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Dienstag, 30. September 2008

Ehemaliger DTU-Funktionär Reinhard Wilke beim Deutschen Institut für Schiedsgerichtsbarkeit


Richter Reinhard Wilke, ehemaliger Vizepräsident der Deutschen Triathlon Union (DTU) und dort neben der zwischenzeitlichen Zuständigkeit für das Ressort Finanzen auch für den Bereich Anti-Doping verantwortlich, ist nach seinem Rücktritt beim Spitzenverband für Triathlon auf die Liste des Deutsches Institut für Schiedsgerichtsbarkeit e.V. (DIS) gesetzt worden. Der DIS ist offiziell vom Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) als Schiedsinstanz anerkannt. Der damalige Richter am Schleswig-Holsteinischen OVG widmet sich zukünftig juristischen Fragen der Dopingbekämpfung beim DIS. Das Sportschiedsgericht geht auf eine NADA-Initiative zurück. So gesehen ist es richtig, dass ich dort über Dopingfälle zu entscheiden haben werde.

Wilke hatte als Vorsitzender der Anti-Doping Kommission (ADK) der Deutschen Triathlon Union anfangs Adaptionsprobleme, die in einer Reihe von wenig nachvollziehbaren Entscheidungen der ADK mündeten und auch auf unzulängliches Regelwerk zurückzuführen waren. Gegen Ende seiner Amtszeit zeigte er eine wesentlich klarere Linie im Kampf und Ahndung des Sportbetrugs.

Vor dem per Misstrauensantrag abgewählten DTU-Präsidenten Dr. med. Klaus Müller-Ott war Wilke mit der Revision der völlig veralteten Anti-Doping Ordnung betraut, die er 2004 modernisiert in Kraft setzen konnte. Die ADO ist danach weiter aktualisiert und auf dem Stand der internationalen Anforderungen der WADA und der NADA gehalten worden. Nur die letzte Anpassung an den WADA-Stand sowie an den seinerzeit bevorstehenden Beitritt zum Deutschen Sportschiedsgericht konnte nicht mehr von ihm beendet und umgesetzt werden. Das ist teilweises Ausgangsmaterial jetziger Umsetzungsbemühungen der DTU.

Wilke initiierte und führte ebenfalls eine Untersuchung gegen Triathlet Lothar Leder, brachte aber auch hier durch seinen Rücktritt das mögliche Verfahren nicht mehr bis zum Ende. Die Deutsche Triathlon Union stellte wenig später die Untersuchung des von Michael Lehner vertretenen ehemaligen Top-Triathleten ein. 

Müller-Ott sieht sich zwischenzeitlich einer Strafanzeige des aktuellen Präsidiums nach § 266 StGB bei der Staatsanwaltschaft beim Landgericht Frankfurt am Main ausgesetzt. Laut einer Presseerklärung des amtierenden Interrims-Präsidenten Rainer Düro vom 23. September ist es derzeit noch völlig offen, ob in diesem Zusammenhang ggfs. auch Ermittlungen gegen andere ehemalige Präsidiumsmitglieder eingeleitet werden müssen. 

Wilke zeichnet ebenfalls für eine Strafanzeige wegen „Ausspähens von Daten nach § 202a StGB“ gegen Kai Baumgartner (3athlon.de) aus dem Jahr 2005 verantwortlich, die nach zuvoriger Verfahrenseinstellung durch den leitenden Staatsanwalt unbegründet und erfolglos in einer Wiederaufnahme des Verfahrens und einer Durchsuchung der Räumlichkeiten des Journalisten mündeten.
Gemeinhin wurde das erfolglose Bemühen als Versuch gewertet, den ausgewiesenen Kritiker des damaligen Präsidiums einzuschüchtern und Informationskanäle innerhalb der DTU trockenzulegen. Baumgartner verwies schon damals auf Schwachstellen, die sich 2007 und 2008 offensichtlich bestätigen sollten und in naher Zukunft das Ziel von staatsanwaltlichen Ermittlungen sein könnten. Wilke räumte später in einem Gespräch eine teilweise Fehleinschätzung der Situation ein und verwies darauf "einen der zentralen Punkte des Anti-Doping-Kampfes zu schützen, nämlich den der Vertraulichkeit des Verfahrens bis zu einem beweiskräftigen Ergebnis."

Sonntag, 28. September 2008

Deutsche Triathlon Union: Daniel in der Löwengrube. Ein Kommentar zur Nachfolgefrage von DTU-Präsident Rainer Düro.


Es scheint geradezu surreal, was sich hinter den Kulissen der Deutschen Triathlon Union und den angeschlossenen Landesverbänden abspielt. Da wurde mit großem Getöse der alte international durchaus verdiente Präsident Dr. med. Klaus Müller-Ott, der die Weltmeisterschaft 2007 und einen erstklassigen Worldcup ins Land geholt hatte im Februar 2008 per Misstrauensvotum abgewählt – gefolgt von seinen drei Flügelmännern im Präsidium.
Dr. med. Klaus Müller-Ott konnte sich innerhalb der Deutschen Triathlon Union nicht dauerhaft halten. In der jungen Rechtsanwältin Claudia Wisser will er die Königsmörderin und Dolchstoßführerin ausgemacht haben. Der Verband versinkt zeitweilig im Chaos. Photo: Kiel Triathlon
Keine sieben Monate später schafft es der deutsche Spitzenverband im Triathlon nicht ohne öffentlichen Krach einen seriösen zweiten Wechsel an der Spitze durchzuführen und den für den November geplanten Nachfolger von Interrims-Präsident Rainer Düro zu bestimmen. Düro ließ sich unlängst zur öffentlichen Rüge eines Präsidiumsmitglieds hinreißen – in einer Phase, als der Machtkampf nach dem Machtkampf auf dem Höhepunkt angekommen war und die Nerven blank lagen.

Blick zurück: Krise um Ex-Präsident Müller-Ott
Auslöser für die Abwahl Müller-Otts war in der Außenkommunikation der von ihm eigenmächtig anvisierte Umzug der Geschäftsstelle von Frankfurt am Main nach Hamburg. In der Innendarstellung ging es aber immer auch um den Vorwurf der Verschwendung und schlimmer noch der Veruntreuung und eines Vertrauensverlust. Die Untersuchung einer Wirtschaftsprüfungsagentur brachte schließlich im Spätsommer 2008 den Verdacht erhärtende Indizien, die noch im September zu einer Strafanzeige des Nachfolgepräsidiums gegen Müller-Ott nach Paragraph 266a geführt haben.

Strukturen sollten geändert werden
Immanent mitschwingendes Thema war als Nebenaspekt immer die mit dem Umzug verbundene und angedachte Umstrukturierung des Verbands - durch die Hintertür - mit vielen personellen Änderungen. Die Kündigung des seit vielen Jahren in der Kritik stehenden aber langjährig beschäftigen Geschäftsführers Jörg Barion, den auch viele Landespräsidenten lieber heute als Morgen loswerden würden war ein zentrales Mosaiksteinchen des Masterplans von Müller-Ott. Konsequent umgesetzt hat dieses Vorhaben bisher noch immer kein Gremium.

Als Drahtzieher der Aufstands in der DTU, der zwischenzeitlich in Müller-Ott und den Trierer Rainer Düro gleich zwei Präsidenten mit ihrem jeweiligen Präsidium generierte, vermuteten seinerzeit viele Insider Geschäftsführer Barion. Wenngleich dieser immer seine Loyalität betonte und letztlich unangetastet aus der Abwahl Müller-Otts hervorging und vielmehr als gestärkt und weniger kontrollierbar gilt.

Dr. jur. Thomas Bach griff ein
Die drohende rechtliche Handlungsunfähigkeit im Olympiajahr mit den zwei konkurrierenden und mindestens einem unrechtmäßigen Präsidium musste ein schlichtendes Machtwort von DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach beenden. Doch schon Stunden danach wurden die ersten Verstöße gegen Punkt 8 des als Kompromiss geltenden Einigungskatalogs bekannt.

Vizepräsidentin Claudia Wisser brachte Stein ins Rollen
Ausgelöst hatte den Aufstand gegen Müller-Ott und den offenen Machtkampf im Winter 2007/ 2008 Vizepräsidentin Claudia Wisser gemeinsam mit weiteren Kräften aus den Landesverbänden und mit Unterstützung von Teilen des Präsidiums. Jene Teile, die sich selbst nicht als Bestandteil der sich möglicherweise ausweitenden Strafanzeige gegen Müller-Ott und Co. sehen und die Verantwortung für die Fehler und Verfehlungen von sich weisen.

