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Montag, 18. Januar 2016

Im Windschatten des Kaufs von Lagardère Unlimited Events durch Dalian Wanda: IRONMAN mit einer Volldistanz in Hamburg, Status in Frankfurt unklar

Wortwörtlich im Windschatten der anstehenden Akquise der Lagardère Unlimited Events (u. A. Hamburg Triathlon mit größtem Teilnehmerfeld) durch die Dalian Wanda Sports LTD. könnte sich eine kleine Sensation auf der Langdistanz in Deutschland abzeichnen. Nach Informationen des Hamburger Abendblatts, diskutieren die Chinesen die Austragung eines IRONMAN Triathlons in der Hafenstadt.

Derzeit ist noch unklar, ob die bestehende olympische Distanz in Hamburg negativ betroffen ist und ob das wohl schon für 2017 avisierte Event den Status der bestens etablierten IRONMAN EM in Frankfurt am Main gefährdet. Frankfurt, von Kurt Denk im Zuge einer Bewerbung für Olympia in politisch günstiger Zeit aus dem Boden gestampft, hat sich früh nach seiner Premiere im Jahr 2002 den Status des nach dem IRONMAN Hawaii wichtigsten Events der IRONMAN-Weltserie erarbeitet.

Denkbar sind zwei parallele Events in Deutschland - in Hamburg und Frankfurt. Das informative Störfeuer des Abendblatts könnte für die 2016 auslaufenden Verträge zwischen der World Triathlon Corporation (WTC) und der Stadt Frankfurt gut gelegen kommen. Ein Bluff zur richtigen Zeit, um bessere Konditionen für Kostenübernahmen (Müll, Absperrungen, etc.), eine Schwimmstreckenänderung mit Schwimmen im Main oder Zugeständnissen zu Zielschlußzeiten am Römerberg auszuhandeln. 

Allerdings hatte es die WTC unter Kai Walter und Thomas Dieckhoff, den beiden Nachfolgern von Kurt Denk, versäumt bestehende Sponsoren oder neue Förderer mit signifikanten Verträgen langfristig an den Klassiker zu binden. Letztlich hat dieser Umstand auch dazu beigetragen, dass beide Geschäftsführer das Unternehmen verlassen mussten. Die wirtschaftlich "Schieflage" zwang zum Sparkurs und verminderter Leistung gegenüber den startenden Athletinnen und Athleten. Die schlechte Sponsorenakquise könnte durchaus zum völligen Verzicht auf das Rennen in der Rhein-Main Metropolregion führen, sofern sich bei der WTC der Eindruck verfestigt, dass das Rennen seinen Zenit hinter sich hat. Sollte die WTC den Standort verlassen, ist die Region für Mitbewerber mit langfristigen Konzepten sicherlich gesprächsbereit.

Montag, 30. November 2015

Statement von DTU-Präsident Prof. Dr. Martin Engelhardt zum Resultat des Referendums zur Olympiabewerbung Hamburgs

Hamburgs Bürger haben gegen eine Olympiabewerbung 2024 gestimmt. Nach dem ablehnenden Votum in der Hansestadt mit 48,4 Prozent Ja- zu 51,6 Prozent Nein-Stimmen (65,6 Prozent Ja-Stimmen in Kiel) zur Austragung der Olympischen und Paralympischen Spiele 2024 in Hamburg und Kiel wird die Bewerbungsgesellschaft ihre Aktivitäten einstellen.

In Hamburg feiert die Deutsche Triathlon Union jedes Jahr das größte Triathlon-Festival der Welt mit mehr als 250.000 Zuschauern in der Hamburger City, rund 10.000 Teilnehmern, einem Wettkampf der Triathlon-Weltmeisterschafts-Serie und der Team-WM. Daher findet es gerade die DTU schade, diesem tollen Hamburger Event keinen olympischen Glanz verleihen zu können.

Statement Prof. Dr. Martin Engelhardt, Präsident der Deutschen Triathlon Union

Es ist schade, dass das Referendum in Hamburg keine Mehrheit für eine Olympia-Bewerbung ergeben hat, aber dieses demokratisch zustande gekommen Resultat müssen wir – als Teil von Sportdeutschland – sportlich nehmen und akzeptieren. Gerade die Deutsche Triathlon Union weiß, wie sportbegeistert die Stadt und die Bewohner in und um Hamburg sein können, weil wir seit vielen Jahren mit der Triathlon-WM-Serie ein tolles Sportfest in der Hamburger City feiern können. Aber auch vorerst ohne heimische olympische Spiele werden wir daran mitarbeiten, den Sport in Deutschland weiterzuentwickeln und junge Menschen dazu zu animieren, sich sportlich zu betätigen.

Persönlich bin ich von dem Votum enttäuscht. Deutschland nimmt sich die Möglichkeit, für uns und die Welt „andere Spiele“ in einem demokratischen und weltoffenen Land zu organisieren. Der organisierte Sport muss aber selbstkritisch zur Kenntnis nehmen, dass das Vertrauen der Mehrheit der Bevölkerung in den Sport und die Verbände durch das weltweit betriebene Doping und die zahlreichen Korruptionen in den internationalen Verbänden und bei der Vergabe von Sportgroßereignissen verloren gegangen ist. Jetzt sind wir Sportler erst recht gefordert, nach der Niederlage wieder aufzustehen und der Bevölkerung die positiven Werte des Sports vorzuleben. Der Sport wird für die Gesundheitserhaltung unserer Bürger und für den Zusammenhalt der Gesellschaft - insbesondere auch vor dem Hintergrund der Integration der über eine Million Flüchtlinge - mehr denn je benötigt. (DTU)

  1. Deutsche Triathlon Union

Sonntag, 21. Oktober 2012

International Triathlon kündigt Termine für World Triathlon Championship Series 2013 an

Die World Triathlon Championship Series verzichtet in der 2013er Auflage auf spektakuläre neue Örtlichkeiten, sondern bleibt beim Bewährten. Dies gab die International Triathlon Union (ITU) im Rahmen des Grand Finals von Auckland bekannt.  Hamburg soll dabei das gemischte Staffelformat als separate WM-Wertung kurz vor der Entscheidung des IOC über eine Aufnahme in das olympische Programm zeigen.
Kein verspäteter Aprilscherz und keine Zeit für Verdauungsschläfchen. Das Ziel des Triathlon-Klassikers von Kitzbühel soll die topographischen Begebenheiten rund um den Wilden Kaiser voll ausnutzen und hat das Format ein echter Klassiker mit weltweiter Beachtung zu werden. Photo: Thomas Laiminger Wikipedia Commons

Trotzdem konnten bei der Offenlegung der Formate und Streckenlängen Änderungen angekündigt werden. Kitzbühel soll, wie auf DNF-is-no-option.com erstmalig berichtet eine epische Sammlung von Höhenmetern und den Zieleinlauf auf dem Kitzbüheler Horn beinhalten. [1]

2013 ITU World Triathlon Series:


  • April 6-7: Auckland, New Zealand
  • April 20-21: San Diego, USA
  • May 11-12: Yokohama, Japan
  • June 1-2: Madrid, Spain
  • July 6-7: Kitzbühel, Austria
  • July 20-21: Hamburg, Germany (sprint distance and ITU Triathlon Mixed Relay World Championships)
  • August 24-25: Stockholm, Sweden
  • Grand Final - September 11-16: London, Great Britain

Donnerstag, 19. Juli 2012

Triathlon Word Series in Hamburg: Eine Stadt feiert die Triathlon-Olympioniken auf Sprint-Distanz

Nicht weniger als 14 Starter aus dem Nationalkader der Deutschen Triathlon Union werden sich beim Hamburger Triathlon-Wochenende den zahlreichen deutschen Triathlonfans präsentieren. Dabei nehmen auch die sechs Olympiastarter der DTU die Gelegenheit wahr, gut zwei Wochen vor den olympischen Wettkämpfen in London ihre aktuelle Form zu testen. Über eine Sprintdistanz wollen die deutschen Athleten ein gehöriges Wort um die vorderen Platzierungen mitreden.
Freut sich als eine der beständigsten Schwimmerinnen der DTU auf ein tolles Rennen und will unter die Top Ten: Svenja Bazlen. Bild: Petko Beier - DTU 
Nach seiner langen Verletzungspause steht dabei speziell die Leistungsstärke von Olympiasieger Jan Frodeno (Saarbrücken) im Blickpunkt. „Ich bin nach dem letzten Wettkampf in Kitzbühel auch im Lauftraining gut durchgekommen und habe keine Probleme gehabt“, sieht sich der 30-Jährige auf einem guten Weg. „Es macht vor allem viel Spaß wieder mit dem Team zusammen trainieren zu können“, ergänzt er mit Blick auf die Olympiamannschaft, zu der auch Steffen Justus (Saarbrücken) und Maik Petzold (Bautzen) bei den Herren sowie Svenja Bazlen (Freiburg), Anja Dittmer (Neubrandenburg) und Anne Haug (München) zählen.

