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Sonntag, 13. Oktober 2019

Ironman Hawaii im Video-Stream: Jan Frodeno (GER) mit Fabelzeit (7:51:13), Anne Haug (GER) stürmt im Marathon mit drittschnellster aller Kona-Zeiten zum Weltmeistertitel (8:40:10)

Historischer Doppelsieg beim Ironman Hawaii. Bei den Männern holt sich Jan Frodeno (GER) die Triathlon-Krone von Kona mit Streckenrekord zurück, bei den Frauen triumphiert mit Anne Haug erstmals eine Deutsche. Insgesamt sind 5 Deutsche in den Top 10.

Der 12. Oktober 2019 wird nicht nur in der Bucht von Kailua-Kona, Hawaii in die Geschichtsbücher des Triathlonsports Eingang finden. Bei widrigen Bedingungen im Schwimmen über 3,8km, wolkigem und windigem Einzelzeitfahren über 180km und einem Marathon in der Lavawüste Ironman Hawaii holt sich Jan Frodeno (GER) mit einer Fabelzeit von 7:51:13 seinen dritten Weltmeistertitel im IRONMAN Triathlon auf Big Island und deklassiert den Wettbewerb. Silber sichert sich Timothy O'Donnel (USA, 7:59:40) vor Sebastian Kienle (GER, 8:02:04).


Der zweifache Olympiasieger Alistair Brownlee (GBR) muss wie viele andere Titelaspiranten Lehrgang entrichten. Eine hohe Trittfrequenz, eine ökonomisch viel Energie vergeudende Fahrweise auf Radstrecke und die sich aufbauende Hitze im Körperkern lassen ihn aus zwischenzeitlicher Führung und Top 3 purzeln. Nach Laufkilometer 15 machte ihm das Rennen zusehends zu schaffen und er verlor Platzierung um Platzierung.

Titelverteidiger Patrick Lange (GER) wird nach sehr gutem Schwimmen und früher Isolation auf dem Rad aus gleich mehreren Radgruppen nach hinten durchgereicht. Er verliert seinen Streckenrekord über  die Gesamtzeit an Frodeno aus dem Vorjahr, den er sich durch Hilfe auf der Radstrecke und historisch milden Bedingungen sichern konnte. Vielleicht sollte er das Jahr 2019 als Strafe durch die hawaiianische Vulkangöttin Madame Pele einordnen. Lange steigt abrupt aus, als er einen Betreuer am Streckenrand sieht: DNF. Fieber in der Nacht auf den Rennmorgen soll die Ursache der Aufgabe sein, so die Auskunft seines Managements.

Anne Haug (GER) stürmt im Marathon (2:51:07) mit drittschnellster aller Kona-Zeiten zum Weltmeistertitel (8:40:10) an der lange führenden Lucy Charles.Barclay (GBR, 8:46:44) und Sarah Crowley (8:48:13) vorbei. Laura Philipp (8:51:42) und Daniela Bleymehl (9:08:30) runden den erfreulichen Tag aus deutscher Sicht ab.


Einen gebrauchten Tag mit erwischte Titelverteidigerin Daniela Ryf (SUI). Sichtbar kraftlos auf dem Fahrrad fand Sie auch im Marathon nicht zu gewohnter Dominanz und verlor erstmalig ein Rennen im IRONMAN. Auf Instagram berichtete die Schweizerin von einem Magen-DarmVirus. Die vierfache Weltmeisterin beendete das Rennen auf Platz 13.

Ergebnisse
IRONMAN World Championship, Kona, Hawaii – Saturday 12th October 2019
3.8km / 180km / 42.2km

Männer
  1. Jan Frodeno (GER) – 7:51:13
  2. Timothy O’Donnell (USA) – 7:59:40
  3. Sebastian Kienle (GER) – 8:02:04
  4. Ben Hoffman (USA) – 8:02:52
  5. Cameron Wurf (AUS) – 8:06:41
  6. Joe Skipper (GBR) – 8:07:46
  7. Braden Currie (NZL) – 8:08:48
  8. Philipp Koutny (SUI) – 8:10:29
  9. Bart Aernouts (BEL) – 8:12:27
  10. Chris Leiferman (USA) – 8:13:37
Frauen
  1. Anne Haug GER) – 8:40:10
  2. Lucy Charles-Barclay (GBR) – 8:46:44
  3. Sarah Crowley (AUS) – 8:48:13
  4. Laura Philipp (GER) – 8:51:42
  5. Heather Jackson (USA) – 8:54:44
  6. Kaisa Sali (FIN) – 8:55:33
  7. Corinne Abraham (GBR) – 8:58:38
  8. Carrie Lester (AUS) – 8:58:40
  9. Daniela Bleymehl (GER) – 9:08:30
  10. Linsey Corbin (USA) – 9:09:06


Wer die Show mit zahlreichen Führungswechseln verpasst hat, kann neben den Zieleinlaufen auch das ganze Rennen auf Facebook in zwei Teilen nachverfolgen.

  1. 2019 IRONMAN Hawaii Teil 1
  2. 2019 IRONMAN Hawaii Teil 2
  3. Alle Ergebnisse auf Ironman.com

Donnerstag, 10. Oktober 2019

Wer gewinnt den IRONMAN Hawaii Triathlon 2019? Kann Daniela Ryf den Titel verteidigen? Wer soll Jan Frodeno und Alistair Brownlee schlagen?

Der traditionelle Höhepunkt der internationalen Triathlonsaison findet im Oktober beim IRONMAN Hawaii Triathlon in der Bucht von Kona im kleinen Städtischen Kailua-Kona statt. Können die Schweizer und Deutschen erneut die oberste Stufe des Podiums besteigen und Daniela Ryf  erfolgreich die Titel gegen Lucy Charles-Barclay, Anne Haug, Laura Philipp und Co. verteidigen? Wird es tatsächlich ein windiger Tag, wie vorhergesagt? Wie schlagen sich Alistair Brownlee,  Jan Frodeno, Sebastian Kienle, Lionel Sanders und Cameron Wurf als Aspiranten bei widrigen Wetterbedingungen?
Wetter und lokales Mikroklima haben immer einen großen Einfluss auf den IRONMAN Hawaii Triathlon, weil etwa leichtgewichtige Top-Läufer mit Hitze und wenig Wind auf der Radstrecke besser zurechtkommen, als große und schwere Powerbiker. Screenshot: Weather.com
Um die Prognose und den Rennbericht abzukürzen; kein Schwimmrekord wegen zu viel Wellengang und Strömung auf dem Weg zurück, eine starke erste Gruppe mit den Top-Favoriten Frodeno und Brownlee. Aufkommender Wind erschwert den verdeckten oder offenen Einsatz von Domestiken auf der Radstrecke und pulverisiert früh alle Chancen für hitzeoptimierte Nur-Läufer, wie Patrick Lange.


Prognose Männer
  1. Jan Frodeno
  2. Sebastian Kienle
  3. Alistair Brownlee
  4. Lionel Sanders
  5. Cameron Wurf
Prognose Frauen
  1. Daniela Ryf
  2. Lucy Charles-Barclay
  3. Laura Philipp
  4. Anne Haug
  5. Imogen Simmonds

Dann bleibt noch die Frage nach den besten Möglichkeiten den Klassiker in der Nacht vom 12- auf den 13. Oktober 2019 anzuschauen.

Im Internet, natürlich auf Facebook und Ironman Now
Die langjährige Kooperation zwischen der World Triathlon Corporation und Facebook macht sich bezahlt. Die Qualität der Übertragung und technische Stabilität des Live-Streamings haben deutlich gewonnen. „IRONMAN now“ hat sich etabliert. Wer keine Angst vor englischer Dauerberieselung hat, den ein oder anderen unnötigen Schaltungen in die Belanglosigkeit und interessanten Studiogästen hat, ist hier an der richtigen Adresse.

Im öffentlich-rechtlichen Fernsehen in ARD und hessenfernsehen
Auch das öffentlich-rechtliche Fernsehen, mit satten 8 Mrd. jährlichen Einnahmen opulent ausgestattet, kommt seinem Sendeauftrag bei der WM im IRONMAN nach.

Von 18:23 bis 18:48 Uhr schaltet die ARD (das Erste) zum noch immer imposanten Start der Schwimmer in die Bucht von Kailua-Kona, um sich dann von 23:50 bis 3:15 Uhr erneut auf Sendeplatz 1 zu tummeln.

Für weitere Impressionen aus Hawaii sorgt das Angebot im dritten Programm: der HR überträgt von 22:30 bis 3:15 Uhr ebenfall live aus Hawi und vom Alii Drive mit kompetenter Unterstützung von Andreas Raelert und Thomas Hellriegel.

Abgerundet wird die große Show durch ein Live-Streaming auf www.sportschau.de ab 18:22 Uhr. 

