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Dienstag, 29. November 2016

Gescheiterter Olympia-Deal von ARD und ZDF: Sportsponsoring in Randsportarten vor dem Aus oder nur der Paradigmenwechsel?

Aus der aktuellen Schockstarre der Medienbranche rund um das Olympia-Aus, allen voran die öffentlich-rechtlichen Institutionen um ARD und ZDF mit rund 26.000 fest angestellten Mitarbeitern (ARD 22.168, ZDF 3.600), kristallisieren sich derzeit die ersten Analysen der Medienbranche heraus. In der Sachanalyse gefallen mir das Fazit und der Ausblick zu den kurz- bis mittelfristigen Folgen des Ausstiegs von ARD und ZDF aus den Verhandlungen mit dem Discovery-Konzern von W&V recht gut. Bei den langfristigen Folgen muss man die tektonische Verschiebung in Richtung der neuen Streaming-Anbieter möglicherweise deutlich positiver bewerten. Unter dem Begriff Disruption sammelt sich ein Trend. Es gilt einem Paradigmenwechsel zu digitaler Mediendistribution über zahlreiche verschiedene Kanäle und Zeitfenstern Rechnung zu tragen.
Die Olympischen Spiele finden 2018-2024 bei ARD und ZDF wahrscheinlich nur als Zusammenfassung und Randprogramm statt. Montage: basierend auf Wikipedia Logos

Die Weichenstellung zu diesem Olympia-Aus, dass Dr. Thomas Bellut (ZDF-Intendant) und Ulrich Wilhelm (ARD-Intendant für Sportrechte) wortreich einem geldgierigen US-Konzern in die Schuhe schieben wollen, fand bereits im Sommer 2016 statt.[1, 2] Satte 250 Millionen Euro Mehrkosten betragen die Verlängerungen für die Übertragungsrechte der Fußball-Bundesliga.[3, 4] Die gescheiterten Verhandlungen mit Discovery sind also das Ergebnis zweier Intendanten, die sich bei dem Versuch verzockt haben, die Rechte für Fußball und Olympia in einem Bullenmarkt zu sichern. Dabei kann vorausgesetzt werden, dass vorab die im Hause gesetzten Prioritäten durch Budgetierung klar festgelegt worden sind. Die politische und wirtschaftliche Verantwortung dafür möchten Bellut und Wilhelm aber nicht übernehmen.

W&V- Autor Markus Weber führt in seinem Kommentar aus:

"Bis 2024 werden Live-Übertragungen von Olympischen Spielen hierzulande nur noch auf Eurosport zu sehen sein. Für das Sportsponsoring in den sogenannten Randsportarten bedeutet diese Entscheidung praktisch das Aus" 

Weber ergänzt:

"Für alle Randsportarten ist die Entscheidung gelinde gesagt eine Katastrophe", sagt Raphael Brinkert, der Chef von Jung von Matt/Sports in Hamburg. Und er hat Recht. Mit dem gigantischen Reichweitenverlust bei den Live-Übertragungen wird es künftig unmöglich sein, Stars wie Robert Harting (im Diskuswerfen) oder Matthias Steiner (im Gewichtheben) aufzubauen. 
Sportarten wie Bogenschießen und Kanurennen finden in der öffentlichen Wahrnehmung ohnehin nur alle vier Jahre statt. Von den zuletzt mehr als 300 Stunden Olympia-Live-Berichterstattung in den Hauptprogrammen der Öffentlich-Rechtlichen zehrten sämtliche Disziplinen auch hinterher noch jahrelang. Es wird sehr schwierig werden, Sponsoren dieser Sportarten künftig noch bei Laune zu halten. Und das nicht nur wegen des Reichweitenverlusts. [5]

Diese Schlussfolgerung muss nicht sein. ARD und ZDF werden nur weiter Marketanteile an die nicht mehr so ganz neuen Spieler (Sky, Netflix, Amazon und Co.) verlieren. Weitere Protektion durch die Politik wird gesucht werden, also weitere Abgaben im Rahmen der Rundfunkgebühr werden eingefordert werden. Nur so kann, durch die hohen Kosten beider TV-Anstalten bedingt, die Konkurrenzfähigkeit auf einem "freien Market" annähernd erhalten bleiben. Keine Rolle bei der Argumentation dabei spielen werden, da selbst verursacht, die horrenden Kosten des exzessiven Pensionssysteme von ARD und ZDF.

Alleiniges Ziel im Sportbereich werden neben einer Konzentration auf neue aber recht günstig zu produzierende Konzepte wie die EM verschiedener Sportarten (inkl. Triathlon) in Glasgow auf der Bundesliga, Champions League und WM im Fußball liegen. ARD und ZDF werden mit den Partnern in der EBU bei der kommenden Vergaberunde von Lizenzen Amazon Prime Video, Sky, Discovery oder ein Joint Venture dieser Player zu verhindern suchen - und folgerichtig einen Großteil des Sportetats für diese Fußball-Rechte der wichtigen und nicht leicht medial zu erreichenden Zielgruppe aufwenden. In direkter Folge ist an einen sinkenden Rundfunkbeitrag, wie von der KEF empfohlen, zukünftig nicht zu denken. [6] Das Gegenteil ist der Fall. Rund 20 Euro monatliche Kosten, also 240 Euro pro Haushalt und Jahr für den Rundfunkbeitrag werden schon bald Realität sein.

Die Randsportarten müssen das Aus, diesen Schritt und Einschnitt in der Reichweite auch als Chance betrachten, um die Vermarktungsmodelle der heutigen Zeit anzupassen und innovativ und agil zu werden. Die International Triathlon Union (ITU) hat ein eigenes, kostenpflichtiges Konzept zum Live-Streaming mit einer kostenlosen Zusammenfassung seit mehreren Jahren etabliert, sucht aber noch den optimalen Kanal. Hier müssen die olympischen Sportarten konsequent ansetzen und weitermarschieren. Die neuen Mitglieder in der internationalen Sportfamilie, namentlich die Genrevertreter des E-Sports und Gamer zeigen deutlich, wie man dies schaffen kann und sehr attraktive Zielgruppen ansprechen, dauerhaft binden und monetarisieren kann. Ebenfalls sei auf den Hersteller eines Energy-Drinks verwiesen, der Sportmarketing von Herstellerseite eines FMCG-Konzerns global völlig neu definiert hat und in vielen Bereichen strategische und operative Exzellenz an den Arbeitstag legt.

IOC-Präsident Thomas Bach hat die Zeichen der Zeit erkannt und sich in ersten Schritten von klassischen Distributionsmustern der TV-Anstalten emanzipiert. Im Nebeneffekt hält er nun einen hervorragenden Hebel für Vertragsverhandlungen in der Hand. Die Weichen einer eigenen Olympia-Streaming-Plattform sind durch Bach bereits gestellt. Die Deals mit Eurosport/Discovery für 2018-2024 sind allenfalls Intermediäre und die Boten eines Paradigmenwechsels, der den sich rasant ändernden Sehgewohnheiten der jungen Generation Rechnung trägt.

