Dienstag, 11. Oktober 2016

Bob der Baumeister: Ironman Hawaii und die Deutschen, ein Erklärungsversuch

Der 8. Oktober 2016 wird in mehrfacher Hinsicht in die Geschichtsbücher der Lifestyle-Sportart Triathlon eingehen, die von Amateuren und Profis gleichermaßen mit Spaß und viel Herzblut betrieben wird. Nach 1997 war zum zweiten Mal das männliche Podium komplett in deutscher Hand. Waren es im Jahre 1997 Thomas Hellriegel, Lothar Leder und Jürgen Zäck, sind es bei der Auflage 2016 Jan Frodeno, Sebastian Kienle und Patrick Lange, ergänzt um Anja Beranek (4.) bei den Frauen, Andreas Böcherer (5.) und Boris Stein (7.).
Nach 1997 treffen sich mit Sebastian Kienle (Silber), Jan Frodeno (Gold) und Patrick Lange (Bronze) zum zweiten Mal drei Deutsche auf dem Podium des Ironman Hawaii Triathlons zu Blumenzeremonie und Champagnerdusche. Photo: WTC - Ironman.com

Titelverteidiger Jan Frodeno kann sich als erster deutscher Ironman ohne Schwächen in allen drei Disziplinen nicht nur mehrfacher (zweifacher) Ironman-Weltmeister, wie etwa Normann Stadler (2004, 2006) nennen. „Frodo“ gehört zum illustren Kreis der erfolgreichen Titelverteidiger und Verteidigerinnen in der Lavawüste auf Big Island, der größten und vielseitigsten Insel im Archipel: Mark Allen, Dave Scott, Craig Alexander, Tim DeBoom, Paula Newby-Fraser, Natascha Badmann, Chrissie Wellington, Mirinda Carfrae, Lori Bowden, Sylviane Puntous und Daniela Ryf sind seit spätestens 2016 Mitglieder im exklusiven „Repeat“-Club. [1]

Die Schweizerin Ryf wiederum hat es geschafft den Streckenrekord von Carfrae (8:52:14, 2013) um starke 5:28 Minuten auf 8:46:46 zu drücken und gewinnt zusehends das Format Chrissie Welingtons Nachfolge anzutreten und vielleicht sogar die Erfolgsbilanz der zurückgetretenen Britin zu übertrumpfen.
Daniela Ryf hat ebenfalls den Weltmeistertitel verteidigen können. Als Sahnehäubchen gibt es einen neuen Streckenrekord mit 8:46:46 gleich dazu. Photo: WTC - Ironman.com

Patrick Lange, stürmt als Kona-Rookie in 2:39:45 bei seinem formal zweiten Triathlon über die Langstrecke von Rang 23 nach dem Radfahren und 5 Minuten Zeitstrafe wegen eines falschen Überholvorgangs („Blocking“) auf das Podium. Der gebürtige Bad Wildunger demontiert dabei einen Marathonrekord aus dem Jahr 1989 von Mark Allen und stößt die Tür zu einer neuen Dimension weit auf: 2:40:04 war bis zum 7. Oktober 2016 die Messlatte, die schnellste Zeit auf Hawaii. Der historischen Vollständigkeit halber sei an dieser Stelle erwähnt, dass 1989 die Streckenführung unterschiedlich war, der 2. Wechsel in die Laufzeit inkludiert wurde und Allens inoffizielle Netto-Marathonzeit 2:38:53 betragen hat. Wie Scott am 10. Oktober in einem Interview aber treffend formuliert hat, gehört der Eintrag in den Rekordbüchern mit vollem Recht Lange. [2]

Der Ironman Hawaii 2016 war aus internationaler Sicht ein historischer Tag, aus deutscher Sicht sicherlich noch sehr viel mehr. Er ist nur vergleichbar mit dem ersten Sieg eines Deutschen auf Hawaii 1997 durch Thomas Hellriegel, dem Olympiasieg von Jan Frodeno in Peking 2008 und dem Weltmeistertitel auf der Kurzstrecke durch Daniel Unger in Hamburg 2007.