Sonntag, 30. Juni 2019

Ironman Europameisterschaft 2019: Die Dramen um Sarah True, Jan Frodeno, Patrick Lange und Sebastian Kienle

Die Mainova IRONMAN European Championship in Frankfurt am Main waren ein dramatisches Event mit vielen technischen Defekten, Fußverletzungen, Magenproblemen, unfreiwilligen Exkursionen in die Botanik, feinstem Sport und großen Dramen und kleinen Gesten. Der Klassiker in Frankfurt hat einmal mehr gezeigt, dass er für die großen Geschichten und epische Rennen gut ist.


Jan Frodeno kommt nach seinem Ermüdungsbruch aus dem Herbst 2018 offenbar in alter Stärke zurück und gewinnt das erstklassig besetzt Rennen in Frankfurt am Main souverän. Photo: Ironman/WTC

Einstand in die Königsklasse des Triathlons nach Maß: Skye Moench präsentiert sich in zwei von drei Disziplinen stark und sichert sich die EM-Krone. Photo: WTC/Ironman

Jan Frodeno, Sebastian Kienle, Franz Löschke als Podium bei den Herren und ein hochdramatisches Rennen bei den Frauen mit der Entscheidung auf den letzten 900 Metern wie in einem Albtraum für Sarah True als Favoritin auf den Sieg und den Verfolgerinnen Skye Moench, Imogen Simmonds und Jen Annett. Anything is possible am längsten Tag des Jahres!
So sehen Sieger aus: Sebstian Kienle, Jan Frodeno und Franz Löschke vervollständigen einen großartigen und spannenden Renntag der Herren beim Ironman in Frankfurt am Main. Photo: WTC/Ironman

Dramatische Szenen um Sarah True und Syke Moench

Die US-Amerikanerin Sarah True zeigt in Frankfurt das vorhergesagte Rennen. Schnell im Wasser, solide aber nicht ganz weit vorne auf und nach dem Radfahren zieht Sie im Marathon unwiderstehlich nach vorne.



Erst wenige Woche liegt das Trauma eines einminütigen Blackouts beim Ironman Cairns zurück. In der Folge wurde die Ernährungsstrategie angepasst. Eine sehr hohe Aufnahme von bis zu drei Litern Flüssigkeit pro Stunde verhindert augenscheinlich nicht die Anzeichen eines nahenden KOs. Kreidebleich, stellenweise taumelnd und torkelnd, scheinen nur wenige Kilometer vor dem Ziel ein Finish und damit die Qualifikation für Hawaii in weite Ferne gerückt. Sie nimmt die Umgebung nur noch beschränkt wahr und ignoriert sogar die Versorgungsstände komplett, während Sie sich umdreht, um imaginäre Verfolgerinnen des Profifeldes im Heer der Alterklassenathleten auszumachen.

Über die physiologischen Hintergründe der Probleme kann nur spekuliert werden. Wurden tatsächlich bis zu 3 Liter Flüssigkeit substituiert, müsste geprüft werden, ob die Lösungen ausreichend Mineralien und Kohlenhydrate entalten haben. Es können zwei Szenarien möglich sein: Entweder war die Lösung zu gering konzentriert oder zu hoch. Im ersten Fall hätte man die Symptome Anzeichen einer "Wasservergiftung", im zweiten Fall müsste der Körper zur Aufnahme der Energie und Mineralien relativ hohen Aufwand betreiben und z. B. Flüssigkeit dem Körper entziehen, um die Konzentration im Verdauungstrakt anzupassen und für die Aufnahme vorzubereiten. Genaues kann uns nur Sarah True und ihr Betreuerteam mitteilen.

Nur noch 900 Meter vor dem Ziel wird True vom medizinischen Dienst und dem Roten Kreuz auf einer Bahre aus dem Rennen genommen. Erinnerungen an das DNF von Paula Newby-Fraser auf dem Alii Drive aus dem Jahr 1995 werden wach. True wehrt sich gegen bis zu sechs Sanitäter, um wie benebelt zurück auf die Strecke gelassen zu werden. Sie will die wichtige Qualifikation für den Ironman Hawaii abhaken. Das System von True ist offensichtlich massiv aus dem Gleichgewicht geraten. Wichtige Mineralien und Kohlenhydrate liegen nach der massiven Flüssigkeitaufnahme zu wenig oder in ungünstigen Verhältnissen im Körper vor. Bei diesem Hitzerennen mit über 36°C greifen jetzt die Schutzmechansimen des Körpers, um die lebenswichtigen Funktionen der Organe zu schützen. Ein zweites DNF innerhalb weniger Wochen ist tragisch und psychologisch für die Athletin sehr belastend.

Zwischenzeitlich läuft Skye Moench an True vorbei, um als Erste ins Ziel zu stürmen. Sie hat wohl erst wenige Meter vor dem Zielkanal auf dem Römerberg realisiert, dass das Spalier der Erstplatzierten gilt: Skye Moench. Wenig Minuten später soll sich Rookie Imogen Simmonds Silber vor Jen Annett sichern.

Frodeno mit Krampf im Hüftbeuger, Kienle tritt in Fremdkörper

Im Rennen der Herren folgt einem Auftakt nach Maß im Langener Waldweg mit Jan Frodeno und  Dylan McNeice an der Spitze und einer großen Lücke das kompakte Feld der Top-Favoriten. Frodeno, mit einem kleinen Krampf im linken Hüftbeuger beim  Schwimmausstieg kämpfend, lässt das Feld der Verfolger mit den weiteren Favoriten Patrick Lange, Sebastian Kienle und Franz Löschke rund 2 Minuten hinter sich.



Kienle tritt sich offensichtlich beim Australian Exit, dem Landgang zur Hälfte der 3,8km langen Schwimmstrecke, unglücklicherweise in die rechte Ferse einen erbsengroßen Steinsplitter ein, Auswirkungen auf den Marathon? Zu diesem Zeitpunkt noch ungeklärt!

Verbremst, Frodeno mit Exkurs in die Botanik und unfreiwiligem Ballastabwurf

Auf der Radstrecke wird es turbulent. Jan Frodeno muss an einem Rechtsabbieger einem etwas zu langsam fahrenden Begleitmotorrad ausweichen und verbremst sich massiv. Nach dem Lösen der Bremsen muss er im Tiefflug über eine Verkehrsinsel springen und einen Exkurs durch eine Senke mit hohem Grasbewuchs anschließen, bevor er zurück auf die Straße geht. Bei dem Manöver, das abgeklärt und stoisch vollzogen wird, verliert "Frodo" zwei Flaschen. Auch die überlebenswichtige schwarze Rahmenflasche mit der Kohlenhydratlösung. Das Kampfgericht klärt in einer Adhoc-Sitzung, dass Frodeno wegen Fremdverschuldens Ersatz seiner Eigenverpflegung zu einem späteren Zeitpunkt aufnehmen darf, muss bei steigenden Temperaturen aber knapp 70 Kilometer ohne Eigenverpflegung auskommen und auf die körpereigenen Energiereserven und ein Notgel im Rahmenfach zurückgreifen.

Defekt für Morrison

Zwischenzeitlich trifft es Kimberly Morrison bei den Frauen mit einem Plattfuß am Vorderrad. Der Versuch mit einem Pannenspray den Reifen zu flicken misslingt und Morrison rollt auf der Strecke der Wechselzone entgegegn - in der Hoffnung, dass der neutrale technische Support noch eintrifft.

Lange mit Plattfuss

Bei Radkilometer 70 hat Patrick Lange, zu dem Zeitpunkt bereits rund 10 Minuten auf die Spitze zurück und deklassiert, mitten in der Innenstadt einen Platten am Vorderrad. Er kann den Schaden am Mantel durch einen neuen Schlauch temporär selbst beheben und verliert knapp weitere 7 Minuten, die sich im weiteren Rennverlauf auf über 47 Minuten auf Platz 1 und 2 aufblähen sollen. Der pechschwarze Tag endet in einer frustrierenden Überrundung durch Frodeno, Kienle und Co. auf der Laufstrecke und Rang 11. Mit dem Finish in 8:47:49 validiert der Träger der Startnummer 1 seinen geplanten Auftritt beim Ironman Hawaii im Oktober 2019.


Das selbst gesteckte Ziel eines Sieges in Frankfurt war nach solidem Schwimmen und einem Radfahren ohne Akzentsetzung und unruhig-kraftlosen Bewegungsbild bereits vor dem Plattfuß in weite Ferne gerückt. Vielleicht war das Ziel bereits vor dem Start in Frankfurt unerreichbar. Es bleibt abzuwarten, wie sich Lange von diesem Rückschlag beim Heimrennen erholen wird und ob und wie er das Stigma des Mannes für mannschaftstaktisch geprägte Hitzerennen zukünftig ablegen kann.

