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Mittwoch, 12. Oktober 2011

Ironman belohnt treue Starter, Regeländerungen bei der Kona Lottery kann Startplatz für Hawaii bedeuten

Der Weg zum Ironman Hawaii war in der Vergangenheit relativ klar und deutlich abgezeichnet. Doch es gibt seitens der World Triathlon Corporation (WTC) Neuerungen, die treue Kunden belohnt. So zumindest CEO Andrew Messick im Podcast IM Talk von John Newsom und Bevan James Eyles, wo er einen Teil des smarten Kundenbindungsprogramms skizziert.

Der Traum von einem Start beim Ironman Hawaii kann für Vielstarter und Triathlon-Lifestyler jetzt auch Wirklichkeit werden, wenn man bisher die Qualifikationskriterien nicht erfüllen konnte. Das erste Kontingent wird wahrscheinlich an alle Vielstarter mit mehr mehr als 12 bis 15 Ironman auf dem Buckel gehen, die noch nicht in der Bucht von Kailua-Kona zum Triathlon antreten durften. Photo: Ulihb

Die besten 50 männlichen und 30 weiblichen Triathlon-Profis qualifizieren sich über die Weltrangliste, die sogenannten Kona Pro Rankings. VIPs und neudeutsch bezeichnete Celebrities aus Sport und Gesellschaft können im Ausnahmefall einen Freistart, eine Wildcard erhalten. Dazu zählen auch an der Hand abzählbare Startplätze  für herausragende Sponsoren.

Für das große Feld der Altersklassenathleten, den Agegroupern verläuft der Weg, sofern sie keine der obigen Kriterien wie einer VIP-Existenz oder exzellente Kontakte zu den Sponsoren erfüllen, über die Qualifikationsrennen in den jeweiligen Altersklassen auf dem Globus. Durch geschickte Rennauswahl können die Chancen bei gleichbleibender Leistung durchaus in manchen Altersklassen und zu bestimmten Jahreszeiten deutlich erhöht werden.

Dann gibt es noch die Option für zuweilen zehntausende von US-Dollarn einen der wenigen auf der Auktionsplattform ebay.com versteigerten Plätze zu erhaschen. Die Erlöse werden in der Regel einem guten Zweck in der Gemeinde von Kailua-Kona, Hawaii zugeteilt. Als letzte Chance kann man sich für vergleichsweise kleines Geld auf Active.com an der Kona Lottery beteiligen. Einige Startplätze werden nach festen Länderkontingenten unter allen verlost. Auch hier steht ein guter Zweck bei der Verwendung der Erlöse Pate.

Exakt hier greift die Änderung. Nach aktuellem Sachstand sollen 50% dieser bisherigen Lottery-Plätze nach Anzahl der (gefinishten) Ironman Triathlons vergeben werden. Konkret bedeutet, dass in den nächsten Jahren all jene eine Chance auf einen Start beim Ironman Hawaii bekommen, die als besonders loyale und gute Kunden bezeichnet werden können, deren sportliche Leistungsfähigkeit jedoch nicht in Deckung mit den Qualifikationskriterien in den Altersklassen gebracht werden konnte.

Bisherige Teilnehmer an der klassischen Lotterie kumulieren, basierend auf der Anzahl der vergeblichen Versuche einen Startplatz zu erhaschen, ihre Chancen. Je öfter der angehende Kona Starter vergeblich bei der Lotterie teilgenommen hat, desto größer werden die statistischen Chancen auf den Erfolg. Vorausgesetzt alle anderen Triathletinnen und Triathleten nehmen nicht ebenfalls in jedem Jahr an der Auslosung teil.


Die wichtigsten Aussagen von Andrew Messick (ab der 13. Minute des Podcasts):

“Starting in 2012 we’re making two pretty substantial changes to that (the lottery). The first is that for athletes who have are serious triathletes who have done twelve or more full’s in their career and are still racing, we’re going to guarantee them a chance to race Kona.”