Gefordet sind auch ARD und ZDF. Nach der zwingend nötigen Sanierung des Pensionssystems inklusive aller Altverträge müssen die beiden Supertanker zu den disruptiven Spielern der Branche aufschließen. Gerne darf dies aus Eigenmitteln, ohne einen erneuten Ruf nach politischem Eingriff und Regulation erfolgen. Gelingt dies nicht, verlieren die beiden Anstalten nur weitere Argumente für die eigene Daseinsberechtigung und üppige jährliche Zuwendungen von über 8 Milliarden Euro durch den Rundfunkbeitrag von derzeit 210 Euro im Jahr pro Haushalt.[6]

Update vom 07.12.2016:
Die Interviewpartner beim Branchendienst Meedia sehen auch mehr Chancen für die Digitalisierung, auch wenn ggf. die öffentlich-rechtlichen Sender um ARD, ZDF und Deutschlandfunk bzgl. Bewegtbildmaterial völlig leer ausgehen könnten. [7, 8] Der internationale Markt für Sportrechte und Bewegtbild-Distribution steht nach Ansicht von  ZDF-Intendant Thomas Bellut vor einem Umbruch. Bellut bereitet den geschätzten Sportfan auf schwere (sprich teure) Zeiten vor. Der dpa diktiert er in den Block:

"Ich schließe nicht aus, dass sich wie jetzt bei Olympia große, multinationale Konzerne engagieren werden", sagte Bellut der Deutschen Presse-Agentur in Mainz. "Das könnte auch bei anderen Rechten in Zukunft eine größere Rolle spielen." [9]
  1. Kein Olympia bei ARD und ZDF
  2. Was bedeutet das Olympia-Aus von ARD und ZDF für die Zuschauer?
  3. Bundesliga-Rechte kosten ARD/ZDF 250 Millionen mehr
  4. Fußballrechte: Den Preis zahlen die anderen Sportarten
  5. Gescheiterter Olympia-Deal: Sportsponsoring vor dem Aus?
  6. Rundfunkbeitrag kann um 30 Cent auf 17,20 Euro sinken
  7. Nach Olympia-Aus für ARD und ZDF: Werbewirtschaft rechnet mehr mit digitaler Vermarktung der Spiele
  8. ARD und ZDF droht Olympia-Totalausfall: Auch „Tagesschau“ und „heute“ von Blackout betroffen?
  9. ZDF-Intendant sieht Sportrechte im Umbruch

Montag, 10. Oktober 2016

Vorsicht Nichtschwimmer! Die Deutsche Triathlon Union und Olympia

Weniger Edelmetall als beim Ironman Hawaii 2016, sondern mehr Blech gibt es für die Elite-Triathleten auf der olympischen Kurzstrecke. Olympiasieger Jan Frodeno bemängelt den fehlenden Glauben und fehlendes Vertrauen des Verbandes in den aktuellen Kader, kratzt mit seiner Kritik aber nur an der Oberfläche. Natürlich ist Deutschland alleine wegen der klimatischen Gegebenheiten keine Schwimmnation wie die USA oder Australien. Eine sich ausdünnende Infrastruktur, mit sich manifestierenden Bäderschließungen, schlechten Öffnungszeiten und sinkender Wassersicherheit bei Schulkindern und Jugendlichen als Folge sinkender Unterrichtseinheiten im Schwimmen sollten aber nicht alleinige Entschuldigung herhalten. [1, 2]
Die Triathletinnen und Triathleten der Deutschen Triathlon Union haben im Elite-Bereich seit mehreren Jahren im Schwimmen und damit der vorentscheidenden ersten Disziplin den Anschluss an die Weltspitze verpasst. Photo: 3athlon.org e. V.

Die Artikelüberschrift wird den Athletinnen und Athleten dennoch nicht gerecht, ist überspitzt formuliert aber notwendig. Die olympische Kurzstrecke läuft derzeit den Erfolgen aus eher strukturellen Gründen hinterher. Wichtige Weichenstellungen zum Beseitigen der deutlichen Schwimmschwäche im olympischen Triathlon wurden über Jahre nicht behoben und müssen auch zeitlich viel früher ansetzen, als bei den U23- oder Elite-Kadern. Wichtige Akzente setzen im Nachwuchs auf Landesebene dabei auch Trainer wie Ron Schmidt und Christian Weimer um nur zwei zu benennen.

Schon bei der Sichtung von Quereinsteigern zeigen die US-Amerikaner mit Olympiasiegerin Gwen Jorgensen, wie man erfolgreich ehemalige Schwimmerinnen und Läuferinnen an den Triathlon heranführt. Das in 2015/2016 neu aufgelegte Stipendiats-System für us-amerikanische Universitäten wird auch internationale und deutsche Talente anziehen. Sind es im Jahr 2016 gerade einmal 14 teilnehmende Universitäten, sollen es in 3-5 Jahren bereits 40 sein - Schwergewichte aus aus der Ivy League (Yale University, Princeton University, Columbia University, Harvard University, Brown University, Cornell University, Dartmouth College, University Of Pennsylvania) eingeschlossen.

Mit Blick auf die Ergebnisse des Deutschen Schwimmverbands (DSV) bei den Spielen der letzten Dekade mag man von einem erfolgreichen Austausch von Talenten wie in den USA nur träumen. Doch muss gesagt werden, dass der Talentpool statistisch gesehen natürlich durch seriöse Nachwuchsarbeit wachsen muss aber ausreichend Möglichkeiten zur kurzfristigen Auffrischung mit älteren Talenten vorhanden wären. Hier muss der kleingeistige und oft eifersüchtige Dialog zwischen den Verbänden auf Bundes- und Landesebene geändert werden. Auch ein Alistair Brownlee und sein Bruder Jonathan Brownlee haben nach einer Grundausbildung im Schwimmen und Crosslauf vergleichsweise spät zum Triathlon gefunden. Man muss nur die Voraussetzungen schaffen (wollen). Wo sind die Strategien und Scouts, die freundschaftlich mit dem Deutschen Leichtathletik Verband und dem DSV kooperieren, um Talente breiter und umfassender auszubilden und ggf. auch mehrfach untereinander auszutauschen? 

Noch kann die DTU aktuell von den früheren Investitionen in Kaderathleten der 1. und 2. Generation und sich daraus ergebenden Abstrahleffekten in der Außenwirkung zehren. So kann die DTU vielleicht den Zeitraum überbrücken, bis neue Talente ohne Schwächen in der ersten Disziplin 2024 oder vielleicht auch schon früher das Erbe der Frodenos bei Olympia antreten könnten. Im Bestandskader muss für Olympia 2020 endlich die Schwimmschwäche in den Griff bekommen werden. Alles was nach der 1. Disziplin kommt, ist dann ebenfalls der hohen Leistungsdichte in der ITU World Triathlon Series geschuldet, aber das Rennen darf doch nicht nach 18 oder 19 Minuten vorzeitig beendet sein! Die Deutsche Triathlon Union versucht als Dachverband derzeit gegenzusteuern, sieht sich aber auch mit diesen Maßnahmen in der Art und Weise der Umsetzung in der Kritik. [3, 4]

Hier stellt sich die ketzerische Frage, warum die DTU nicht mit z.B. der Schweiz und Österreich ein Joint Venture bei der Athletenentwicklung startet?! Man könnte in die aktuellen Strukturen um Sportdirektor Dr. Jörg Bügner, dem Trainer-Duo Ron Schmidt und Christian Weimer mit dem Australier Brett Sutton, trotz aller Kontroversen, den erfolgreichsten Triathlontrainer der Welt in eine Kooperation einbinden. Die Schweizer zeigen, dass eine komplexe Persönlichkeit wie Sutton eingebunden werden kann, wenn man es wirklich möchte. Mit Daniela Ryf und Nicola Spirig hat er in den letzten zwei Jahren zwei Weltmeisterschaften im Ironman und eine Silbermedaille in Rio erzielt. Die komplette Umstellung der Schwimmtechnik bei Spirig nach der Goldmedaille von London 2012, einer Babypause und dem mehrfachem Handbruch direkt im Olympiajahr 2016 muss in die Erfolgsbilanz mit eingepreist werden.
  1. Bob der Baumeister: Ironman Hawaii und die Deutschen, ein Erklärungsversuch
  2. Frodeno kritisiert deutsche Triathlon-Funktionäre
  3. Chance zur Neuausrichtung: Ralf Ebli und Dan Lorang verlassen Trainerstab der Deutschen Triathlon Union (DTU) nach Verfehlen der Zielvereinbarungen
  4. Deutsche Triathlon Union reagiert mit neuem Sportdirektor Dr. Jörg Bügner, Trainer-Duo Ron Schmidt und Christian Weimer
  5. Deutsche Triathlon Union e. V.

Montag, 18. Juli 2016

Doping: unabhäniger McLaren Bericht der WADA belastet russische Triathleten

Der am 18. August mit Spannung erwartete unabhängige McLaren Bericht über Doping in Russland belastet russische Triathleten. Insgesamt sollen 4 positive Dopingbefunde russischer Triathleten verschleiert worden sein. Spitzenreiter sind die Leichtathleten mit 139 Fällen, gefolgt vom Gewichtheben (117) und Schwimmen (17).

Es ist durchaus wahrscheinlich, dass im Zuge des Berichts, trotz gegenteiliger diplomatischer Bestrebungen aus Russland durch Sportminister und FIFA-Funktionäre Witali Leontjewitsch Mutko, Präsident Wladimir Wladimirowitsch Putin und von IOC-Boss Thomas Bach die komplette russische Delegation für Olympia in Rio de Janeiro gesperrt wird. Allenfalls Athleten, die im Ausland trainiert haben und dort in Auftragsarbeit von anderen nationalen Anti-Doping Agenturen negativ getestet wurden, könnten eine Chance auf einen Start (unter neutraler IOS-Flagge) haben.


  1. WADA publishes Independent McLaren Investigations Report
  2. WADA Statement: Independent Investigation confirms Russian State manipulation of the doping control process

Sonntag, 17. Juli 2016

Rebecca Robisch erklärt unmittelbar nach Zieleinlauf Rücktritt aus Triathlon-Nationalmannschaft

Rebecca Robisch hat nach rund 12 Jahren Mitgliedschaft in verschiedenen Kadern der Deutschen Triathlon Union (DTU) den Rücktritt aus der Nationalmannschaft erklärt. Unmittelbar nach dem Zieleinlauf beim Triathlon World Series Event in der Hansestadt Hamburg entschied sich die Bayerin vor laufender Kamera der ARD zu diesem Schritt. Vorausgegangen war ein Disput um die Nominierung für die olympischen Spiele im Triathlon, die sich Robisch derzeit noch immer juristisch erstreiten will. Ordentliche Gerichte zwingen den deutschen olympischen Sportbund (DOSB) und die DTU zu einer Prüfung bis 18. Juli 2016. Ob eine Teilnahme von Robisch formal nach einem Rücktritt  möglich wäre, müsste ebenfalls abzuklären sein. Der Rücktritt vom Rücktritt scheint für ein letztes Rennen in Rio nicht ausgeschlossen.

Donnerstag, 14. Juli 2016

Das Antwortschreiben von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel an Triathletin Laura Lindemann

Kaderathletin Laura Lindemann hat nach den sportpolitisch-juristischen Chaostagen rund um die Nicht-Nominierung der deutschen Kaderathletinnen und Kaderathleten der Deutschen Triathlon Union aus purer Verzweiflung und Enttäuschung über die Auswüchse harter Sportpolitik rund um DOSB, DIS und DTU einen Brief an Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel verfasst, den wir an dieser Stelle zur Verfügung stellen möchten.
Eine der größten deutschen Talente im Triathlon, Laura Lindemann wendet sich voller Verzweiflung an Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel.

Um die Wartezeit auf eine Antwort der stets proaktiv agierenden Regierungschefin aus dem Kanzleramt zu verkürzen, erfolgt an dieser Stelle die satirische Kurzfassung eines zu erwartenden Schreibens. Mehr Aktivität kann man leider von der Bundeskanzlerin nicht erwarten, aber vielleicht hilft Bundesjustizminister Heiko Maas aus und beugt das Recht doch noch? #Satire:

Liebe Laura,
es tut mir aufrichtig leid, dass du nicht für Olympia nominiert worden bist. Mit dem Sport, dass hast du gut gemacht.  Du musst jetzt nicht traurig sein. Allerdings muss ich sagen, die Autonomie des Sports ist alternativlos. Nimm dir dies zu Herzen: die Zukunft liegt noch vor dir. 
Ich habe da noch eine Frage. Ist das nicht anstrengend nach dem Skifahren auf diese Scheiben zu schießen? Warum nehmt ihr keinen Fußball und ein Tor? 
Deine 
<Angela>
Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin 

Update vom 16. Juli 2016: Tilo Jung hat die Thematik in der Bundespressekonferenz aufgeworfen und dankenswerterweise per Video festgehalten. Ein Antwortschreiben auf einen offenen Brief wird es von der Bundeskanzlerin laut der stellvertretenden Sprecherin Ulrike Demmer grundsätzlich nicht geben. Dr. Tobias Plate, Mitglied der Pressestelle des Bundesministeriums des Inneren (BMI) hat in seiner Stellungnahme den Charakter der Autonomie des Sports und die Entbehrungen der enttäuschten Athletinnen und Athleten im Qualifikationszyklus für Olympia 2016 betont.

Dienstag, 12. Juli 2016

Anne Haug vertritt als Einzelkämpferin Deutsche Triathlon Union bei Olympia in Rio

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat für die Teilnahme im olympischen Triathlon für Rio 2016 weiterhin seine konsequente, am Qualifikationsergebnis orienterte Nominierungspraxis angewandt, wie auch Klaus Arendt in einem Kommentar richtig feststellt. Folglich ist nur Anne Hauck am Zuckerhut zum Start berechtigt. Von 5 theoretisch für Deutschland verfügbaren Plätzen bleiben jeweils 2 bei den Frauen und Herren unbesetzt. Damit wird allen anderen, auch den mittels Deutscher Institution für Schiedsgerichtsbarkeit (DIS) durch Athleten durchgesetzten Vorschlägen der Deutschen Triathlon Union (DTU) nicht entsprochen. Von der Nichtberücksichtigung betroffen sind Gregor Buchholz, Steffen Justus, Anja Knapp, Laura Lindemann, Hanna Philippin und Rebecca Robisch.

Die DTU hatte zuvor, auch im Rückblick einer verpassten Medaillenchance für Haug bei den Spielen von London 2012 durch Einzelaktionen ihrer Athletinnen im Rennen der Frauen für Rio 2016 die starken Schwimm-Radfahrerinnen Lindemann und Knapp als Domestiken und Helferinnen für Haug nominiert, obwohl die Leistungsanforderungen nicht erfüllt wurden. Robisch wurde nicht aufgestellt und hatte bei der DIS gegen die Entscheidung der DTU geklagt. Diese hatte mit der kurzfristigen Nachnominierung von Robisch und Philippin reagiert.