Diese ist beim „Heimrennen“ rund um den Hamburger Rathausplatz komplett am Start. Dass mit Sarah Fladung (Saarbrücken), Anja Knapp (Dettingen), Ricarda Lisk (Waiblingen) und Kathrin Müller (Freiburg) sowie Franz Loeschke, Christian Prochnow (beide Potsdam), Sebastian Rank (Rostock) und Jonathan Zipf (Saarbrücken) jeweils vier weitere Frauen und Männer der DTU in die Binnenalster springen werden, verdeutlich den hohen Stellenwert der beiden Hamburger Rennen. Entsprechend viel Arbeit kommt somit auch auf Sportdirektor Wolfgang Thiel zu.
Nach dem gelungenen Comeback beim ITU Triathlon WCS von Kitzbühel vor wenigen Wochen will Jan Frodeno in Hamburg weiter an seiner Form für Olympia arbeiten und eine gute Leistung abrufen. Bild: Petko Beier - DTU
„Wir treten hier quasi mit zwei Teams innerhalb der DTU an“, umschreibt er die besondere Konstellation, die durch die Olympischen Spiele in London Anfang August hervorgerufen wird. „Wir haben das Olympiateam am Start, für das Hamburg den Abschluss einer harten Trainingsphase bedeutet. Und wir haben die Kaderathleten am Start, die sich nun auf die WM-Serie konzentrieren können.“ Von beiden erwartet Thiel durchaus sehr gute Ergebnisse. „Die einen wollen demonstrieren, dass ihr Training in den letzten Wochen gefruchtet hat, und die anderen wollen sich von ihrer besten Seite zeigen und in der WM-Wertung punkten.“

Elfter und vermutlich letzter Start von Maik Petzold
Dies kann Svenja Bazlen nur bestätigen. „Ich freue mich auf das Rennen, weil es ein Sprint ist, und vor allem weil es Hamburg ist“, sagt die Wahlfreiburgerin. „Insofern möchte ich auch demonstrieren, dass ich topp trainiert habe und unter die besten Zehn kommen.“ Voller Vorfreude ist auch Maik Petzold, der zum mittlerweile elften Mal bei diesem Event mit dabei sein wird. „Mit einem lachenden und einem weinenden Auge werde ich den wohl letzten Start in der höchsten Triathlonliga auf deutschem Boden erleben. Für mich war und ist das Rennen in Hamburg einzigartig. Hier habe ich über ein Jahrzehnt miterlebt, wie unser Sport gewachsen ist und wir mit ihm.“ Eine Platzierung will er indes nicht vorgeben, hofft aber auf ein schnelles Rennen.

Etwas tiefer in die eigenen Erwartungen lässt sich dagegen Jonathan Zipf schauen, der zum „zweiten Team“ der DTU zählt. „Letztes Jahr ist mir in Hamburg ein neunter Platz gelungen, das will ich auf jeden Fall wiederholen. Auch die Tatsache, dass es sich um ein Sprintrennen handelt, kommt mir eigentlich sehr entgegen. Nach oben soll deshalb alles offen sein“, schmunzelt er, wird aber ob der bisher zäh verlaufenen Saison wieder ernster. „Ich möchte endlich zeigen, dass wieder mit mir zu rechnen ist.“

Das hat auch Ricarda Lisk im Blick, die zuletzt nicht ganz glücklich mit ihren internationalen Auftritten war. Das soll sich in Hamburg ändern, wo die zeitliche Nähe zu Olympia die Organisatoren dazu bewogen hat, zwei Sprintrennen absolvieren zu lassen, damit die Olympioniken ebenfalls starten können und für hochklassige Teilnehmerfelder gesorgt ist. Die Waiblingerin findet das allerdings „etwas schade“, wenngleich die Veranstalter ihre Begründung sicher gerne hören: „Da kann man die tolle Atmosphäre nur eine Stunde lang genießen.“

Genießen können diese auch die Triathlonfreunde, die nicht in Hamburg weilen. Am Samstag ist die ARD-Sportschau zwischen 18:15 und 19:45 Uhr live beim Herrenwettkampf (Start 18:26 Uhr) dabei, und am Sonntag zeigt das ZDF in der Sportreportage Ausschnitte des Damensprints (Start 16:06 Uhr).

Donnerstag, 18. August 2011

Marktkonsolidierung - können integrierte Triathlon-Fachgeschäfte langfristig erfolgreich sein?

Triathlon boomt, dieser Umstand steht nicht zur Diskussion, sondern lässt sich quasi beliebig mit Fakten  untermauern. Auf Wachstumskurs steht die Zahl der Veranstaltungen mit steigenden Teilnehmerzahlen, die Verbände freuen sich über neue Tageslizenzen und Startpassinhaber, die Umsätze der Fachindustrie wachsen in den Segmenten Schwimmen, Radfahren und Laufen. Die hohe Innovationskraft der Triathlon-Industrie befeuert den Umsatz mit experimentierfreudigen Triathleten. Als herausragender Impuls für die Erschließung neuer Marktanteile seien lediglich Kompressionskleidungen, Speedsuits und Wattmeßssysteme genannt, die vor wenigen Jahren noch gar kein Thema waren oder für die Meßsysteme gesprochen nur einem elitären Kreis zugänglich. Kann die Vielzahl der Fachhändler für Triathlon am Markt erfolgreich sein? Kommt die beratungsintensive Sportart Triathlon ohne den gut geschulten Fachhändler vor Ort aus?
Am 11. August 2011 meldete ein ambitioniertes Projekt aus Hamburg, die Trionik GmbH Insolvenz beim Amtsgericht Hamburg unter dem Aktenzeichen 67g IN 327/11 an. Der Saisonschlussverkauf geht indessen weiter. Erst im Februar 2010 ist das erste von mehreren geplanten Ladengeschäften an den Start gegangen. Photo: Screenshot Trionik
Grundsätzlich kann ein Triathlon-Fachhandel sehr erfolgreich auftreten. Neben der geeigneten Standortwahl mit ausreichend großem Einzugsgebiet und geringem lokalem Wettbewerb muss aber das Gesamtkonzept stimmen., um sich wohltuend abzuheben vom grauen Einerlei der Hans', Rudis und Helmuts Triathlon oder Radshops. 

Mit dem groben Sieb gefiltert ist Triathlon noch immer eine absolute Nischensportart für Liebhaber mit recht geringen Umsatzzahlen und oftmals kleiner Gewinnspanne. Triathleten geben Geld, viel Geld für den Sport aus, informieren sich aber detailliert und sehr ausführlich vor einer Kaufentscheidung. Sie sind vor Kaufabschluss meist so gut informiert, oder vermitteln zumindest dem Fachverkäufer den entsprechenden Eindruck, dass nach einem wohlwollenden Gespräch auf Augenhöhe zwischen König Kunde und Anbieter die Wahl getroffen wird. Spezialisierte Fachgeschäfte müssen neben den klassischen Angeboten insbesondere im Servicebereich KnowHow, Kompetenz und Mehrwert bieten, um nicht Marktanteile an bereits andere etablierte Verkaufskanäle zu verlieren. Gute Personalentscheidungen und dadurch triathletischer Stallgeruch und eine Sorgwirkung für Multiplikatoren sind einem Erfolg ebenfalls zuträglich.

Aktuell sind in der Verkäuferlandschaft im Triathlonsport folgende Händlertypen anzutreffen:
  1. Der Radsportfachhandel mit einer Auswahl an Zeitfahrrädern
  2. Der Laufsportfachhandel mit Triathlonschuhen
  3. Die seltene Spezies des Schwimmfachhandels, in dessen Auslage sich der ein oder andere Neoprenanzug verirrt
  4. Eine Kombination der ersten beiden Optionen, ergänzt um eine kleine Schwimmabteilung
  5. Der reinrassige Triathlon-Fachhandel, bei dem allenfalls Rennräder und MTBs für Standardszwecke zum abrundenden Produktportfolio gehören
  6. Der Online-Fachhandel mit ggf. angeschlossenem Ladengeschäft
  7. Der Inhalteanbieter mit Online-Fachhandel und/oder Ladengeschäft
  8. Hersteller mit eigenem Direktvertrieb 
Immer mehr Hersteller treten mit eigenem Vertrieb, ergänzend zu bestehenden Handelsstrukturen, direkt an den Endkunden heran. Sie verzichten je nach Modell vollständig oder teilweise auf den Fachhandel. Der us-amerikanische Marktführer XTerra Wetsuits ist in Nordamerika sehr erfolgreich, Newcomer wie Tri11 versuchen sich auf dem europäischen Markt mit einem ähnlichen Modell. Canyon ist als Fahrradhersteller aus Deutschland nicht nur in der Triathlon-Szene nicht wegzudenken. Vergleichbares schafft PlanetX im britischen Bikemarkt. PowerBar als Platzhirsch in der Sporternährung hat einen erfolgreichen Online-Shop, der sukzessive anderen Ländern geöffnet wird und den Fachhandel ergänzt. Bekleidungshersteller, wie Skinfit bevorzugen den Direktvertrieb mit Einbindung regionaler Handelsvertreter und Ladengeschäfte.