[...]

“It might take a little bit of time for us to be able to cycle them all in, but we feel that you should have an opportunity to race Kona once in your lifetime.  If you’re a serious triathlete, if you’re serious about the sport, you’re dedicated, you’re loyal, and you just happen to not be fast.  I believe that being a serious long term triathlete and demonstrating by doing twelve or more full’s, that you deserve it as much as people are who are super quick.  So part of our lottery slots are going toward those people.”

[...]

“We’re going to start by the people who have done the most, and start by ticking them off every year and then get through all of them.  I believe the long term people who are committed to us, get the chance to come here.  Because it’s a magical place and it’s special and you deserve a shot at Kona.”

Sonntag, 25. September 2011

Schlaflos beim Xterra Utah - Lance Armstrong mit Rückkehr nach über 20Jahren Triathlon-Abstinenz

Lance Armstrong ist zurück. Keine Gerüchte, keine halben Sachen. Wer einen dominanten Sieg des mittlerweile 40-jährigen siebenfachen Tour de France Gewinners Armstrong beim Xterra in Utah erwartet hat, muss leider enttäuscht werden. “Ich war nervös”, gab sich der Fünftplatzierte Armstrong bodenständig. “Ich habe nur versucht mich darauf zu konzentrieren, was ich zu tun habe, weil ich so aufgeregt war. (Ein Start im Triathlon) ist so lange her. Ich habe letzte Nacht nicht geschlafen” fasste der ehemalige Spitzentriathlet der Juniorenklasse seine Rückkehr nach 23 Jahren zum Triathlon zusammen. Sport wurde am Wochenende auch bei den Frauen gezeigt. Die Kanadierin Melanie McQuaid gewann einmal mehr die Entscheidung in souveräner Manier für sich.
Lance Armstong kämpfte sich auf dem MTB bis auf den dritten Platz nach vorne. Photo: Xterraplanet.com
Armstrong zeigte im gewohnten Livestrong-Racedress eine solide und ansprechende Leistung. Der frischgebackene Vize-US-Meister überzeugte das Radfahren auf dem MTB mit einer dritten und vierten Position, verlor beim Laufen - auch durch eine hartnäckige Fußverletzung im Vorfeld begründet - noch einen Platz, um dann doch deutliche 5 Minuten und 1 Sekunde hinter dem Franzosen Nicolas Lebrun einzulaufen. Platz 2 und 3 der nicht offenen US-Meisterschaften der Offrad-Triathleten sicherten sich Dan Hugo und Josiah Middaugh.
Nach dem Laufen stand ein respektabler 5. Gesamtrang mit 5:01 Minuten auf den Sieger Nicolas Lebrun in den Büchern. Photo: Xterraplanet.com
Armstrongs Start und damit das Interesse der Websurfer scheint auch die Server der Rennserie überrascht zu haben. Zwischenzeitlich ging neben Fehlermeldungen nicht mehr so viel auf XterraPlanet.com. Eines hat die Armstrong-Show aber am 24. September 2011 am Ogden & Snowbasin Resort, Utah gezeigt. Kommt Lance Armstrong, kommen noch immer die Medien. Die World Triathlon Corporation wird sich für 2012, wenn Armstrong tatsächlich einen Start beim Ironman Hawaii Triathlon ins Auge fassen sollte, bestimmt die Medienshow nicht durch einen vorherigen Auftritt bei einem Qualifikationswettkampf in der Provinz versauen lassen.