Das Verfahren wurde vor der DIS mit der ehemaligen DTU-Präsidentin Claudia Wisser als Richterin bestritten. Der fragwürdigen Begründung des Schiedsspruchs durch Wisser, in der Saarbrücker Zeitung zitiert, kann man eine gewisse pikante Note nicht absprechen: „teamtaktische Anweisungen und deren Umsetzung im olympischen Wettkampf widersprechen dem olympischen Grundsatz“. Die DTU hatte gerade im Blick auf die gemeinsame juristische Historie mit Wisser erfolglos einen Befangenheitsantrag im Vorfeld gegen die Juristen in der Sache Robisch ./. DTU gestellt. Ein Skandal an sich, weil Wisser als Einzelrichterin über eine mögliche Befangenheit selbst entschieden hat. Ein möglicher Schaden, bedingt durch die Prozesskonstellation, konnte so von der DTU nicht abgewendet werden. Die Juristin wurde 2010 nach berechtigter Kritik und verbissenem Machtkampf um die Vormachtstellung in der DTU demokratisch aus den Verbandsorganen entfernt.

Steffen Justus, derzeit wohl erfahrenster DTU-Athlet ohne Olympia-Ticket, hat seine Stimmung nach einigen Stunden Abstand auf Facebook zusammengefasst:
"Nach einer Nacht drüber schlafen, bin ich immer (noch) aufgrund dieser Entscheidung noch sehr bedrückt und niedergeschlagen. Vor allem, da es eigentlich ganz gut aussah, trotz verpasster direkter Quali doch noch nominiert zu werden. Leider war es wohl dem DOSB, aufgrund möglicher weiterer Klagen zu "heiß" die übrigen errungenen Olympiastartplätze zu besetzen. Dies ist in erster Linie auch sehr schade für den ganzen Deutschen Olympischen Triathlonsport, da doch viel von guten Ergebnissen bei den Spielen abhängt. So ist nun die Möglichkeit genommen worden zu zeigen, dass wir immer noch für Überraschungen gut sind und dem Deutschen Triathlon Nachwuchs weiter ein Perspektive bieten können :(.
Ich und hoffentlich alle anderen, drücke nun Anne am 20.08. vor dem Fernseher alle Daumen und (ich) bin überzeugt, dass sie nochmal richtig einen raushaut. Für die anderen nicht Nominierten, hoffe ich, dass sie auch nicht den Kopf so schnell in den Sand stecken werden und - wie ich auch - sich bald neue (vielleicht auch andere) Ziele setzen sowie weiter nach vorne Blicken können. Ich fahre heute erstmal nach Frankreich auf ein Ligarennen und werde da meinen ganzen Frust raus lassen ..." (sic! Für einen besseren Lesefluss und Authentizität nur in Teilen redigiert)
Ergänzt um den ebenfalls nicht aufgestellten Buchholz gerät die DTU nach dem Weltmeistertitel von Daniel Unger (2007) und dem Olympiasieg von Jan Frodeno (2008) und ihre für den Leistungssport auf der Kurzdistanz verantwortlichen Strukturen unter großen (wirtschaftlichen) Rechtfertigungsdruck, der sich nur mit einer Top-Platzierung von Anne Haug etwas auflösen könnte.

Unter Druck geraten wird auch Haug, weil im Zweifel die beiden von Deutschland nicht genutzten Plätze von anderen Nationen mit starken Schwimmerinnen und/oder Edel-Helferinnen für die jeweiligen Top-Starterinnen besetzt werden dürften. Eine Medaille oder auch das Erreichen der Top 5 für die DTU sind seit dem 12. Juli 2016 ein gutes Stück in die Ferne gerückt.

Hinweis: Update vom 13. Juli mit Ergänzungen zum Verfahren vor der DIS und der zugehörigen Richterin, zur erfolglosen Stellung eines Befangenheitsantrags, Einschub zum Kommentar von Klaus Arendt und Korrektur zum Qualifikationsrennen von Yokohama. Update vom 14. Juli 2016: Fabian Fiedler hat eine gute Chronologie erstellt. Details in der Linkübersicht.

Pressemitteilung DTU vom 12.07.2016: „Für ein gutes Ergebnis von Anne alles möglich machen“

Am heutigen Dienstag fand in Frankfurt am Main die dritte und abschließende Nominierungsrunde für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro 2016 statt. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) nominierte dabei aus dem Kader der Deutschen Triathlon Union als aktive Teilnehmerin nur Anne Haug (Saarbrücken). Haug hatte sich als einzige aus der Triathlon-Nationalmannschaft gemäß der offiziellen Nominierungskriterien der DTU ihren Olympiaplatz gesichert.

„Die Entscheidung macht uns als Dachverband natürlich traurig, da wir gehofft hatten, mit fünf Athleten nach Rio reisen zu können und die Mannschaftsgröße so ein verzerrtes Bild der Gesamtstärke von Triathlon-Deutschland abgibt“, sagte Reinhold Häußlein, DTU-Vizepräsident Leistungssport. „Immerhin hatten wir als eine von nur acht Nationen fünf Quotenplätze erkämpft. Aber letzten Endes hat die fehlende sportliche Qualifikation unserer Sportler mit Ausnahme Anne Haugs nun zu dieser Nominierung geführt. Jetzt gilt es, für ein gutes Ergebnis von Anne Haug alles möglich zu machen.“
  1. Website Anne Haug
  2. Pressemitteilung DOSB: Dritte Nominierungsrunde für Rio
  3. Pressemitteilung DTU: „Für ein gutes Ergebnis von Anne alles möglich machen“
  4. Kommentar Steffen Justus auf FaceBook
  5. Kommentar zu den leistungssportlichen Vorgaben im TriTime Magazin
  6. Hintergrund zur Klage von Rebecca Robisch gegen die Nicht-Nominierung vor dem DIS
  7. Mundverbot und Repression, wenn Machterhalt in Verbänden seltsame undbedenkliche Blüten treibt
  8. Fabian Fiedler et al zur Chronologie der Nominierungsentscheidungen

Sonntag, 10. November 2013

Zäsur in der Sportnation Deutschland? Kein Münchener Wintermärchen 2022

Die Enttäuschung der Sportprominenz im Münchener Kreisverwaltungsreferat war allen Beteiligten in das Gesicht geschrieben. Fassungslosigkeit und tiefe Enttäuschung kann man Maria Höfl-Riesch und den Anwesenden attestieren. Weiter im Rennen sind Stockholm (Schweden), Almaty (Kasachstan), Lemberg (Ukraine), Oslo (Norwegen), Beijing und Zhangjiakou (China) und Polen gemeinsam mit der Slowakei mit der Stadt Krakau als Hauptaustragungsort.
Oberbayern und München sagt Nein zu den Olympischen Winterspielen 2022. Photo: Original Pierre de Coubertin, reproduziert für Wikipeda

Schnell, fast reflexartig wurde von DOSB oder Münchens scheidendem Oberbürgermeister Christian Ude mit dem Finger, soll heißen in ersten O-Tönen und offizieller Kommunikation, auf den Schuldigen verwiesen. Garmisch-Partenkirchen, die superreiche Gemeinde im reichen Oberbayern mit nur rund 21.000 von rund 1,3 Millionen Wahlberechtigten wurde als Spielverderber ausgemacht. Wohlwissend dabei ignorierend, dass die Meinungsumfragen im günstigen Fall von einer offenen Entscheidung in den anderen drei Wahlbezirken ausgingen. Ebenfalls ignoriert wurde bei den Schuldzuweisungen die freiwillige (!) Selbstbeschränkung aller beteiligten Gemeinden, dass schon bei einer Nein-Stimme des Referendums für nur eine Gemeinde die Bewerbungsinitiative am 10.11.2013 nach Schließung der Wahllokale ein Ende finden würde.