Derzeit erfolgreich sind die sehr großen, extrem schnell gewachsenen Spezialisten aus dem Online-Fachhandel, die ihren Erfolg durch hohe Umsatzzahlen, aggressive Preisgestaltung und sehr umfangreiche Produktsortimente untermaueren konnten. Sie drängen zahlreiche lokale Mitbewerber zunächst von den Events und Messen und verhindern so für diese die Neuerschließung von Kunden. Über die Reichweitenvorteile, das umfassende Produktsortiment und die flexible Preisgestaltung werden schließlich auch die lokalen Händler unter Druck gesetzt, sofern die Servicequalität weiter stimmt.
Der aktuelle Crailsheimer Marktführer im deutschsprachigen Raum baut zum Beispiel auf eine umfassende und deutlich sichtbare Präsenz auf zahlreichen Events in allen Ausdauerdisziplinen. Mittlerweile importiert er auch das ein oder andere Produkt (exklusiv) für DACH oder Europa.

Ebenfalls gute Chancen, sich im Markt durchzusetzen haben integrierte Newsportale, die neben Online-, und Offline-Shop auch einen Mehrwert, wie Trainingsbetreuung, Leistungsdiagnostik und ein medizinisches und physiotherapeutisches Netzwerk "Inhouse" zur Verfügung haben. Der Kunde kann im besten Fall von A bis Z alle Wünsche und Anliegen an einer Stelle vortragen und erfährt vorab im bestmöglichen Falle im Internet in ausführlichen Produkttests und Produktvorstellungen Details zu seinen Kaufoptionen.

Entscheidend ist neben dem richtigen Konzept auch die Standortfrage. An manchen Orten mit etablierten Events, wie dem Frankfurter Raum und Hamburg stehen sich die Fachhändler quasi gegenseitig auf den Füßen, buhlen um die relativ kleine Zahl gut informierter und in den Vereinen organisiertern Triathleten und konkurrieren intern oftmals gegen dort herrschende Haus- und Hoflieferanten. Andere Standorte, wie München sind für den Händler sehr teuer und verlangen nach größeren Umsätzen im Saisongeschäft Triathlon. Aktuell kann man in Hamburg, mit den von Upsolut geprägten Veranstaltungen in den Ausdauersportarten eine Marktkonsolidierung beobachten. Andere Standorte werden folgen.

Gefährlich kann den in 5-10 Jahren etablierten, wenigen Platzhirschen ironischerweise ein zu starker Boom der Sportart werden. Ironman hat sein Ironman360-Direktgeschäft in Europa noch nicht implementiert, andere große Serien haben einen eigenen Vertrieb jenseits von Merchandise-Artikeln noch gar nicht auf ihrer Roadmap. Die großen überregional tätigen und mittleren regional etablierten Sportfachhändler mit Vollsortiment haben noch kein Auge auf den Triathlon geworfen. Triathlon, bleibt nicht nur als Sportart in beständiger Bewegung.

Montag, 25. Juli 2011

Sprinttriathlon, Supersprint und Staffelformate als Zukunftsmodell im Olympischen Triathlon

Wir schreiben das Jahr 2012. Die International Triathlon Union (ITU) geht einmal mehr mit ihrem Flaggschiff der ITU World Championship Series (WCS) im Olympischen Triathlon in eine neue Saison. Mitten im Olympischen Jahr ruhen fast alle Augen auf den Olympischen Spielen von London mit den Triathlonevents am 4. und 7. August. Doch bereits die letzten 3 Jahre haben Schwachpunkte des Serienkonzepts aufgezeigt.
Hamburg gilt als Vorzeigeevent der International Triathlon Union, vereint es neben perfekter Organisation die beiden Kontrapoden Elite-Triathleten und das derzeit größte Teilnehmerfeld im Breitensport. Photo: Delly Carr/ITU Media
Der weitere Erfolg der Serie mit den Highlight-Rennen Hamburg, Madrid oder Sydney hängt von einer Straffung des Rennformats (Distanz, Termine) und einer damit einhergehenden Entlastung der Elite-Triathleten ab. Es ist also davon auszugehen, dass mittelfristig, spätestens 2013, 2014 oder 2016 in Brasilien die Gewichtung der Formate und Distanzen auf sogenannte Unterdistanzen erfolgen wird. Der Sprint-Triathlon (0,75km Schwimmen - 20km Radfahren - 5km Laufen), Supersprint-Triathlon (0,4-10-2,5) oder der Ultra-Sprint (0,2-5-1) mit mehreren Wertungsläufen haben dabei die besten Karten. Gemischte Staffeln mit je zwei Frauen und Männern runden ein medientaugliches Rennformat ab.

Nach einem zu erwartenden erfolgreichen Piloten im schweizerischen Lausanne (August 2011) wird die ITU ihre World Series in diese Richtung bewegen müssen, wenn sie weitere Events in die Wertung einfließen lassen möchte ohne die Athleten gesundheitlichen Risiken durch zu häufige Starts auszusetzen. Diese Expansion sichert auch die aktuelle mediale Vormachtstellung der International Triathlon Union auf der Olympischen Distanz gegenüber der Konkurrenz.

Eine weitere Herausforderung ist die Integration der Breitensportart Triathlon  in die World Championship Series. Bisher feiert lediglich Hamburg als Benchmarkt- und Marquee-Event jährlich neue Teilnehmerrekorde. Sydney, Madrid und London folgen eher schleppend. Hier macht die World Triathlon Corporation (WTC), die klassisch aus dem Breiten- und Altersklassensport entstanden ist, eine deutlich bessere Figur. Sie ist zunächst mit keiner und späterer eher diffuser Abgrenzung zwischen den Profis und Amateuren über viele Jahre gut gefahren. Diesen Erfolg möchte die einflussreiche Holding mit dem 5i50-Format auch auf den Kurztriathlon übertragen.

Sonntag, 17. Juli 2011

Schöner Laufen mit Emma und Paula

Hamburg ist neben Frankfurt und Roth sicher eines der großartigsten Triathlonevents Deutschlands, wahrscheinlich auch unter globalen Gesichtspunkten. Perfekte Organisation, hunderttausende zum Teil fachkundige und enthusiastische Zuschauer und meist behutsam und medial attraktiv zusammengestellte Startfelder mit - für eine Randsportart - soliden Medienverträgen bringen die Zutaten für den gelungenen Mix. Die schönste Zutat sind aber immer wieder Triathletinnen, die nicht nur kämpfen, wie alle Mitbewerberinnen im Feld, sondern "schön kämpfen".
Die Australierinnen Emma Snowsill, Emma Jackson und Emma Moffatt überzeugen durch gute Lauftechniken. Photo: Delly Carr / ITU Media
Es ist immer wieder erstaunlich, welch unterschiedlichen Laufstile und Techniken in der erweiterten weiblichen Weltspitze anzutreffen sind. Ein Indikator, dass die Leistungsdichte im Gegensatz zu den Herren noch etwas luftiger geschichtet ist. Olympischer Triathlon, als Ausdauersportart mit hoher Intensität, zieht seine Stärke aus der Athletik. Bei genauerer Analyse der erfolgreichen Triathletinnen der letzten Jahre auf der Kurzdistanz zeichnet sich eine Korrelation ab (Statistiken stehen auf Anfrage zur Verfügung. BTW: Schönes Thema für eine Master- oder Examensarbeit). In der absoluten Weltspitze, gemessen an Siegen und Podiumsplatzierungen bei WCS Triathlons, dominieren nicht nur die Athletinnen mit der stärksten Physis, wie Herz-, Kreislaufsystem, Muskulatur, Last-, Kraftverhältnis, etc. Ganz oben in den Top 3-6, wo die Luft wirklich dünn wird, dominieren auf Dauer Athletinnen mit sehr guter, vielleicht schon herausragender individueller Lauftechnik.