Lance Armstrong überraschte nach seiner guten Schwimmzeit vor einigen Monaten beim Auftakt des XTerra Utah nur noch Außenstehende, die seine frühe Karriere als Elite-Triathlet nicht verfolgt hatten. Photo: Xterraplanet.com
Neben der WM auf Hawaii, dessen Startlinie in Kailua-Kona Armstrong mittels Wildcard erreichen könnte, wäre der Texaner genau das richtige Zugpferd, um die Premiere des Ironman New York in den Fokus der us-amerikanischen Öffentlichkeit zu setzen. Eines ist mit Sicherheit anzunehmen: Bei einem Start über die Ironman-Distanz kommen technischer Anspruch der Radstrecke und Renndauer seinem Alter mehr entgegen.
Ob es zu einem Start auf Big Island, Hawaii von Armstrong kommt, liegt auch in den Händen von Dopingermittler Jeff Novitzky (FDA). Unabhängig von einer erfolgreichen Hawaii-Teilnahme bleibt es zweifelhaft, ob ein polarisierender Athlet wie Armstrong gut für den Rest Glaubwürdigkeit im Triathlon ist. Ein - berichtenswertes - Spektakel bleibt es so oder so...

Mittwoch, 10. August 2011

Hoffnung auf Start bei Ironman 70.3 WM Las Vegas, Michael Raelert verzichtet auf 70.3 EM Wiesbaden und Ironman WM Hawaii

Es wird die wohl schwerste Entscheidung seiner sportlichen Karriere gewesen sein. Michael Raelert, seit 2009 ungeschlagener Welt- und Europameister im Ironman 70.3 Triathlon muss auf die Titelverteidigung bei den Europameisterschaften in Wiesbaden verzichten. Schlimmer noch wiegt wohl der Verlust des Traums schon 2011 beim Ironman Hawaii zusammen mit seinem Bruder Andreas Raelert zu starten, um einen Platz auf dem Podium zu kämpfen und 1.000.000,- US-Dollar eines Sponsors gewinnen zu können.
Michael Raelert, amtierender Ironman 70.3 Weltmeister und Europameister hofft auf einen versöhnlichen Saisonabschluss bei der Titelverteidigung in Las Vegas. Photo: Ironman.com
Eine hartnäckige Beckenverletzung mit muskulären Dysbalancen verhinderte den Traum des Rostocker Blondschopfs seinen ersten Ironman in Frankfurt am Main zu bestreiten, um danach beim legendären Ironman Hawaii an den Start zu gehen. Sichtlich geschockt und angeschlagen sagte er unter Tränen seinen Start bei dieser Europameisterschaft wenige Tage vor dem Rennen ab.

Ein Hoffnungsschimmer für die Saison 2011 bleibt dennoch bestehen. Noch ist eine Titelverteidigung am 11. September bei den Weltmeisterschaften im Ironman 70.3 im us-amerikanischen Henderson, Las Vegas für den 30-jährigen Superstar drin. „Aus diesen Gründen haben Andreas und ich uns dazu entschieden, in diesem Jahr auf Hawaii nicht gemeinsam an den Start zu gehen und unseren großen Traum auf 2012 zu verschieben. Stattdessen werde ich als neuen Saisonhöhepunkt die Iroman 70.3 Weltmeisterschaft am 11. September in Las Vegas wählen und dort versuchen, meinen Titel aus dem vergangenen Jahr erfolgreich zu verteidigen.“ Eine für den Ironman Hawaii Triathlon angebotene Wildcard wird nicht in Anspruch genommen. Dies wäre auch nicht mit dem Wettkampfethos des jüngeren Bruders von Andreas vereinbar.

Auf Facebook schreibt er sich im Laufe des Tages den Frust von der Seele und erfährt viel Zuspruch von Freunden, Fans, Sponsoren und aus der Triathlongemeinschaft:
„DNS: These words bring me down to the reality of a dark room. I feel so bad complaining about being injured compare for example to the kids and their fams with sma - spinal muscular atrophy - "www.muskeln-fuer-muskeln.org". but it is what it is. I am pretty much sad, frustrated and tired of fighting all the time and get ready for (the) my goals and dreams. I hate to say these words, because they are not in my vocabulary, but I am "giving up". I will not compete in kona.