Profitieren deutsche Langstrecken-Triathleten
beim Puzzlespiel "Erfolg beim Ironman"
von deutschen Tugenden: einer Schwäche
für technische  Detailliebe, wissenschaftlicher
Herangehensweisen? Photo: BBC: Bob der Baumeister
Die Zeit versucht sich dem Phänomen Triathlonland, Triathlonerfolg der deutschen Athleten in einem Artikel anzunähern. Ein Erfolg auf der Langstrecke, der allesamt von Athleten der 1., 2. und nun 3. Generation aus Bundes- und Landeskadern auf der olympischen Distanz erzielt wurde.

Warum sind die Deutschen auf der Langstrecke nun so erfolgreich? Die Metapher von Bob dem Baumeister versucht bei Zeit online Hilfestellung bei der Antwortsuche zu geben. [3]

Jan Frodeno stößt gegenüber der dpa in ein ähnliches Horn, wie die Zeit«Wenn du dich in Deutschland auf der Ironman-Distanz behaupten willst, musst du absolute Weltklasseleistungen zeigen», sagte Frodeno. In Deutschland habe man eine «ganz gute Trainingsmethodik, außerdem kommt uns die deutsche Akribie sehr entgegen. Wir erleben goldene Zeiten» [4]

"Vorsicht, Nichtschwimmer!"

Weniger Edelmetall, sondern mehr Blech gibt es für die Elite-Triathleten auf der olympischen Kurzstrecke. Die sich darstellenden Probleme werden in einem gesonderten Artikel skizziert. [5]

Links

  1. Ironman Hawaii, alle Medaillen
  2. Dave Scott zum Laufrekord von Patrick Lange
  3. Triathlon: Ein Sport für deutsche Ingenieure
  4. Frodeno kritisiert deutsche Triathlon-Funktionäre
  5. Vorsicht Nichtschwimmer! Die Deutsche Triathlon Union und Olympia

Ergebnisse 2016 Ironman Hawaii Herren

  1. Jan Frodeno (GER) 8:06:30
  2. Sebastian Kienle (GER) 8:10:02
  3. Patrick Lange (GER) 8:11:14
  4. Ben Hoffman (USA) 8:13:00
  5. Andreas Böcherer (GER) 8:13:25
  6. Timothy O'Donnell (USA) 8:16:20
  7. Boris Stein (GER) 8:16:56
  8. Bart Aernouts (BEL) 8:20:30
  9. Ivan Raña (ESP) 8:21:51
  10. Frederik Van Lierde (BEL) 8:21:59
  11. Andy Potts (USA) 8:25:35
  12. Matt Russell (USA) 8:25:52
  13. David NcNamee (GBR) 8:28:05
  14. Marko Albert (EST) 8:28:20
  15. Ronnie Schildknecht (SUI) 8:29:11

Ergebnisse 2016 Ironman Hawaii Damen

  1. Daniela Ryf (SUI) 8:46:46
  2. Mirinda Carfrae (AUS) 9:10:30
  3. Heather Jackson (USA) 9:11:32
  4. Anja Beranek (GER) 9:14:26
  5. Kaisa Lehtonen (FIN) 9:15:40
  6. Michelle Vesterby (DEN) 9:19:05
  7. Sarah Piampiano (USA) 9:22:31
  8. Lucy Gossage (GBR) 9:25:57
  9. Asa Lundstrom (SWE) 9:22:59
  10. Carrie Lester (AUS) 9:28:17
  11. Camilla Pedersen (DEN) 9:31:15
  12. Heather Wurtele (CAN) 9:32:51
  13. Linsey Corbin (USA) 9:33:51
  14. Mary Beth Ellis (USA) 9:38:52
  15. Sarah Crowley (AUS) 9:42:34