Lange und Bleymehl mit Magenproblemen

Nach eigener Aussage soll der zweifache Weltmeister bereits im Vorfeld die letzten drei Tage Probleme mit dem Magen-Darm Trakt gehabt haben. Dies wäre eine mögliche Ursache für die fehlende Kraft auf dem Rad des schnellen Läufers. Im späteren Verlauf des Marathons kann er keine Nahrung mehr bei sich behalten und muss ganze vier Mal auf die Toilette, angefangen nach dem Abstieg vom Rad vor dem Marathon.

Ebenfalls Probleme mit dem Verdauungssystem im Vorfeld hat Daniela Bleymehl, die nach für Sie enttäuschendem Radfahren als Favoritin auf das Podium nach knapp 5 Kilometern im Laufen aussteigt: DNF.


Die "Kienle aus der Asche"-Show

Sebastian Kienle kämpft derweil bei Radkilometer 125 mit einem Schleicher am Hinterrad, das sich bis in die zweite Wechselzone nahezu komplett entlernt. Der "Kienle aus der Asche"-Show tut dies aber keinen Abbruch. Er kämpft sich an Frodeno heran und gemeinsam geht es in die Wechselzone zum Laufen. Bis dahin zeigt der Weltmeister von 2014 eine beeindruckende Vorstellung, von jahrelangen Problemen mit beiden Achillessehnen ist wenig zu spüren. Wenn da nicht die Sache mit dem Steinsplitter wäre...

Schnell-Operation in der Wechselzone für Kienle

Es folgen bange Momente für Kienle in der Wechselzone. Mit einer kurzen Operation ohne Betäubung oder Narkose, die den Zuschauern an TV und Internet mit weniger stabiler mentaler Konstitution fordern soll, holt die herbeigeeilte Sanitäterin einen tief in der Ferse liegenden rund erbsengroßen Splitter mit einer Pinzette aus der Ferse. Zwischenzeitlich hat man die Befürchtung die Pinzette kommt zum Sprunggelenk wieder heraus.

Frodeno zeigt Sportsgeist, indem er sich unmittelbar vor Kienle in der zweiten Wechselzone vergewissert, dass das Rennen für den Angeschlagenen fortgesetzt werden kann. Frodo verzichtet auf einige Sekunden Vorsprung und mit Tempo und Splitzeiten von 3:30 bis 3:40 geht es auf die ersten Kilometer und den ersten Halbmarathon in rund 1:18 Stunden.

Beherzte Läufe

Kienle läuft in der ersten Hälfte des Marathons sogar auf zunächst 21, später 5 Sekunden Rückstand auf Frodeno auf, um ihn dann sogar einzuholen und sich mit Chuzpe vor den zweifachen Weltmeister von Hawaii und Titelverteidiger von Frankfurt zu setzen. Die Vorentscheidung kommt allerdings bereits 2 Kilometer später, als sich Frodeno durch eine Tempoverschärfung sukzessive von Kienle lösen kann und den Sieg einfährt. Später wird er im Ziel erklären, dass die frühzeitige Tempoverschärfung den Marathon gegen Ende zu einem harten Stück Arbeit hat werden lassen. Gestik und Mimik im Ziel bebstätigen den Eindruck und unterstreichen das taktische Husarenstück von Sebastian Kienle, der nach für ihn herausragendem Schwimmen den Druck trotz widriger Umstände konstant aufgebaut hat.

Ebenfalls beherzt läuft Franz Löschke, der im Marathon nicht ganz so schnell unterwegs wie geplant ist. Jedoch hat er sich mit dem Auftritt in Frankfurt wohl endgültig in die erweiterte deutsche und damit internationale Weltspitze etabliert und neben Platz 3 das Minimalziel der Qualifikaton für die WM in Kona erreicht.

Ergebnisse

Mainova IRONMAN European Championship, Frankfurt am Main, 30.06.2019

Männer

1. Jan Frodeno (GER) 7:56:02
2. Sebastian Kienle (GER) 8:00:01
3. Franz Löschke (GER) 8:17:24
4. Tobias Drachler (GER) 8:23:57
5. Philipp Koutny (SUI) 8:24:56
6. Matt Russell (USA) 8:26:32
7. Patrick Dirksmeier (GER) 8:29:21
8. Bas Diederen (NED) 8:34:59
9. Roman Deisenhofer (GER) 8:43:22
10. Marc Duelsen (GER) 8:44:43

Frauen

1. Skye Moench (USA) 9:15:31
2. Imogen Simmons (SUI) 9:26:01
3. Jen Annett (CAN) 9:36:25
4. Amelia Watkinson (NZL) 9:49:32
5. Saleta Castro (ESP) 10:10:01
6. Petra Eggenschwiler (SUI) 10:14:11
7. Anne Basso (FRA) 10:28:31

Hinweis: Alle Bilder und Facebook-Videos: Ironman/WTC

Donnerstag, 27. Juni 2019

IRONMAN EM in Frankfurt: TV, Livestream, Apps, Prognose - LIVE dabei im Dreikampf von Jan Frodeno, Sebastian Kienle und Patrick Lange

Die Tage werden kürzer und zeitgleich heißer mit Spitzenwerten zwischen 35°C und der magischen Marke um 40°C. Die Nächte bleiben ebenfalls hochsommerlich und am Sonntag, den 30. Juni 2019 steigt das erste große deutsche Saisonhighlight über die Ironman-Distanz im Triathlon. Wer nicht vor Ort sein kann, dem seien folgende Angebote ans Herz gelegt, um TV-Übertragungen, Livestreams und andere Nachrichtenkanäle zur EM im Ironman in Frankfurt am Main am lokalen Baggersee oder daheim in den kühlen vier Wänden in vollen Zügen ohne Hitzeschlag und Sonnenstich genießen zu können.

Die IRONMAN Frankfurt European Championship 2019 verspricht ein Hitze-Spektakel zu werden. Logo: WTC/IRONMAN

Zeit und Ort

Sonntag, den 30. Juni 2019 fällt der erste Startschuss des Tages für die männlichen Profis am Langener Waldsee um 6:25 Uhr. Danach folgen die Damen und die Altersklassenathleten im Respektabstand im sogenannten Rolling-Start in kleineren Gruppen, um das Schwimmen für Einsteiger übersichtlicher zu machen, das Rennen der Profis fairer und das Feld zu Beginn der Radstrecke ingesamt zu entzerren. 

TV und Radio

Der Hessische Rundfunk (hessenfernsehen) überträgt den Ironman Frankfurt ab 6:15 bis etwa um 16:00 und von 21:45 bis 22:05 Uhr im TV und parallel im Internet als ergänzender Livestream mit vielen weiteren Informationen in deutscher Sprache auf www.hessenschau.de. Moderiert wird der vom monatlichen Rundfunkbeitrag finanzierte Großeinsatz des HR von Ralf Scholt und Dirk Froberg mit den bereits bekannten Experten und (Ex-)Profis Thomas Hellriegel und Nicole Leder. Bei den Bedingungen werden Flüssigkeitszufuhr, Nahrung und gerade auch der Mineralhaushalt eine wichtige Rolle spielen. Darum kommt die Einladung von Caroline Rauscher, Ernährungsexpertin für Ausdauersportler, genau richtig.

Beim Muttersender, der ARD sind zusammenfassende Informationsblöcke mit Schaltungen an die Strecke mit Livebildern eingeplant:

  • 12:00 bis 13.00 Uhr
  • 14:00 bis 14:40 Uhr
  • 15:20 bis 15:40 Uhr

Livestream im Internet

Wer es in der Moderation Internationaler haben möchte, kann einmal mehr auf IronmanNow (Facebook) zurückgreifen und die bekannten Gesichter und Stimmen des Veranstalters auf den Bildschirm und Lautsprecher zaubern. Ergänzend können auf Ironman.com der Live-Ticker mit Zusatzinformationen besucht werden und mittels App "Ironman Tracker" Athleten auf dem Second Screen mit den Split-Zeiten, weiteren Statistiken und als Grafik auf einer GPS-Karte in "Echtzeit" verfolgt werden.

Ergänzend sind noch weitere Fachmedien mit ihren Kanälen unterwegs, die aus lizenzrechtlichen und budgetären Gründen jedoch i. d. R. keine Livebilder einspielen können.

Eine Prognose: Wer gewinnen wird?

Patrick Lange wird nachgesagt, dass er nur bei sehr heißen Bedingungen und einer Möglichkeit beim Radfahren ökonomisch über die 180 Radkilometer zu kommen, gewinnen kann. Bisher konnte er bei internationalen Rennen über die volle Distanz "nur" in Texas und beim Ironman Hawaii überzeugen. Das Wetter spielt bei der Auflage 2019 in seine Karten. Der schnelle Schwimmer und Läufer hat im Vergleich zur Hauptkonkurrenz um Jan Frodeno und Sebastian Kienle die größte Körperoberfläche pro Kilogramm Körpergewicht. Frodeno mag es auch gerne warm, muss sich aber deutlich mehr vor einer Überhitzung hüten. Das gilt für den Marathon am Main, wie auch für die Radstrecke im Großraum Frankfurt am Main, die auch dieses Jahr aus organisatorischen Gründen einmal mehr auf knapp 186 Kilometer verlängert werden musste. Kienle kann ebenfalls bei Hitze gut performen, ihm dürften die Konditionen allerdings nicht ganz so liegen, wie den beiden Erstgenannten.