Individuell, weil natürlich die Physiognomie insbesondere bei Stellung des Schultergürtels und durch das Radtraining bedingte Beckenkippung Abweichungen vom Lehrbuch zulassen muss und Kompromisse einzugehen sind. Betrachtet man das Rennen der Frauen von Hamburg 2011, zeigten Emma Snowsill, Emma Jackson und mit kleinen Abstrichen Emma Moffatt aus Australien, wer hier den Benchmark setzt. Für mich keine Überraschung, dass sich diese Athletinnen durchsetzen mussten. Lediglich die abwesende, derzeit an einer leichten Muskelverletzung laborierende, mit außergewöhnlicher Souplesse dahinschwebende Paula Findlay aus Kanada ist eine der wenigen Top-Triathletinnen auf diesem Niveau. Vanessa Fernandes, über Jahre den Sport insbesondere auf der Laufstrecke mitgestaltend, fällt technisch von diesem Quartett doch deutlicher ab.
Laufästhetik für Triathleten, Teil 1: Australien war mit Emma Moffatt, Emma Jackson und Emma Snowsill (v.l.) nicht nur konditionell ganz weit vorne in Hamburg. Photo: Ingo Kutsche - www.sportforografie.biz
Die Winkelstellungen der unteren Extremitäten bis hin zum konsequenten Einbeziehen der Gesäßmuskulatur in den Vortrieb waren bei den Aussis in Hamburg nahezu idealtypisch. Bei den Frauen, dessen Muskelverteilung in der Leistungsspitze einer geringeren Streubreite unterliegt, als bei den Elite-Männern, wo auch ein durch muskuläre Verkürzungen bedingt unsauber laufender Bevan Docherty immer mal wieder den Sprung nach oben schafft, ein entscheidender Wettbewerbsvorteil.

Wer 2012 in London dominieren will, hält mit einer exzellenten und daher auch Verletzungen vorbeugenden Lauftechnik das vielleicht entscheidende Puzzleteil in den Händen. Im Optimalfall wurden diese Bewegungsmuster in den sensiblen motorischen Phasen in Kindheit, Jugend und Adoleszenz von herausragenden Betreuern durch Leichtathletik- oder Crosslauftraining vermittelt. Für Erika und Hans Mustermann bleibt festzuhalten, dass Lauf-ABC, kurze Intervalle, Steigerungs-, Neigungsläufe und Co. nicht nur etwas in der Leichtathletikabteilung des Heimatvereins zu suchen haben. Einfach mal vor der nächsten Triathlonsaison reinschauen bei den Spezialisten!

Samstag, 16. Juli 2011

I'm here to win, Chris McCormacks Traum von London 2012

In der Retrospektive, irgendwo zwischen Drittel und Lebenshalbzeit hat der Australier Chris McCormack, Doppelweltmeister im Ironman Hawaii Triathlon sein Triathlonbuch I'm Here To Win: A World Champion's Advice for Peak Performance mit zuweilen sehr unterhaltsamen autobiografischen Passagen veröffentlicht.

I'm Here To Win: A World Champion's Advice for Peak Performance ist in der englischen Originalfassung ein kurzweiliger Lesestoff. (Photo: Amazon)
"Macca", der als ehemaliger Banker definitiv zu den smarteren Geschäftsleuten unter den Profis im Ironman zu zählen ist, versucht dabei ein wenig in die großen Fußspuren eines anderen ehemaligen erfolgreichen Triathleten zu treten. Lance Armstrong, Tour de France Imperator, Stiftungsgründer, Autor und us-amerikanische Markenikone ist eines der immament im Subkontext des ehemaligen Weltmeisters im Kurztriathlon mitschwingenden Vorbilder. Ist "I'm here to win" eine Leseempfehlung? Ja, aber man sollte der englischen Sprache und der Person Macca gerecht werden und auf die englische Originalausgabe zurückgreifen. So unterhaltsam, präzise und griffig kommt McCormack trotz einiger Redundanzen nur in der Muttersprache rüber, wenn er über "Delivery" und die Schwächen des bayerischen Intimfeindes parliert.

Der im Buch geübte lange Blick zurück und die Selbstanalyse mag sicherlich manchen tatsächlichen Sachverhalt dem Umstand subjektiver Verklärtheit untergeordnet haben. Nicht alle Schritte im Leben des Chris McCormack verfolgten einen Masterplan und waren wohl doch mehr Reaktion denn Aktion. Die Ausreifung jener scharf analysierenden und sehr eloquenten Persönlickeit, die ihn besonders in den letzten 10 Jahren seiner verdienten Laufbahn als Profisportler auszeichnet, lässt sich aber trefflich nachzeichnen. Macca ist aber nicht nur der berechnende Taktiker, der die vermeintlichen Schwächen - vor allem der deutschen Triathleten Faris Al-Sultan und Normann Stadler - gnadenlos im Vorfeld des sportlichen Aufeinandertreffens auszunutzen weiss. Er spielt das Stück der Beinflussung aus der Ferne präzise und virtuos auf der Klaviatur von Interviews oder Einsatz der sozialen Medien Blog, Facebook und Twitter. Am 4. April 1973 geboren und im Trimester zwischen den Metropolen Los Angelos, Sydney und der europäischen Rennsaison pendelnd, ist er vor allem auch ein Bauchmensch, dessen Kopf und Intuition oft das entscheidende zielversprechende Quäntchen Effet zusteuern.

Eine Mischung dieser Persönlichkeitfacetten mag McCormack, der den Thron des Ironman Hawaii nach vielen brutalstmöglich gescheiterten Anläufen erstmalig 2007 besteigen konnte zu dem Wunsch getrieben haben sein Heimatland bei den olympischen Spielen in London 2012 zu vertreten. Seine avisierte Rolle? Kein Superstar, Edelhelfer für die flinken Läufer auf dem Rad möchte er sein. McCormack kennt seine Laufdefizite und das System der steten Evolution und des Sportdarwiniwmus. Die Zeiten als er mit 31er und 32er Laufsplits auf den abschließenden 10 Kilometern über Monate hinweg die Kurzstrecke dominierte sind seit Jahren vorbei. London wird wahrscheinlich mit einer mittleren oder tiefen 28er Zeit über jene 10 Kilometer gewonnen, sofern es keine taktische Entscheidung auf dem Rad vorab geben wird - eine unerreichbare Zeit für eine langsam alternde Dieselengine.

Olympia ist auch in der Eigenvermarktung sowie zur Promotion seiner Stiftung "Maccanow" eine Chance. Ein Karrieremeilenstein, der ihm aus verbandspolitischen Gründen die Premiere der Sportart 2000 in seiner Heimatstadt Sydney nicht als Aktiven erleben ließ. 2004 bei den Spielen von Athen, auf einem Streckenprofil, vielleicht wie auf den Leib geschneidert, verhinderten Stolz und Trotz einen Start. Sein Eiertanz auf diversen Strecken im aktuellen Jahr könnte ihn die sportliche Saison 2011 und 2012 kosten. Eine Titelverteidigung beim Ironman Hawaii hat der ausgebuffte Selbstdarsteller bereits frühzeitig abgesagt, wenngleich viele Insider bei einem sich abzeichnenden Scheitern des Projekts London 2012 mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit am Morgen des 8. Oktobers in Pazifik von Kailua-Kona McCormack beim entspannten Wassertreten erwarten. 

Der Weg durch die Untiefen des Qualifikationssystems der Internation Triathlon Union und des eigenen nationalen Verbandes Triathlon Australia lässt die Aufgabe London 2012 zu einem stetig wachsenden Wellenberg anwachsen, der sein sportliches Jahr 2011 und 2012 zu zerschlagen droht. Mit viel wohlwollendem Support hangelt sich McCormack durch erste Wildcards von Veranstaltern und Verband gestützt durch die Qualifikationsrennen der World Champions Series und unterklassiger ITU-Events, um auf die entscheidenden Punkte im Ranking und zu einem Stammplatz in der WCS zu kommen. Sein erster Ausflug beim Triathlon Kitzbühel mit denkbar ungünstiger Vorbereitung durch Verletzung, interkontinentalen Reisen zwecks Buchpromotion, Tingeltangel-Rennen und einem Sieg bei der Challenge Cairns knapp 14 Tage vor dem Startschuss im Schwarzsee kommt einem mittleren Desaster gleich.
Bei kühlen und im weiteren Verlauf durch Starkregen echtem Macca-Wetter erhält der Aussi bereits im Schwimmen über 1,5 Kilometer eine Lehrstunde und rund einminütgen Rückstand, von dem sich seine müden Beine auf der Radstrecke nicht mehr erholen sollten: DNF, neue Erfahrungen und enormer Respekt vor den "Kids, die so unglaublich schnell sind" nimmt er aus Österreich mit ins Handgepäck. McCormack lernte die neue Generation, die Inkarnation von Geschwindigkeit in Form eines der britischen Brownlee Brüder kennen, die derzeit nach Belieben die Serie dominieren. Ein Hauch von Ehrfurcht, den nur Maccas Nemesis "Sir" Simon Lessing hervorbringen konnte, weht aus den Verlautbarungen herüber.