Right now, I am in the hand of the best specialists (and) docs (josi, uli and christoph) and physio-therapist (fredi) in the world. Special thanks to them already. At the moment I am on Andy's side and I will support him with his kona-preparation as good as I can. Thanks you so much for the lovely comments I've got. They mean a lot me.“

Freitag, 5. August 2011

Armstrongs und Contadors Erben, das Ende vom Radteam HTC-Highroad

Dem kalifornischen Profiteam HTC-Highroad geht die Puste aus. An den Einzelerfolgen gemessen ist das aus den Resten des T-Mobile Teams entstandene Profi-Radteam die erfolgreichste Mannschaft im Peloton der Tour de France der letzten Jahre. Dennoch konnte Eigner und Manager Bob Stapleton keine schwergewichtigen Sponsoren für ein Weiterführen des Engagements oder den Neueinstieg bewegen. Als eine wesentliche Ursache in den Verhandlungen wurden laut Stapleton immer wieder Doping und die Namen der wohl umstrittensten Fahrer im Feld, Lance Armstrong und Alberto Contador, vorgebracht.
Top-Sprinter Mark Cavendish wird als Dauergast bei den Siegerehrungen der Tour de France nach Etappenankünften kaum Probleme bekommen, einen neuen Arbeitgeber zu finden. Photo: Tim de Waele/PowerBar
Der Imageverlust, den die deutsche Medienlandschaft und Werbeindustrie schon seit Jahren skandiert und beklagt ist nun auch im blau-rot-weissen Sorglos-Staat USA angekommen. Ironischerweise würgte ausgerechnet mit Armstrong diejenige Person den Geldhahn für HTC indirekt ab, die massiv für den Enthusiasmus für den Radsport in den USA und auf der Welt gesorgt hatte. Als Nebeneffekt etablierte sich Lance Armstrong als einer der wenigen Sportler mit dem Status einer Weltmarke.
Doch der Nimbus Armstrong bekam Risse. Zu überlegene Siege, diktatorische Verhaltensweisen im Peloton und verschiedenste Dopinganschuldigungen überspannten den Bogen zusehends. Aktuelle Untersuchungen in den USA durch Jeff Novitzky beschädigen mittelfristig wahrscheinlich auch sein mächtigstes Schutzschild vor allzu übellauniger Strafverfolgung. Seine gemeinnützige Organisation Livestrong, die sich dem Kampf gegen Krebs widmet, steht vor einem Imageschaden.

Die Runde der Sponsoren fürchten offensichtlich ebenfalls einen Imageschaden, wenn sie mit der Hydra "Doping im Radsport" in Verbindung gebracht werden. Die aktuellen wirtschaftlichen Turbulenzen in den USA mit der sich immer stärker abzeichnenden nächsten Rezession sind weitere Faktoren für das "NO" der potentiellen Unterstützer, wie dem taiwanesischen Namenssponsor HTC. Potentaten mit einem Geldbeutel für ein Jahresetat von 15 bis 30 Millionen US Dollar sind selbst für die No. 1 im Radsport rar gesät.

Was wird der Radsport daraus lernen? Welches Urteil erwartet Alberto Contador bei seinem Dopingprozess? Welchen Einfluss hat ein Start von Lance Armstrong beim Ironman Hawaii 2012 oder 2013 auf den Triathlon und seine Glaubwürdigkeit? Wird er als Profi oder Amateur antreten? Überwiegen positive oder negative Effekte beim Nutzen einer Wildcard?

Donnerstag, 4. August 2011

Verletzung am Sprunggelenk - Zitterpartie für Andreas Raelert um Start beim Iroman Hawaii Triathlon, Wildcard für Michael Raelert?

Ein Unglück kommt selten alleine im Hause der Raelert Brothers. Zuerst musste Michael Raelert wegen  einer Beckenverwringung und daraus resultierenden muskulären Dysblancen sein Debüt auf der Ironman-Distanz in Frankfurt am Main absagen. Nun hat es wenige Stunden nach Andreas Raelerts Entscheidung den Ironman Regensburg als Charity-Event zu absolvieren einen weiteren Rückschlag gegeben. Ein Unfall führte zu einer Verletzung am Sprunggelenk des Vize-Weltmeisters im Ironman Triathlon.
Der Sommer 2011 hält für Andreas Raelert und seinen jüngeren Bruder Michael Raelert  die ein oder andere nasskalte Dusche bereit. Droht das Worst-Case Szenario "DNS Ironman Hawaii 2011"? Photo: Donald Miralle (Erstpublikation LAVA Magazine)
Eine Bordsteinkante könnte den Hawaii-Ambitionen der beiden Triathlon-Stars endgültig einen fetten Strich durch die Rechnung machen. Beide träumen vom gemeinsamen Start, dem Sprung auf das Podium und last but not least 1.000.000 US-Dollar Preisgeld von einem Ausrüster. Der zweifache Teilnehmer bei den Olympischen Spielen im Triathlon ist an einer Bordsteinkante so unglücklich umgeknickt, dass im komplex aufgebauten linken Sprunggelenk ein kleines Knochenstück abgesplittert ist.

Aktuell plant Andreas Raelert weiterhin seinen Start in Regensburg, um den Qualifikationskriterien der World Triathlon Corporation für die Weltmeisterschaften im Ironman Triathlon zu entsprechen. Ist ein Start oder erfolgreiches Erreichen des Ziels am kommenden Sonntag nicht möglich, verbleiben als einzige Qualifikationsalternativen die nordamerikanischen Ironman in Louisville und Penticton am 28 August.

"Mir ist bewusst, dass ich mit dem Start in Regensburg ein hohes Risiko eingehe. Insbesondere im Blick auf die nötigen Laufumfänge für Hawaii mache ich mir (nach einem Start in Regensburg) ein wenig Sorgen."

Bei den Europameisterschaften in Frankfurt am Main zeigte der ehemalige Nationalkaderathlet, dass er einen Ironman Triathlon auch in guter deutscher Tradition auf dem Rad für sich entscheiden kann und nicht zwangsläufig auf dem Marathon bauen muss. Auf einer wegen Bauarbeiten um mehrere Kilometer verlängerten Radstrecke pulverisierte er den Radrekord von Normann Stadler um sprichwörtliche Welten. Eine etwas schlechtere Laufform sollte seine Ambitionen auf den hawaiianischen Ironman-Thron also nicht zwangsläufig schmälern. Das hohe Restrisiko einer weiteren Schädigung des traumatisierten Sprunggelenks und nachfolgenden Heilungsverzögerung bei einem Start in Regensburg bleibt allerdings weiter bestehen.

Bruder Michael bereitet zwischenzeitlich seine Titelverteidigung im Ironman 70.3 Mitte August in Wiesbaden vor. Gänzlich hat auch er die Hoffnung auf eine erfolgreiche erste Teilnahme beim Ironman Hawaii noch nicht aufgegeben. Die entscheidenden weiteren Schritte können erst nach einem erfolgreichen Start in Wiesbaden folgen, um ein DNS für Kona 2011 abzuwenden.
Eine weitere Möglichkeit neben der Teilnahme an einem der letzten beiden Qualifikations-Events am 28 August ist die Hoffnung auf eine Wildcard durch die WTC. Als amtierender Weltmeister im Ironman 70.3 und nach einer erfolgreichen Formbestätigung durch eine Titelverteidigung bei der EM im Ironman 70.3 am 14. August in Wiesbaden hätte ein dann seit 2009 auf dieser Distanz ungeschlagener Michael Raelert alle Argumente zur Erlangung dieser Wildcard auf seiner Seite. Begünstigend für die Zuteilung eines Freistarts wirken neben den rein sportlichen Aspekten des Bruderduells die Umstände, dass in K-Swiss und PowerBar zwei namhafte Sponsoren des Weltmeisters ebenfalls zu den Partnern der Ironman World Series zählen.
Fraglich ist jedoch, ob Michael Raelert einen Freistart und damit einen Wettbewerbsvorteil (fehlender Ironman vor dem Saisonhighlight) gegenüber seinen Mitbewerbern mit seinem bisher gezeigten Arbeitsethos und seiner Wettkampfeinstellung vereinbaren kann. Folglich erscheint es wahrscheinlich, dass auf diese Option verzichtet wird.

Update vom 07. August 2011, 17:00 Uhr: Andreas Raelert beendet den Ironman Regensburg als 335. der Gesamtwertung mit Splitzeiten von 47:26 Minuten für das Schwimmen, 5:07:39 Stunden auf dem Rad und 4:17:21 im Marathon. Seine Endzeit von 10:21:05 Stunden spielte zwischen 3.350,- und 6.700,- Euro in die Kassen für einen guten Zweck.

Montag, 1. August 2011

Ironman Triathlon, Ursachen und Prognose der Leistungsentwicklung

15 Minuten können eine Ewigkeit sein im weltweiten Spitzensport. Elite-Schwimmer haben über 1500 Meter Schwimmen nach 15 Minuten schon lange angeschlagen. Talentierte Junioren laufen die 5 Kilometer unter der Viertelstunde. In einem Ironman Triathlon ist ein Vorsprung von 15 Minuten zu Beginn des Marathons meist vorentscheidend oder gleichbedeutend mit einem Sieg. Sofern keine unterdurchschnittliche Laufleistung in der Spitze gezeigt wird.
Kristin Möller fehlen zum Favoritinnenschreck noch mindestens 5 Minuten im Wasser und ein wenig Raddruck. Der Marathon ist indessen exorbitant und spielt in der Liga einer Chrissie Wellington und Mirinda Carfae an ihren Top-Tagen. Photo: Ironman.com
Nicht so an diesem Wochenende als Kristin Möller vom Abu Dhabi Triathlon Team nach befriedigender Schwimmleistung (56:16) und solidem Radsplit (5:37:00) auf dem anspruchsvollen Parcours eine unglaubliche 2:41:56 am vergangenen Sonntag in die Wege beim Ironman UK bei ihrem Streckenrekord fräste. Schneller, als je eine Frau einen abschließenden Marathon in einem Ironman bisher gelaufen ist. Rund 4 Minuten schneller, als die derzeitige und Weltbestzeitinhaberin und personalisierte Über-Frau Chrissie Wellington aus Großbritannien. Die spätere Zweitplatzierte Diana Riesler glänzte mit starker Radzeit (5:25:56) und ansprechendem Marathon (3:02:27). Solide war am 31. Juli jedoch nicht genug.

Kristin Möller ist kein Wunderkind. Sie hat als ehemalige Leichtathletin einen soliden Background im Laufen und technisch-konditionelle Vorteile im Vergleich zu anderen Quereinsteigerinnen im Sport.

Andere Quereinsteigerinnen haben bereits Triathlon-Geschichte schreiben können. Wellington schockte nach Ausrufezeichen aber kaum bemerkten Erfolgen, etwa beim Ironman Korea, bevor sie die legitime Nachfolge von Paula Newby-Fraser beim Ironman Hawaii und als Inhaberin der Weltbestzeit antrat. Marino Vanhoenacker und Andreas Raelert haben ihrerseits die Bestmarke von Luc van Lierde pulverisiert und gelten beide als Favoriten für das Podium von Kona.

Die Schwierigkeiten einer verlässlichen Einordnung von Weltbestzeiten im Triathlon und die damit verbundene Verantwortung der Veranstalter wurde bereits ausführlich skizziert. Doch worin liegt die rasante Entwicklung der letzten Jahre im Ironman begründet?