Top 3

Weil Kienle möglicherweise seine Radform noch nicht ganz gefunden und stabilisert hat und auch die ansprechende Laufform im Halbmarathon in den 70.3 Triathlons in der aktuellen Saison noch nicht auf den Marathon verlängert wurde, kommt er in meiner Prognose auf Platz 3, obwohl er sich vorgenommen hat, mindestens einen der beiden Mehrfachgewinner von Hawaii zu schlagen.

Gefolgt wird Kienle von Lange, der im hektischen Rennverlauf auf dem Rad vielleicht zu viele Körner verschießen wird.

Und Frodeno? Der dürfte als Plan A bei dem Wetter und bei etwaigen Mitstreitern, wie Franz Löschke mit einer schnellen Schwimm-Rad Kombination eine Vorentscheidung erzwingen wollen, um 2-5 Minuten Vorsprung auf Lange in die T2 mitzunehmen. Gelingt dies durch die Rennkonstellation und Gegenwehr der Mitbewerber nicht frühzeitig, greift wie zuvor Plan B. Mitfahren und bestmöglich versorgen und die Konkurrenz zur Mitarbeit auf dem Bike animieren. Danach folgt dann: Laufen mit Patrick...

Der Tipp für das Podium: Frodeno, Lange, Kienle

Und die Damen?

In Abwesenheit von Daniela Ryf hat Sarah True viele Karten für den Sieg auf der Hand. Den besten Marathon als letzte Waffe gegen Ende des Rennens trifft viel Erfahrung bei Hitzerennen über kürzere Distanzen und ein DNF bei einem Hitze-Ironman in diesem Jahr. Frankfurt ist Trues Plan-B, um sich für Hawaii zu qualifizieren. Daniela Bleymehl (ehemals Daniela Sämmler) hat zusammen mit Kimberly Morrison und der Newcomerin von den 70.3-Distanzen, Imogen Simmonds oder auch Sarah Lewis die besten Chancen auf das Podium: True, Bleymehl, Morrison ist mein Tipp.



Freitag, 23. November 2018

2018 IRONMAN World Championship 90 minute Highlight show on Facebook

World Triathlon Corporation will air a 90 minute IRONMAN World Championship highlight show exclusively on Facebook on November 24th.
Read the press release below:

2018 IRONMAN WORLD CHAMPIONSHIP BROUGHT TO YOU BY AMAZON SPECIAL 

CELEBRATE 40 YEARS OF DREAMS BY VIEWING THE 2018 IRONMAN WORLD CHAMPIONSHIP BROUGHT TO YOU BY AMAZON SPECIAL THROUGH THE IRONMAN NOW FACEBOOK WATCH CHANNEL

- Special spotlights the historic victories and magic of Kona through the Champions and Inspirational Athletes who compete -

TAMPA, Fla. (November 23, 2018) – For the very first time, the annual IRONMAN® World Championship special will be available on the IRONMAN Now Facebook Watch channel beginning this Saturday, November 24 at 6:00 p.m. ET (11:00 p.m GMT/Midnight CET) for international audiences to view the iconic triathlon that took place on October 13, 2018 in Kailua-Kona, Hawai`i. Since 1978, the IRONMAN World Championship triathlon has showcased not only the limitless physical capability and competitive nature of the top endurance athletes in the world, but also some of the most awe-inspiring and impactful stories of courage and resilience from the age-group athletes and everyday individuals competing alongside them. To tune in, check out the IRONMAN Now Facebook page at Facebook.com/IRONMANnow/.

Producing this year’s 90-minute show is Amaury Sport Organisation (A.S.O.), a best-in-class television production company that is highly experienced in coverage of endurance sports events such as the Tour de France to audiences around the world. The broadcast includes more camera angles than ever before and aerial imagery that will put viewers into the heart of the race, showcasing the amazing beauty and grueling conditions that the island of Hawai`i is known for.

Click on the following link for a preview of this year’s broadcast: Youtube.com/watch?v=moVDY_8NWtE

The broadcast special spans from the pre-race build-up beginning with body marking to the final hours of the nighttime finish, unveiling the intensity, emotion, physical demands and dramatic competition of the 2.4-mile swim, 112-mile bike and 26.2-mile run across the rugged Hawaiian terrain. With approximately 2,500 registered athletes, the 40th Anniversary year marked the largest field ever with athletes from a record breaking 82 countries, regions and territories, proving that ANYTHING IS POSSIBLE®.

Among the features of this year’s IRONMAN World Championship special: Exclusive interviews from current and former World Champions and other professional IRONMAN® athletes during a record setting day.

Defending women’s IRONMAN World Champion Daniela Ryf of Switzerland looks to make history and join an elite group by claiming a fourth consecutive victory as 2017’s second-place finisher Lucy Charles of Great Britain looks to top the podium. Germany’s Anne Haug looks to make a name for herself at this year’s event.

With a perfect display of form and strength, course record holder and last year’s champion Patrick Lange of Germany battles the likes of Belgium’s Bart Aernouts, Great Britain’s David McNamee and American Tim O’Donnell.

Mother of five, lawyer, entrepreneur and cancer survivor, Rachel Brenke takes on the ultimate test while redefining what it means to be a modern-day superwoman. Leigh Chivers, who has suffered great personal tragedy following the loss of his wife and young son, looks to honor them while competing at the IRONMAN World Championship Brothers Brent and Kyle Pease motivated by the Hoyts are the epitome of ANYTHING IS POSSIBLE. Born with cerebral palsy, Kyle turned to his brother Brent to help him complete his dream of becoming an athlete.

At the 2018 IRONMAN World Championship brought to you by Amazon, they attempt to become only the second special team in history to complete the course. A programming fixture for IRONMAN, the IRONMAN World Championship special has garnered 55 Emmy Award nominations with 17 Emmys along with many other accolades. For more information about the IRONMAN World Championship, visit www.ironman.com/worldchampionship.

Mittwoch, 24. Oktober 2018

Das Patrick Lange Dilemma, reloaded. Sind 4,1 Watt pro Kilogramm beim Ironman Hawaii ausreichend?

Die kurze und knapp Antwort für die Fragestellung im Titel lautet für den IRONMAN Hawaii 2018: Ja! Ein etwas genauerer Blick lohnt sich trotzdem. In einem Artikel vor zwei Jahren habe ich mich mit den postulierten und indirekt kommunizierten Wattleistungen von Patrick Lange auf dem Zeitfahrrad von 3,9 Watt pro Kilogramm Körpergewicht im Jahr 2016 beschäftigt. Dabei wurde das Dilemma eines leichtgewichtigen Läufers im Spannungsfeld von relativem und absolutem Kraftaufwand auf dem Rad skizziert. Bei seiner Titelverteidigung 2018 musste Lange nach eigener Aussage gegenüber SPORT1 vom 23.10.2018 ca. 4,1 W/kg aufbringen, also eine tatsächliche Leistung in einem "Bereich von knapp über 250 Watt", wie der Weltmeister erklärt. Vielleicht stellt Lange die Daten seines Powermeters nach  Ende seiner Karriere der Wissenschaft und Allgemeinheit zur Verfügung. Die neuen Daten sind Grund genug, den ursprünglichen Artikel mit einem Update am Artikelende zu versehen. [1, 2, 3, 4]


  1. Das Patrick Lange Dilemma: 4 Watt pro Kilogramm oder Watt absolut beim Ironman Hawaii?
  2. Ein Weltmeistertitel in Teamarbeit, Patrick Lange sichert sich mit Hilfe von Andreas Dreitz erneut IRONMAN Hawaii
  3. Video: Patrick Lange besucht nach Sieg bei Ironman auf Hawaii SPORT1: Ironman-König zu Besuch bei SPORT1
  4. Video: Q&A Patrick Lange inkl. Wattangaben

Mittwoch, 17. Oktober 2018

IRONMAN Hawaii 2018 verpasst? Hier kann man mehr als 9 Stunden Liveberichterstattung erneut erleben

Es soll Triathletinnen und Triathleten geben, die in der Nacht vom 13. auf dem 14. Oktober geschlafen haben oder anderweitig verhindert waren, weil zum Beispiel kein guter Internetempfang bestanden hat.
In zwei Teilen steht noch immer die 40. Auflage der IRONMAN Hawaii Triathlon Weltmeisterschaft zur Verfügung. Ein guter Zeitvertreib für dunkle Herbst- und triste Wintertage. Screenshot: IronmanNow auf Facebook,com

Auf Facebook kann man in zwei Teilen weiterhin einen großen Teil des Spektakels der 40. Auflage des IRONMAN Hawaii Triathlons mit den purzelnden Rekorden beim Schwimmen (Damen und Herren), auf der Radstrecke (Damen und Herren) und für die Gesamtstrecke (Damen und Herren) über 3,86km Schwimmen, 180km Radfahren und 42,195km Laufen, die Podiumsplatzierungen von Daniela Ryf (SUI), Lucy Charles (GBR), Anne Haug (GER) bei den Frauen und von Patrick Lange (GER), Bart Aernouts (BEL) und David McNamee (GBR) bei den Herren nacherleben. Moderiert wird der Streaming-Marathon von Greg Welch, Michael Lovato und Dede Griesbauer, sowie diversen Studiogästen, wie Jan Frodeno.