Macca muss sich also sehr warm anziehen, soll der olympische Traum nicht eben nur ein Traum bleiben und bereits in Hamburg verpuffen. Wenn es in wenigen Stunden in die Alster per Kopfsprung geht, ist auf dem flachen aber technisch anspruchsvollen Radkurs ein Rennen wie in Kitzebühel ein Desaster. Schafft er das Schwimmen und Radfahren in den Zeitfenstern oder kann aktiv in das Renngeschehen eingreifen, dann ist eine 31er Laufleistung, wie beim Ironman 5150 Zürich letzte Woche gezeigt, ein guter und wichtiger Schritt auf dem steinigen Weg nach London: I'm here to win - DNF ist no option!


Update vom 16.07.2011, 15:55: Chris McCormack konnte sich bei seinem 2. Rennen der ITU WCS Series in Hamburg nach solidem Schwimmen und viel Initiative und Arbeitsleistung auf dem Rad mit Platz 26 knapp vor Landsmann Dan Wilson im Mittelfeld einreihen. Der Rückstand auf den siegreichen Landsmann Brad Kahlefeldt betrug 2:05 Minuten. Ebenfalls vor McCormack kam Brendan Sexton ein und hat die Nase auf der Jagd nach dem letzten Ticket der Aussis  für London 2012 weiterhin ein Stückchen vorne. Die nächste WCS-Station findet in drei Wochen auf einem Großteil der Olympischen Triathlonstrecke statt. McCormack hat den Sprung auf diese Startliste im Gegensatz zu Kahlefeldt, Courtney Atkinson, Jamie Huggett, James Seear, Sexton und Wilson wegen fehlender Weltcup-Punkte nicht geschafft und muss sich weiter von Einsatz zu Einsatz entwickeln.

Sonntag, 17. Februar 2008

Außerordentlicher Verbandstag der DTU wählt neues Präsidium, Rainer Düro als Präsident auf Zeit bestimmt. Delegierte bedingen sich mehr Bedenkzeit für Standortfrage Hamburg aus


Der Außerordentliche Verbandstag der Deutschen Triathlon Union hat am 17. Februar 2008 gegen 15:00 Uhr in geheimer Einzelabstimmung ein neues Präsidium gewählt. Neuer Präsident auf Zeit des zweitgrößten Triathlon-Fachverbandes der Welt bis zur Neuwahl in diesem Jahr wird der ehemalige Pharmareferet Rainer Düro. Der 62-jährige Düro hatte als dienstältester Landespräsident über 13 Jahre lang die Geschicke des Rheinland-Pfälzer Triathlonverbands gelenkt. Er löst den 55-jährigen Dr. med. Klaus Müller-Ott ab, der die Führung der DTU innehatte und diese von seinem Mentor und Ehrenpräsident Dr. med. Martin Engelhardt 2001 übernahm.

Rainer Düro wurde als Interims-Präsident von den Delegierten gewählt. Was er zum Zeitpunkt der Wahl noch nicht wissen konnte: Claudia Wisser sägte im Präsidium frühzeitig an seinem Stuhl.  Später sollte Düro nur noch von "einer Natter an seiner Brust" sprechen. Photo: RTV

Geheime Wahl des Präsidiums
Weitere Präsidiumsmitglieder sind Gerd Lücker (1. Vizepräsident Veranstaltungen), Claudia Wisser (2. Vizepräsidentin, derzeit ohne Amtsbereich), Bernd Rollar (Finanzen, Neunominierung), Bernd Kraus (Leistungssport), Peter Kernbach (Vereins- und Zielgruppensport,) und Sandra Weber (Jugendwartin, eingesetzt).

Der Posten der Frauenwartin wurde wie auch im vorherigen Präsidium nicht besetzt. Möglicherweise übernimmt Claudia Wisser erneut diese Aufgabe in einer Doppelrolle. Ebenfalls vakant ist der dritte Vizepräsident (Öffentlichkeitsarbeit). Die beiden von den Delegierten angesprochenen und anwesenden Journalisten Frank Wechsel und Kai Baumgartner lehnten wegen möglicher derzeitiger Interessenskonflikte dankend ab.

Nicht anwesend und abgewählt wurden Präsident Dr. Klaus Müller-Ott, Martin Bentele, Arnd Schomburg und Reinhard Wilke. Dr. Klaus Müller-Ott und Arnd Schomburg hatten das Treffen keine 48 Stunden zuvor wegen Formfehlern widerrufen und somit als irregulär eingestuft.

Vorläufiges „Nein“ zum Umzug nach Hamburg, weitere Prüfung steht aus
„Nein zu Hamburg“ lautet das Votum mit deutlicher Mehrheit der anwesenden 14 Landesverbände, inklusive der vier größten Vertretungen aus Bayern, NRW, Hessen und Baden-Württemberg. Jedoch ist dieses „Nein“ mit einem großen „Aber“ versehen.
Die Verlegung des Sitzes der DTU inklusive einer sich daraus ergebenden Satzungsänderung kann nach Auffassung der Mehrheit des Verbandstages auf Basis der aktuellen Faktenlage nicht „zum jetzigen Zeitpunkt“ ausgesprochen werden. Über den Umzug der Geschäftsstelle muss in Abstimmung der Landesverbände das neue Präsidium später entscheiden. Auch dann soll die Änderung des Sitzes im Rahmen eines weiteren Verbandstages in Wiedervorlage gehen.

Der Senat in Hamburg soll sich indessen erneut für den Umzug von Sitz und Geschäftsstelle ausgesprochen haben und bekräftigte diese Position anscheinend informell im Vorfeld der Sitzung. Jedoch argumentierte der Verbandstag, kann „auf Basis der derzeitigen unklaren Faktenlage“ mit ungenauen und fehlerhaften Berechnungen der Kosten in Hamburg und weiteren handwerklichen Fehlern in entsprechenden Aufstellungen keine seriöse Stellungnahme erfolgen. Unter anderen sind im zugrundeliegenden Konzept Rechenfehler und die Ausweisung von 16% statt 19% Mehrwertsteuer zu bemängeln.
Bemängelt wurde ebenfalls, dass die damaligen Präsidiumssitzungen „nicht ordnungsgemäß stattgefunden“ hätten und dass „keine Verträge“ oder Unterlagen vom DTU-Präsidenten Müller-Ott vorgelegt worden seien. Das damalige Votum des Präsidiums hätte somit nur „auf Basis von Vertragsentwürfen und vorgelesenen Passagen eines Briefs des Senats bestanden.“

Genaue Zahlen fehlen
Das neue Präsidium wird gemeinsam mit 1-2 Delegierten der Landesverbände zeitnah – vielleicht schon in der nächsten Woche - mit konkretem Auftrag nach Hamburg entsendet. In Gesprächen sollen valide Zahlen und alle nötigen Details eingeholt werden. Erst auf deren Basis kann zukunftssicher und in gebotener Gründlichkeit das Angebot geprüft werden. 

Angebot des Deutschen Turnerbunds liegt vor
Doch auch ein weiteres attraktives Angebot des Deutschen Turnerbundes liegt vor, das einen Umzug innerhalb der Otto-Fleck Schneise in Frankfurt am Main vorsehen würde. Die DTU hat in ihrer kurzen Geschichte bereits 3 Mal die Geschäftsstelle innerhalb Hessens gewechselt.
„Wir wollen und werden keinen […] Verhandlungsbasar eröffnen und sind weit davon entfernt die Standorte Hamburg und Frankfurt gegeneinander auszuspielen“ ist der allgemeine Tenor der Delegierten. Jedoch muss auch im Blick auf die knappen Kassen die momentane Wirtschaftlichkeit beider Optionen geprüft und „das Machbare realisiert werden.“

Kritik am Präsidenten
Die sachlich vorgetragene Kritik am ehemaligen DTU-Präsidenten Dr. Klaus Müller-Ott und weiteren Präsidiumsmitgliedern richtete sich u. A. gegen Alleingänge bei Entscheidungen wie etwa den Umzug nach Hamburg und einen undemokratischen Führungsstil. Ebenfalls bemängelt wurde die Kündigung des gesamten Mitarbeiterstabes wenige Tage vor Weihnachten ohne Blick auf die „soziale Verantwortung.“ In der Summe gibt diese um weitere Details versehene Kritik eher eine diffuse Mischung aus Fakten und allgemeiner Stimmung wider, die zum flächendeckenden Vertrauensverlust geführt haben mag.

