber den Wettbewerben in die Abwägungen ein, erhalten die Anschuldigungen  eine Dimension, die eine Eigendynamik für die kommenden Jahre entwickeln könnte.

Festzuhalten bleibt, dass aus den dokumentierten Sanktionen im Rahmen des Ironman Hawaii nur eine Zeitstrafe auf der Radstrecke von Patrick Lange aus dem Jahr 2016 bekannt ist. Frodeno selbst wurde bei seinem Debüt ebenfalls mit einer Strafe belegt, allerdings im Unterscheid zu Lange mit einer klaren Klassifizierung als fehlerhafter Überholvorgang.

Wenn Lange dieses in der Jugend sicher immer mal aufkommende Verhalten als Erwachsener nicht abgelegt haben sollte, wie von Frodeno und Kienle als Vorwurf skizziert, kommt schnell der Punkt, an dem er nicht nur von den Profis isoliert und nicht geachtet sein wird. Die Rennleitung wird ebenso reagieren müssen, wenn nötig einen Marshall nur für ihn abstellen müssen und dann wird es nicht nur bei einer Zeitstrafe bleiben. Insbesondere auf Hawaii zeigen die Kampfrichter keine Angst vor großen (europäischen) Namen - selbst Tim DeBoom aus den USA hat es seinerzeit nach Einführung neuer Überholregeln (Staggerrule) sehr unglücklich erwischt.

Diese zeitlich präzise von Frodeno und Kienle im Spiel über Bande gesetzte Diskussion lenkt unnötig vom Sport ab. Die Vorwürfe hätten im Vorfeld adressiert werden sollen und vor allem mit Fakten unterlegt und damit belegt werden müssen. So kurz vor dem Rennen steigt das Risiko einer Verschiebung des Fokus aller beteiligten Athleten. Eine Chancenminderung der Deutschen gegen Sanders, Gomez und Co. liegt auf der Hand.

Im Zeitalter der Unschuldsvermutung hat diese Debatte ein Geschmäckle und erinnert an völlig ohne Evidenz geführte, überdreht-hysterische #Metoo-Grabenkämpfe in den sozialen Medien. Steht die Debatte im Geiste des Sports? Nein.
  1. Beispielloses Happening des Körperkults
  2. „Mein Ziel ist es nicht, die Männer zu schlagen“
  3. Der Lebenstraum des umstrittenen Scheichs
  4. Der Clinch der Deutschen beim Ironman
Links der Artikel rund um den IRONMAN Hawaii 2018: