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Mittwoch, 16. April 2014

30 Jahre Challenge Roth: Partner DATEV eG überrascht mit Angebot über insgesamt 12 Jahre Titelsponsoring

Für einen Augenblick verlor das Gesicht von Kathrin Walchshöfer, Geschäftsführerin der TEAMChallenge GmbH die Fassung. Soeben hörte man im Rahmen einer im Internet in Echtzeit übertragenen Pressekonferenz eine kleine akustische Bombe platzen. Walchshöfer suchte mit offenem Mund den Blick der vor ihr im Publikum sitzenden Mutter Alice, wie um sich zu vergewissern, dass sie richtig gehört hatte.

Der Challenge Roth Triathlon 2014 steht ganz im Zeichen von 30 Jahren Langdistanztriathlon in Franken. Selbst das Logo (rechts im Bild) hat eine Zeitreise unternommen. Logo: TEAMChallenge GmbH

Claus Fesel, Marketingleiter der DATEV eG unterbreitete der anwesenden Presse und dem Podium der geladenen Gäste die Absicht der DATEV, den bestehenden Vertrag über aktuell weitere zwei Jahre um ganze 9 auf insgesamt 12 Jahre zum Laufzeitstart 2013 verlängern zu wollen. DATEV, Titelsponsor im zweiten Jahr, folgt einer illustren Liste von langjährigen Partnern, wie der Quelle oder der Deutschen Post. Begründet wurde der Vorstoss durch die Nähe einer genossenschaftlich organisierten Institution, wie der DATEV mit einem tief in der Region verankerten Familienunternehmen wie der TEAMChallenge. Auch Josef Hasler, Vorsitzender des Vorstands der N-ERGIE bekräftigte zuvor die über Jahre andauernde Kooperation zwischen seinem Unternehmen und der Rother Triathlon-Gemeinschaft.
Freuen sich auf die 30. Auflage des Klassikers von Roth. Josef Hasler (Vorsitzender des Vorstands der N-ERGIE, links), Claus Fesel (Leiter Marketing und Kommunikation DATEV, 2. von rechts) sowie Alice und Kathrin Walchshöfer (Geschäftsführung TEAMChallenge GmbH) stellten bei der großen Auftakt-Pressekonferenz bei der N-ERGIE in Nürnberg das Weltklasse-Starterfeld zum diesjährigen DATEV Challenge Roth vor. Mit dabei: die Top-Athleten Anja Beranek und Dirk Bockel. Foto: TEAMChallenge GmbH, Luise Köstler

Bei erfolgreichem Abschluss hätte Roth dem Mitbewerber aus Frankfurt am Main in Sachen langfristiges und nachhaltiges Titelsponsoring für die kommenden Jahre deutlich den Rang abgelaufen. Die Hanauer Zentrale der World Triathlon Corporation (WTC) hat noch keinen Abschluss für die mittelfristige Zukunft des Aushängerennens in Frankfurt am Main vorzuweisen. 

Kurzzeitig abgelenkt hat das die Zukunft weiter absichernde Angebot der DATEV vom eigentlichen Anlass der Pressekonferenz. Das Startfeld der Profi-Triathletinnen und Triathleten für die 30. Jubiläumsausgabe sollte der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Festzuhalten bleibt, dass mit ganzen acht Top 10 IRONMAN Hawaii Finishern des Vorjahres ein erstklassiges Profifeld zusammengestellt wurde, dass sich ob seiner sportlichen Klasse im Jahr 2014 auf der Langstrecke allenfalls Hawaii beugen muss: 

Luke McKenzie, Pete Jacobs,, James Cunnama, Eneko Llanos, Vorjahressieger Dirk Bockel, Timo Bracht und Nils Frommhold zählen zu den Favoriten bei den Männern. Hawaii Siegerin Mirinda Carfrae fordert bei ihrere Premiere in Roth die Routiniers Rachel Joyce, Caroline Steffen, Yvonne van Vlerken, Michelle Vesterby und Rebekah Keat heraus. Zum erweiterten Kreis der Favoritinnen zu zählen sind die Deutschen Anja Beranek (vormals Ippach), Julia Gajer, Diana Riesler und Daniela Sämmler.

Sportlich hervorheben möchte sich die US-Amerikanerin „Sister Madonna“ Buder (* 24. Juli 1930). Sie plant, trotz Radsturz vor wenigen Wochen, einen Weltrekordversuch. Mit 83 Jahren möchte sie die älteste Teilnehmerin eines Langdistanztriathlons der Welt werden, die sich eine Finsiher-Medaille umhängen kann. Eine gewisse Routine kann die Ordensschwester aufweisen: bereits mit 75 und 76 Jahren beendete sie erfolgreich den IRONMAN Hawaii in einer Zeit von jeweils unter 17 Stunden.

Vorgestellt wurden auch weitere, eher kleinere organisatorisch-konzeptionelle Änderungen. Besonders hervorzuheben ist ein neues, nun geschlossenes Stadion für den Zieleinlauf und eine Änderung der Laufstrecke für den am Vortag stattfindenden Challenge Women Volkslauf über 5 Kilometer. Im Premierenjahr 2013 nahmen rund 900 Athletinnen teil, der Ansturm auf die Startplätze (Meldestand heute: ca. 1.200) machte eine Verlegung der Strecke notwendig und unterstreicht den Festivalcharakter, den der Challenge Roth ausmacht. Erwartet wird im Juli 2014 ein ausgebuchter Event mit rund 2.000 Läuferinnen.

Bei so viel Licht gibt es auch etwas Schatten. Ausweichend wurde die Antwort von Kathrin Walchshöfer auf eine Frage aus dem Plenum der Journalisten. Ob "das Tischtuch zwischen Challenge und Detlef Kühnel zerschnitten" sei, ob "Kühnel bei dem Festakt eingeplant sei" lauteten unvermittelt im Anschluss der Pressekonferenz von einer Lokalredaktion gestellte Fragen. Walchshöfer antwortet verhalten, ausweichend. Es sei kein Festakt unter Beteiligung von Kühnel geplant, das Tischtuch sei nicht zerschnitten. An dieser Stelle, hätte man sich mehr Offenheit gewünscht.

Streit gibt es in jeder Familie, berufliche und private Partnerschaften zerbrechen und gehen nun einmal auseinander. Kühnel, seinerzeit Gründer des Triathlons übergab 2001/2002 nach dem Auslaufen der Lizenz von IRONMAN den Event an seinen Mitarbeiter Herbert Walchshöfer. Dieser schaffte gegen alle Widerstände und Unkenrufe gemeinsam mit seiner Familie die spektakuläre Wende und machte den Challenge Roth zum Maßstab auf der Langstrecke. Im späteren Verlauf der Kooperation zwischen Kühnel und der Familie Walchhöfer entbrannte ein juristischer Streit um einen unter Freunden gut gemeinten, allerdings juristisch angreifbaren Vertrag. Die beiden Parteien kann man seitdem durchaus als verfeindet bezeichnen.