Selbstkritische Töne
Selbstkritische Töne aus Teilen des jetzigen und ehemaligen Präsidiums sollen im nicht-öffentlichen Teil der Sitzung ebenfalls zu hören gewesen sein. Schließlich hat das Controlling des Gremiums an manchen Punkten über Jahre hinweg völlig versagt. Es hat auch erhebliche Mitverantwortung an Fehlentscheidungen und Fehlentwicklungen der letzten zwei Jahre zu tragen oder zeichnet dafür sogar via Unterschrift verantwortlich. Eine juristische Auseinandersetzung zur Klärung von Details der Schuldfrage und Haftung ist in diesen Punkten zu erwarten.

Finanzpolster fast aufgebraucht, Mitgliederzahlen steigen zaghaft
Das Finanzpolster des Verbands ist laut vorläufigem Kassenbericht von einem soliden sechstelligen Betrag im Jahr 2001 auf fast 20.000 Euro zum 31.12.2007 zusammengeschrumpft. Von der einen Fraktion wird der schrumpfende Barbestand als Investition in den Sport angesehen, während die Gegenseite schlicht Verschwendung und Misswirtschaft sieht.

Die Mitgliederzahlen der in der DTU organisierten Athleten stagnieren zudem mehr oder minder, Zuwächse sind lediglich im Bereich von rund 10 Prozent für den genannten Zeitraum über sechs Jahre zu verzeichnen. Daher wurde ein klarer Handlungsauftrag an die neuen Kräfte im Präsidium wurde von DTU-Präsident Düro selbst postuliert, um auch die bisher nicht organisierten rund 200.000 Sportler zu gewinnen und dauerhaft an den Verband zu binden.

Konsolidierung soll Weichen für Nachfolger noch in diesem Jahr stellen
Düro, der selbst 1991 und 1996 beim Ironman auf Hawaii am Start stand, möchte zunächst die „zeitnahe Konsolidierung erreichen, um Mitte [oder Ende] des Jahres die Weichen für einen starken Nachfolger und vielleicht einem neuen [...] Team aufzustellen. Dazu benötigen wir[, die DTU] die Unterstützung der Landesverbände, Medien und Veranstalter.

Wir haben bisher einen starken Präsidenten gehabt, den ich in hohem Maß schätze. Er hat eine verlässliche Therapie unserer internationalen Beziehungen an den Tag gelegt und mit der Weltmeisterschaft den größten Erfolg erlebt, den man haben kann. Der Gewinn der Goldmedaille war natürlich auch mit ein bisschen Glück verbunden. Wir sind ihm großen Respekt schuldig. Meine allergrößte Bitte ist es, den von den Landesverbänden eingeschlagenen Kurs beizubehalten. Ihr alle wisst, dass wir an keiner Stelle bis zum heutigen Tag einen persönlichen Vorwurf in der Öffentlichkeit abgegeben haben. Wir haben lediglich den Auftrag um Aufklärung eingefordert. Mich persönlich würde es tief bedrücken, wenn an der Person oder der Familie von Klaus Müller-Ott ein negativer Touch hängenbleiben würde.“

Verurteilung von öffentlichen Angriffen
Ehrenpräsident und Wahlleiter Dr. Martin Engelhardt, der sich in den letzten Wochen nach Distanzierung von Dr. Müller-Ott selbst massivsten und beleidigenden Angriffen in den Medien und im Internet ausgesetzt sah, appellierte vor dem Plenum an „eine Rückbesinnung auf die Werte“ und den „fairen Umgang miteinander.“ Er ist nicht das einzige Mitglied der DTU, dass sich zum Teil erheblichen Angriffen in der Presse ausgesetzt sah.

Sicherung des Status Quo
Die Sicherung des Status Quo wurde auch im emotionalen und enthusiastischen Abschlussplädoyer von Düro deutlich, rund sechs Monate vor den Olympischen Spielen am 18. und 19. August 2008 und wenige Wochen vor den ersten Veranstaltungen in Deutschland: „Die positiven Leistungen meines Vorgängers Dr. Klaus Müller-Ott möchte ich versuchen aufzunehmen, mit den am heutigen Tag vereinbarten Attributen Transparenz und Fairness.“ 

Antidoping in Personalnotstand
Dringender Handlungsbedarf besteht um den Status zu halten und weitere Erosion zu vermeiden. Derzeit hat mit Reinhard Wilke der Kopf und ein weiteres Mitglied der Antidoping Kommission (ADK) ihr Mandat niedergelegt, obwohl noch mit der Causa Lother Leder eine prominente Untersuchung anhängig ist. Arnd Schomburg wartet derzeit ab, ob er weiter zur Verfügung steht.

Diesen Verdacht müsste die derzeitige Kommission aber gemäss Antidoping Ordnung zum Teil selbst beenden. Für den tief in die Materie eingearbeiteten Reinhard Wilke könnte laut Satzung Claudia Wisser den juristischen Teil übernehmen. Arnd Schomburg wäre aber noch immer und grundsätzlich zur Mitarbeit in dieser bereits eröffneten Untersuchung verpflichtet, wie auch PD Dr. med. Martin Huonker der nicht zurückgetreten ist.

Mit welchem persönlichen Einsatz und Ehrgeiz dieses mit satten Gutachten und einem blassen Gegengutachten gestützte Verfahren zum Abschluss gebracht wird ist eine der weiteren spannenden Fragen, die sich aus dem „Machtwechsel“ ergeben. Der zeitnahe Abschluß der „Causa Leder“ ist als erste Bewährungsprobe der ADK abseits der grundsätzlichen Anerkennung des neuen Präsidiums zu sehen.

Veranstalter mahnen zur Besonnenheit
Der als Gast ebenso wie Richard Gutt und Detlef Kühnel (Spalt, Roth) anwesende Kurt Denk (Ironman Frankfurt) richtete kurz einen Appell an das Plenum: „Ich bitte sie dringend 14 Tage lang keine Pressekonferenz oder Veröffentlichung auszugeben und die Wahl und die Folgen sacken zu lassen, um nicht mit der hiesigen Landeswahl vergleichbare ‚hessische Verhältnisse‘ zu erhalten!“

Rechtsunsicherheit bleibt für mindestens 14 Tage bestehen
Erschwert wird das Mandat mit dem zu erwartenden juristischen Nachgang, der sich um die Rechtsmäßigkeit des „Außerordentlichen Verbandstags“ und den gefassten Beschlüssen auseinanderzusetzen hat. Im ungünstigsten Fall droht eine erfolgreiche Anfechtung und Wiederholung des Urnengangs in rund zwei Wochen. Gepaart wäre die Übergangsphase mit dem temporären Luxus von gewissermaßen zwei DTU-Präsidenten, wie es ein Kollege der F.A.Z. wenige Minuten nach Sitzungsende treffend formulierte - mindestens einer könnte für diese Zeit keine juristische Legitimation besitzen.

Internationale Notizen vor dem Treffen
Les McDonald, kanadischer Präsident der International Triathlon Union (ITU) droht mit dem Gang vor den Internationalen Sportgerichtshof CAS (Lausanne), wenn sich herausstellen sollte, dass demokratische Regularien verletzt worden seien. Zudem könnte für diesen Fall eine Ausschluss der deutschen Mannschaft von den Olympischen Spielen in Peking im Sommer 2008 in Erwägung gezogen werden. Bei einer aktuellen Sitzung des Internationalen Olympischen Komitees in Lausanne wurden nach Informationen McDonalds Uneinigkeit und Korruption in Sportverbänden als die wichtigsten Angelegenheiten problematisiert.

Prof. Dr. Sarah Springman, Präsidentin British Triathlon Federation stützte Müller-Ott noch am Morgen mit einer Liste der von Klaus Müller-Ott erzielten internationalen Erfolge, während jener via Martin Bentele (abgewählter Vizepräsident Öffentlichkeitsarbeit) erneut in einer Presseaussendung auf die Unrechtmäßigkeit von Verbandstag und dort getroffenen Beschlüssen hinwies. 
Eine vorbereitete Erklärung Müller-Otts, die ein vetretungsberechtigter Anwalt am späten Vormittag verlesen wollte, konnte wegen der Satzung nicht entsprechenden formalen Gründen nicht vorgetregen werden. Das mit den Hintergründen zum Widerruf der Verbandtags-Einberufung versehene Schriftstück trug stattdessen Neu-Präsident Düro in Auszügen vor, bevor zur Tagesordnung übergegangen wurde.