1. Größerer Genpool
Es mag banal klingen, aber durch den Boom im Triathlon über alle Distanzen hinweg steht eine größere Zahl von Talenten zur Verfügung. Wurden in den frühen Jahren des Sports in einer ersten Welle zumeist ehemalige Schwimmer und Radfahrer in der Leistungsspitze entdeckt, folgten die Läufer und weitere - unverbrauchte - Talente mit unterschiedlichsten Biografien.

Die Attraktivität des Triathlonsports sorgte durch die Basisarbeit der Verbände, wie etwa der DTU oder deren föderalen Substrukturen für den Einzug der Sportart in die Schule. Top-Talente werden mittlerweile nicht mehr nur durch wenige engagierte Pioniere aus den Vereinen rekrutiert und ausgebildet. Triathlon findet flächendeckend statt.  Für echte Talente ist die Zeit günstig sich als Triathlon-Profi zu versuchen und wirtschaftlich zu etablieren. 

2. Spezialisierung
Die aktuelle Leistungsentwicklung auf den kurzen Distanzen ist auch einer zunehmenden Spezialisierung geschuldet. Triathlon wird nicht mehr nebenher oder als Quereinsteiger gemacht und damit zunehmend schneller. 

3. Trainingsmethodik
Immer ausgefeiltere, evidenzbasierte Trainingsmethodiken stehen gut ausgebildeten Trainerstäben zur Verfügung. Fehler der letzten 10 Jahre werden weniger häufig gemacht. Forschung und Lehre in den wissenschaftlichen Einrichtungen widmen sich verstärkt den besonderen Anforderungsprofilen der Triathleten. Durchaus auch abgrenzend und vergleichend zu anderen Ausdauersportlern wie Schwimmern, Radfahrern, Läufern und Skilangläufern.

4. Technische Entwicklung
Der Triathlon besticht seit seinem Bestehen durch seine ungezügelte, jugendliche Innovationskraft. Seien es der Triathlonlenker, Aerohelm, Trinksysteme oder das Triathlonrad, die ihren Weg in den Radsport neben vielen anderen Dingen gefunden haben (Lenker: Greg Le Mond, Tour de France 1989).
Einer der ursprünglichen Scott Lenker aka Geweih aus den Anfängen von Triathlon und Multisport auf einem Schwinn Bike. Photo: Bricknd
Neue Materialien  für das Schwimmen (Speedsuits, Neoprenanzüge) und die anderen beiden Disziplinen (Kompressions- und Kühlungskleidung), den Wechsel aber auch für das Training (Kraft- und Wattmessung) sind wichtige Faktoren für die aktuelle Geschwindigkeitsentwicklung.

Mittlerweile sind Sitzpositionsanalyse und biomechanische Einstellung von Rad und Schuhen selbst bei ambitionierten Altersklassenathleten Standard. Tests in Windtunnel sind nicht mehr nur für die Top-Hersteller obligatorisch. Kleinere Hersteller und jeder Top-Profi, der etwas auf sich hält, hat seine Zeit in den kostenintensiven aber zunehmend bezahlbar werdenden High-Tech Strömungskanälen verbracht. Aktuelle Software für das Fahrraddesign enthalten eine Vielzahl von Aerodynamik-Parametern. Aerodynamische Optimierung via Computer Aided Design (CAD) ist in der Entwicklungsphase vor einem ersten Prototypen ebenfalls Standard.
   
Zu den nicht erlaubten Mitteln der technischen Entwicklung zählen natürlich auch verbotene Substanzen und Methoden  - gemeinhin Doping genannt. Deren Einsatz wird sich im Triathlon sicherlich nicht den statistischen Gesetzmäßigkeiten entziehen. Es gibt und gab Dopingfälle im Triathlon, wie es auch Doping in den Ausdauersportarten Schwimmen, Radfahren und Laufen gibt.