Anwältin Wisser, von Müller-Ott als Königsmörderin und Brutus betrachtet, schaffte im Februar erneut den Sprung ins neue Präsidium und widmete danach viel Energie in die Neugestaltung der Satzung. Mindestens ebenso viel Energie brachte Wisser dafür auf, keine offenen Ambitionen auf ein noch höheres Amt zu bekunden. 

Den Sprung als Alt-Präsidialmitglieder in das neue Gremium vollzogen ebenfalls Dr. med. Michael Kraus, Gerd Lücker, Peter Kernbach und Sandra Weber. Ergänzt wurden sie von Neumitglied Bernd Rollar, der sich um das vakante Amt der Finanzen kümmern sollte und dies weiterhin erfolgreich tut. 

Öffentliche Denunzierung
Für die ausgeschiedenen Befürworter Müller-Otts, in persona Arnd Schomburg, Richter Reinhard Wilke und Martin Bentele war zu diesem Zeitpunkt schon länger Schluss. Nach einer Auseinandersetzung, die zum Teil offen in den Medien ausgetragen wurde warfen sie entnervt einer nach dem anderen das Handtuch. 

Die Höhepunkte der Schlammschlacht sind offensichtlich gefälschte und an Agenturen verschickte E-Mails und der Versuch gefälschte Ausdrucke von Forenbeiträgen abfälliger Natur über DTU-Ehrenpräsident Dr. med. Martin Engehardt, sowie weitere Nettigkeiten aus dem Nähkästchen realpolitischer Umgangsweise publikumswirksam an den geneigten Triathleten zu bringen.

Sonnenkönige und ein Treffen der Karnickelzüchter
Dem Sonnenkönig Müller-Ott, der sich noch immer selbst als Opfer der Übernahme einer Vielzahl von Aufgaben eines inkompetenten Geschäftsführers sieht, folgte Pharmareferent Rainer Düro. Enthusiastisch und bildhaft nach der Wahl über „Korona“ redend – assoziierte zu diesem Zeitpunkt sicherlich weniger sich als Sonnenkönig im Zentrum der Macht, mit den Landespräsidenten als wohlfälligen Strahlenkranz, als Satelliten, die um ihn herumschwirrten.
Rainer Düro kann während seines Mandats viele entscheidende Impulse geben, kämpft mit Claudia Wisser im Präsidium aber von Beginn an mit "einer Natter an seiner Brust". Photo: RTV
In der Nachbetrachtung entbehrt dieser Ausdruck nicht einer gewissen Ironie und Komik – strahlend oder sonnig war an diesem Tag nicht viel. Für sprachliche Highlights sorgten allenfalls mit dem Wittener Richard Gutt und dem Maintaler Kurt Denk Außenstehende. Die beiden umtriebigen Interessensvertreter des kommerziellen Triathlons gingen nicht, ohne den 16. Februar 2008 als „Veranstaltung eines Karnickelzüchtervereins“ (Gutt) und „Putsch“ (Denk) abqualifiziert und damit überspitzt aber durchaus treffend den Nerv getroffen zu haben.

Stockende Reformen
Düro selbst brachte 2008 in der Nachfolgezeit mit seinem Präsidium einige Reformen auf den Weg. Allen voran die wichtige Konsolidierung der Finanzen und Reparatur des entstandenden wirtschaftlichen und Imageschadens. 

Allerdings schien Düros Mandatschaft oft auf halben Weg steckenzubleiben: Inkonsequenz beim eigenen Anti-Doping Programm, Inkonsequenz bei der Aufarbeitung des offiziell vom alten DTU-Präsidium unter Reinhard Wilke eingeleiteten Untersuchungsverfahren gegen den Ausnahme-Triathleten und mehrfachen Deutschen Meister der 90er Jahre Lothar Leder sind nur einige Ecken, in den der Staub im DTU-Büro gleich in Zentimeterhöhe anzutreffen ist. Die sich abzeichnenden Querelen um die Neuwahl im November 2008 kratzen weiterhin am Image des Verbands.

Strukturelle Schwäche
Düro schien sich mit fortschreitender Amtszeit zunehmend im Netz der Seilschaften und Lobbyisten zu verlieren und zeigte zugleich einmal mehr die strukturelle Schwäche der DTU-Satzung. Ein ehrenamtlicher Präsident kann die ihm auferlegten Aufgaben nicht mehr ausreichend ausfüllen. Eine Änderung in einen „geschäftsführende Präsidentschaft“, wie seinerzeit wohl von Müller-Ott angedacht, aber nicht ausreichend mit den Landesverbänden kommunziert oder rechtlich untermauert scheint unumgänglich.

Die Sonne wird zum schwarzen Loch
Das von Düro im Februar gezeichnete Bild nahm im weiteren Verlauf wieder stärkere Wesenszüge an, die den Begriff von Sonne und dem sie umgebenden Strahlenkranz neu definierten. Mit Dauer des auf kein ganzes Jahr beschränkten Mandats hatte sich Düro offensichtlich an den Status eines Präsidenten gewöhnt und wollte nicht ohne Widerstand weichen. 

Zuerst beharrte er nach einigen Monaten darauf, nicht als Interimspräsident gehandelt und benannt zu werden. Ein erstes Anzeichen, dass früh bei 3athlon.de für Skepsis sorgte. Dann - nach den erfolgreichen Spielen von Beijing - hatte der ehemalige Landespräsident von Rheinland-Pfalz offensichtlich endgültig Blut geleckt und versuchte sich aus der gegebenen Zusage des zeitlich klar beschränkten Mandats zu lavieren.

Zuerst stand die offene Kandidatur im Raume. Nach Widerstand der großen Landesverbände erfolgte der Vorschlag Dr. med. Klaus Steinbach als neuen DTU-Präsidenten zu wählen, das eigentliche Geschäft selbst wollte aber gleichwohl Düro als „operative Einheit“ für sich reklamieren – gewissermaßen wollte Düro das schwarze Loch hinter der Sonne spielen. Steinbach sollte lediglich repräsentieren – ein Deal der einen Mann dieses Formats allenfalls zu leisem Gelächter und abwinkender Geste genötigt haben dürfte.

Diagnose: DTU leidet an Doktoritis
Klaus Steinbach sollte sich sehr genau überlegen, ob er den Sprung in die Löwengrube wagen sollte. Vielleicht gelingt ihm wie Daniel das Wunder, vielleicht wird er aber schlicht aufgefressen oder - noch schlimmer - böswillig von den Schlangen bezirzt, verraten und anschließend öffentlich und den Verband schädigend verschlungen.

Nun soll es also wieder ein „Dr. med.“ richten. Die Nominierungskommission ist anscheinend noch nicht auf den Gedanken gekommen, dass ein Mediziner vielleicht nicht „tough“ genug sein könnte, den Kuss mit den Bewohnern der Schlagengrube zu überleben und die Interessen der Altersklassensportler und sich aus dem Mandat ergebende Anforderungen erfolgreich durchzusetzen.

Wisser auf dem Sprung an die Macht?
Eine Nutznießerin der dümmlichen Lage könnte ein bestehendes Präsidiumsmitglied sein. Claudia Wisser, seinerzeit direkt an der damals vermuteten Offenlegung der Unregelmäßigkeiten und dem Sturz gegen Müller-Ott beteiligt, wurde auch von Düro als direkte Konkurrenz und Bedrohung betrachtet. 

Die Anwältin, mit mehreren zivilrechtlichen Mandaten im Triathlonsport, wie etwa der Langstrecke von Roth außerhalb ihrer Verbandstätigkeit betraut und dadurch in der Kritik, sah sich indessen als neue Top-Kandidatin von wenigen Landesverbänden gestützt, öffentlich von Düro in Zeitungsberichten regelrecht abgewatscht. Vielleicht auch, um durch die öffentliche Diskreditierung eine Nachfolge dauerhaft zu verhindern und das an anderer Stelle gezeigte unloyale Verhalten abzustrafen. 

Déjà-vu-Erlebnis der besonderen Art
Der Bildsprache Müller-Otts folgend und für ein Déjà-vu-Erlebnis der besonderen Art sorgend wird Wisser nach vorliegenden Informationen auch vom scheidenden Präsidenten mit Reptilienallegorien in Verbindung gebracht.

Wer sollte es nun richten?
Statt eines „Dr. med“ oder mit Altlasten behafteter Präsidiumsmitglieder, sind DTU-Kritiker mit Insiderwissen gefragt, die mit Haaren auf den Zähnen und einem guten nationalen und internationalen Netzwerk die geplante Umstrukturierung der Deutschen Triathlon Union zu einem effektiven und schlagkräftigen Dienstleistungsunternehmen schaffen.

Die Unterstützung Wissers durch manche Landesverbände hinterlässt ein ungutes und unbefriedigendes Gefühl. Düro, der formal und offiziell am 23. September seine Person aus der Diskussion um die Nachfolge genommen hatte, hat ein Loch hinterlassen. Der eigenmächtige Vorstoß Düros bei der Kontaktaufnahme mit Steinbach und der öffentliche Disput mit Wisser hat beide Kandidaten effektiv geschwächt oder gleich unmöglich gemacht.

Der Triathlonsport in Deutschland, der neben der phantastischen sportlichen Einstellung der DTU-Athleten Jan „Frodo“ Frodeno, Daniel „Ungerman“ Unger und Christian „Paule“ Prochnow 2008 erfolgreich wie nie war, verdient eine würdige und starke Führung.

Der Verband muss die Rahmenbedingungen schaffen, damit sportliche Top-Leistungen der Olympia-Athleten und der Ironman-Triathleten um Normann Stadler, Faris Al-Sultan und Thomas Hellriegel und die großartige Veranstaltungslandschaft mit den Höhepunkten Frankfurt, Hamburg und Roth weiter erhalten bleiben. Der Olympiasieg Frodenos muss sich prosperiend und synergetisch auf alle Facetten der faszinierenden Sportart Triathlon auswirken.

Die sportliche Leistung der Olympioniken ist neben der sportlich richtigen Einstellung der Athleten ein Verdienst des scheidenden sportlichen Direktors Rolf Ebeling und des amtierenden Cheftrainers Wolfgang Thiel, der als Nachfolger Ebelings gehandelt wird. Eingeleitet hat den Wandel seinerzeit der nicht mit schwarzen und weißen Farben zu fassende Ex-Präsident Dr. med. Klaus Müller-Ott. Auch dessen sollte sich der Nachfolger Düros bewusst sein und die Wurzeln und Geschichte des Sports kennen und achten.

Vielleicht hilft ein gutes Abschneiden deutscher Triathleten bei der Mutter aller Schlachten, dem Ironman Hawaii am 12. Oktober die Konzentration der Entscheidungsträger neu zu beflügeln, weitreichende Reformen anzugehen und die richtige Wahl möglich zu machen.

Mittwoch, 27. Februar 2008

Wechsel in der DTU-Führung, eine kurze Betrachtung und Kommentar aus Sicht der Athleten und Vereine


Nun hat man sich also gütlich geeinigt. Der vor gut einer Woche neu gewählte DTU-Vorstand bleibt bis zum nächsten Außerordentlichen Verbandstag Anfang November im Amt.

Die alte DTU-Führungsspitze mit Sitz im Elfenbeinturm hat es über Jahre versäumt für Transparenz und Vertrauen innerhalb ihrer Organe und insbesondere zu den Mitgliedern zu sorgen. Angebliche Ungereimtheiten bei den Reiseabrechnungen ihres Präsidenten Klaus Müller-Ott, Interessenkonflikte derselben Person in Bezug auf die Mitgliedschaft in der Geschäftsführung einer privaten Veranstalteragentur, der bis Ende 2007 so gut wie abgebaute Kassenbestand und schlussendlich vor allem Alleingänge wie die Einführung der 2. Bundesliga im Jahr 2006 sowie der dicke Klops mit dem gewollten, jedoch nicht plausibel vermittelten Umzug nach Hamburg waren in der Summe zuviel für die Landesverbände.

Über den Zeitpunkt der Neuwahl kann man streiten, genauso wie über die Abwägung zwischen guten Leistungen des alten Vorstandes und dem undemokratischen Führungsstil. Es hätte jedoch nicht soweit kommen müssen, dass alles mit derart viel Kanonendonner vonstatten gegangen ist. Der Zeitpunkt für die saubere und geräuscharme Abwahl eines DTU-Vorstandes, ob mit oder ohne Kampfabstimmung, ist immer der alle vier Jahre stattfindende Ordentliche Verbandstag. Der letzte war im November 2006 in Leipzig. Dort wurden Klaus Müller-Ott sowie der engere und jetzt abgesetzte Führungskreis um die Vizepräsidenten Reinhard Wilke und Martin Bentele von den Landesverbänden wiedergewählt, wie auch Kernbach, Lücker, Krause und Co., die es erneut ins „aktuellste“ Interims-Präsidium geschafft haben. Und dies obwohl bereits einiges im Argen lag und die Vertrauensbasis stark angegriffen war. Nun konnte man angesichts der immer weiter strapazierten Beziehungen nicht mehr bis 2010 warten, dazu muss man die öffentlichen Aussagen einiger Landesverbände nicht mal zwischen den Zeilen lesen.

Bevor ein alter Vorstand übergangslos abgelöst werden kann, sollte ein neuer mit möglichst optimaler Besetzung bereitstehen. Deutschland ist Lobbyistenland, somit benötigt dieser Vorstand im besten Fall Personen mit den richtigen Kontakten zur (Sport-)Politik. Klaus Müller-Ott war dabei sich diese zu erarbeiten, sowohl national wie auch international als Mitglied im Executive Board des Weltverbandes. Dieser Posten sowie der Schmusekurs mit der zuletzt wütenden International Triathlon Union (ITU) pflasterten den Weg zu einer tollen WM in Hamburg. So betrachtet ist dieser straffe Schnitt nicht gerade ein Fortschritt, sondern geht eher in die andere Richtung. Auch wenn durch die informelle Einbeziehung des alten Präsidenten der Kontakt nach der Trennung beibehalten werden soll. Was hierbei herauskommt, wird man bald sehen.

Was sind nun die vordergründig anzustrebenden Ziele für den neuen Präsidenten Rainer Düro und sein Team? Zunächst muss Vertrauen und Reputation in Richtung Basis, den Vereinen und ihrer Mitglieder endlich mal hergestellt werden. 

Zugegebenermaßen interessiert die Verbandsarbeit kaum einen Triathleten in Deutschland wirklich. Und genau da liegt das Problem. Laut glaubhaften Schätzungen betreiben ca. 200.000 Leute in Deutschland aktiv den Triathlonsport. Die große Mehrheit davon ist nicht in Vereinen organisiert und noch weniger (~ 27.000) haben einen Startpass. Hier liegt ein sehr großes Potential um an mehr zahlende Mitglieder zu kommen, und die machen sich am Ende auch bezahlt, wenn es um die Verteilung öffentlicher Gelder geht. Deren Anwerbung haben die alte DTU-Führung und auch die Landesverbände nicht einmal halbherzig betrieben. Dabei war schon kurz nach dem Beginn des gewaltigen Booms bei den Laufveranstaltungen vor etwa 10 Jahren abzusehen, dass es eine ganze Menge Läufer am Ende nicht dabei belassen, sondern die weitaus gelenkschonenderen Sportarten Schwimmen und Radfahren hinzunehmen würden. Aus einer Laufbewegung ist der Triathlonsport Anfang der 1970er Jahre in den USA hervorgegangen. Dessen hätte man sich erinnern sollen.

Ein Beispiel mehr, dass die meisten Landesverbände und ihr Dachverband in den vergangenen Jahren die Basisarbeit vernachlässigt haben, sind die Veranstaltungen. Hier öffnet sich immer mehr die Kluft zwischen einer nach Verdienst und Ansehen strebenden Upperclass samt ihrer Kielwasserschwimmer und demgegenüber den vielen kleineren Veranstaltungen, die mit weit weniger Budget und Organisationsaufwand auskommen müssen. Die großen Veranstalter können teure Profis bezahlen, haben damit das Damoklesschwert Dopingvergehen über sich und verlangen folglich neue Bestimmungen gegen moderne Dopingmethoden. Den Kleinen fehlt immer mehr eine Fokussierung auf das Essentielle, den Hauptwettkampf, idealerweise in Form einer Kurzdistanz sowie geeignete Wettkampfstrecken. Diese Veranstaltungen verwässern sich selbst durch eine Vielzahl an Rennen und Wertungen, leiden unter mangelhaften Wettkampfstrecken und oftmals notgedrungenem Drafting. Frust macht sich breit, vom Teilnehmer bis zum Kampfrichter. Davon zeugten einige üble Vorkommnisse der letzten Saison in NRW und auch anderen Bundesländern. Neben einer nicht mundgerechten Verarbeitung für die Medien führt dies logischerweise zu einer Spaltung zwischen Vereinssportlern und unorganisierten Triathleten nach dem Motto: Vereinsathleten starten in der Provinz bei Liga- und Wald-und-Wiesen-Veranstaltungen. Wer was auf sich hält, startet auf den teuren Super-Events, weltweit. Hier liegt viel Arbeit für die Landesverbände, aber auch für die neue DTU-Führung. Die Bedingungen für die vielen kleinen Veranstalter, alte wie potentielle, müssen verbessert werden. Beispielsweise durch Unterstützung bei Genehmigungsproblemen mit den Behörden. Jedoch auch durch die kritische Begleitung bei der Abwägung von Konzepten und Auswahl von Wettkampfstrecken. Die Kurzdistanz gilt es hervorzuheben. Sie ist für die meisten Breitensportler immer noch das aufwandkompatible Ziel das es zu bewältigen gilt.

Indem man sich verstärkt in diese Richtung und hin zur sporttreibenden Basis bewegt, und dafür die große Politik zunächst mal sausen lässt, kann man am Ende, letztlich durch den Hebel Mitgliederzuwachs, viel mehr erreichen, als dies die alte DTU-Führung mit ihrer Hast nach vorn wohl vorhatte.


Gastbeitrag von Robert Stabrey

Sonntag, 17. Februar 2008

Außerordentlicher Verbandstag der DTU wählt neues Präsidium, Rainer Düro als Präsident auf Zeit bestimmt. Delegierte bedingen sich mehr Bedenkzeit für Standortfrage Hamburg aus


Der Außerordentliche Verbandstag der Deutschen Triathlon Union hat am 17. Februar 2008 gegen 15:00 Uhr in geheimer Einzelabstimmung ein neues Präsidium gewählt. Neuer Präsident auf Zeit des zweitgrößten Triathlon-Fachverbandes der Welt bis zur Neuwahl in diesem Jahr wird der ehemalige Pharmareferet Rainer Düro. Der 62-jährige Düro hatte als dienstältester Landespräsident über 13 Jahre lang die Geschicke des Rheinland-Pfälzer Triathlonverbands gelenkt. Er löst den 55-jährigen Dr. med. Klaus Müller-Ott ab, der die Führung der DTU innehatte und diese von seinem Mentor und Ehrenpräsident Dr. med. Martin Engelhardt 2001 übernahm.

Rainer Düro wurde als Interims-Präsident von den Delegierten gewählt. Was er zum Zeitpunkt der Wahl noch nicht wissen konnte: Claudia Wisser sägte im Präsidium frühzeitig an seinem Stuhl.  Später sollte Düro nur noch von "einer Natter an seiner Brust" sprechen. Photo: RTV

Geheime Wahl des Präsidiums
Weitere Präsidiumsmitglieder sind Gerd Lücker (1. Vizepräsident Veranstaltungen), Claudia Wisser (2. Vizepräsidentin, derzeit ohne Amtsbereich), Bernd Rollar (Finanzen, Neunominierung), Bernd Kraus (Leistungssport), Peter Kernbach (Vereins- und Zielgruppensport,) und Sandra Weber (Jugendwartin, eingesetzt).

Der Posten der Frauenwartin wurde wie auch im vorherigen Präsidium nicht besetzt. Möglicherweise übernimmt Claudia Wisser erneut diese Aufgabe in einer Doppelrolle. Ebenfalls vakant ist der dritte Vizepräsident (Öffentlichkeitsarbeit). Die beiden von den Delegierten angesprochenen und anwesenden Journalisten Frank Wechsel und Kai Baumgartner lehnten wegen möglicher derzeitiger Interessenskonflikte dankend ab.

Nicht anwesend und abgewählt wurden Präsident Dr. Klaus Müller-Ott, Martin Bentele, Arnd Schomburg und Reinhard Wilke. Dr. Klaus Müller-Ott und Arnd Schomburg hatten das Treffen keine 48 Stunden zuvor wegen Formfehlern widerrufen und somit als irregulär eingestuft.

Vorläufiges „Nein“ zum Umzug nach Hamburg, weitere Prüfung steht aus
„Nein zu Hamburg“ lautet das Votum mit deutlicher Mehrheit der anwesenden 14 Landesverbände, inklusive der vier größten Vertretungen aus Bayern, NRW, Hessen und Baden-Württemberg. Jedoch ist dieses „Nein“ mit einem großen „Aber“ versehen.
Die Verlegung des Sitzes der DTU inklusive einer sich daraus ergebenden Satzungsänderung kann nach Auffassung der Mehrheit des Verbandstages auf Basis der aktuellen Faktenlage nicht „zum jetzigen Zeitpunkt“ ausgesprochen werden. Über den Umzug der Geschäftsstelle muss in Abstimmung der Landesverbände das neue Präsidium später entscheiden. Auch dann soll die Änderung des Sitzes im Rahmen eines weiteren Verbandstages in Wiedervorlage gehen.

Der Senat in Hamburg soll sich indessen erneut für den Umzug von Sitz und Geschäftsstelle ausgesprochen haben und bekräftigte diese Position anscheinend informell im Vorfeld der Sitzung. Jedoch argumentierte der Verbandstag, kann „auf Basis der derzeitigen unklaren Faktenlage“ mit ungenauen und fehlerhaften Berechnungen der Kosten in Hamburg und weiteren handwerklichen Fehlern in entsprechenden Aufstellungen keine seriöse Stellungnahme erfolgen. Unter anderen sind im zugrundeliegenden Konzept Rechenfehler und die Ausweisung von 16% statt 19% Mehrwertsteuer zu bemängeln.
Bemängelt wurde ebenfalls, dass die damaligen Präsidiumssitzungen „nicht ordnungsgemäß stattgefunden“ hätten und dass „keine Verträge“ oder Unterlagen vom DTU-Präsidenten Müller-Ott vorgelegt worden seien. Das damalige Votum des Präsidiums hätte somit nur „auf Basis von Vertragsentwürfen und vorgelesenen Passagen eines Briefs des Senats bestanden.“

Genaue Zahlen fehlen
Das neue Präsidium wird gemeinsam mit 1-2 Delegierten der Landesverbände zeitnah – vielleicht schon in der nächsten Woche - mit konkretem Auftrag nach Hamburg entsendet. In Gesprächen sollen valide Zahlen und alle nötigen Details eingeholt werden. Erst auf deren Basis kann zukunftssicher und in gebotener Gründlichkeit das Angebot geprüft werden. 

Angebot des Deutschen Turnerbunds liegt vor
Doch auch ein weiteres attraktives Angebot des Deutschen Turnerbundes liegt vor, das einen Umzug innerhalb der Otto-Fleck Schneise in Frankfurt am Main vorsehen würde. Die DTU hat in ihrer kurzen Geschichte bereits 3 Mal die Geschäftsstelle innerhalb Hessens gewechselt.
„Wir wollen und werden keinen […] Verhandlungsbasar eröffnen und sind weit davon entfernt die Standorte Hamburg und Frankfurt gegeneinander auszuspielen“ ist der allgemeine Tenor der Delegierten. Jedoch muss auch im Blick auf die knappen Kassen die momentane Wirtschaftlichkeit beider Optionen geprüft und „das Machbare realisiert werden.“

Kritik am Präsidenten
Die sachlich vorgetragene Kritik am ehemaligen DTU-Präsidenten Dr. Klaus Müller-Ott und weiteren Präsidiumsmitgliedern richtete sich u. A. gegen Alleingänge bei Entscheidungen wie etwa den Umzug nach Hamburg und einen undemokratischen Führungsstil. Ebenfalls bemängelt wurde die Kündigung des gesamten Mitarbeiterstabes wenige Tage vor Weihnachten ohne Blick auf die „soziale Verantwortung.“ In der Summe gibt diese um weitere Details versehene Kritik eher eine diffuse Mischung aus Fakten und allgemeiner Stimmung wider, die zum flächendeckenden Vertrauensverlust geführt haben mag.

Selbstkritische Töne
Selbstkritische Töne aus Teilen des jetzigen und ehemaligen Präsidiums sollen im nicht-öffentlichen Teil der Sitzung ebenfalls zu hören gewesen sein. Schließlich hat das Controlling des Gremiums an manchen Punkten über Jahre hinweg völlig versagt. Es hat auch erhebliche Mitverantwortung an Fehlentscheidungen und Fehlentwicklungen der letzten zwei Jahre zu tragen oder zeichnet dafür sogar via Unterschrift verantwortlich. Eine juristische Auseinandersetzung zur Klärung von Details der Schuldfrage und Haftung ist in diesen Punkten zu erwarten.

Finanzpolster fast aufgebraucht, Mitgliederzahlen steigen zaghaft
Das Finanzpolster des Verbands ist laut vorläufigem Kassenbericht von einem soliden sechstelligen Betrag im Jahr 2001 auf fast 20.000 Euro zum 31.12.2007 zusammengeschrumpft. Von der einen Fraktion wird der schrumpfende Barbestand als Investition in den Sport angesehen, während die Gegenseite schlicht Verschwendung und Misswirtschaft sieht.

Die Mitgliederzahlen der in der DTU organisierten Athleten stagnieren zudem mehr oder minder, Zuwächse sind lediglich im Bereich von rund 10 Prozent für den genannten Zeitraum über sechs Jahre zu verzeichnen. Daher wurde ein klarer Handlungsauftrag an die neuen Kräfte im Präsidium wurde von DTU-Präsident Düro selbst postuliert, um auch die bisher nicht organisierten rund 200.000 Sportler zu gewinnen und dauerhaft an den Verband zu binden.

Konsolidierung soll Weichen für Nachfolger noch in diesem Jahr stellen
Düro, der selbst 1991 und 1996 beim Ironman auf Hawaii am Start stand, möchte zunächst die „zeitnahe Konsolidierung erreichen, um Mitte [oder Ende] des Jahres die Weichen für einen starken Nachfolger und vielleicht einem neuen [...] Team aufzustellen. Dazu benötigen wir[, die DTU] die Unterstützung der Landesverbände, Medien und Veranstalter.

Wir haben bisher einen starken Präsidenten gehabt, den ich in hohem Maß schätze. Er hat eine verlässliche Therapie unserer internationalen Beziehungen an den Tag gelegt und mit der Weltmeisterschaft den größten Erfolg erlebt, den man haben kann. Der Gewinn der Goldmedaille war natürlich auch mit ein bisschen Glück verbunden. Wir sind ihm großen Respekt schuldig. Meine allergrößte Bitte ist es, den von den Landesverbänden eingeschlagenen Kurs beizubehalten. Ihr alle wisst, dass wir an keiner Stelle bis zum heutigen Tag einen persönlichen Vorwurf in der Öffentlichkeit abgegeben haben. Wir haben lediglich den Auftrag um Aufklärung eingefordert. Mich persönlich würde es tief bedrücken, wenn an der Person oder der Familie von Klaus Müller-Ott ein negativer Touch hängenbleiben würde.“

Verurteilung von öffentlichen Angriffen
Ehrenpräsident und Wahlleiter Dr. Martin Engelhardt, der sich in den letzten Wochen nach Distanzierung von Dr. Müller-Ott selbst massivsten und beleidigenden Angriffen in den Medien und im Internet ausgesetzt sah, appellierte vor dem Plenum an „eine Rückbesinnung auf die Werte“ und den „fairen Umgang miteinander.“ Er ist nicht das einzige Mitglied der DTU, dass sich zum Teil erheblichen Angriffen in der Presse ausgesetzt sah.

Sicherung des Status Quo
Die Sicherung des Status Quo wurde auch im emotionalen und enthusiastischen Abschlussplädoyer von Düro deutlich, rund sechs Monate vor den Olympischen Spielen am 18. und 19. August 2008 und wenige Wochen vor den ersten Veranstaltungen in Deutschland: „Die positiven Leistungen meines Vorgängers Dr. Klaus Müller-Ott möchte ich versuchen aufzunehmen, mit den am heutigen Tag vereinbarten Attributen Transparenz und Fairness.“ 

Antidoping in Personalnotstand
Dringender Handlungsbedarf besteht um den Status zu halten und weitere Erosion zu vermeiden. Derzeit hat mit Reinhard Wilke der Kopf und ein weiteres Mitglied der Antidoping Kommission (ADK) ihr Mandat niedergelegt, obwohl noch mit der Causa Lother Leder eine prominente Untersuchung anhängig ist. Arnd Schomburg wartet derzeit ab, ob er weiter zur Verfügung steht.

Diesen Verdacht müsste die derzeitige Kommission aber gemäss Antidoping Ordnung zum Teil selbst beenden. Für den tief in die Materie eingearbeiteten Reinhard Wilke könnte laut Satzung Claudia Wisser den juristischen Teil übernehmen. Arnd Schomburg wäre aber noch immer und grundsätzlich zur Mitarbeit in dieser bereits eröffneten Untersuchung verpflichtet, wie auch PD Dr. med. Martin Huonker der nicht zurückgetreten ist.

Mit welchem persönlichen Einsatz und Ehrgeiz dieses mit satten Gutachten und einem blassen Gegengutachten gestützte Verfahren zum Abschluss gebracht wird ist eine der weiteren spannenden Fragen, die sich aus dem „Machtwechsel“ ergeben. Der zeitnahe Abschluß der „Causa Leder“ ist als erste Bewährungsprobe der ADK abseits der grundsätzlichen Anerkennung des neuen Präsidiums zu sehen.

Veranstalter mahnen zur Besonnenheit
Der als Gast ebenso wie Richard Gutt und Detlef Kühnel (Spalt, Roth) anwesende Kurt Denk (Ironman Frankfurt) richtete kurz einen Appell an das Plenum: „Ich bitte sie dringend 14 Tage lang keine Pressekonferenz oder Veröffentlichung auszugeben und die Wahl und die Folgen sacken zu lassen, um nicht mit der hiesigen Landeswahl vergleichbare ‚hessische Verhältnisse‘ zu erhalten!“

Rechtsunsicherheit bleibt für mindestens 14 Tage bestehen
Erschwert wird das Mandat mit dem zu erwartenden juristischen Nachgang, der sich um die Rechtsmäßigkeit des „Außerordentlichen Verbandstags“ und den gefassten Beschlüssen auseinanderzusetzen hat. Im ungünstigsten Fall droht eine erfolgreiche Anfechtung und Wiederholung des Urnengangs in rund zwei Wochen. Gepaart wäre die Übergangsphase mit dem temporären Luxus von gewissermaßen zwei DTU-Präsidenten, wie es ein Kollege der F.A.Z. wenige Minuten nach Sitzungsende treffend formulierte - mindestens einer könnte für diese Zeit keine juristische Legitimation besitzen.

Internationale Notizen vor dem Treffen
Les McDonald, kanadischer Präsident der International Triathlon Union (ITU) droht mit dem Gang vor den Internationalen Sportgerichtshof CAS (Lausanne), wenn sich herausstellen sollte, dass demokratische Regularien verletzt worden seien. Zudem könnte für diesen Fall eine Ausschluss der deutschen Mannschaft von den Olympischen Spielen in Peking im Sommer 2008 in Erwägung gezogen werden. Bei einer aktuellen Sitzung des Internationalen Olympischen Komitees in Lausanne wurden nach Informationen McDonalds Uneinigkeit und Korruption in Sportverbänden als die wichtigsten Angelegenheiten problematisiert.

Prof. Dr. Sarah Springman, Präsidentin British Triathlon Federation stützte Müller-Ott noch am Morgen mit einer Liste der von Klaus Müller-Ott erzielten internationalen Erfolge, während jener via Martin Bentele (abgewählter Vizepräsident Öffentlichkeitsarbeit) erneut in einer Presseaussendung auf die Unrechtmäßigkeit von Verbandstag und dort getroffenen Beschlüssen hinwies. 
Eine vorbereitete Erklärung Müller-Otts, die ein vetretungsberechtigter Anwalt am späten Vormittag verlesen wollte, konnte wegen der Satzung nicht entsprechenden formalen Gründen nicht vorgetregen werden. Das mit den Hintergründen zum Widerruf der Verbandtags-Einberufung versehene Schriftstück trug stattdessen Neu-Präsident Düro in Auszügen vor, bevor zur Tagesordnung übergegangen wurde.