Das ZDF zeigt seine Reportage mit den Co-Moderatoren Timo Bracht, Daniel Unger und Gast Jan Frodeno bis zum 13.01.2019 - ebenfalls im Internet. Bookmark für die miesen Novembertage! 


Ergebnisse 
Hawaiian Ironman World Championships
Kailua-Kona, Hawaii, USA
13. Oktober 2018
Schwimmen 3,86k - Radfahren 180k - Laufen 41,195k

Frauen
1. Daniela Ryf (SUI) 8:26:16 (57:26 - 4:26:07 - 2:57:05)
2. Lucy Charles (GBR) 8:36:32 (48:13 - 4:38:11 - 3:05:50)
3. Anne Haug (GER) 8:41:57 (54:19 - 4:47:45 - 2:55:22)
4. Sarah True (USA) 8:43:32 (52:04 - 4:49:19 - 2:57:38)
5. Mirinda Carfrae (AUS) 8:50:44 (58:16 - 4:46:05 - 3:01:41)
6. Sarah Crowley (AUS) 8:52:29
7. Kaisa Sali (FIN) 8:54:26
8. Angela Naeth (CAN) 8:57:34
9. Corinne Abraham (GBR) 8:58:57
10. Lindsay Corbin (USA) 9:01:55  

Herren
1. Patrick Lange (GER) 7:52:30 (50:37 - 4:16:05 - 2:41:32)
2. Bart Aernouts (BEL) 7:56:41 (54:07 - 4:12:26 - 2:45:42)
3. David McNamee (GBR) 8:01:09 (49:31 - 4:21:19 - 2:46:03)
4. Timothy O'Donnell (USA) 8:03:17 (47:45 - 4:18:46 - 2:52:34)
5. Braden Currie (NZL) 8:04:41 (49:28 - 4:17:18 - 2:53:39)
6. Matt Russell (USA) 8:04:45
7. Joe Skipper (GBR) 8:05:54
8. Andy Potts (USA) 8:09:34
9. Cameron Wurf (AUS) 8:10:32
10. Michael Weiss (AUT) 8:11:04

Links der Artikel rund um den IRONMAN Hawaii 2018:

Sonntag, 14. Oktober 2018

Ein Weltmeistertitel in Teamarbeit, Patrick Lange sichert sich mit Hilfe von Andreas Dreitz erneut IRONMAN Hawaii

Kommentar: Patrick Lange (GER) konnte trotz überraschend schwacher Schwimmleistung von 50:37 Minuten bei klimatisch extrem schnellen Bedingungen während der 42. Auflage des IRONMAN Hawaii Triathlons im 40. Jahr des Bestehens einen neuen Rekord aufstellen, der wahrscheinlich für eine gefühlte Ewigkeit unangetastet bleiben dürfte.

Rekordjagden
Kaum spürbarer Wind von oft nur 6-18km/h, leichter Regen beim Radfahren und erst spät durch die Wolken durchbrechende Sonne beim Laufen sorgten für die passenden Rahmenbedingungen, um bei herausragenden 7:52:30 Stunden die große Uhr am Alii Drive in Kailua Kona stoppen zu lassen: historischer Streckenrekord. Diese Sub8 sollte neben den Rekorden in der Damenkonkurrenz durch Daniela Ryf (SUI) und Lucy Charles (GBR) nicht die einzige Sensation des Tages bleiben. Kontroversen blieben ebenfalls nicht aus... 
Beeindruckend präsentierte sich der ehemalige Radprofi Cameron Wurf (AUS), der nach Rekord auf der Radstrecke im Jahr 2017 diesen noch einmal um satte 3 Minuten verbesserte: 4:09:06 Stunden für 180km Zeitfahren sind exorbitant. Ein 9. Gesamtplatz untermauert Wurfs Aussagen, dass ein Rekord auf dem Zeitfahrrad nur taktisches Nebenprodukt und nicht hauptsächliches Ziel gewesen sei.

Einen weiteren Rekord stellte der ehemalige Profi Jan Sibbersen (GER) im Schwimmen auf, der mit dem alleinigen Ziel angetreten war, die Bestzeit von Lars Jorgensen (SWE, 46:41, 1998) zu brechen. Nach ausgiebiger Feier in der T1 musste der um 11 Sekunden unterbotene Rekord im Anschluss noch durch ein Finish im Zeitlimit validiert werden. Die Uhren stoppten für den Routinier und Manager von Lange bei 10:37:33 Stunden (46:30 - 5:12:52 - 4:26:26).

Die Verlierer des Tages
Zu den großen Verlierern des Tages müssen der vielfache Weltmeister auf diversen Distanzen Javier Gomez Noya (ESP), der ehemalige Vize-Weltmeister Lionel Sanders (CAN), Triathlon-Ikone Jan Frodeno (GER) und Mehrfach-Weltmeister Sebastian Kienle (GER) gezählt werden.

Für die beiden erstgenannten Idole steht Denkarbeit auf dem Programm der nächsten Wochen. Gomez muss sich entscheiden, ob er sich mehr Zeit für den Wechsel auf die Langstrecke gönnt. Die gezeigte Form war für den IRONMAN Hawaii an einem Tag mit sehr wenig Wind für ein Plätzchen auf dem Podium nicht ausreichend. Gomez muss sich selbst die Frage beantworten, ob er mehr Arbeit und Lebenszeit in das Radfahren in Aeroposition investieren möchte. Dagegen steht die wohl letztmalige Chance noch einmal die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen anzugreifen, um die bestehende Silbermedaille von 2012 aufzuwerten.

Der gestürzte Vize-Weltmeister Sanders wird sich nach seinen ernährungstechnischen Eskapaden und zweifachen massiven Änderungen der Rahmengrößen und Sitzpositionen mit signifikantem Gewichts- und Dauerleistungsverlust auf dem Rad beim Blick auf die wohl einmalig für besonders schwere Athleten gestrickten Wetterbedingungen hoffentlich auf seine Stärken zurückbesinnen und Hilfestellung qualifizierter Personen zulassen. So könnte Sanders den eingeschlagenen Weg zu individueller Spitzenleistung abkürzen und wiederkehrende Fehler im Tapering und Training vermeiden.

Jan Frodeno, schnellster Mensch auf der Langstrecke, Olympiasieger, zweifacher IRONMAN Hawaii Champion und aktueller IRONMAN 70.3 Weltmeister dominierte die Saison 2018 beliebig, bevor er sich mit einem Ermüdungsbruch wenige Wochen vor dem IRONMAN Hawaii als absoluter Top-Favorit von der Startliste verabschiedete: DNS. „Frodo“ wird mit Blick auf die verbleibende, von ihm selbst festzulegenden 1-3 Jahren „Restlaufzeit“ als Profi auf absolutem Top-Niveau den herausragenden äußeren Bedingungen des Jahres 2018 nachdenklich hinterher schauen. 2018 war eine verpasste Chance einmal mehr Geschichte im Triathlon zu schreiben und sich endgültig unsterblich zu machen.

Sebastian Kienle verlor nach für ihn gutem Schwimmen und passender Gesellschaft (Wurf, Lange) die Fortune in den Lavafeldern. Technischer Defekt (unmotivierte Schaltvorgänge, fehlerhafte Ausrichtung des Hinterrads im Hinterbau), Ersatz-Hinterrad und Verlust der guten Position paarten sich mit einer erneut aufbrechenden Verletzung an der linken Achillessehne zur sehr viel Frustration und Sorgen über die sportliche Zukunft: DNF aus gesundheitlichen Gründen. Aus diesem tiefen Tal muss sich der ehemalige Weltmeister im IRONMAN Hawaii und im IRONMAN 70.3 in naher und mittlerer Zukunft erst einmal selbst mit der ihm typischen Akribie und Sorgfalt hocharbeiten und befreien.