Die Ablehnung der 1.300.000 Wahlberechtigten (Nicht-Wähler sind auch Stimmen) scheint ein knappes aber politisch deutliches Votum quer durch alle Gemeinden zu sein. Mit Nein stimmten der Landkreis Traunstein (59,67%), Landkreis Berchtesgadener Land (54,1%), München (52,1%), Garmisch Partenkirchen (51,56%) mitsamt den jeweiligen Untergemeinden fast flächendeckend. Einzige derzeit bekannte Ausnahmen:

  • Engelsberg
  • Pittenhart
  • Ruhpolding (Austragungsort Biathlon)
  • Schönau am Königssee (57% Ja-Stimmen ; Austragungsort Bob- und Rodelwettbewerbe)
  • 7 von 25 Stadtteilen Münchens: Allach - Untermenzing, Aubing - Lochhausen - Langwied, Bogenhausen, Feldmoching - Hasenbergl, Maxvorstadt, Moosach, Schwabing-Freimann, Trudering - Riem, Milbertshofen - Am Hart 50%-50% Remis

Die Wahlbeteiligung lag mit 409.459 Bürgern bei rund 31%:

  • Garmisch-Partenkirchen (55,8%)
  • LK Berchtesgadener Land (38,25%)
  • LK Traunstein (38,98%)
  • München (28,9%) *
Wir spüren hier mehrere Effekte, die eine Schwächung der insgesamt deutlich weniger populären Winterspiele und Olympia allgemein in Deutschland bedeuten könnten. Wir waren vielleicht Zeitzeugen einer Zäsur der sportlichen Megaevents in Deutschland, Schweiz und wahrscheinlich auch Österreich. Im März sprachen sich 52% des Kantons Graubünden gegen die schweizerische Bewerbung von St. Moritz und Davos aus. Bei einer derartigen Interpretation der krachenden Niederlage der bayerischen Politik bei der Bevölkerung sei der Nationalsport Fußball trotz vergleichbarer Mängel in den Bereichen Corporate Compliance, Transparenz und nachhaltiger Wirtschaftlichkeit (noch) explizit ausgenommen.

Warum konnten die Stimmen für Olympia 2022 nicht ausreichend mobilisiert werden? Mögliche Gründe, die für einen  Imageverlust der großen Spiele sprechen:
  • fragwürdige Vergabepraxis und Korruption im IOC
  • Knebelverträge des IOC
  • Ausufernde Kosten und Gigantismus
  • fehlende Glaubwürdigkeit der sportlichen Vorbilder durch Dopingskandale
  • Demografischer Wandel
  • Mitgliederschwund im organisierten Sport

Letztlich nützt ein Nein auch IOC-Präsident Thomas Bach und dem Bewerbungsland Deutschland bei der Sportpolitik. Die große IOC-Familie gewährt nicht leichtfertig zwei großen Geschenke an ein Land. Der Posten des mächtigsten Mannes im Weltsport und die Austragung der olympischen Spiele in einem so kurzem Zeitfenster wäre eine Besonderheit. Wahrscheinlich wäre die Bewerbung nur im weiteren Verfahren gescheitert. Oder - bei Erfolg wäre zu einem späteren Zeitpunkt ein Entgegenkommen Bachs in anderen - weitaus wichtigeren - inhaltlichen Punkten auf der IOC-Agenda eingefordert worden. Zweckmässig, dass das oberbayerische Referendum schon bei dem Nein nur einer Gemeinde das Aus bedeutet hat.

Natürlich verpasst Deutschland eine Chance als Gastgeberland der Winterspiele 2022 in Erscheinung treten zu dürfen. In Deutschland und im restlichen deutschsprachigen Raum scheint ein Sinneswandel einzutreten. Hin zu mehr Bescheidenheit und mehr Transparenz. Es ist sicherlich nicht das sportliche Großereignis oder Müdigkeit des Publikums, sondern der Unwillen sich von den umgebenden Strukturen zum Diktat bitten zu lassen.

Darüber sollte sich der organisierte Sport in Deutschland Gedanken machen und sich verwenden. Dem IOC wird es egal sein, die Welt ist groß und voller Länder mit großem Ego, Hunger nach Medienpräsenz, tiefen Taschen und fragwürdigen Ethik- und Rechtssystemen.

 * Alle Angaben zum Wahlausgang wegen Redaktionschluss vorläufig und ohne Gewähr.

tl;dr: Vier Wahlkreise und 218.147 Wähler haben sich in Oberbayern per Referendum gegen olympische Winterspiele ausgesprochen, 191.312 von 1.300.000 Wahlberechtigten dafür. Als mögliche Ursachen der Ablehnung können  IOC-Müdigkeit und Rückkehr zu mehr Bescheidenheit bei sportlichen Großereignissen gelten. Sportpolitisch stärkt die Niederlage möglicherweise IOC-Präsident Thomas Bach und öffnet Raum für Reformen.

  1. Nolympia.de
  2. O-ja-22.de
  3. Ergebnisse Bürgerschentscheid Garmisch-Partenkirchen
  4. Ergebnisse Bürgerentscheid München
  5. Ergebnisse Bürgerschentscheid Landkreis Berchtesgardener Land
  6. Ergebnisse Bürgerschentscheid Landkreis Traunstein

Dienstag, 27. November 2012

Keine umfassende Dopinganalyse der Proben von Athen 2004, Stichproben mit signifikanten Befunden

Die ARD Sportschau hat in einer prägnanten 5 minütigen Zusammenfassung herausgearbeitet, das der organisierte Sport in den olympischen Sportarten lediglich 110 von 3700 vorhandenen Proben gestarteter Olympioniken nachgetestet hat. Die Welt Anti Doping Agengtur (WADA) hatte die dreifache Anzahl von Proben, also rund 10% empfohlen. Ein Umstand, den John Fahey, David Howman (WADA) und Richard Pound (ehemals WADA) offene Kritik am IOC äussern lässt. Die Tests erfolgten kurz vor den Spielen von London, unmittelbar vor Ablauf der 8-jährigen Frist, in denen Nachtests durchgeführt werden dürfen und lange nachdem die Sportler für London 2012 nominiert wurden. [1]

Auf einer Pressekonfrenz am 12. August 2012 kündigte IOC Präsident Jacques Rogge die baldige Publizierung der Nachtest-Ergebnisse von Athen 2004 an. Auf die Umsetzung wartet die Öffentlichkeit derzeit noch immer. Screenshot: ARD Sportschau
Es sind gerade einmal 3 % der vorhandenen Proben mit neuen Analysemethoden überprüft worden. Trotz 5 positiver Befunde und damit einer signifikanten Trefferquote von 5,5 % haben das Internationale Olympische Komitee (IOC) und andere Verantwortliche die entscheidenden Fristen für umfangreichere Überprüfungen ungenutzt verstreichen lassen und auch das Ergebnismanagement der Nachtests noch nicht vollständig veröffentlicht. Nimmt man die 3700 vorhandenen, 110 getesteten und 5 positiven Proben als Berechnungsbasis, wird eine Dunkelziffer von 180 weiteren Fällen erreicht. Darunter, unter statistisch Gesichtspunkten, wahrscheinlich auch weitere Podiumsplatzierungen.

Wie auch immer die geringe Anzahl von Tests zu diesem sehr späten Zeitpunkt festgelegt wurde- Das abschreckende Signal des Instruments Nachtests an die Sportler wurde derart abgeschwächt, dass die politische Nachricht offensichtlich erscheint.

Montag, 24. September 2012

TV-Tipp: "Medaillen als Maßstab" - ein Film von Fred Kowasch & Daniel Drepper

Die beiden Journalisten Niklas Schenck und Daniel Drepper haben in einem bespiellosen Auskunftsbegehren bei DOSB und BMI eine Debatte über die sogenannten Zielvereinbarungen im deutschen Spitzensport ausgelöst. Am Montag, den 24. September 2012 wird in der Reportage "Medaillen als Maßstab" auf WDR eine aktuelle Statusaufnahme versucht. Die Sendung wird auf dem digitalen ARD-Kanal "Tagesschau24" dienstags um 0:00 Uhr wiederholt oder kann im Internet-Archiv betrachtet werden.
Die Autoren Fred Kowasch und Daniel Drepper hinterfragen, ob Zielvereinbarungen des DOSB und BMI und Medaillenspiegel als Maßstab in heutiger Zeit noch zeitgemäss sind. Screenshot: WDR
Der WDR schreibt in seiner Ankündigung: "Nach den Olympischen Spielen in London entbrannte eine heftige Debatte um das Abschneiden deutscher Sportler. 86 Medaillen hatten Funktionäre und Beamte intern in Absprache mit den Fachverbänden bereits vier Jahre vor den Spielen von den Athleten gefordert, 28 davon in Gold. Vor und während der Spiele zierte sich der DOSB lange Zeit, diese sogenannten Zielvereinbarungen öffentlich zu machen. Erst nach dem Urteil eines Gerichtes gab das Bundesinnenministerium schließlich nach und löste eine rege Debatte über die deutsche Sportförderung aus."

[...]

"Die Zeiten des Kalten Krieges sind lange vorbei. Wäre es nicht längst an der Zeit, sich vom Medaillenspiegel und dem Vergleich mit anderen Nationen zu lösen?"

Freitag, 27. April 2012

Olympia 2012 mit restriktiven Nutzungsbedingungen für zahlende Kunden - Veröffentlichung von Audio, Video und Photos unerwünscht!

Die Nutzungsbedingungen des Ticketverkaufs der Olympischen Spiele von London haben es auch für Susi Mustermann in sich. Explizit wird jedwede Veröffentlichung von Bild, Ton und Bewegtbildaufnahmen untersagt. Ausdrücklich wird dies auch für die Sozialen Medien wie Facebook, Pinterest und Co. gelten. Eine Überwachung der Nutzungsbedingungen ist natürlich illusorisch. Trotzdem besteht grundsätzlich die Möglichkeit, dass bei Verstößen der Rechteinhaber seine Rechte durchsetzen wird. Die Triathlon-Wettbewerbe sind, wie auch der Marathon weitgehend kostenlos, d.h. ohne Ticket einsehbar.
Das Kleingedruckte hat nach der Erfolggeschichte der Sozialen Medien wie Facebook auch für normale zahlende Besucher relevanz. Screenshot: London 2012
Die Passus im Detail:

"Images, video and sound recordings of the Games taken by a Ticket Holder cannot be used for any purpose other than for private and domestic purposes and a Ticket Holder may not license, broadcast or publish video and/or sound recordings, including on social networking websites and the internet more generally, and may not exploit images, video and/or sound recordings for commercial purposes under any circumstances, whether on the internet or otherwise, or make them available to third parties for commercial purposes."

Donnerstag, 26. April 2012

Stumpfe Schwerter, Freiburg mit Schwerpunkt-StaatsanwaltschaftAnti-Doping

Das Land Baden-Württemberg hat in Freiburg im Breisgau eine Schwerpunktstaatsanwaltschaft Anti-Doping gegründet. Das "Ländle" folgt damit dem Beispiel aus Bayern.
Reichtlich stumpf und verschlissen muten die Schwerter der Schwerpunktstaatsanwaltschaften Doping in Bayern und Baden-Württemberg an. Der Gesetzgeber ist gefordert, um den wichtigen Staatsanwaltschaften wirksame Werkzeuge der Strafverfolgung an die Hand zu geben. Photo: Dbachmann, Wikimedia Commons
Leider gilt für beide Institutionen, dass die Gründung grundsätzlich ein positives Signal ist, der Tiger aber zu kurz springt. Die Vergangenheit im europäischen Ausland hat deutlich gemacht, dass ohne ausreichendes Rüstzeug durch den Gesetzgeber mit den betrügenden Sportlerinnen und Sportlern allenfalls die schwächeren Glieder der kriminellen Netzwerke benannt und belangt werden können.

Deutschlands Gesetzgeber ist ein tieferer Blick in die Gesetze zu Doping und Sportbetrug aus Italien empfohlen. Sonst bleiben beide Staatsanwaltschaften stumpfe Schwerter - medienwirksame Feigenblätter in der heißen vor-olympischen Phase.

Weitere Informationen auch auf SpOn.

Samstag, 11. Februar 2012

Ruhe vor dem Sturm: DTU-Triathlonkader klotzt in Südafrika Umfänge

Während sich Ex-Weltmeister Daniel Unger am morgigen Sonntag in der Karibik einem ersten Formtest unterzieht, um seine Chancen auf Olympia in London zu wahren, legten die Mitglieder des Kaders der Deutschen Triathlon Union erste Schwerpunkte auf dem Rad. Nach etlichen Grundlageneinheiten und Kraftausdauer auf dem Rad steht schon bald ein Umzug und die Schwerpunktlegung auf die Entwicklung spezifischer Lauffähigkeiten auf dem Programm. Noch ist die Stimmung kameradschaftlich-ausgelassen, doch mit jedem Tag rückt der Schatten der wichtigen Qualifikationsrennen für London näher. Wie in der Vergangenheit können sich die Fans und Athleten auf einen sportlich-fairen Mehrkampf um die verbleibenden Startplätze freuen.

Für die Nationalkaderathleten der DTU begannen die Radausfahrten im Trainingslager in Stellenbosch wegen der Hitze schon morgens um sechs Uhr Ortszeit. Die Gruppe führen auf dem Bild Maik Petzold (li.) und Christian Prochnow an. Photo: Deutsche Triathlon Union/ Michael Neugebauer
Den Mitgliedern des Nationalkaders der Deutschen Triathlon Union (DTU) machen beim Training in Südafrika eher die heißen Temperaturen zu schaffen. Für insgesamt sechs Wochen hat Sportdirektor Wolfgang Thiel die B-Kader-Athleten zusammengezogen, um in Stellenbosch und in Potchefstroom die Basis für die olympische Saison zu legen.
„Stellenbosch bietet herrliche und anspruchsvolle Rad- und Laufstrecken“, benennt Thiel die Hintergründe seiner Ortswahl. „Daher ist der erste Part des Trainingslagers auch so ausgerichtet, dass wir hier einen Radschwerpunkt im Grundlagenausdauerbereich setzen, wofür vor allem die vielen Berganfahrten bestens geeignet sind.“ Seit dem 17. Januar bereitet sich die Trainingsgruppe um die drei bereits für Olympia qualifizierten Anja Dittmer, Jan Frodeno und Steffen Justus intensiv auf die kommenden Aufgaben vor. Insofern haben die DTU-Athleten bereits drei Belastungsblöcke hinter sich und stehen kurz vor dem Umzug nach Potchefstroom, wo der zweite Teil des Trainingslagers stattfinden wird, in dem die Laufumfänge in den Vordergrund rücken. „Potchefstroom ist mit seiner Höhenlage von 1500 Metern ein idealer Ort für eine Verschärfung des Grundlagentrainings“, so Thiel.