Mittwoch, 6. Februar 2008

Quo vadis Deutsche Triathlon Union: Umzugspläne geraten zur Vertrauensfrage für Präsident und Präsidium


Die Folgen der Sitzung der Landesverbände und der Präsidiumssitzung der Deutschen Triathlon Union vom 02. Februar 2008 geraten zunehmend zur Vertrauensfrage. Die Landesverbände haben den Plänen des Präsidiums und hier konkret denen des Präsidenten der DTU, Dr. med. Klaus Müller-Ott vorläufig eine klare Absage erteilt. Hintergrund scheinen nicht nur schlichte Sachüberlegungen und Sachzwänge wie eine angespannte Haushaltslage zu sein. Vielmehr deuten viele Zeichen auf einen Machtkampf hin, der sich auf die Position des Präsidenten konzentriert.
Könnte so die neu geordnete Struktur der Landesverbände aussehen? Gemeinsame "Regierungs- und Verwaltungsstrukturen" könnten den ersten Schritt hin zu einer echten Fusion in 4 oder mehr Vertretungen (Landesverbände) darstellen. Die Aufgliederung dient nur der Inspiration. Sie muss nach sozio-kulturellen und statistischen Parametern wie Einwohnerzahl, Startpassanzahl, Fläche, Wirtschaftskraft, Anzahl der Rennen, etc. analysiert und ausbalanciert werden. Und natürlich rechtlich bewertet werden. Kommt keine echte Fusion zustande, kann man eine Verwaltungsstruktur als "Zwischenebene" schaffen. Sie bündelt aber exklusiv wichtige Kompetenzen der zugehörigen Landesverbände in einer der jeweils 4 Geschäftsstellen und ermöglicht so die Schaffung von Vollzeitstellen und an den anderen Standorten eine Entlastung des Ehren- und Teilzeitamts. Ebenfalls möglich ist als Alternative die Schaffung einer Direktmitgliedschaft (via Verein), in Teilen vergleichbar mit dem Modell von Swiss Triathlon. Photo: Kai Baumgartner, basierend auf Wikipedia Commons
DTU-Geschäftsstelle sollte nach Hamburg umziehen
Auf der Sitzung am 02.02. wurde engagiert über den Umzug der Geschäftsstelle und den zukünftigen Sitz des Verbands diskutiert. Ende November wurden Pläne der Hansestadt Hamburg und Dr. Klaus Müller-Ott öffentlich bekannt, die Geschäftsstelle und im zweiten Schritt den Sitz des Verbandes in die Hansestadt Hamburg verlegen zu wollen. Eine entsprechend attraktive finanzielle Offerte der Stadt liegt vor und spielt in dem Masterplan des derzeitigen Präsidenten eine entscheidende strategische Rolle, die den Verband in eine mehr als günstige Lage versetzen kann.

Satzungsänderung nur mit Mehrheit der Landesverbände
Für die Änderung des in der Satzung verankerten derzeitigen Verbandsitzes in Frankfurt am Main benötigt das Präsidium die Zustimmung der Landesverbände. Im Rahmen einer dann durchzuführenden Satzungsänderung, die eine Zweidrittel-Mehrheit bedingt steht pro 100 angefangene Mitglieder jedem Landesverband eine Stimme zur Verfügung. 

Vorzeitige Veröffentlichung sorgte für Unruhe
Doch genau hier regt sich momentan der Widerstand in den Landesverbänden. Durch eine so sicher nicht geplante Veröffentlichung in einem Interview mit Hamburgs Erstem Bürgermeister Ole van Beust (CDU) im Hamburger Abendblatt vom 29. November 2007 wurde die Standortfrage öffentlich gemacht, obwohl weder das komplette Präsidium der DTU noch die Landesverbände informiert wurden. So scheint es, wenn man der Veröffentlichung vom 05. Februar des nach eigenen Angaben „größten Triathlon-Magazins Europas“ im Internet folgen mag.

Präsidium hat Umzugspläne mitgetragen
Nach Informationen von 3athlon.de ist diese Darstellung jedoch falsch. So ganz auf dem Punkt scheint der Artikel also nicht zu kommen. Sehr wohl hat es eine Abstimmung im DTU-Präsidium gegeben, die sich mit dem Umzug der Geschäftsstelle, der nötigen Satzungsänderung und der personellen Konsequenzen beschäftigt hat – inklusive protokolliertem Votum der Präsidiumsmitglieder für diese Schritte. 

„Lobbyarbeit braucht Zeit. Wir werden weiter Verbände und ihre Vertreter nach Hamburg einladen, und wir werden uns verstärkt bemühen, die Sitze nationaler Spitzensportverbände nach Hamburg zu holen. Ein erster Erfolg ist uns jetzt gelungen: Die Deutsche Triathlon-Union zieht 2008 nach Hamburg um“ antwortet van Beust der Tageszeitung Ende November. Ein Statement des CDU-Politikers, das auch im Kontext des Wahlkampfes zu sehen ist.

Landesfürsten fühlen sich übergangen
Dr. Klaus Müller-Ott reagierte nach Veröffentlichung der Umzugspläne schnell und informierte die Landesverbände unter Nennung der Eckdaten telefonisch, um ein erstes Meinungsbild einzuholen. Dieses soll bis auf eine zurückhaltende Stimme durchweg positiv ausgefallen sein.

Zu diesem Zeitpunkt existierten wohlgemerkt offenbar noch keine schriftlichen Vereinbarungen zwischen der Politik in Hamburg und der DTU-Spitze. Unter diesem Kontext kann man auch die zögerliche Informationspolitik des DTU-Präsidiums in Richtung Landesverbände verstehen. Damit sind sie nicht als Alleingänge des Präsidenten zu werten.

Kündigung für die hauptamtlichen Mitarbeiter
Jörg Barion, langjähriger hauptamtlicher Geschäftsführer der DTU wurde zum Juli 2008 gekündigt. Ein entsprechender Beschluss ohne Gegenstimme und keiner Enthaltung des beschlussfähigen aber nicht vollständigen DTU-Präsidiums wurde gefasst und der Kündigung zugestimmt.

Es mag für das Präsidium der DTU schwer gefallen sein einen langjährigen Mitarbeiter zu kündigen. Doch zwischen den Zeilen und in Untertönen kann man auch bei einigen Landesverbänden grundsätzliche Zustimmung zur Kündigung des Geschäftführers sehen.

Zur Wahrung der Fristen und um dem Verband finanzielle Mehrbelastungen zu ersparen, erfolgten weitere Kündigungen für die Beschäftigten der Frankfurter Geschäftsstelle. Fast allen Mitarbeitern wurde ein Vertragsangebot für Hamburg - vorerst mündlich - angeboten. In einem Fall wurde sogar ein Home Office in Frankfurt in Betracht gezogen. 

Alt-Präsident wendet sich gegen Präsidenten
Das am 17. Februar zu erwartende Votum des Alt-Präsidenten Dr. med. Martin Engelhardt ist ebenfalls derzeit schwer abzuschätzen. Unmittelbar vor dem Treffen der Landesverbände rückte er ähnlich wie andere Mitglieder des Präsidiums von seinen bisherigen Positionen „Pro-Kündigung“ und „Pro-Umzug“ ab.

Gerüchteküche brodelt
Hintergrund für die Entscheidungswendung könnte eine recht gut funktionierende „Schmutzkampagne“ gewesen sein. Immer mehr Informationsbrocken werden bewusst gestreut, darin sind Wahrheiten, Halbwahrheiten und Unwahrheiten bunt durcheinandergeworfen.
Schon lange scheint es bei allen involvierten Personen nur noch um Trends und Stimmungen zu gehen. Rationale Argumente haben es bei der Masse an Informationen schwer und erinnern ein wenig an die nur kurz zurückliegenden „Kampagnen“ der Clintons im US-Wahlkamf gegen Barack Obama. Aufgabe der Landesverbände und des Präsidiums ist hier Fakt von Fiktion zu trennen.

Angst vor Zahlungsunfähigkeit bildet Drohkulisse
Immanent im Hinterkopf der Landesfürsten dürfte auch die wirtschaftliche Mitverantwortung des föderalen Solidarbundes „Deutsche Triathlon Union“ sein. Traditionell konservativ aus ehrenamtlicher Tradition erwachsen, kristallisiert sich auch hier der Konflikt „Sparkurs vs. Entwicklung“ weiter heraus. 

Tatsache ist, dass die DTU offensichtlich einen negativen Kassenstand hat, auch wenn es derzeit „keinen richtigen Abschlussbericht für 2007 gibt“. Dieser soll bis Mitte Februar vorliegen. Noch nicht enthalten sind einige noch gravierende ausstehende Beitragszahlungen der Landesverbände für 2007, die das Defizit kurzfristig ausgleichen könnten.

Mittelfristig müssen weitere Maßnahmen gefunden und getroffen werden, um den Haushalt der DTU langfristig zu konsolidieren. Genau diese Maßnahmen wären mit einem Umzug der Geschäftsstelle der DTU in die Hansestadt Hamburg und weiteren avisierten Sponsoren im positiven Wirtschaftsumfeld der Stadt Hamburg eingeleitet. 