Taktische Finessen und Abgebrühtheit
Im Rennen der Top-Profis um den Titel überraschte Lange mit einer taktischen Variante, die augenscheinlich aus der Not geboren war. Langes Teamkollege Andreas Dreitz setzte sich nach Langes „Debakel“ im Schwimmen mit Blick auf die eigene Platzierung augenscheinlich uneigennützig direkt vor den Titelverteidiger, um ihn in die erste große Verfolgergruppe mit den anderen Top-Favoriten und Laufgranaten zu katapulieren und im weiteren Verlauf vor Angriffen zu schützen.

Ob dieser Titel, auf die Gesamt-Wettkampfzeit betrachtet, nicht zu 50% Dreitz gehört, muss zur Diskussion gestellt werden. „Ohne Andi (Dreitz) wäre der Sieg nicht möglich gewesen“ sollte sich Lange später mehrfach bei seinem 2018 wohl wichtigsten Mitbewerber und Helfer bedanken. Hätte Lange ohne Dreitz gewonnen? Möglicherweise. Vielleicht hätten aber auch die guten, bzw. sehr guten Läufer Bart Aernouts (BEL), David McNamee (AUS), Timothy O'Donnell (USA) oder Braden Currie (NZL) den Marathon verhaltener und strategischer gestaltet und wären Lange allesamt unwiederbringlich enteilt. Eine Retrospektive hilft allenfalls bei der Einordnung des Rennverlaufs.

Rechtlich- formale und sporthistorisch-moralische Diskussionsebenen
Entspricht dieser Titelgewinn mit „Teamunterstützung“ dem Charakter des IRONMAN Hawaii? Der ursprünglichen Definition sicherlich nicht und auch nicht der Mentalität vieler Profis aus Deutschland oder der anderen Nationen mit starken Radfahrern. Sportarten entwickeln sich weiter. Das Zustandekommen des Titelgewinns bei den Herren ähnelt der Triathlon-Variante auf den kurzen Distanzen deutlich mehr, als das Zustandekommen des Podiums bei der Frauenkonkurrenz.

Zur Relativierung, Einordnung und der Vollständigkeit halber muss aber auch erwähnt werden, dass dem Duo Lange-Dreitz mit der legalen Teamarbeit auf dem Rad keine neue Erfindung gelungen ist. Im Wasser ist Wasserschatten eine taktische Selbstverständlichkeit, dito der Windschatten im Marathon. Illegale und legale Zweckgemeinschaften, Domestiquen und Wasserträger gab es auf der Langstrecke im Radfahren etwa im Umfeld von Chris McCormack (Kieran Doe) oder von weiblichen Profis mit aus der sozialen Peergroup stammenden männlichen Pacern der Altersklassen schon immer.

Festzuhalten bleibt, dass sich Lange und Dreitz spätestens nach einer einmaligen mündlichen Intervention eines Kampfrichters über ca. 8-9 Sekunden in der frühen Phase auf dem Rad voll im legalen Rahmen bewegt haben (IronmanNow Teil I ab Zeitmarke -2:25:43 bis -2:24:50 Restlaufzeit, -2:24:00 bis -2:22:45, -2:13:50 bis -2:11:30, (...), -0:15:45 bis -0:13:35, -0:08:30 bis -0:07:40, etc.). Die Regeln sind bezüglich einer Hilfestellung im Rahmen des erlaubten Abstands auf der Radstrecke klar und eindeutig:

Section 2.02 OUTSIDE ASSISTANCE
(a) An athlete may not subordinate his/her race ambitions solely for the benefit of another athletes race ambitions. The penalty for this will be disqualification of both athletes; (DSQ of both athletes)
Section 2.02 ASSISTANCE
(a) Assistance provided by Race Referees or Race Officials (including official Event volunteers) is allowed but such assistance is limited to: providing drinks, nutrition, mechanical and medical assistance, and other necessary assistance (as may be approved by the Event Director or Head Referee).
(b) Athletes competing in the same Race may assist each other with incidental items such as, but not restricted to: nutrition and drinks after an aid station, pumps, tires, inner tubes, and puncture repair kits;
(c) Athletes may not provide any item of equipment to an athlete competing in the same Race if it results in the donor athlete being unable to continue with his/her own Race. Such equipment includes but is not restricted to: shoes, complete bicycle, frame, wheels, and helmet. The penalty for this will be disqualification of both athletes; and
(d) Unless otherwise preapproved by the Event Director or Head Referee, no athlete shall intentionally cause the physical forward progress of another athlete on any part of the course during the Race. The penalty for this will be disqualification.
Rechtlich- formale und sporthistorisch-moralische Diskussionsebenen werden gerade in den sozialen Medien, Foren aber auch in Vlogs, Artikeln oder Kommentaren (Meinungen, Opinion pieces) von Kollegen vermischt und erschweren die Einordnung zusätzlich: Lange hat sich durch die Umstände der Titelverteidigung selbst für Kritik an der Art und Weise seines Triumphes exponiert.

Zurück zum Regelwerk und seiner Auslegung. Dreitz hat auf der Radstrecke sein Tempo angepasst und gedrosselt, darauf geachtet Lange nicht zu verlieren oder ihn energetisch oder muskulär zu überfordern. Nach dem Zusammenschluss mit der großen Verfolgergruppe hat Dreitz im Stil eines Domestiquen bei der Tour de France das Tempo für das virtuelle Maillot Jaune - auch durch die Passivität im Feld möglicher Lange-Konkurrenten - erfolgreich relativ gleichmäßig gestalten können, Spitzen ausgebügelt, indirekt oder direkt Ausreißversuche unterbunden. Den Rückstand von Lange auf die enteilten Ausreißer Wurf, Andrew Starykowicz (USA) und Josh Amberger (AUS) hielt Dreitz quasi im Alleingang in Grenzen - ohne dabei seinen Teamkollegen nach hinten aus der Gruppe zu verlieren.
Hat Dreitz, der bei seinem Debüt mit Rang 13 nur knapp an den eigenen Zielsetzungen einer Platzierung in den Top 10 vorbeigeschrammt ist, seine „Wettkampfambitionen nur zum Nutzen eines anderen Athleten Wettkampfambitionen“ zurückgestellt (vgl. Section 2.02a, Outside Assistance)? Eher nicht, daher durfte und konnte der Paragraph nicht für eine Disqualifikation herangezogen werden. Grundsätzlich erscheint mir der positive Nachweis eines Verstoßes gegen diesen Paragraphen sehr schwer in der Praxis umsetzbar. In dubio pro reo.

Durch das Verhalten des Duos Lange-Dreitz in Kombination mit der kurzen Intervention des Kampfrichters, der  zuvor in der FAZ geäußerten Kritik von Frodeno und Kienle an einer Überdehnung des Regelwerks in der Vergangenheit ergibt sich in Teilen der Szene ein Imageproblem für den bekennenden Fan der hawaiianischen Mythologie Lange. Abgeschwächt strahlt dieses Image auch auf Dreitz, das Team und Langes Hauptsponsor und Radausrüster ab.

Über Stil und taktische Variabilität kann man diskutieren, die offensichtliche Regelkonformität inkl. aller Tatsachenentscheidungen am Renntag durch die Kampfrichter sind meines Erachtens kein Diskussionsgegenstand mehr und sollten bei allen Kontroversen und aller Emotionalität als Fakt gewürdigt werden.

Eröffnet der IRONMAN Hawaii 2018 erneut die Diskussion über die Länge der Windschattenbox?
Diskutieren kann man hingegen darüber, ob 12 Meter Abstand beim Radfahren bei den Profis ausreichend sind oder ob die World Triathlon Corporation (WTC) für die eigenen Rennen dem Vorbild der Challenge-Serie folgen sollte. Dort verhindern satte 20 Meter Windschatten-Verbotszone auf dem Rad eine Vorteilsnahme bei der Einhaltung der Regeln. Bei diesem Abstand sind anders als bei 12 Metern im IRONMAN fast keine Energieersparnisse in Form der aufzubringenden Wattzahlen messbar und folglich auch nicht nutzbar.

Vielleicht eröffnet die volle Ausnutzung des Regelwerks beim IRONMAN Hawaii 2018 der Herren die Diskussion über eine sinnvolle Länge der Windschattenbox erneut. Traditionalisten, die starken Radfahrer und auch die Radindustrie werden ihre Argumente gerne in die Waagschale werfen. Die schnellen und leichten Läufer dürften von einer größeren Drafting-Verbotszone nicht profitieren, sofern sie sich nicht deutlich beim aufzubringendem relativen Kraftaufwand auf dem Rad in der optimal möglichen Zone von mehr als 4 Watt pro Kilogramm Körpergewicht bewegen. Bei einer anstehenden Regeländerung hätte sich der durch sein Verhalten als Impulsgeber agierende Weltmeister für den Preis eines zweiten Titels selbst dauerhaft benachteiligt. Welch' Ironie des Schicksals.