Bis jetzt haben alle gut mitziehen können, so dass eine entspannte Stimmung vorherrscht, zumal die Triathleten ab heute vier Entlastungstage vor sich haben. „Wir haben schon fleißig Kilometer in allen Disziplinen gesammelt“, sagt etwa Maik Petzold. „Es standen bisher täglich drei bis vier Einheiten auf dem Plan und so waren wir dann immer zwischen fünf und sieben Stunden beschäftigt.“ Entsprechend früh begannen die DTU-Sportler ihr Tagewerk. „Radabfahrt war um 6:00 Uhr morgens, damit wir nicht von der Sonne zu sehr gegart werden“, berichtet Petzold. Sein Zimmergenosse Christian Prochnow hat dies eher als Herausforderung angesehen. „Hitze, Sonneneinstrahlung und der gewöhnungsbedürftige Verkehr waren schon besondere Elemente für das Training auf zwei Rädern.“
Unter der Anleitung von Sportdirektor Wolfgang Thiel (Mitte) wärmt sich der DTU-Nationalkader im Trainingslager in Stellenbosch auf (v.l.): Olympiasieger 2008 und damit Titelverteidiger Jan Frodeno, Steffen Justus, Sebastian Rank, Maik Petzold und Rebecca Robisch.  Photo: Deutsche Triathlon Union/ Michael Neugebauer 
Im Fokus steht für alle DTU-Athleten, zielstrebig an den jeweiligen Stärken und Schwächen zu arbeiten. „Ich genieße es sehr hier zu sein, und denke, dass die Zeit schneller vergeht, als man denkt“, fasst Petzold die Atmosphäre zusammen.

Enden wird der Tripp des DTU-Trosses am 01. März in Frankfurt, wo dann die direkte Vorbereitung auf die Wettkampfsaison mit den ersten Rennen beim Weltcup in Mooloolaba (17. März) und bei der WM-Serie in Sydney (14. und 15. April) folgen wird. „Einige werden die Deutschen Crossmeisterschaften am 10. März zum Form- und Härtetest nutzen“, hat Thiel dabei einen Wettkampftermin fest im Visier, mit dem der Countdown für den Kampf um WM-Punkte, die letzten Olympiatickets und die Spiele in London eingeläutet wird. (mit Material von kub/DTU)

Donnerstag, 9. Februar 2012

20x400: Daniel Unger träumt vom Olympischen Triathlon in London

Daniel Unger, Weltmeister im Triathlon von 2007 hat seinen Traum von der zweiten Teilnahme bei Olympia noch nicht ausgeträumt. Nach einem 6. Platz bei Olympia von Beijing, den er als Mitglied des erweiterten Favoritenkreises für sich persönlich als sportlich enttäuschend erlebte, war die Qualifikationssaison 2011 von Rückschlägen geprägt. Tiefpunkt war etwa der World Series Triathlon von Kitzbühel, der für den Militärweltmeister von 2000 buchstäblich ins Wasser fiel. Muskuläre Probleme ließen ihn weit hinter den eigenen Erwartungen mit hohem Rückstand auf den Sieger Alistair Brownlee ins Ziel einlaufen.

Daniel Unger mit 20x400 Meter auf der Laufbahn. Photo: Helle Frederiksen (Twitter, FaceBook)
Den wichtigen mentalenUmgang mit Rückschlägen hat Unger jedoch schon einmal unter Beweis gestellt. Bereits fest für Olympia nominiert, zwang den Familienvater eine Erkrankung am Pfeifferschen Drüsenfieber zum Verzicht bei den Spielen von Athen.

2012 muss sich Unger jedoch erst gegen ein halbes Dutzend hungriger und jüngerer Konkurrenten aus dem Kader der Deutschen Triathlon Union (DTU) zur Wehr setzen und das letzte Ticket nach London für Deutschland ergattern.

20x400 Meter auf der Laufbahn - nur ein Wimpernschlag, Momentaufnahme der täglichen Mixtur aus "Blut, Schweiß und Tränen" aller Olympioniken und der auf dem Weg Gescheiterten. Ex-Weltmeister Daniel "Ungerman" Unger geht vielleicht ein letztes Mal in seiner Karriere als Kurzdistanz-Triathlet den beschwerlichen Weg.

Daniel Unger kämpft sich auf den Kanaren an die alte Laufform von 2007 heran. Nach erfolgreicher Qualifikation muss er für einen Platz in den Top 5 am Tag X in London voraussichtlich deutlich schneller als in Hamburg laufen.

Ein erster Formtest findet am 12. Februar 2012 im Rahmen des Bridgetown Sprint Triathlons (ITU Panamerica Cup) auf der karibischen Insel Barbados statt. Hier kann Ungerman auch erste wertvolle Punkte sammeln.

Dienstag, 17. Januar 2012

Radsport meets Triathlon: Dirk Bockel wird Bestandteil des LEOPARD TREK Continental Teams


Dirk Bockel, Mitglied einer kleinen Ausreißergruppe im Olympischen Triathlon von Beijing 2008 und 4. des Ironman Hawaii Triathlon 2011 hat einen neuen Radsponsor gefunden. Der Wechsel von Blue auf TREK, einen der innovativsten und führenden Radhersteller der Welt, beinhaltet nicht nur neuen rollenden Untersatz. Bockel wird als Wahl-Luxemburger der bisher erste und einzige Triathlet und damit fester Bestandteil des Profi-Radteams LEOPARD TREK, bzw. des Continental Teams, um Andy Schleck und Fränk Schleck und Teammanager Johan Bruyneel sein.
Dirk Bockel verspricht sich neben bestmöglichem Radmaterial durch die Mitgliedschaft im LEOPARD TREK Continental Team Zugriff auf die logisischen Möglichkeiten des Teams. Photo: TREK Bicycles
Ob die Aufnahme des starken Radfahrers in den Kader ein Pilotmodell für neue Arten von professionellen Ausdauerteams sein kann und den Trend der Annäherung von Radsport an den Triathlon weiter verstärken wird oder doch ein lokaler "Luxemburger Modellversuch" bleibt, wird die Zukunft zeigen.
Spannend ist das Konzept allemal, weil es neben vielen Synergien zwischen Radsportlern und Langstrecken-Triathleten doch viele erhebliche Unterschiede gibt. Sei es von der ortopädischen Belastung des Laufens und unterschiedliche Regenerationspräferenzen und Optionen bis hin zum Standard des Ein-Tages-Events beim Triathlon zur den mehrwöchigen Beanspruchungen bei Tour de France, Vuelta Espana, Giro D'Italia und anderen Rundfahrten.
Dirk Bockel wird man auf dem Speed Concept von TREK (Abb. ähnlich) sowohl beim Ironman Regensburg, wie auch beim Ironman Hawaii in Aktion sehen. Photo: TREK Bicycles
Bockel verspricht sich mit dem Schritt eine bestmögliche Vorbereitung für den Angriff auf dem Weltmeistertitel im Ironman Hawaii Triathlon und seinen Starts beim Abu Dhabi Triathlon im März und Ironman Regensburg, weil er erstmalig viele Arbeiten, wie Radpflege, Massagen, orthopädischen Support und Trainingsplanung mit den Ressourcen des Radteams in Angriff nehmen kann. Trainiert wird er weiterhin vom Dänen Michael Krueger. Das erste gemeinsame längere Aufeinandettreffen ist ein Trainingslager auf Mallorca, das die beiden Welten näher zusammenbringen soll und sicherlich den gegenseitigen sportlichen Respekt weiter vergrößern wird.