  1. Challenge-family.com/challenge-roth-announces-strongest-pro-field

Mittwoch, 19. Juni 2013

Interview Frank Bertling, Vice President National Events der Upsolut Sports AG: „Frodo ist wie ein Überraschungsei. Man weiß nie was drin ist.“

Frank Bertling ist als Geschäftsführer der Upsolut Event GmbH und Vice President National Events der Upsolut Sports AG verantwortlich für den World Triathlon Series Triathlon von Hamburg. Upsolut ist als hundertprozentige Tochter der französischen Lagardère Gruppe auch in anderen Ausdauersportarten aktiv. Wenige Wochen vor dem Hamburg Triathlon 2013 konnte DNF-is-no-option.com über Hamburg, Triathlon und Ausdauersport sprechen und insbesondere wichtige Aspekte wie die Bewegtbildvermarktung diskutieren.
Frank Bertling, Vice President National Events der Upsolut AG sieht in den Sprint- und Staffelformaten  für den Triathlon viel Potential. Photo: Upsolut

DNF-is-no-option.com (3athlon.org): Herr Bertling es ist einige Zeit ins Land gezogen, seitdem der ehemalige Präsident der Deutschen Triathlon Union (DTU), Dr. Klaus Müller-Ott gemeinsam mit Upsolut eine Vision verfolgte und diese erfolgreich umsetzen konnte. Können Sie unseren Lesern kurz umreißen, wie es zu der Idee kam und welche Herausforderungen vor dem Premierenjahr auf Veranstalter und Verband warteten? 

Frank Bertling: Ich bin dankbar für diese Frage. Weil es tatsächlich Klaus Müller-Ott war, der den Triathlon nach Hamburg geholt hat. 2001 hat Detlef Kühnel uns zusammengebracht und vorgestellt. Beschlossen wurde das Projekt dann im Sommer 2001, rund ein Jahr vor der Premiere. Die Idee lag bereits hier in Hamburg, jedoch ist wegen der Komplexität der Umsetzung keiner herangegangen.

Man muss wissen, dass zu Zeiten des ITU-Präsidenten Les McDonald die deutsche Reputation wegen ihrer Oppositionshaltung am Boden lag. Klaus Müller-Ott war letztlich derjenige der den World Cup Status entgegen allen politischen Tendenzen und Verwerfungen zwischen International Triathlon Union und DTU nach Hamburg geholt hat. Klaus Müller-Ott hat sich dagegen gestemmt und im Grunde dafür gesorgt, dass der deutsche Triathlonsport international wieder in Erscheinung treten konnte. Schließlich gelang ihm sogar die Weltmeisterschaften 2007 nach Deutschland zu bringen. Er hat die Entwicklung bewegt, die WM ins eigene Land geholt und im Kielwasser Daniel Unger und Jan Frodeno heranreifen lassen. Unter seine Ägidie fallen zahlreiche wichtige Impulse, von denen auch wir sehr profitiert haben.

DNF: Die DTU hat zwischen 2008 und 2011 einige Jahre mit internen Turbulenzen und Scharmützeln in der Personalpolitik hinter sich. Wie bewerten Sie die aktuelle Entwicklung? Wie ist das Verhältnis mit der ITU? In welchen Bereichen werden sich die Verbände weiter entwickeln müssen?

Frank Bertling: Alles was man sich auf Verbandsseite mühsam aufgebaut hat, ist im Handstreich vernichtet worden. Die aufgebaute internationale Reputation als Verband war verloren und die DTU konnte sich durch die verlorenen Jahre nicht weiterentwickeln. Dies ist umso erschreckender, weil nach Abschluss aller Verfahren gegen Klaus Müller-Ott im Grunde kein Vorwurf haltbar war. Wenn man ihm einen Vorwurf unterstellen möchte, ist es die unzureichende interne Verbandskommunikation, die aber erfahrungsgemäß nicht immer ganz einfach ist. Wir sind aktuell froh, dass wieder Ruhe eingekehrt ist und die DTU die Arbeit wieder aufgenommen hat.

Unser Verhältnis zur ITU ist hervorragend. Wir arbeiten mit allen Stakeholdern sehr eng und  vertrauensvoll zusammen. Das Verhältnis ist klasse.

In Deutschland haben die Verbände ein Struktur- und Finanzierungsproblem. Dies gilt für kleine Dachverbände aber auch Landesverbände. Besonders kleinere Verbände wie die Triathlon-Landesverbände, müssen Synergien zusammenziehen. Wir benötigen Hauptamtlichkeit. Ziel sollten die von Ihnen vor Jahren vorgeschlagenen Verwaltungseinheiten sein. Eine Region „Nord“ macht für uns wirklich Sinn. Der Radsportverband hat ganz ähnliche Probleme. Vielleicht muss man über die Sportartgrenzen hinweg gehen. Natürlich stehen dem viele Hindernisse im Wege. Die Verbände müssen sich aber weiterentwickeln, weil das Ehrenamt auf der einen Seite mehr und mehr zurück geht und auf der anderen Seite der Sport immer professioneller wird

Die Finanzierung muss grundsätzlich vom DOSB und Innenministerium neu aufgestellt werden. Der gesamte Bereich des Marketings und Sponsorings hat sich sehr professionalisiert. „Holt euch Sponsoren zur Verbandsfinanzierung“ hört sich immer sehr leicht an. Es ist aber ziemlich schwer. Verbände können oftmals keine qualitativ ausreichenden Angebote mehr formulieren, weil ihnen die Werkzeuge im Vorfeld bereits fehlen. Alleine die zugrundliegende Marktforschung sprengt oftmals den Rahmen, um erfolgreich einen Sponsor zu pitchen. Ein Teufelkreislauf.

DNF: Welche Kosten kamen für den erfolgreichen Pitch des Welt Cup Standorts Hamburg auf Upsolut zu?

Frank Berling: Wir waren in den glücklichen Lage durch die solide Vorarbeiten auf ein gemeinsames Budget der Stadt Hamburg und anderer Träger zugreifen zu können. Mit der ITU haben wir zudem ein Lizenzierungswesen gemeinsam entwickelt. Das funktioniert in der Regel ganz gut. Schwierig ist nach wie vor das Kommunikationsfeld ITU, DTU und genehmigender Landesverband. Alle haben unterschiedliche, gelegentlich widersprüchliche Ansprüche an uns. Wir sind nicht in der Lage mit allen drei Parteien zu sprechen und zu verhandeln. Die Verbände müssen sich besser aufstellen, abstimmen und mit einer Stimme sprechen.

DNF: Hamburg ist der weltgrößte Triathlon. Wie viele Teilnehmer haben 2013 gemeldet? Gibt es Präferenzen oder Trends bei den Distanzen?

Frank Bertling: 2013 können wir 8.500 Einzelstarter und 1.500 Staffelteilnehmer, verteilt auf 500 Staffeln zählen.

Bei uns ist in den letzten Jahren für den Sprint eine höhere Nachfrage erkennbar. Er ist auch schneller ausverkauft. Wir haben einen ganz klaren Wechsel in der Athletenhistorie. Nach 1-2 Sprint-Triathlons wechseln viele Triathleten zur olympischen Distanz. Das können wir ganz gut verfolgen. Um einen Richtwert zu geben: 25% beträgt die Umsteigerquote in den letzten Jahren etwa. Ich glaube es wäre sehr interessant zu sehen, wer von unseren Events erfolgreich auf die Mittel- und Langdistanz geht. Wir leisten hier quasi Aufbauarbeit für WTC und Challenge.

Ein klarer Trend und das Erfolgsgeheimnis von Hamburg ist unser Fokus auf Rookies. Jedes Jahr zählen wir 2.000-3.000 neue Teilnehmer, die den Zyklus neu beginnen. Wir können auch durch unsere anderen Aktivitäten viele Ausdauersportler beobachten, die alles machen. Sie nehmen an den Vattenfall Cyclassics und dem Hamburg Triathlon teil.

DNF: 2013 wird in Hamburg im Rahmen des Elite-Triathlons der ITU erstmalig das ansprechende und spannende Staffelformat ausgetragen. Bei dem jeweils zwei Frauen und Männer auf Ultra-Sprint Distanzen alternierend starten. Wie wichtig sind Innovationen bei der Präsenz von Streckenformaten und wo sehen Sie global betrachtet traditionelle und klassische Strecken bis hin zur Langdistanz?

Frank Bertling: Die Staffel ist hochinteressant. Ein sehr gutes und spannendes Fernsehformat. Dies hat man im vergangenen Jahr gesehen. Die Aussage gilt auch für die Einzelwertung im Sprint. Die Sprintdistanzen sind mit  ihrer Dauer von 45 bis 60 Minuten extrem gute Fernsehformate. Sie sind sehr kurzweilig, schnell und spannend.

Für die Zukunft im Auge behalten und aufpassen muss der Triathlon, dass man nicht zu kompliziert wird. Triathlon ist eine junge Sportart, man kann noch viel probieren. Allerdings darf man nicht vergessen Sportler, Zuschauer, Medien und Sponsoren mitzunehmen. Wenn wir mit vielen Marketingverantwortlichen zusammenkommen, müssen wir etwas mehr Sätze aufbringen, um die Sportart zu erklären. Viele Entscheider sind davor nicht mit Triathlon und seinen zahlreichen Formaten in Berührung gekommen.

Klar gibt es viele tolle Ideen. Am Ende des Tages muss man sie organisieren und vermarkten können. Wenn man Rookies bekommen möchte, muss man die Barrieren senken, den Einstieg erleichtern. Die Regeln simpel halten. Teilnehmer nehmen einiges auf sich, wenn der erste Triathlon im Kalender markiert ist. Hier müssen alle Beteiligten mehr Dienstleister sein.

DNF: Die ITU folgt mit ihrer World Championship Series (WCS) dem Konzept der World Triathlon Corporation (WTC) neben einem Elite-Rennen große Startfelder von Altersklassen-Triathleten aufzustellen. Wie wichtig ist dieser Baustein, der den Hamburg Triathlon z. B. vom wirtschaftlich extrem erfolgreichen Biathlon World Cup mit seinen ausschließlich kleinen Elite-Feldern unterscheidet.

Frank Bertling: Das Zusammenbringen von Profis und Amateuren an einem Renntag, auf quasi eine Strecke an einem attraktiven Ort ist das Grundkonzept. Von Stimmung und Atmosphäre ist Ausdauersport kaum zu toppen. Ausdauersportveranstaltungen sind einmalig auf der Welt. Die Community wird aktuell stark vergrößert. Viele bringen ihre Familien zum Wettkampf mit. Samstag sind alleine 4.500 Personen auf der Strecke. Diese schauen sich dann natürlich mit ihren Familien auch die Elite-Rennen an. Das sorgt für fachkundige Zuschauer an den Strecken. Wobei sich der Hamburger gerne begeistern lässt und nach über 10 Jahren Hamburg Triathlon sehr fachkundig ist. Ich find' es klasse, dass Teilnehmer aus dem Ausland genauso bejubelt werden wie deutsche Triathleten. Dies ist ein unheimlich fairer Zug.

DNF: Lassen sich Biathlon und Triathlon vergleichen? Mit der Kombination der Ausdauerdisziplin Langlauf und dem Schießen gelingt es Biathlon immer wieder den Rhythmus in der Führung zu brechen und die Spannung aufrechtzuerhalten.

Frank Bertling: Es lässt sich tatsächlich ganz gut vergleichen. Der Durchbruch im Biathlon kam durch die Konzeption eines attraktiven Fernsehformats. Dazu kamen national erfolgreiche Athleten.
Der Staffeltriathlon ist als kompaktes Fernsehformat vergleichbar. Auf kurzen Runden lässt sich eine gute Verfolgung vor Ort realisieren. Spannung und Action wechseln sich ständig ab. Am Ende des Tages benötigt man aber auch gute Athleten als Schlüssel zum Erfolg. So sehe ich das im Triathlon auch. Darum ist die Arbeit der Verbände im Spitzensport sehr wichtig.

DNF: Die ITU macht mit ihrem Internet-Broadcasting und der Vermarktung der TV-Rechte einen ziemlich guten Job. Triathlon ist Randsportart, wird aber zunehmend platziert. Dennoch ist die Konkurrenz mit den allfällig in Deutschland dominanten Sportarten sehr groß. Die Liveübertragung des WCS Triathlons von Madrid fiel mit der Triple-Feier des FC Bayern zusammen. Aus der geplanten Übertragung wurde leider ein ca. 5 Minuten langer Einspieler, während man zuvor über Stunden Bilder des Umzugs und vom Balkon des Rathauses im Regen aus der bayerischen Hauptstadt sah. Wo steht die Bewegtbild-Vermarktung im ITU Triathlon?

Frank Bertling: Die öffentlich-rechtlichen Sender können sich dem Quotendruck leider nicht entziehen. Da kann man nicht viel machen. Wir sind über die aktuellen Übertragungszeiten froh und durchaus präsent. Es gilt aber auch hier, dass die Hausaufgaben gemacht werden müssen.

Welche Möglichkeiten bieten die digitalen Medien? Eine unserer Kernfragen der letzten Jahre. Zum Stück machen uns die neuen digitalen Kanäle ein wenig unabhängiger. Zum Beispiel sehe ich definitiv in der Zukunft einen eigenen Kanal. Die Produktionskosten im Ausdauersport, wie unserem Triathlon sind extrem hoch. 120.000 Euro muss man beim Einsatz von Hubschrauber und drahtloser Technik für 2 Stunden Triathlon einplanen. Das ist der Benchmark den man refinanzieren muss. Ein Dart-Turnier dagegen ist für 5.000 Euro umsetzbar.

Wir sind mit der Verbreitung im TV aktuell sehr zufrieden. Die World Triathlon Series erreichte 2012 160 Länder und summierte 1.045 Stunden Fernsehberichterstattung. Konkret sind dies  5,5 Milliarden TV-Kontaktzeiten. Das ist schon mal eine Hausmarke. Die WCS konnte die letzten Jahre den Wert immer steigern. Das internationale Interesse wächst stetig.

Auch IPTV eröffnet neue Chancen und Möglichkeiten. Die Triathlon - und Ausdauercommunity wächst und wächst. Es werden recht gute wirtschaftliche Ergebnisse erzielt. Selbst im Radsport, nach den ganzen Dopingskandalen der letzten 5-6 Jahre haben wir das nicht wirklich gespürt. Im reinen Profiradsport mag dies anders sein, aber mit unserer Kombination aus Breiten- und Spitzensport können wir andere Angebote unterbreiten.

Zudem stellen wir eine Tendenz bei unseren Sponsoren fest, dass viel zielgerichteter geworben und unterstützt wird. Wir haben durch unsere Formate im Triathlon, Laufen und Radsport wenig Streuverluste. Die Zielgruppe kann  sehr präzise definiert werden. Key Performance Indikatoren (KPI) zur Leistungsmessung von Kampagnen haben bei unseren Kunden eine sehr viel höhere Relevanz als vor 5 Jahren bei der Bewertung und Gewichtung der Unternehmensaktivitäten.

Natürlich ist der „Season Pass“ für Triathlonlive.tv kontraproduktiv zum frei verfügbaren Fernsehen. Das wissen wir. Wir bauen aber beides auf und entscheiden dann, wo die Reise hingeht. Noch kann keiner genau sagen, wann es Zeit wird, umzustellen. Die NBA in den USA verzichtet hierzulande schon seit Jahren auf Freies Fernsehen. Die kommen mit den Saisonpässen sehr gut klar.

DNF: Nach aktuellem Meldestand hat einer der Brownlee Brüder und damit ein Medaillengewinner der Olympischen Spiele von London seinen Start bestätigt. Wie wichtig sind die großen Namen? Wie wichtig war z.B. der Heimsieg eines Daniel Ungers im Jahr 2007. Offensichtlich hat er die Sichtbarkeit des Olympischen Triathlons in Deutschland in der Szene und auch über die Sportartgrenzen hinweg deutlich erhöht. Daniel Unger konnte seine Weltklasse durch ein solides, wenn auch nicht perfektes Rennen bei den Olympischen Spielen von Beijing mit seinem Top 10 Platz bestätigen. Der Tag gehörte allerdings Jan Frodeno, der in einem packenden Zielspurt den Coup landete und Olympiasieger wurde.

Jan Frodeno, der spätestens 2015 auf die längeren Distanzen wechseln möchte, hat nach zwei durchwachsenen Jahren mit Verletzungspech seinen ersten Saisonhöhepunkt klar auf Hamburg gelegt. Wie bewerten Sie seine Chancen?

Frank Bertling: Namen sind wichtig. Man sieht es in England. Um Triathlon ist ein unglaublicher Hype entstanden. Große Werbeplakate mit den Brownlees sind überall zu finden. Lisa Nordén in Schweden ist vergleichbar. Auch in Deutschland ist derzeit noch im Fernsehen der sportliche Erfolg der Nationalkaderathleten extrem wichtig. Die Berichte sind noch sehr personbezogen. Deshalb sind große Namen wichtig.

Frodo ist wie ein Überraschungsei. Man weiß nie was drin ist. Er ist ein sensibler und sehr ehrgeiziger Athlet. Ich würde ihm den Erfolg in Hamburg von Herzen gönnen.

DNF: Gibt es eine Favoritin für die Entscheidung im Damenrennen?

Frank Bertling: Für mich im Moment Anne Haug. Auch ihr gönne ich den großen Coup vor heimischer Kulisse zu gewinnen.

DNF: Triathlon besteht aus Schwimmen, Radfahren und Laufen. Upsolut ist auch in diesen Bereichen aktiv. Anfang Juni fand der Velothon Berlin mit tausenden Teilnehmern statt. Erzählen Sie unseren Lesern über die anderen Aktivitäten im Ausdauersport.

Frank Bertling: Traditionell sind wir dem Ausdauersport zu zurechnen. Neben dem Radsport sind wir auch seit 2 Jahren Generaldienstleiser für den Hamburg Marathon. Zukünftig werden wir den Bereich des Schwimmens stärker angehen. Jede der Ausdauersportarten hat ihre Spezifika. Im Grunde genommen sehen wir dann doch sehr viele Synergien bei Upsolut - insbesondere im Vermarktungs-, Logistik-, Presse- und PR-Bereich.

DNF: Sowohl World Triathlon Corporation, wie auch die TEAMChallenge haben in Interviews durch ihre Geschäftsführer Andrew Messick und Felix Walchshöfer bestätigt, dass derzeit keine Aktivitäten im Bereich Laufsport oder Radsport geplant sind. Konkret haben wir auch die stärkere Integration dieser Disziplinen in ein langes Wochenende im Rahmen eines Triathlon-Festivals angeregt. Wie sehen Sie die Chancen für diese Idee oder kannibalisiert sich dann der Markt, weil sich Teilnehmer entweder für den Lauf, Triathlon oder das Radrennen entscheiden müssten?

Frank Bertling: Wir haben festgestellt, dass die Teilnehmer eine eigene Ansprache wünschen. Verschiedene Sportarten sind schwierig zu kommunizieren. Die Stadt Hamburg hat im letzten Jahr ein Event mit Rudern und Schwimmen auf der Alster versucht. Das hat nicht besonders gut funktioniert. Ich sehe bei verschiedenen integrierten Sportarten nur den Kostenblock bei hohem Risiko, der auf mich zurollt.

Ich halte es auch logistisch für schwierig. Die „Eventisierung“ in Großstädten hat stark zugenommen. Längere Sperrzeiten von Straßen und öffentlichem Raum oder Genehmigungen für neue Events sind schwer zu bekommen. Der IRONMAN 70.3 Berlin ist ein gutes Beispiel. Die Spielräume werden enger. Dieses sind zumindest unsere Erfahrungen in Hamburg und Berlin und auch teilweise im Ausland. Die Erweiterung auf plattem Land ist da wohl schon um einiges einfacher.

DNF: Als Tochter eines multinationalen Sportkonzerns ist Internationalisierung immer auf der Tagesordnung. Gibt es konkret fortgeschrittene und kommunikationsreife Pläne in weiteren Ländern oder Kontinenten aufzutreten?

Frank Bertling: Aktuell sind wir im Triathlon in Auckland, Stockholm, San Diego, Chicago und Kitzbühel aktiv. Stockholm verzeichnete im ersten Jahr rund 2.000 Starter, dieses Jahr sind wir schon bei 4.000 Teilnehmern.

Wir setzen klar auf attraktive Orte. Hamburg ist der Benchmark-Event. In Stockholm haben wir den besten Platz vor dem Königspalast. Wir gehen in die großen Städte, um die besten Plätze zu belegen. Hier liegt unsere Kernkompetenz.

DNF: Wenn Sie einen Wunsch frei haben. Was wünschen Sie sich für das Wettkampfwochenende?

Frank Bertling: Ganz vermessen habe ich sogar zwei Wünsche: kein Hamburger Schietwetter und einen Sieg der deutschen Nationalmannschaft in der Gemischten Staffel. Übrigends in ganzer Länge Live in der ARD.

DNF: Wir bedanken uns für das ausführliche Gespräch und wünschen alle Startern, Helfern und Zuschauern beim Hamburg Triathlon gutes Wetter und viel Erfolg.

Freitag, 7. Juni 2013

Interview Felix Walchshöfer, Challenge Family Triathlon: „Wichtiger ist uns der Ausbau unserer Qualitätsmarke Challenge zur Premium-Marke“

Felix Walchshöfer führt zusammen mit seiner Mutter Alice und seiner Schwester Kathrin die TEAMChallenge GmbH in Roth. Neben ihren Aushängeschildern Challenge Roth und Half-Challenge Kraichgau verzeichnete die internationale Rennszene in immer kürzerer Folge Veränderungen aus Mittelfranken. Das Familienunternehmen hat sich mit derzeit 19 weiteren Triathlonveranstaltungen hinter der World Triathlon Corporation (WTC) und der International Triathlon Union (ITU) mit ihren zahlreichen verschiedenen Ausrichtern auf Rang 3 der globalen Organisatoren von Triathlon Events etabliert. Grund genug für DNF-is-no-option.com, den aktuellen Stand der Dinge abzufragen.
Felix Walchshöfer hat die Challenge Roth erfolgreich nach Kanada, Asien und Australien exportiert. Walchhöfer wird neben Jack Caress (Pacific Sports), Humphrey Cobbold (Wiggle), Andrew Messick (WTC/IRONMAN), Dr. Sarah Springman (ITU), Sejal Pietrzak (Active Network) und Chrissie Wellington (mehrfache IRONMAN Weltmeisterin) vom 10.-12. September 2013 bei der Triathlon Business International Konferenz London als einer der Hauptredner auftreten. Photo: TEAMChallenge

DNF-is-no-option.com/3athlon.org: Hallo Felix, vielen Dank für die Gelegenheit eines Interviews. Der Blick auf die Wetterkarte muss derzeit für Unruhe sorgen. Die Ereignisse vom vergangenen Sonntag und den nachfolgenden Tagen, bei dem zahlreiche Triathlonveranstaltungen wegen Dauerregens oder Hochwasser, zu kühler Wasser- und Lufttemperaturen gekürzt, in einen Duathlon gewandelt oder komplett gestrichen werden mussten sind sicher noch sehr präsent. Wie geht es da einem als Veranstalter bei zwei Wochen voller Hiobsbotschaften aus Europa?

Felix Walchshöfer: Uns liegt in erster Linie das Wohl unserer Athleten am Herzen, deswegen haben wir natürlich die Wettersituation intensiv verfolgt und beispielsweise beim Challenge Rimini die Schwimmstrecke verkürzt, um nicht das kleinste Risiko einzugehen. Inzwischen hat sich die Lage ja erfreulicherweise wieder beruhigt.  

DNF: Am 9. Juni soll im eigentlich sonnigen Kraichgau die Half-Challenge stattfinden. Welche Notfallpläne können in Kraft treten, sofern die Sportordnung der Deutschen Triathlon Union dies erforderlich macht? Welche Restrisiken bestehen für Athleten, Angehörige, Zuschauer und die Veranstalter? Ist mit Einschränkungen zu rechnen?

Felix Walchshöfer: Der Kraichgau wird am Sonntag seinem Ruf als Sonnenschein-Destination alle Ehre machen. Notfallpläne gibt es natürlich, aber diesmal werden wir sie nicht brauchen. Schon jetzt ist sicher, dass das Schwimmen im Hardtsee ohne Einschränkungen möglich sein wird. 

DNF: Werfen wir einen Blick auf die aktuelle Entwicklung der Rennserie unter der Challenge-Marke. Auf einer Weltkarte schlägt das Herz der Challenge in Mitteleuropa, die Vorkammer scheint neuerdings an der australischen Ostküste zu liegen. Mit Kanada und zwei asiatischen Rennen folgen zwei weitere Kontinente. Wie kam es zu dem ungewöhnlichen Strategiewechsel seit rund zwei Jahren vermehrt auf internationales Wachstum zu setzen?

Felix Walchshöfer: Wir stellen schon seit einiger Zeit fest, dass die Nachfrage internationaler Athleten nach Wettkämpfen in Nordamerika, Asien und Australien immens groß ist und immer noch spürbar steigt. Speziell Australien stand auf der Wunschliste der Athleten ganz oben – jeden Tag bekamen wir Anfragen, wann wir auf diesem Markt zurück sein würden. Der Erfolg gibt uns Recht, der Challenge Melbourne war nach eineinhalb Tagen ausgebucht!

DNF: Konkret nachgefragt, wann können die Fans in Südamerika und Afrika ihren ersten Challenge Triathlon auf dem eigenen Kontinent begrüßen?

Felix Walchshöfer: Ganz einfach: Sobald wir die richtige Location und den richtigen Veranstalter finden, der den Challenge-Spirit und unsere Werte versteht und mit uns gemeinsam umsetzt. Auch die Gemeinden und die Bevölkerung müssen hinter der Idee stehen. Uns geht es nicht um schnelles Wachstum, sondern darum, dass Partnerschaften einfach passen und dass die Chemie stimmt. 

DNF: Wachstum führt zu Anpassungsprozessen und gelegentlichen Schmerzen. Wie stellt TEAMChallenge sicher, dass die Qualität und Kundenzufriedenheit bei jährlich hinzukommenden Rennen gewährleistet ist?

Felix Walchshöfer: Wir hatten im letzten Jahr ein „Jahr der Konsolidierung“ ausgerufen und unsere internen Strukturen den neuen Herausforderungen angepasst. Dazu gehört unter anderem, dass wir mehr Personal eingestellt und die Workflows neu definiert haben. Seit letztem Jahr gibt es nach jedem Wettkampf eine Athletenbefragung, die uns dabei hilft, deren Wünsche bestmöglich zu treffen. Für die neuen Wettkämpfe gibt es einen ganz genauen Auflagenkatalog, der die von uns geforderten Standards in punkto Service und Qualität beschreibt, natürlich geben wir den Veranstaltern auch die notwendige Hilfestellung dazu – in engem, kollegialem Austausch. Und letztlich lege ich sehr großen Wert auf persönliche Präsenz bei den Wettkämpfen. Meine Schwester Kathrin und ich haben uns die Rennen aufgeteilt – mindestens einer von uns ist immer vor Ort. Nur so bekommt man das richtige Gefühl für das Produkt und die Menschen, die dahinterstecken. 

DNF: Wachstum muss nicht immer die geeignete Lösung sein, um sich auf einem hart umkämpften Markt zu behaupten. Premiumisierung des Produkts ist eine alternative Strategie. Die ambitionierten Pläne von StartEvents mit der Schaffung eines völlig neuen Rennformats und aggressiver Skalierung auf ein internationales Niveau bedeuteten leider das vorzeitige Aus der innovativen Serie. Sicherlich kein Makel, aber lässt dich das Schicksal der TriStar-Rennserie ab und an unruhig werden? Schließlich stand hinter TriStar eine erfahrene Mannschaft.

Felix Walchshöfer: Sie sagen es, auch wir legen es nicht  auf Teufel komm raus auf größtmögliches Wachstum an, noch wichtiger ist uns der Ausbau unserer Qualitätsmarke Challenge zur Premium-Marke. Wir wollen die hochwertigsten Rennen im internationalen Triathlon-Zirkus veranstalten. Dafür tun wir einiges, investieren ständig in die Strecken, das Rahmenprogramm und die Ausstattung der Athleten. TriStar hatte eine völlig andere Ausrichtung als wir, und offensichtlich haben die neuen Rennformate keine Akzeptanz bei den Aktiven gefunden. Mir persönlich tut das leid, denn je breiter das Feld der Triathlon-Veranstalter aufgestellt ist, umso besser für den Sport. 

DNF: Triathlon ist in allen Statistiken seit Jahren die am schnellsten wachsende olympische Sportart. Worin könnten die Gründe liegen?

Felix Walchshöfer: Triathlon ist einfach eine faszinierende, harte Sportart und speziell auf der Langdistanz auch hochemotional. Im Grunde ist es nicht nur ein Sport, sondern ein Lebensgefühl. Ich glaube, das ist auch ein Hauptgrund für die Beliebtheit unserer Challenge-Serie: Dass wir die Athleten mitnehmen und dieses Lebensgefühl mit ihnen teilen. 

DNF: Wenn die Nähe von Altersklassenathleten und Profis, die Chance in einem Wettkampf unter vergleichbaren Bedingungen anzutreten, wenn dies einer von vielen Gründen für das andauernde Wachstum sind - wo sehen Sie die Grenzen der Popularität?

Felix Walchshöfer: Wenn alle Veranstalter, Verbände, Vereine, die Sponsoren und Medien weiter gemeinsam auf die Evolution unseres Sports setzen, sehe ich da im Moment keinerlei Grenzen…

DNF: Ist ein Vergleich zu Marathonveranstaltungen möglich oder sind Organisation und Durchführung auch wegen des komplexen Regelwerks im Triathlon auf der Radstrecke zu verschieden?

Felix Walchshöfer: Das sind zwei völlig unterschiedliche Paar Stiefel! An einem Marathon können 30.000 Menschen teilnehmen, im Triathlon vielleicht 3.000. Wegen der Raddisziplin sind einfach sehr viel geringere Kapazitäten möglich, das ist ein Fakt, an dem man nicht vorbeikommt. Und natürlich ist die Organisation eines Triathlon-Events sehr viel komplexer als bei einem Marathon. 

DNF: Stichwort Windschattenfahren. Streckenprofil und Gestaltung, der stete Zustrom von Neueinsteigern und ein steigendes Leistungsniveau der etablierten Athleten bringen manche Events punktuell an die Grenzen der subjektiv empfundenen Aufnahmekapazität. Welche Maßnahmen muss ein Veranstalter vornehmen, um Problemen vorzubeugen? Gäbe es gewünschte Maßnahmen, die Anpassungen im Regelwerk voraussetzen?

Felix Walchshöfer: Das Regelwerk ist schon in Ordnung. Aber wir als Veranstalter haben natürlich die Möglichkeiten und auch – aus meiner Sicht – die Verpflichtung, Probleme zu vermeiden. In Roth verhindern wir Windschattenfahren effektiv und erfolgreich durch unsere Wellenstarts. In diesem Jahr haben wir übrigens die Größen der Startgruppen nochmal von 250 auf 230 heruntergeschraubt. Wichtig ist auch eine massive Präsenz von Wettkampfrichtern auf der Radstrecke, die Verstöße gegen die Wettkampfordnung drastisch ahnden. Auf unserer Radstrecke sind dieses Jahr 64 Wettkampfrichter im Einsatz. Denen kann man kein X für ein U vormachen! 

DNF: Die Wettkämpfe in Roth und im Kraichgau sind zuletzt durch nationale und internationale Meisterschaften ausgezeichnet worden. Am kommenden Wochenende findet im Kraichgau die DM über die Halbdistanz statt. Erst kürzlich wurden die Deutschen Meisterschaften erneut an hiesige Triathlons vergeben. Wie wichtig sind diese für einen Veranstalter und welchen sportlichen Stellenwert haben diese für Profis und Altersklassensportler?

Felix Walchshöfer: Das ist natürlich eine ganz wichtige zusätzliche Auszeichnung für unsere Top-Starter und auch für die Agegrouper. Ich bin deshalb froh, dass wir die Deutschen Meisterschaften wieder bis mindestens 2017 in Roth und im Kraichgau haben. Die DTU setzt auf die Qualität unserer Wettkämpfe und auf die Fernsehreichweiten, die wir bei unseren Rennen garantieren können. DTU-Präsident Dr. Martin Engelhardt hat es so formuliert: „Insgesamt ist es unser Streben, die nationalen Titelkämpfe bei qualitativ hochwertigen Veranstaltern auszurichten, so dass die Entscheidung für Roth nahezu zwangsläufig gefallen ist.“

DNF: Profis folgen neben einer guten Rennatmosphäre, fairen Wettkampfbedingungen auch dem Ruf des Geldes. Wenn aus dem Nähkästchen geplaudert werden dürfte. Wie muss man sich das Prozedere vorstellen, wenn die TEAMChallenge diesen oder jenen Profi gerne verpflichten möchte und dies erfolgreich schafft? Wie läuft das ab? Zahlen dürfen auch gerne genannt werden :)

Felix Walchshöfer: Es geht nicht in erster Linie um Geld. Vielmehr machen sich da die vielen freundschaftlichen Beziehungen zu unseren Athleten „bezahlt“, wenn dieses Wortspiel erlaubt ist. Wichtig ist es, sehr frühzeitig Kontakt aufzunehmen und sein Interesse zu bekunden. Was uns natürlich in die Hände spielt: Es ist nach wie vor für jeden Athleten ein absolutes Muss, einmal in Roth gestartet zu sein. Roth ist Legende.

DNF: Unter den Profis gelten Belinda Granger, Chris McCormack und Peter Reid als Fans der Challenge Triathlons. Die beiden letztgenannten sind auch so etwas wie Athletenbotschafter in den wichtigen Märkten Australien und Nordamerika. Wie kam es zu der Kooperation?

Felix Walchshöfer: Ich nehme mal Macca als Beispiel dafür, wie so etwas abläuft: Macca ist an uns herangetreten, der Vorschlag kam von ihm selbst. Wir haben dieselben Wertevorstellungen, und er will uns mit einem Sachverstand und seinen wertvollen Kontakten auf unserem Kurs unterstützen. Es gibt ein Zitat von ihm, das es genau trifft: „Wir wollen die Triathlonwelt im Sinne unserer Werte verändern“. 

DNF: Kehren wir zurück zum Flaggschiff, dem Challenge in Roth. Roth hat sich im Triathlon durchaus als Innovator etabliert. Die Langdistanz von Roth hat z. B. Wellenstarts und Staffeln eingeführt. Um den eigentlichen Event am Renntag wurde durch zahlreiche kleinere Mitmach-Angebote und eine attraktive Messe ein besonders langes Wochenende etabliert, das in Teilen durchaus dem us-amerikanischen Wildflower Triathlon ähnelt. Wie kam es zu der Idee des „Festivals“ bei dem auch Camping gerne gesehen wird?

Felix Walchshöfer: Das war die Idee, die Vision meines Vaters Herbert. Er hat sich bei unserer Neuausrichtung 2001 dafür entschieden, wegzugehen von einer reinen Triathlonveranstaltung und hin zu einem tollen Festival für die ganze Familie. Dahinter steckt die Philosophie der Inklusion: Wir wollen alle mitnehmen, die Familien und Freunde der Athleten, unsere Helfer, die Gemeinden, die Medien und Sponsoren, ja sogar die Gastfamilien – einfach alle sollen Spaß haben am Triathlon-Event und ein Teil davon sein. 

DNF: Um den Festivalgedanken und Spekulationen weiter voranzutreiben. Wird es irgendwann neue Innovationen geben? Ein Radrennen oder ein Marathon mit eigenständiger Wertung und eigenem Zeitplan könnten den wirtschaftlichen Erfolg der Challenge Events steigern.

Felix Walchshöfer: Das wäre natürlich möglich, aber das wird es definitiv nicht geben, denn wirtschaftliche Erwägungen stehen bei uns nicht im Vordergrund, sondern die Attraktivität unseres Events. Beispiel ist unser neuer Frauenlauf Challenge Women, der dieses Jahr Premiere feiert. Wir bieten diesen 5-Kilometer-Lauf für gerade mal 15 Euro an, davon gehen auch noch drei Euro an ein Charity-Projekt. Wir verdienen daran keinen Cent, steigern aber den Erlebnischarakter des DATEV Challenge Roth. So soll es sein. 

DNF: Die Challenge Triathlons wurden durch dich globalisiert. Dies kann man schon jetzt in die Geschichtsbücher eintragen. Welche Einträge stehen neben Detlef Kühnel und Herbert Walchshöfer?

Felix Walchshöfer: Detlef war der Pionier, der den Triathlon nach Roth gebracht hat. Herbert war der Visionär und auch der Retter. Er hat es gegen alle Erwartungen geschafft, eine funktionierende und erfolgreiche Langdistanz neben der Marke Ironman zu etablieren. Als Allererster hat er auch eine touristische Sichtweise auf das Produkt Triathlon entwickelt und auch in dieser Hinsicht völlig neue Wege beschritten. Auch sein absolutes Bekenntnis zur Einbeziehung von Wettkampfleitern, Helfern, Gemeinden und allen Beteiligten war visionär. Mit alledem hat er die Grundlage für unseren jetzigen Erfolg gelegt – ohne ihn wären wir nicht da, wo wir heute sind. Trotzdem haben Sie eine Person in der Aufzählung vergessen: meine Mutter Alice. Sie stellt die Verbindung zwischen den anderen dar. Schon zu Detlefs Zeiten hat sie im Pressebüro in der Organisation mitgearbeitet, dann mit meinem Dad zusammen die Marke Challenge aufgebaut, und jetzt ist sie für Kathrin und mich eine wertvolle und unverzichtbare Ratgeberin und Garantin für die Kontinuität unserer Veranstaltung. 

DNF: Wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen allen Athleten der Challenge Kraichgau einen sicheren Wettkampf.

Dienstag, 19. Februar 2013

35 Jahre Ironman Hawaii Triathlon, Detlef Kühnel und Manuel Debus über ihren ersten Start 1982

Detlef Kühnel, Schöpfer des Ironman Europe im fränkischen Roth und Manuel Debus, einer der ersten Triathlonpioniere Deutschlands kommen in einer ZDF-Reportage über ihre ersten Gehversuche im Ironman Triathlon auf Hawaii zu Wort. Wie die beiden Triathlon-Urgesteine die Vorbereitung unter den skeptischen Blicken aus Deutschland und den Kampf in den Lavafeldern von Big Island Hawaii 1982 nach dem Umzug von Oahu erlebten, schildern sie mit interessanten Bildern.