Prognose
Tūtū Pele (Madame Pele) schenkte dem IRONMAN Hawaii zur 40. Auflage besonders schnelle Bedingungen und taktische Optionen. Ob die hawaiianische Göttin von Vulkan und Feuer das Ergebnis der WM der Männer belohnt? Das muss die Zukunft weisen. Karma is a bitch...


Hawaiian Ironman World Championships
Kailua-Kona, Hawaii, USA
13. Oktober 2018
Schwimmen 3,86k - Radfahren 180k - Laufen 41,195k

1. Patrick Lange (GER) 7:52:30 (50:37 - 4:16:05 - 2:41:32)
2. Bart Aernouts (BEL) 7:56:41 (54:07 - 4:12:26 - 2:45:42)
3. David McNamee (GBR) 8:01:09 (49:31 - 4:21:19 - 2:46:03)
4. Timothy O'Donnell (USA) 8:03:17 (47:45 - 4:18:46 - 2:52:34)
5. Braden Currie (NZL) 8:04:41 (49:28 - 4:17:18 - 2:53:39)
6. Matt Russell (USA) 8:04:45
7. Joe Skipper (GBR) 8:05:54
8. Andy Potts (USA) 8:09:34
9. Cameron Wurf (AUS) 8:10:32
10. Michael Weiss (AUT) 8:11:04

Links der Artikel rund um den IRONMAN Hawaii 2018:

Freitag, 12. Oktober 2018

Wer gewinnt den IRONMAN Hawaii Triathlon 2018? Können Daniela Ryf und Patrick Lange die Titel verteidigen?

Der traditionelle Höhepunkt der internationalen Triathlonsaison findet im Oktober beim IRONMAN Hawaii Triathlon in der Bucht von Kona im kleinen Städtischen Kailua-Kona statt. Können die Schweizer und Deutschen erneut die oberste Stufe des Podiums besteigen und Daniela Ryf erneut oder gar Patrick Lange erstmalig erfolgreich die Titel verteidigen? Wie haben sich die Top 10 der vergangenen WM bis zum Tag geschlagen? Ist mit den Newcomern zu rechnen? Welchen Einfluss haben die Umstände, wie Wetter (Wind, Sonne, Temperatur, Niederschlag) und das verletzungsbedingte Ausscheiden von Jan Frodeno auf Renntaktik und Rennverlauf?
Wetter und lokales Mikroklima haben immer einen großen Einfluss auf den IRONMAN Hawaii Triathlon, weil etwa leichtgewichtige Top-Läufer mit Hitze und wenig Wind auf der Radstrecke besser zurechtkommen, als große und schwere Powerbiker. Screenshot: Weather.com

Fakt ist, dass durch den Ermüdungsbruch von Jan Frodeno im Becken einigen Podiumsanwärtern ein Stein vom Herzen gefallen ist, wenngleich der DNS (Did not start) des absoluten Top-Favoriten zugleich eine Bürde ist, weil ein Makel über dem Titel der Herren schwebt. Hier bleibt festzuhalten, dass nur die Athleten geschlagen werden können, die es gesund an die Startlinie schaffen und damit ist die wesentliche Aussage bezüglich einer Würdigkeit des späteren Siegers getroffen. Der IRONMAN Hawaii hatte schon immer Umfälle, Verletzungen und Krankheiten der Top-Stars gesehen. Spannend war es immer.

Die Auflage 2018 wird auf jeden Fall nicht einen Jan Frodeno gemeinsam mit Josh Amberger dem Feld enteilen sehen. Vielmehr dürfte mit Andrew Starykowicz ein Swim-Biker im ersten Drittel der Radstrecke auf Amberger auffahren und das Duo dürfte das Heil in der Flucht auf der Jagd nach einem Platz in den Top 10 suchen – ohne Gomez, Lange. Zwischenzeitlich könnte sich neben einer großen 30-köpfigen Führungsgruppe der D-Zug, bestehend aus den Überbikern Cameron Wurf, Lionel Sanders und Sebastian Kienle bilden und mit etwas Glück bereits auf dem Weg nach Hawi und spätestens auf dem höllisch schnellen und von Seitenwinden geprägten Weg zurück nach Kaiwaihae vom Feld lösen, um sich den nötigen Vorsprung vor den Top-Läufern zu erarbeiten. Ob es reicht bestimmen nicht nur Taktik, Renndynamik und Tagesform.

Die größte Variable bleibt weiterhin das Wetter und dieses wird einen maßgeblichen Einfluss auf die Renndauer, insb. die Radzeit und die Laufzeit nehmen. Aus diesem Grunde sind auch 4 Szenarien in die Prognose eingeflossen, um dies abzubilden. Schließlich gab es auch vergleichsweise regnerisch-kühle Auflagen, wie 2006, als Normann Stadler seinen zweiten Titel sichern konnte. Bei den Herren zählen sicherlich Lionel Sanders, Sebastian Kienle, Javier Gomez und Patrick Lange zu den Männern mit den schlechtesten Wettquoten auf Podium.

Bei den Frauen könnte eine entfesselt schwimmende Lucy Charles die Herren im virtuellen Duell um die schnellste Schwimmzeit düpieren, wenn diese eher taktisch die erste Disziplin angehen sollten. Charles kann in meinen Augen auch als erste Frau nach dem Radfahren den Marathon in Angriff nehmen und Ryf fordern, wie es eigentlich nur Chrissie Wellington konnte. Es bleibt hoffentlich bis zum Energy Lab richtig spannend. Die Plätze dahinter richten sich nach Wetter und Tagesform, wobei hier vielleicht auch die ein oder andere der Kona-Debütantinnen, wie etwa Anne Haug, Sarah True oder Helle Frederiksen trotz verletzungsbedingtem Laufdefizit starke Akzente setzen könnten. 

Anbei die Prognose, gemäß der Wahrscheinlichkeit, dass das Wetter entsprechend eintrifft. Sanders wird bei kühl-regnerischem Wetter möglicherweise Probleme mit der Energiezufuhr in Form von Kohlenhydraten bekommen, weil er ausschließlich auf Flüssigkeit setzt, die er bei mäßigen Temperaturen und Hitze nicht am geplanten Limit nutzen kann. Die Folge sind wahlweise ein Kohlenhydratdefizit oder klassisches "Overdrinking".


Kühl (und regnerisch) mit wenig Wind
  1. Javier Gomez
  2. Sebastian Kienle
  3. Lionel Sanders
  4. Cameron Wurf
  5. Patrick Lange
  6. Braden Currie
  7. Patrick Nilsson
  8. David McNamee
  9. Andy Potts
  10. Andreas Dreitz
  1. Daniela Ryf
  2. Lucy Charles
  3. Sarah True
  4. Mirinda Carfrae
  5. Helle Frederiksen
  6. Anne Haug
  7. Liz Blatchford
  8. Sarah Crowley
  9. Emma Pallant
  10. Heather Jackson
Hitze mit wenig Wind
  1. Sanders
  2. Lange
  3. Gomez
  4. Kienle
  5. Currie
  6. McNamee
  7. Nilsson
  8. Wurf
  9. Potts
  10. James Cunnama
  1. Ryf
  2. Charles
  3. Kaisa Sali
  4. Carfrae
  5. Frederiksen
  6. Haug
  7. True
  8. Pallant
  9. Crowley
  10. Cheetham
Hitze mit ordentlichem oder extremem Wind
  1. Sanders
  2. Kienle
  3. Currie
  4. Wurf
  5. McNamee
  6. Nilsson
  7. Lange
  8. Gomez
  9. Cunnama
  10. Hanson
  1. Ryf
  2. Charles
  3. Frederiksen
  4. Haug
  5. Jackson
  6. Carfrae
  7. Blatchford
  8. True
  9. Crowley
  10. Pallant
Kühl (und regnerisch) mit ordentlichem oder extremem Wind
  1. Kienle
  2. Sanders
  3. Gomez
  4. Wurf,
  5. Dreitz
  6. McNamee
  7. Currie
  8. Lange
  9. Nilsson
  10. Cunnama
  1. Ryf
  2. Charles
  3. Frederiksen
  4. True
  5. Haug
  6. Jackson
  7. Blatchford
  8. Crowley
  9. Pallant
  10. Cheetham
Links der Artikel rund um den IRONMAN Hawaii 2018:

Mittwoch, 10. Oktober 2018

Kommentar: Rumble in the Djungle: Sebastian Kienle und Jan Frodeno schießen im Interview mit der FAZ gegen Patrick Lange

Michael Eder, dafür bekannt auch im Ressort Sport der FAZ durchaus die etwas unangenehmeren Themen anzusprechen, hat in den letzten Tagen einige bemerkenswerte Artikel veröffentlicht. Neben einem gefälligen Interview mit Seriensiegerin Daniela Ryf aus der Schweiz, einer soziologischen Einordnung des Körperkults vieler Triathletinnen und Triathleten, der aus menschenrechtlicher Sicht diskutablen Rolle des Bahrain Endurance Teams und Nasser bin Hamad Al Khalifa als Mitglied des Königshauses erheben im dritten Artikel die beiden Weltmeister im Ironman und Ironman 70.3 Sebastian Kienle und Jan Frodeno massive Vorwürfe über die Renngestaltung in die Richtung von Titelverteidiger Patrick Lange. [1-4]
Michael Eder hat kurz vor dem IRONMAN Hawaii 2018 mit einem Artikel ein neues Kapitel im Verhältnis zwischen Jan Frodeno, Sebastian Kienle und Patrick Lange geöffnet. Screenshot: FAZ.net

Man könnte diese O-Töne von Kienle und Frodeno unter „psychologischer Kriegsführung“ vor dem Startschuss verbuchen. Bringt man zurückliegende Entscheidungen von Kienle, etwa auch zur Mitgliedschaft im Bahrain Endurance Team und die Art der Renngestaltung und des Auftretens gegenüber den Wettbewerben in die Abwägungen ein, erhalten die Anschuldigungen  eine Dimension, die eine Eigendynamik für die kommenden Jahre entwickeln könnte.