Mittwoch, 6. Februar 2008

Quo vadis Deutsche Triathlon Union: Umzugspläne geraten zur Vertrauensfrage für Präsident und Präsidium


Die Folgen der Sitzung der Landesverbände und der Präsidiumssitzung der Deutschen Triathlon Union vom 02. Februar 2008 geraten zunehmend zur Vertrauensfrage. Die Landesverbände haben den Plänen des Präsidiums und hier konkret denen des Präsidenten der DTU, Dr. med. Klaus Müller-Ott vorläufig eine klare Absage erteilt. Hintergrund scheinen nicht nur schlichte Sachüberlegungen und Sachzwänge wie eine angespannte Haushaltslage zu sein. Vielmehr deuten viele Zeichen auf einen Machtkampf hin, der sich auf die Position des Präsidenten konzentriert.
Könnte so die neu geordnete Struktur der Landesverbände aussehen? Gemeinsame "Regierungs- und Verwaltungsstrukturen" könnten den ersten Schritt hin zu einer echten Fusion in 4 oder mehr Vertretungen (Landesverbände) darstellen. Die Aufgliederung dient nur der Inspiration. Sie muss nach sozio-kulturellen und statistischen Parametern wie Einwohnerzahl, Startpassanzahl, Fläche, Wirtschaftskraft, Anzahl der Rennen, etc. analysiert und ausbalanciert werden. Und natürlich rechtlich bewertet werden. Kommt keine echte Fusion zustande, kann man eine Verwaltungsstruktur als "Zwischenebene" schaffen. Sie bündelt aber exklusiv wichtige Kompetenzen der zugehörigen Landesverbände in einer der jeweils 4 Geschäftsstellen und ermöglicht so die Schaffung von Vollzeitstellen und an den anderen Standorten eine Entlastung des Ehren- und Teilzeitamts. Ebenfalls möglich ist als Alternative die Schaffung einer Direktmitgliedschaft (via Verein), in Teilen vergleichbar mit dem Modell von Swiss Triathlon. Photo: Kai Baumgartner, basierend auf Wikipedia Commons
DTU-Geschäftsstelle sollte nach Hamburg umziehen
Auf der Sitzung am 02.02. wurde engagiert über den Umzug der Geschäftsstelle und den zukünftigen Sitz des Verbands diskutiert. Ende November wurden Pläne der Hansestadt Hamburg und Dr. Klaus Müller-Ott öffentlich bekannt, die Geschäftsstelle und im zweiten Schritt den Sitz des Verbandes in die Hansestadt Hamburg verlegen zu wollen. Eine entsprechend attraktive finanzielle Offerte der Stadt liegt vor und spielt in dem Masterplan des derzeitigen Präsidenten eine entscheidende strategische Rolle, die den Verband in eine mehr als günstige Lage versetzen kann.

Satzungsänderung nur mit Mehrheit der Landesverbände
Für die Änderung des in der Satzung verankerten derzeitigen Verbandsitzes in Frankfurt am Main benötigt das Präsidium die Zustimmung der Landesverbände. Im Rahmen einer dann durchzuführenden Satzungsänderung, die eine Zweidrittel-Mehrheit bedingt steht pro 100 angefangene Mitglieder jedem Landesverband eine Stimme zur Verfügung. 

Vorzeitige Veröffentlichung sorgte für Unruhe
Doch genau hier regt sich momentan der Widerstand in den Landesverbänden. Durch eine so sicher nicht geplante Veröffentlichung in einem Interview mit Hamburgs Erstem Bürgermeister Ole van Beust (CDU) im Hamburger Abendblatt vom 29. November 2007 wurde die Standortfrage öffentlich gemacht, obwohl weder das komplette Präsidium der DTU noch die Landesverbände informiert wurden. So scheint es, wenn man der Veröffentlichung vom 05. Februar des nach eigenen Angaben „größten Triathlon-Magazins Europas“ im Internet folgen mag.

Präsidium hat Umzugspläne mitgetragen
Nach Informationen von 3athlon.de ist diese Darstellung jedoch falsch. So ganz auf dem Punkt scheint der Artikel also nicht zu kommen. Sehr wohl hat es eine Abstimmung im DTU-Präsidium gegeben, die sich mit dem Umzug der Geschäftsstelle, der nötigen Satzungsänderung und der personellen Konsequenzen beschäftigt hat – inklusive protokolliertem Votum der Präsidiumsmitglieder für diese Schritte. 

„Lobbyarbeit braucht Zeit. Wir werden weiter Verbände und ihre Vertreter nach Hamburg einladen, und wir werden uns verstärkt bemühen, die Sitze nationaler Spitzensportverbände nach Hamburg zu holen. Ein erster Erfolg ist uns jetzt gelungen: Die Deutsche Triathlon-Union zieht 2008 nach Hamburg um“ antwortet van Beust der Tageszeitung Ende November. Ein Statement des CDU-Politikers, das auch im Kontext des Wahlkampfes zu sehen ist.

Landesfürsten fühlen sich übergangen
Dr. Klaus Müller-Ott reagierte nach Veröffentlichung der Umzugspläne schnell und informierte die Landesverbände unter Nennung der Eckdaten telefonisch, um ein erstes Meinungsbild einzuholen. Dieses soll bis auf eine zurückhaltende Stimme durchweg positiv ausgefallen sein.

Zu diesem Zeitpunkt existierten wohlgemerkt offenbar noch keine schriftlichen Vereinbarungen zwischen der Politik in Hamburg und der DTU-Spitze. Unter diesem Kontext kann man auch die zögerliche Informationspolitik des DTU-Präsidiums in Richtung Landesverbände verstehen. Damit sind sie nicht als Alleingänge des Präsidenten zu werten.

Kündigung für die hauptamtlichen Mitarbeiter
Jörg Barion, langjähriger hauptamtlicher Geschäftsführer der DTU wurde zum Juli 2008 gekündigt. Ein entsprechender Beschluss ohne Gegenstimme und keiner Enthaltung des beschlussfähigen aber nicht vollständigen DTU-Präsidiums wurde gefasst und der Kündigung zugestimmt.

Es mag für das Präsidium der DTU schwer gefallen sein einen langjährigen Mitarbeiter zu kündigen. Doch zwischen den Zeilen und in Untertönen kann man auch bei einigen Landesverbänden grundsätzliche Zustimmung zur Kündigung des Geschäftführers sehen.

Zur Wahrung der Fristen und um dem Verband finanzielle Mehrbelastungen zu ersparen, erfolgten weitere Kündigungen für die Beschäftigten der Frankfurter Geschäftsstelle. Fast allen Mitarbeitern wurde ein Vertragsangebot für Hamburg - vorerst mündlich - angeboten. In einem Fall wurde sogar ein Home Office in Frankfurt in Betracht gezogen. 

Alt-Präsident wendet sich gegen Präsidenten
Das am 17. Februar zu erwartende Votum des Alt-Präsidenten Dr. med. Martin Engelhardt ist ebenfalls derzeit schwer abzuschätzen. Unmittelbar vor dem Treffen der Landesverbände rückte er ähnlich wie andere Mitglieder des Präsidiums von seinen bisherigen Positionen „Pro-Kündigung“ und „Pro-Umzug“ ab.

Gerüchteküche brodelt
Hintergrund für die Entscheidungswendung könnte eine recht gut funktionierende „Schmutzkampagne“ gewesen sein. Immer mehr Informationsbrocken werden bewusst gestreut, darin sind Wahrheiten, Halbwahrheiten und Unwahrheiten bunt durcheinandergeworfen.
Schon lange scheint es bei allen involvierten Personen nur noch um Trends und Stimmungen zu gehen. Rationale Argumente haben es bei der Masse an Informationen schwer und erinnern ein wenig an die nur kurz zurückliegenden „Kampagnen“ der Clintons im US-Wahlkamf gegen Barack Obama. Aufgabe der Landesverbände und des Präsidiums ist hier Fakt von Fiktion zu trennen.

Angst vor Zahlungsunfähigkeit bildet Drohkulisse
Immanent im Hinterkopf der Landesfürsten dürfte auch die wirtschaftliche Mitverantwortung des föderalen Solidarbundes „Deutsche Triathlon Union“ sein. Traditionell konservativ aus ehrenamtlicher Tradition erwachsen, kristallisiert sich auch hier der Konflikt „Sparkurs vs. Entwicklung“ weiter heraus. 

Tatsache ist, dass die DTU offensichtlich einen negativen Kassenstand hat, auch wenn es derzeit „keinen richtigen Abschlussbericht für 2007 gibt“. Dieser soll bis Mitte Februar vorliegen. Noch nicht enthalten sind einige noch gravierende ausstehende Beitragszahlungen der Landesverbände für 2007, die das Defizit kurzfristig ausgleichen könnten.

Mittelfristig müssen weitere Maßnahmen gefunden und getroffen werden, um den Haushalt der DTU langfristig zu konsolidieren. Genau diese Maßnahmen wären mit einem Umzug der Geschäftsstelle der DTU in die Hansestadt Hamburg und weiteren avisierten Sponsoren im positiven Wirtschaftsumfeld der Stadt Hamburg eingeleitet. 

Neue Modelle
Eine grundsätzliche Stärkung des zukünftigen Geschäftsführers wird von einigen Interessensvertretern in den letzten Wochen ebenso postuliert, wie die völlige Abschaffung dieses Postens und Aufgliederung der Zuständigkeit in Referate. Dies ist nur eine der möglichen Neustrukturen. 

Konkret am 17.02. möglich ist eine Abdankung oder Abwahl des amtierenden Präsidenten oder Teilen des Präsidiums und die Bestätigung oder Aufhebung der Kündigung des Geschäftsführers.