5. Ernährung
Mehrfache Weltmeister im Ironman Hawaii Triathlon, wie Mark Allen, Normann Stadler und Chris McCormack mussten ihr Lehrgeld beim Übergang auf die Ironman-Distanz zahlen. Alleine Allen und McCormack vereinen eine beachtliche Anzahl von DNFs und Desastern rund um den kleinen Flecken Lava im Südpazifik auf ihre Personen. Oftmals unterschätzt wurden Aspekte des Stoffwechsels und der Ernährung. Schwitzraten, Mineralverlust, Grund- und Leistungsumsatz, spezielle Kohlenhydratprodukte, Aminosäuren, Fettsäuren und Mikronährstoffe befeuern eine ganze Industrie und unterstützen signifikant die Leistung der Triathleten. Das Bildungsniveau ist in diesen Bereichen noch immer nicht durchgängig auf einem befriedigendem Standard. Erfolgreichen Triathleten gemein ist der Umstand, dass auch diese Puzzleteil sorgfältig ausgearbeitet wurde.

6. Regeneration
Regeneration findet nicht mehr zwischen Weißbier und Schnitzel statt. Neben Aspekten der Ernährung sind weitere physikalische Maßnahmen (Eisbäder, Unterdruckanzüge, Reizstrom, Massagen) ebenso wie Entspannungstechniken im Einsatz.

Ein knappes halbes Dutzend Gründe, die für die aktuelle Leistungsentwicklung sprechen und erweiterbar sind und einer vertiefenden Betrachtung bedürfen. Wagt man einen Ausblick und Prognose auf die Triathlonzeiten im Ironman Hawaii Triathlon sind insbesondere im Laufen und auf dem Rad bei den Männern und in allen drei Disziplinen bei den Frauen weitere Leistungszuwächse zu erwarten.

Selbst für einen anspruchsvollen Ironman, wie den Ironman Hawaii sind Siegerzeiten bei den Männern unter 8 Stunden durchaus realistisch. Abhängig von Witterung, Rennsituation und Taktik der wichtigen Protagonisten am Raceday erscheint die Kombination aus deutlicher Steigerung der Radleistung, kombiniert mit exzellentem Laufsplit als machbar. Aktuell scheinen trotz einiger Widrigkeiten Andreas Raelert, sein Bruder Michael Raelert und vielleicht der ein oder andere Neuzugang aus dem Olympischen Triathlon prädestiniert für die Sub8 auf Big Island. An einem perfekten Tag, bei normal-harten Bedingungen wird man vielleicht schon in den nächsten 3 Jahren Andreas Raelert zustimmen müssen: "Ich gehe davon aus, dass mittelfristig auf Hawaii eine Zeit unter 8 Stunden für einen Sieg realisiert wird."

Steht ein Start beim Ironman Hawaii Triathlon mittels Wildcard von Lance Armstring bevor, wird es wahrscheinlich eine Anpassung der Sitzposition geben. Im Triathlon darf die Sattelspitze deutlich weiter vor der Tretlagermitte positioniert werden, als es die UCI im Radsport erlaubt. Photo: Daniel Norton
Vielleicht schafft dieses Kunststück der Texaner Lance Armstrong. Der mehrfache Gewinner der Tour de France liebäugelt seit einem guten Jahr mit dem Wiedereinstieg in den Triathlonsport, den er sehr erfolgreich als Jugendlicher betrieben hatte. Eine Schwimmzeit von 49 Minuten in diesem Jahr über die 3,8 Kilometer lassen aufhorchen. Eine Radzeit knapp um die 4 Stunden sollte auch für einen Ex-Radprofi eines "Armstrong-Kalibers" noch von einem Marathon deutlich unter 3 Stunden flankiert werden können. Größtes Hindernis für einen Start mittels Wildcard scheint derzeit vielmehr die us-amerikanische Justiz bei ihren Betrugs- und Dopingermittlungen aus US-Postal Zeiten zu sein.

Für die "normalen" Ironman und Langdistanzrennen auf den überaus schnellen Kursen um Klagenfurt und Roth steuert die Marke bei den Herren die magische Grenze von Sub 7:30 und bei den Frauen die Marke von 8:15 an.