Festzuhalten bleibt, dass aus den dokumentierten Sanktionen im Rahmen des Ironman Hawaii nur eine Zeitstrafe auf der Radstrecke von Patrick Lange aus dem Jahr 2016 bekannt ist. Frodeno selbst wurde bei seinem Debüt ebenfalls mit einer Strafe belegt, allerdings im Unterscheid zu Lange mit einer klaren Klassifizierung als fehlerhafter Überholvorgang.

Wenn Lange dieses in der Jugend sicher immer mal aufkommende Verhalten als Erwachsener nicht abgelegt haben sollte, wie von Frodeno und Kienle als Vorwurf skizziert, kommt schnell der Punkt, an dem er nicht nur von den Profis isoliert und nicht geachtet sein wird. Die Rennleitung wird ebenso reagieren müssen, wenn nötig einen Marshall nur für ihn abstellen müssen und dann wird es nicht nur bei einer Zeitstrafe bleiben. Insbesondere auf Hawaii zeigen die Kampfrichter keine Angst vor großen (europäischen) Namen - selbst Tim DeBoom aus den USA hat es seinerzeit nach Einführung neuer Überholregeln (Staggerrule) sehr unglücklich erwischt.

Diese zeitlich präzise von Frodeno und Kienle im Spiel über Bande gesetzte Diskussion lenkt unnötig vom Sport ab. Die Vorwürfe hätten im Vorfeld adressiert werden sollen und vor allem mit Fakten unterlegt und damit belegt werden müssen. So kurz vor dem Rennen steigt das Risiko einer Verschiebung des Fokus aller beteiligten Athleten. Eine Chancenminderung der Deutschen gegen Sanders, Gomez und Co. liegt auf der Hand.

Im Zeitalter der Unschuldsvermutung hat diese Debatte ein Geschmäckle und erinnert an völlig ohne Evidenz geführte, überdreht-hysterische #Metoo-Grabenkämpfe in den sozialen Medien. Steht die Debatte im Geiste des Sports? Nein.
  1. Beispielloses Happening des Körperkults
  2. „Mein Ziel ist es nicht, die Männer zu schlagen“
  3. Der Lebenstraum des umstrittenen Scheichs
  4. Der Clinch der Deutschen beim Ironman
Links der Artikel rund um den IRONMAN Hawaii 2018:

Dienstag, 9. Oktober 2018

Wie den IRONMAN Hawaii 2018 mit Jan Frodeno als Co-Kommentator live verfolgen? Facebook oder TV?

Die mehr oder minder 40. Auflage des IRONMAN Hawaii Triathlon findet am kommenden Samstagabend (MEZ) ab ca. 18.30 Uhr statt. Wenn am 13. Oktober 2018 rund 2.500 Triathletinnen und Triathleten in den Pazifik stürzen, steht einem gepflegten Abend auf der Couch lediglich der vernünftige Empfang von Internet und TV im Wege. Für den deutschsprachigen Raum bieten sich gleich zwei Alternativen an, die beide sogar jeweils als Co-Kommentator mit dem zweifachen IRONMAN-Weltmeister Jan Frodeno aufwarten können, der offensichtlich ein paar Extrameilen als Rehatraining nach seinem Ermüdungsbruch eingeplant hat und zwischen den beiden provisorischen Studios wechseln wird.
Am 13. Oktober 2018 stürzen sich ab 18:30 Uhr (MEZ) rund 2.500 Triathletinnen und Triathleten beim IRONMAN Hawaii Triathlon in die Fluten. Screenshot: Ironman.com

FaceBooNow
Die World Triathlon Corporation (WTC) als Veranstalterin des IRONMAN selbst covert mit der bewährten Crew um Paula Newby-Fraser, Greg Welch, Michael Lovato und diversen Gästen in englischer Sprache die epische Schlacht der Titelverteidigung von Daniela Ryf und Patrick Lange. Durch die direkte Anbindung an die WTC und Fokus auf den internationalen Wettbewerb können sehr oft viele Insiderinformationen untergebracht werden, auf die andere Formate keinen Zugriff haben. Gelegentlich gehen bei der spezifisch internationalen Ausrichtung Details aus kleineren Nationen verloren und die Anzahl der Werbeblöcke ist für Konsumenten aus Europa ggf. gewöhnungsbedürftig.


ZDF
Das öffentlich-rechtliche Fernsehen ist in diesem Jahr mit dem ZDF vor Ort und liefert oftmals die bessere sportlich-fachliche Einordnung ab, als das Pendant von der ARD mit man sich i. d. R. im Jahresrhythmus abwechselt. Neben Jan Frodeno greifen die Mainzer als Fachkommentator auf  Timo Bracht und Daniel Unger zurück. Wie gewohnt starten die Mainzelmännchen in deutscher Sprache im Internet in direkter Konkurrenz zu IRONMAN, um dann am 14. Oktober 2018 von Mitternacht bis ca. 3:45 am frühen Morgen das Rennen live im TV auszustrahlen.

Hier könnt ihr den IRONMAN Hawaii Triathlon 2018 am Samstag, 13. Oktober ab 18:30 Uhr (MEZ), live beim ZDF (Internet + TV) verfolgen

Links der Artikel rund um den IRONMAN Hawaii 2018:

Mittwoch, 12. September 2018

DNS for Jan Frodeno, dominator of the 2018 season, has to withdraw from Ironman Hawaii 2018 due to a hip stress fracture

The 37-year-old suffers from a hip stress fracture and, as the top favourite for the Ironman Hawaii, has to postpone the chance of his third title at the World Championships in Kailua-Kona, Hawaii until next year. The injury occurs exactly at the sacroiliac joint or SI joint (SIJ). SIJ is the joint between the sacrum and the ilium bones of the pelvis, which are connected by strong ligaments. In humans, the sacrum supports the spine and is supported in turn by an ilium on each side.
DNS for Jan Frodeno, dominator of the 2018 season. 2018 Ironman Hawaii will probably be watched by Jan Frodeno on crutches from the couch, while training in the gym, aqua jogging in the water and on the bike is likely to take place. Photo: Jan Frodeno, Instagram

For "Frodo" the cancellation of the traditional race is a heavy blow. The DNS is also a bitter blow for the tension in the run-up to the race and perhaps also for the course of the race. Athletes like the other top favourites Lionel Sanders or Sebastian Kienle and defending champion Patrick Lange will certainly miss the absence of the best triathlete of the 2018 season, because the trio always focuses on the direct sporting confrontation with the best competitors.

In 2017, when Frodeno tried to win the World Championship gold medal number 3 on Hawaii in series, he had no chance in the end because of serious back problems in the race and was forced to a long march and finish in the top 80. A gesture that made the scene worth his while, even though he could have got out with a DNF to spare himself. In the 2018 season, Frodeno had dominated the scene so far, but a week and a half ago he had won the World Cup over half the Ironman distance in the country of his school days, South Africa.
A stress fracture in the left hip postpones the dream of the third world champion title for Jan Frodeno at least until next year. A setback for "Frodo" and of course the tension in the men's decision at the 40th anniversary of the Ironman Hawaii. Photo: Jan Frodeno, Instagram

On Instagram he wrote in English on the early morning of September 12, 2018: 

"Certainly not how I hoped this season would end. A stress fracture in my hip (SI joint)- see pic 2 for those interested. The highs and lows of sport have never been so close for me- winning a world title last week and being sidelined for the season the next. At least the @_promovement team kept the spirits going;) (last pic). Just a reminder to all of us that success never comes in a straight line... currently listening to Daft Punk- One More Time, so see you all next year ??"