Mittwoch, 16. November 2011

Das Goldmann Dilemma, Profisportler verzichten freiwillig auf Lebensjahre

Bob Goldman, Wissenschaftler befragte in den 80ziger Jahren zahlreiche Profisportler über ihre Zukunftspläne und Wünsche. Eine der entscheidenden Fragen lautete, ob für eine garantierte Goldmedaille (bei Olympischen Spielen) eine Droge, also ein Dopingmittel einsetzen würden. Pferdefuß bei der Befragung: Durch die Einnahme der Droge muss auf Lebenszeit verzichtet werden und der Sportler verstirbt innerhalb der nächsten 5 (!) Jahre. Das erschreckende Ergebnis kann nicht eindeutiger ausfallen und gilt noch immer als Warnsignal.
Für über 50% der in den 80ziger Jahren befragten Profisportler schlägt die Waage für Doping und den Verzicht auf Lebenszeit aus. Photo: Andreas Praefcke, Wikipedia Commons
Über 50 Prozent der Befragten sprach sich für eine Goldmedaille und eine damit verbundene maximale Lebenszeit von 5 weiteren Jahren aus. Eine jüngere Studie aus dem Jahr 2009 von James Connor befragte 250 Australier in einer repräsentativen Telefonumfrage. Lediglich zwei Kandidaten nahmen die Nachteile der verkürzten Lebenszeit auf sich, um sich den versprochenen Vorteil des Erfolgs verschaffen zukönnen. Connor sieht sich in seinen Thesen bestätigt, dass Hochleistungssportler nicht mit normalen sozialogisch-moralischen Kategorien zu erfassen sind.

Ableitend für die aktuellen Bemühunen im Anti-Doping Kampf bei stagnierenden oder schwindenden Budgets von WADA, NADA und Co. bleibt festzuhalten, dass Spitzensportler für den Erfolg wahrscheinlich erheblich mehr (gesundheitliche) Risiken eingehen werden, als ein durchschnittlicher Mensch.

Donnerstag, 6. Oktober 2011

Besuch der Kurzdistanz-Elite: Frodeno, Whitfield und Co. in Kona

Was die Sportpolitik nicht schafft, erledigt die Wirtschaft. Einer der wirklich großen Radhersteller und einer der wichtigen Sponsoren der ITU World Champion Series im Olympischen Triathlon hat einen ganzen Container neuer Aerobikes und Triathleten in Kailua-Kona angelandet.

Neben dem neuen Specialized Shiv Aerobike mit integriertem Trinksystem sind Emma Snowsill, Paula Findlay, Javier Gomez, Jan Frodeno, Simon Whitfield, Tim Don und Co. vermehrt auf den Küstenstraßen rund um Kona anzutreffen. Zwar ist es unwahrscheinlich, dass einer dieser Athleten den Sprung auf die Langstrecke nach den schon jetzt sehr erfolgreichen Karrieren wagen wird. Wenngleich die Olympioniken schwer von der Stimmung und dem Vibe von Kona beeindruckt sind. Eindrücke am Ende des vorolympischen Jahres werden trotzdem mit in die vielen verschiedenen Trainingsreviere mitgenommen, wenn sich auf dem Keahole Airport die Gangway langsam vom Flugzeug entfernt. Nicht nur von der Straße, sondern gerade auch aus der Bucht von Kailua-Kona.

Für Olympiasieger Frodeno wird es nach dem Ironman Hawaii beim XTERRA Maui mit dem MTB ans Eingemachte gehen. Vielleicht twittert Lance Armstrong oder sein Alter Ego Juan Pelota, immerhin 5. der US-Meisterschaften in Anspielung an Frodenos Tweet vor dem US-Rennen schlicht und einfach 'Jan Who?'...

Sonntag, 25. September 2011

2:03:38 und knallende Sektkorken in Kenia. Neue Weltbestzeit im Marathon durch Patrick Makau Musyoki, Haile Gebrselassie verliert Rekord

Patrick Makau Musyoki hat mit dem Gewinn in neuer Weltbestzeit von 2:03:38 Stunden nicht nur Überläufer Haile Gebrselassie aus Äthiopien geschlagen, sondern den Stolz der keniatischen Langstreckenläufer wiederherstellen können. Den keniatischen Triumph perfekt machten Kwelio Chemlany (2:07:55) und Edwin Kimaiyo (2:09:50) mit den Pläzten 2 und 3 bei den Herren und Florence Kiplagat mit ihrem Sieg bei den Frauen (2:19:44).
Patrick Makau Musyoki wird mit nur einem Rennen und eben dieser Weltbestzeit beim 38. Berlin-Marathon von 2:03:38 Stunden  in Kenia zum Volkshelden aufsteigen. Photo: Regani, Wikipedia Commons
Die Tragweite des Sieges beim 38. Berlin-Marathon, insbesondere für den Sieger Makau Musyoki kann wohl nur verstehen, wer die afrikanische Begeisterung für Fußball und natürlich Laufsport kennt. Während der Stern von Patrick Makau Musyoki im Blick auf den Olympischen Marathon von London 2012 immer kräftiger zu leuchten beginnt, entfernt sich unweigerlich der Stern von Jahrhundertläufer Gebrselassie zusehends von seinem Zenith.

Bis Kilometer 27 sah es gut aus für den Äthiopier, 21 Sekunden unter Rekord. Kurz danach, bei Kilometer 35 - ein Asthmaanfall: Es erfolgte für viele überraschend die Aufgabe des zweifachen Olympiasiegers über 10.000 Meter nach schnellem ersten Halbmarathon. DNF bei einem der erklärten Lieblingswettkämpfe von Gebrselassie. 21 Sekunden sollte die bestimmende Zahl des Tages bleiben. Makau Musyoki bliebt exakt 21 Sekunden unterhalb der alten Bestmarke von 2:03:59 Stunden aus dem Jahr 2008.

Verletzungen, Motivationsprobleme, öffentliche Rücktritte, Dementi, Heimweh nach Äthiopien und seine Verpflichtung als Arbeitgeber ergeben in der Summe deutliche Signale, dass möglicherweise London der letzte große Marathon von Gebrselassie, dem fünffachen Sieger von Berlin werden könnte. London als letzte große Station, weil dem hochgehandelten Favoriten der Spiele von Beijing eben die Krone, der Sieg beim Marathon fehlt. Durch sein Asthma begründet und mit Vorbehalten vor der Luft im Moloch Beijing, verzichtete Gebrselassie auf eine "sichere Medaille" 2008 und trat nicht an. Ein Makel in einer ansonsten makellosen Bilanz.

Mich würde es trotzdem nicht verwundern, wenn Gebrselassie nicht bereits früher dem Projekt London eine Absage erteilen würde. Letztlich hat der kleine, große Mann immer auf sein Herz gehört.