Machtspiele, „Vertrauensverlust“ als Mittel zum Königsmacher
Noch scheinen dem Präsidium oder den Landesverbänden nicht alle Fakten zur Standortfrage bekannt zu sein, sicherlich ein Grund für die derzeit ablehnende Haltung und den Vetrtrauensverlust. „Wir müssen uns in den nächsten Tagen einen Überblick über die mittel- und langfristigen Folgen verschaffen und auch Fakten von politischen Statements trennen“ erklärt ein Teilnehmer der Sitzung gegenüber 3athlon.de.

Kann die DTU jetzt auf Dr. Müller-Ott verzichten?
Im Sinne des Sportes sollten sich alle Beteiligten ihres Auftrages besinnen und pragmatische und sportlich faire Lösungen anbieten. Die Inkaufnahme des Verlusts eines starken Kopfes in der Struktur eines Sportverbandes scheint - gelinde gesagt - gewagt.

Der Verlust von Dr. Klaus Müller-Ott kann den Sport weit zurückwerfen. Eine Wertung erscheint derzeit nicht leicht, denn auch an der Person des Geschäftsführers scheiden sich in den Landesverbänden die Geister.

Selbst wenn es eine neue Präsidentin oder einen neuen Präsidenten gibt, ist eine Rücknahme der Kündigung nicht sicher. Interessant zu diesem Zeitpunkt ist die Frage, ob sich bereits neue Kandidaten für das Amt des Präsidenten in Stellung bringen. Noch interessanter ist die Frage, ob es Kandidaten aus dem bisherigen Präsidium gibt.
Ob man auf den Player Dr. Klaus Müller-Ott im Jahr 1 nach der WM im eigenen Land und im Jahr der Olympischen Spiele verzichten kann, müssen die Landesverbände wohlweislich abwägen. Genauso, ob die Besetzungsfrage interessantere Alternativen oder Modelle kennt.

Sportart Triathlon hat gute Außenwirkung
Die gute Welle, die die Sportart in der Außenwirkung hat, muss genutzt werden. Dispute von DTU und dem übergeordneten Verband ITU (International Triathlon Union) auf der einen und der privaten Ironman Triathlon Weltserie, vertreten durch die WTC (World Triathlon Corporation) auf er anderen Seite haben viel positive Energien in den letzten 10 bis 15 Jahren zurückgehalten. Der Erfolg bei Olympia 2000 im australischen Sydney generierte nicht die nötige Aufmerksamkeit in Deutschland.

Die sportliche Leistung und Reputation der Deutschen ist durch die packenden Weltmeisterschaften von Hamburg und die bis auf das letzte Jahr beständigen Auftritte der Athleten beim Ironman Hawaii, dem Ironman Frankfurt und auch der Challenge Roth exzellent.

Jetzt muss die Politik in der kurzen verbleibenden Zeit den Nebel des Lobbyismus lichten und die zahlreichen verwobenen und verquickten Interessenslagen sortieren und einen tragfähigen Konsens finden. Dabei dürfen bei allen augenscheinlich vorhandenen machtpolitischen Motiven auch die Außenwirkung der Sportart und der Auftrag der ehrenamtlichen Landesverbände und des DTU-Präsidiums nicht unbeachtet bleiben.

Welche Empfehlungen sollte man geben? Ein Königsweg
Als Königsweg sieht der Autor derzeit nach Prüfung der Fakten die Bestätigung von Dr. Klaus Müller-Ott, sofern nicht tatsächlich nachweisbare grobe Verstöße zu erkennen sind. Liegen diese vor, muss nüchtern und sachlich aufgeräumt werden.
Gekoppelt sollte das Mandat an eine genaue Prüfung oder Beschlussfassung zum Umzug und die ebenfalls optionale Umstrukturierung der Verbandsspitze sein. Bei Bedarf kann man die Amtszeit auf ein Jahr begrenzen, um die Nachfolgeregelung ohne Krise zu treffen.
Sei es mit Referaten, einem neuen Geschäftsführer, einer Doppelspitze mit Geschäftsführer und Präsidenten, der den Weg aus dem Ehrenamt in Arbeitsteil- oder Vollzeit finden könnte. Unterm Strich müssen die Investitionen in menschliche Arbeitskraft in der Erschließung von neuen Rennen, Mitgliedern und Sponsorengeldern münden.

Reformen der Landesverbände stehen aus
Ebenfalls nicht von der Hand zu weisen ist der dringende Bedarf einer Zusammenlegung von Synergien der Spitzenverbände über Sportartengrenzen hinweg. Sei es bei rechtlichen Fragen, dem Antidoping-Kampf oder dem Rechnungswesen. 

Unzweideutig ist auch der Reformbedarf in den Landesverbänden. Die Schwierigkeit ein Engagement für das qualifizierte und professionelle Ehrenamt aufzubringen muss schon mittelfristig in den nächsten 1-3 Jahren zur Neuorientierung der Landesverbände führen. Eine Möglichkeit ist etwa der Zusammenschluss der 16 Landesverbände zu vielleicht 4 bis 7 Organisationen, um auch hier der hauptamtlichen Arbeit mit der Schaffung neuer Stellen Vorschub zu leisten. Das Ehrenamt in Spitzenposition übernimmt dann mehr und mehr Aufgaben aus dem klassischen Controlling. Natürlich folgt für die ein oder andere Landesführung damit eine personelle Neuordnung. Ebenfalls möglich ist als Alternative die Schaffung einer Direktmitgliedschaft (via Verein), in Teilen vergleichbar mit dem Modell von Swiss Triathlon.


Kommentar
In der Vergangenheit war mein Verhältnis gegenüber der DTU nicht unbelastet. Grund ist die tradierte Haltung von 3athlon.de, die auch auf die Historie von 3athlon-Gründer Dirk Kantlehner beruht. Einzelne Präsidiumsmitglieder wie Reinhard Wilke und auch Dr. Klaus Müller-Ott wurden als Kondensationskerne kritisch betrachtet - insbesondere auch im Spannungsfeld von „Verbandszeitschrift vs. 3athlon“, bei „Haushaltsfragen“ oder im „Antidoping-Kampf“.

Massive Vorstöße 3athlon.de „Kleinzukriegen“ - Hausdurchsuchung und kurzfristige PC-Beschlagnahmung am Morgen meines Geburtstags vor rund 2 Jahren inklusive – änderten wenig an den Ergebnissen. Die durch uns initiierten Maßnahmen für mehr Effizienz, politische Offenheit, Transparenz und Demokratie wie etwa Draftathlon.com haben Wirkung gezeigt.

Die aktuellen Entwicklungen unter Berücksichtigung meines von möglichst vielen Seiten herangezogenen Sachstandes haben mich bewogen doch etwas zum Thema „Pro-Triathlon“ zu schreiben. Nicht „Pro-DTU“, „Pro-Präsident“, „Pro-Präsidium“ oder „Pro-Geschäftsführer“, sondern „Pro-Triathlon“ und Sachverstand.

Es scheinen, wie im Artikel dargestellt persönliche Interessen mit Fakten und Fehlinformationen munter vermengt zu werden und so für eine destruktiv-explosive Mischung zu sorgen. Gibt es grobe Verfehlungen jedweder Richtung gehören diese mit entsprechender nüchtern-sachlicher Konsequenz beseitigt - personelle, vereinsrechtliche und strafrechtliche Konsequenzen inklusive.

„So nicht!“
möchte man da sagen, schließlich geht es um den nationalen Dachverband, der „meinen Sport“ regelt. Der Missbrauch der Schmutzkampagne als billiges Mittel rechtfertigt nicht den Zweck die Verbandsspitze auszutauschen oder eigene Interessen gegen das Gewissen oder den Verstand entscheiden zu lassen. Der Einsatz widerspricht dem „Fair Play“-Gedanken und öffnet Tür und Tor für ähnliche Verhaltensweisen in der Zukunft.

Vielleicht lässt sich die bestmögliche Lösung schneller und sauberer finden, wenn man wieder zurück zur Sachebene kehrt, die Fakten auf den Tisch packt und dann genau hinschaut. Das muss zwangsläufig nicht allumfänglich am 17. Februar passieren, wenngleich eine schnelle Lösung der Probleme im Innen- und Außenverhältnis wichtig ist.

Sonntag, 18. Dezember 2005

Verfahren nach Strafanzeige von Reinhard Wilke eingestellt, Akteneinsicht wird beantragt


Das Verfahren nach einer Strafanzeige von DTU-Vizepräsident Reinhard Wilke ist von der Staatsanwaltschaft Kassel erneut eingestellt und der sichergestellte Laptop übergeben worden. 