Neue Modelle
Eine grundsätzliche Stärkung des zukünftigen Geschäftsführers wird von einigen Interessensvertretern in den letzten Wochen ebenso postuliert, wie die völlige Abschaffung dieses Postens und Aufgliederung der Zuständigkeit in Referate. Dies ist nur eine der möglichen Neustrukturen. 

Konkret am 17.02. möglich ist eine Abdankung oder Abwahl des amtierenden Präsidenten oder Teilen des Präsidiums und die Bestätigung oder Aufhebung der Kündigung des Geschäftsführers.

Machtspiele, „Vertrauensverlust“ als Mittel zum Königsmacher
Noch scheinen dem Präsidium oder den Landesverbänden nicht alle Fakten zur Standortfrage bekannt zu sein, sicherlich ein Grund für die derzeit ablehnende Haltung und den Vetrtrauensverlust. „Wir müssen uns in den nächsten Tagen einen Überblick über die mittel- und langfristigen Folgen verschaffen und auch Fakten von politischen Statements trennen“ erklärt ein Teilnehmer der Sitzung gegenüber 3athlon.de.

Kann die DTU jetzt auf Dr. Müller-Ott verzichten?
Im Sinne des Sportes sollten sich alle Beteiligten ihres Auftrages besinnen und pragmatische und sportlich faire Lösungen anbieten. Die Inkaufnahme des Verlusts eines starken Kopfes in der Struktur eines Sportverbandes scheint - gelinde gesagt - gewagt.

Der Verlust von Dr. Klaus Müller-Ott kann den Sport weit zurückwerfen. Eine Wertung erscheint derzeit nicht leicht, denn auch an der Person des Geschäftsführers scheiden sich in den Landesverbänden die Geister.

Selbst wenn es eine neue Präsidentin oder einen neuen Präsidenten gibt, ist eine Rücknahme der Kündigung nicht sicher. Interessant zu diesem Zeitpunkt ist die Frage, ob sich bereits neue Kandidaten für das Amt des Präsidenten in Stellung bringen. Noch interessanter ist die Frage, ob es Kandidaten aus dem bisherigen Präsidium gibt.
Ob man auf den Player Dr. Klaus Müller-Ott im Jahr 1 nach der WM im eigenen Land und im Jahr der Olympischen Spiele verzichten kann, müssen die Landesverbände wohlweislich abwägen. Genauso, ob die Besetzungsfrage interessantere Alternativen oder Modelle kennt.

Sportart Triathlon hat gute Außenwirkung
Die gute Welle, die die Sportart in der Außenwirkung hat, muss genutzt werden. Dispute von DTU und dem übergeordneten Verband ITU (International Triathlon Union) auf der einen und der privaten Ironman Triathlon Weltserie, vertreten durch die WTC (World Triathlon Corporation) auf er anderen Seite haben viel positive Energien in den letzten 10 bis 15 Jahren zurückgehalten. Der Erfolg bei Olympia 2000 im australischen Sydney generierte nicht die nötige Aufmerksamkeit in Deutschland.

Die sportliche Leistung und Reputation der Deutschen ist durch die packenden Weltmeisterschaften von Hamburg und die bis auf das letzte Jahr beständigen Auftritte der Athleten beim Ironman Hawaii, dem Ironman Frankfurt und auch der Challenge Roth exzellent.

Jetzt muss die Politik in der kurzen verbleibenden Zeit den Nebel des Lobbyismus lichten und die zahlreichen verwobenen und verquickten Interessenslagen sortieren und einen tragfähigen Konsens finden. Dabei dürfen bei allen augenscheinlich vorhandenen machtpolitischen Motiven auch die Außenwirkung der Sportart und der Auftrag der ehrenamtlichen Landesverbände und des DTU-Präsidiums nicht unbeachtet bleiben.

Welche Empfehlungen sollte man geben? Ein Königsweg
Als Königsweg sieht der Autor derzeit nach Prüfung der Fakten die Bestätigung von Dr. Klaus Müller-Ott, sofern nicht tatsächlich nachweisbare grobe Verstöße zu erkennen sind. Liegen diese vor, muss nüchtern und sachlich aufgeräumt werden.
Gekoppelt sollte das Mandat an eine genaue Prüfung oder Beschlussfassung zum Umzug und die ebenfalls optionale Umstrukturierung der Verbandsspitze sein. Bei Bedarf kann man die Amtszeit auf ein Jahr begrenzen, um die Nachfolgeregelung ohne Krise zu treffen.
Sei es mit Referaten, einem neuen Geschäftsführer, einer Doppelspitze mit Geschäftsführer und Präsidenten, der den Weg aus dem Ehrenamt in Arbeitsteil- oder Vollzeit finden könnte. Unterm Strich müssen die Investitionen in menschliche Arbeitskraft in der Erschließung von neuen Rennen, Mitgliedern und Sponsorengeldern münden.

Reformen der Landesverbände stehen aus
Ebenfalls nicht von der Hand zu weisen ist der dringende Bedarf einer Zusammenlegung von Synergien der Spitzenverbände über Sportartengrenzen hinweg. Sei es bei rechtlichen Fragen, dem Antidoping-Kampf oder dem Rechnungswesen. 

Unzweideutig ist auch der Reformbedarf in den Landesverbänden. Die Schwierigkeit ein Engagement für das qualifizierte und professionelle Ehrenamt aufzubringen muss schon mittelfristig in den nächsten 1-3 Jahren zur Neuorientierung der Landesverbände führen. Eine Möglichkeit ist etwa der Zusammenschluss der 16 Landesverbände zu vielleicht 4 bis 7 Organisationen, um auch hier der hauptamtlichen Arbeit mit der Schaffung neuer Stellen Vorschub zu leisten. Das Ehrenamt in Spitzenposition übernimmt dann mehr und mehr Aufgaben aus dem klassischen Controlling. Natürlich folgt für die ein oder andere Landesführung damit eine personelle Neuordnung. Ebenfalls möglich ist als Alternative die Schaffung einer Direktmitgliedschaft (via Verein), in Teilen vergleichbar mit dem Modell von Swiss Triathlon.


Kommentar
In der Vergangenheit war mein Verhältnis gegenüber der DTU nicht unbelastet. Grund ist die tradierte Haltung von 3athlon.de, die auch auf die Historie von 3athlon-Gründer Dirk Kantlehner beruht. Einzelne Präsidiumsmitglieder wie Reinhard Wilke und auch Dr. Klaus Müller-Ott wurden als Kondensationskerne kritisch betrachtet - insbesondere auch im Spannungsfeld von „Verbandszeitschrift vs. 3athlon“, bei „Haushaltsfragen“ oder im „Antidoping-Kampf“.

Massive Vorstöße 3athlon.de „Kleinzukriegen“ - Hausdurchsuchung und kurzfristige PC-Beschlagnahmung am Morgen meines Geburtstags vor rund 2 Jahren inklusive – änderten wenig an den Ergebnissen. Die durch uns initiierten Maßnahmen für mehr Effizienz, politische Offenheit, Transparenz und Demokratie wie etwa Draftathlon.com haben Wirkung gezeigt.

Die aktuellen Entwicklungen unter Berücksichtigung meines von möglichst vielen Seiten herangezogenen Sachstandes haben mich bewogen doch etwas zum Thema „Pro-Triathlon“ zu schreiben. Nicht „Pro-DTU“, „Pro-Präsident“, „Pro-Präsidium“ oder „Pro-Geschäftsführer“, sondern „Pro-Triathlon“ und Sachverstand.

Es scheinen, wie im Artikel dargestellt persönliche Interessen mit Fakten und Fehlinformationen munter vermengt zu werden und so für eine destruktiv-explosive Mischung zu sorgen. Gibt es grobe Verfehlungen jedweder Richtung gehören diese mit entsprechender nüchtern-sachlicher Konsequenz beseitigt - personelle, vereinsrechtliche und strafrechtliche Konsequenzen inklusive.

„So nicht!“
möchte man da sagen, schließlich geht es um den nationalen Dachverband, der „meinen Sport“ regelt. Der Missbrauch der Schmutzkampagne als billiges Mittel rechtfertigt nicht den Zweck die Verbandsspitze auszutauschen oder eigene Interessen gegen das Gewissen oder den Verstand entscheiden zu lassen. Der Einsatz widerspricht dem „Fair Play“-Gedanken und öffnet Tür und Tor für ähnliche Verhaltensweisen in der Zukunft.

Vielleicht lässt sich die bestmögliche Lösung schneller und sauberer finden, wenn man wieder zurück zur Sachebene kehrt, die Fakten auf den Tisch packt und dann genau hinschaut. Das muss zwangsläufig nicht allumfänglich am 17. Februar passieren, wenngleich eine schnelle Lösung der Probleme im Innen- und Außenverhältnis wichtig ist.