[1]: http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/1845134/35-Jahre-Ironman

Montag, 5. September 2011

Powerman - extra lang und extra hart, das zarte Pflänzchen Duathlon


Duathlon gilt nicht zu Unrecht als der weitaus härtere Bruder des Triathlons und kann insbesondere auf den längeren Strecken auf eine reichhaltige Tradition zurückblicken. Die sportliche Wertigkeit schützt den Multisport aber nicht vor der kleinen Dauerkrise, in der er sich befindet.
Kenny Souza  (King Kenny) bei den World Duathlon Championship in Cathedral City (1990), Kalifornien. Photo: Rich Cruse
Die Kurse von Spalt oder Zofingen mit seiner Erstauflage 1989 sind brutal. Nach 10km Laufen auf welligem Terrain folgen 150km auf dem Rad mit dem gefürchteten Bodenburg Anstieg und erneutem Aufgalopp zu Fuß. Über die letzten 30km kann jeder Zofingen-Teilnehmer über einen Ironman jenseits der beeindruckenden Bergkulisse von Lanzarote nur müde lächeln.

Athleten mit starken Charaktereigenschaften, wie den auch bei niedrigen Temperaturen und Schneefall in Badehose, Tanktop startenden Amerikaner Kenny Souza. Löwenmähne und der neueste Schrei von Oakley auf der Nase gehörten zum Standardrepertoire. Urs Dellsperger, Olivier Bernhard oder Andreas Rudolph haben den Mythos Zofingen ebenfalls mitbegründet. Die Top-Triathleten und Radsportler ihrer Zeit Paula Newby-Fraser, Natascha Badmann, Karin Thürig, Scott Molina, Jürgen Zäck,  oder auch Duathlon Weltmeister (1994) Normann Stadler standen zum Teil erfolgreich hinter der Startlinie des Events. In den letzten  Jahren war Zofingen in fester Hand von Erika Csomor, Benny Vansteelant († 2007) und Jorie Vansteelant.

Duathlon hatte eine einmalige Chance, als Detlef Kühnel - nicht ganz uneigennützig - in Spalt einen Duathlon ganz nach Zofinger Muster als Qualifikationsevent des damaligen Ironman Europe in Roth installieren wollte. Er scheiterte am Widerstand der Athleten und auch des Lizenzinhabers WTC. Duathlon ist nach dieser vergebenen Chance einer Annäherung an den großen Bruder Ironman nach kurzen und intensivem Längenwachstum nie über den Status des zarten Pflänzchens hinausgekommen. 

Wo liegen die Ursachen begründet? Auf der Haben-Seite kann der Duathlon das Fehlen der ersten Triathlondisziplin für sich verbuchen. Kein Schwimmen bedeutet weniger Trainingszeit in einer technisch schweren Disziplin mit der wohl größten Hürde für Neu- und Quereinsteiger. Ebenfalls ein großes Plus ist die längere Saison in Europa. Während die Triathleten noch bei den Gedanken an offene Gewässer und unbeheizte Freibäder im Februar bis April in Mitteleuropa bibbern, geht es im Duathlon schon kräftig zur Sache. Vergleichbares gilt für den Spätsommer, Herbst und Winter.

Das große Soll liegt im konditionellen Anforderungsprofil. Nach einem fordernden Lauf, müssen die ermüdeten Beine auf dem Rad ebenfalls Leistung zeigen, um beim zweiten Lauf endgültig zerstört zu werden. Die pure Härte des Duathlonsports, auch bei den kürzeren Distanzen macht den "Triathlon der Nichtschwimmer" herausfordernd und abschreckend zugleich.

Duathlon hat zudem ein Imageproblem. Es haftet den Athleten etwas vom Lager der Läufer an. Keine breitschultrigen Astralkörper, wie sie im Triathlon zu finden sind. Vor dem Start wabert auch beim Duathlon aus dem Heer der schmalen Oberkörper in bunten Rennradtriktots, die auf unrasierten Beinen sitzen ein wilde Mischung aus Massageölen, abgestandenem Schweiß aus diversen Kleidungsschichten und Angst in der Luft. Von optischen Highlights wie Souza und den Ausflügen der Triathlonstars abgesehen gilt: keine Lava, keine knappen Hosen, weniger Hightech. Duathlon ist konservativ, der Rennverlauf leider noch berechenbarer als im Triathlon.

Die Inhaber und Franchise-Nehmer der Powerman World Series versuchen seit 3 oder 4 Jahren an den richtigen Stellen anzusetzen. Die erstmalig nach langer Zäsur gemeinsam mit der International Triathlon Union durchgeführten Weltmeisterschaften von Zofingen-Macher Stefan Ruf resultierten in einer erkennbaren Vergrößerung des Startfeldes. Sie laden die führenden Special Interest Magazine zu den Wettkämpfen ein, bemühen sich bei den Verbänden für Lobbyarbeit und solide Nachwuchsarbeit, stellen die Distanzen auf den Prüfstand und ergänzen sie um einsteigerfreundliche Formate. Umfangreiche Bild- oder Videogalerien aus den Anfängen sucht man indessen vergeblich. Die gefühlvolle Rettungsaktion ist ein sensibler und langfristiger Prozess, der in der sommerlichen Hauptsaison massiv von der Kannibalisierung durch den boomenden Triathlon bedroht ist.

Seit 1999 konnte sich die Anzahl der Starter in Zofingen von 60 (1999) auf 406 (2011) steigern. Noch in den Jahren 2007 (235) und 2008 (193) waren die Finisherzahlen auf einem Niveau einer aktuellen Erstauflage eines Volkstriathlons eines beliebigen deutschen Städtchens. Ingesamt eine Wachstumsrate, die von zwischenzeitlichen Dellen und einer in den 90er Jahren durchaus prosperierenden Weltserie begleitet wurde und am Scheideweg steht.

Duathlon vor neuen Herausforderungen. Neue Formate im Triathlon mit sehr kurzen Schwimmstrecken, Staffelformate, Etappenrennen und Cross-Triathlon reizen viele Quereinsteiger, die statt beim Duathlon mittlerweile den direkten Weg zum Triathlon oder einem seiner Derivate finden.

Die Kombination aus Laufen, Radfahren und Laufen wird wohl dauerhaft das zarte Pflänzchen bleiben. Sportlich mehr als Ungerecht, dem Charme der kleinen eingeschworenen Gemeinde der Duathleten kann man sich aber dennoch schwerlich entziehen. Vielleicht ist es für den Sport die bessere Lösung, um familiärer, authentischer und ehrlicher zu bleiben.