Der von der Kampagne betroffene Baumgartner lässt zur Zeit durch seine Anwälte Akteneinsicht bei der Staatsanwaltschaft Kassel beantragen, um die Rolle von DTU-Vizepräsident Wilke im Ermittlungsverfahren näher prüfen zu können. Wilke, seines Zeichens Richter soll massiv in Richtung Polizeibehörde und Staatsanwaltschaft kommuniziert haben, um das Verfahren in seinem Sinne voranzutreiben. „Nach Sichtung der Akten wird sich entscheiden, ob gegen Herrn Wilke zivil- oder strafrechtlich vorgegangen werden sollte“ erklärte Baumgartner am Wochenende.

Donnerstag, 15. Dezember 2005

DTU-Vizepräsident Reinhard Wilke greift Pressefreiheit an, Verfahren erneut vor Einstellung.

Nach einer Strafanzeige von Reinhard Wilke (DTU-Vizepräsident für Recht /Finanzen und Schwager des DTU-Präsidenten Dr. Klaus Müller-Ott) durchsuchte (FAZ, 14.12.05) die Staatsanwaltschaft Kassel am frühen Dienstagmorgen, den 13. Dezember die Räume des Internet-Triathlon-Portals www.3athlon.de in Kassel und beschlagnahmte einen Computer zwecks Beweissicherung.

Das Verfahren gegen das einflußreiche und verbandskritische Portal wurde wegen "Ausspähens von Daten nach § 202a StGB" eingeleitet. Mittlerweile hat die Staatsanwaltschaft Kassel aber bereits signalisiert, dass es bis zum Wochenende zu einer erneuten Einstellung des Verfahrens kommen wird. 

„Es gibt angenehmere Überraschungen“ erklärt Kai Baumgartner, Betreiber von 3athlon.de. „Die Beamten waren sehr nett, obwohl sie mich mit Mühen aus dem Bett geklingelt hatten. Sie mussten schon die Nachbarschaft bemühen, um in das Haus zu gelangen. Leider konnte ich so früh keinen Kaffee und Geburtstagskuchen anbieten, da ich mit den ersten Gratulanten später gerechnet habe“ führt das Geburtstagskind schmunzelnd weiter aus.

Begründet wurde der Verdacht, mit einer wilden Verschwörungstheorie Wilkes, nach der sich Baumgartner unbefugt Daten verschafft habe. Dies soll direkt durch eine dritte Person oder selbsttätig geschehen sein. Die Möglichkeit einer undichten Stelle im aktuellen Personalbestand der DTU scheint Wilke ausdrücklich auszuschließen. Es soll sich bei den erhaltenen Daten um vertrauliche Informationen der DTU über einen angeblichen Dopingfall bei den Deutschen Meisterschaften handeln. Die Beschwerde der betroffenen Person nach der persönlich gestalteten Kontaktaufnahme durch 3athlon.de hat seinerzeit zu Irritationen mit der DTU geführt.

Dies ist nach einer Einstweiligen Verfügung bezüglich der Veröffentlichung eines vorläufigen Kassenberichts für das DTU-Geschäftsjahr 2004, der die desolate Haushaltsauflage aufzeigt schon der zweite massive Angriff von Wilke gegen 3athlon.de. 
Baumgartner ist noch immer über den Vizepräsidenten ärgerlich: „Es ist bedauerlich mit welchem Mangel an Kompetenz das DTU-Präsidium arbeitet. Anstatt die Sportart Triathlon voran zu bringen, die Weltmeisterschaften 2007 im eigenen Land ernsthaft vorzubereiten oder die Probleme im Langdistanztriathlon (FR-aktuell.de,08.12.05) zu lösen, werden haltlose Verdächtigungen in die Welt gesetzt. Die Anzeige werte ich als eine Kampagne, die nur dazu gedient hat den Betrieb von 3athlon.de zu stören, mich einzuschüchtern und vom Präsidium abzulenken.“ 

Das Ziel einen kritischen Geist zu Handlungsweisen des DTU-Präsidiums im Handlungsspielraum einzuschränken, ist dieses Mal verfehlt worden. Baumgartner rechnet aber bald mit den nächsten Versuchen durch das völlig von der Basis abgelöst und von den Landesverbänden schwer kontrollierbar agierende Präsidium. „Das gesamte Verhalten des Herrn Wilke, insbesondere dessen Einflussnahme auf das Ermittlungsverfahren, darf der Triathlonsport in Deutschland nicht weiter durchgehen lassen. Hier sind Grenzen weit überschritten worden. Es liegt unter sportpolitischen Aspekten nun an den Mitgliedern der DTU, den 16 Landesverbänden, dieses Verhalten zu bewerten und die notwendigen Konsequenzen daraus zu ziehen!“ 

„Wie dem auch sei“ schließt Baumgartner schulterzuckend das Fazit der etwas turbulent verlaufenden Geburtstagsfeier ab, „soll das derzeitige DTU-Präsidium weiter das Grab für den Verband schaufeln. Ich kümmere mich derzeit lieber um ein paar andere Triathlonbaustellen, die weitaus mehr Spaß und Freude bereiten. Zudem ist die neue Saison mit der Aufstiegsrunde des bundesweit aktiven Vereins 3athlon.org e.V. in die 2. Bundesliga auch nicht mehr so weit weg. Da möchte ich in Form sein, um 1-2 Renneinsätze mitzumachen und damit das gut harmonisierende Team zu unterstützen.“

Sonntag, 16. Dezember 2001

Wie Les McDonalds die DTU aus der Klage gegen die ITU gelockt hat


Im Zuge seiner Bemühungen dem IOC eine stabile und vereinigte ITU zu präsentieren und deutlich zu machen, dass die internen Probleme beigelegt sind - beides eine Vorrausetzung für ein OK des IOC zum Verbleiben von Triathlon im Olympiaprogramm - hat sich Les McDonald zu einem überraschenden Schritt entschlossen und der ETU Generalsekretärin Erika Koenig-Zens einen Platz im ITU Vorstand angeboten, obwohl diese in der Vergangenheit häufig erheblicher Kritik aus den oberen Etagen der ITU ausgesetzt gewesen war.
Umarme deine Gegner und herrsche, ITU-Präsident Les McDonald (CAN) nutzt die Klaviatur des Machterhalts perfekt. Photo: ITU
Das Angebot eine der beiden offenen Positionen im ITU Vorstand an die Österreicherin zu vergeben, - der andere Posten ging an den Deutschen Reinhard Wilke, Schwager von Klaus Müller-Ott, Jurist und Neuling im Bereich Triathlonpolitik - war ein Teil der Vereinbarung, die mit der DTU ausgehandelt wurde. Als Gegenleistung für diese Personalentscheidungen, sowie einige andere Zusagen, hat die DTU sich aus der Klage gegen die ITU, die noch immer am Gerichtshof von British Columbia verhandelt wird, zurückgezogen. Diese Vereinbarungen wurden von Mark Sisson, dem ITU Generalsekretär in einem Brief vom 13. November bestätigt. 
Die Details der Vereinbarung von ITU und DTU lauten folgendermaßen: 
"Gemäß der Punkte unserer Vereinbarung kann Präsident Les McDonalds in Einklang mit den Statuten der ITU Erika Koenig-Zenz offiziell beauftragen, den Posten einzunehmen, der durch das Ausscheiden von Anne Marie Gschwend freigeworden ist."

"Weiterhin bitte ich darum mich so früh wie möglich davon in Kenntnis zu setzen, welche weitere Person aus der DTU einen Posten im ITU Vorstand bekommen soll, um die, durch das Ausscheiden von Mick English freigewordenen Stelle zu besetzten. Es ist nicht notwendig hier zu erwähnen, dass die geeigneteste Person dafür wohl der DTU Präsident wäre."

"Ich werde einen Brief für die ETU vorbereiten, der im Namen des ITU Vorstandes erklärt, dass die ETU provisorisch als offizielle Regionalvertretung der ITU in Europa fungiert. Die Vereinbarung gilt zunächst für ein Jahr unter der einfachen Bedingung, das die ETU die Satzung der ITU implementiert."

"... Ich hoffe, dass sie mit dieser Vereinbarung einverstanden sind. Ich freue mich bald wieder mit ihnen zu sprechen und dann diese Beschlüsse weiter auszuarbeiten, zusätzlich natürlich über die Weltcup Veranstaltung in Hamburg, eine der Städte die sich für die Olympiade in Deutschland im Jahre 2012."

Gastbeitrag von Dirk Kantlehner