Samstag, 21. November 2009

Verbandstag NRWTV, Kampfabstimmung um Präsidentenamt – Dieter Hofmann bleibt NRWTV-Vorsitzender.

Seit 10 Jahren gibt es nun den Nordrhein-Westfälischen Triathlonverband (NRWTV). Schaut man genau diese Dekade zurück, dann schien sich die Geschichte aus dem Jahr seiner Entstehung zu wiederholen. Im März 1999 sollte der Vorstand des Westdeutschen Triathlon-Verbandes (WTV) auf einem denkwürdigen Verbandstag abgesetzt werden. Einer kleinen Gruppe Delegierter um den PV Witten gelang es damals nicht den in Kritik geratenen Vorstand zu stürzen. Zuvor verhinderten vom WTV eingesetzte Sicherheitskräfte den Einzug des damaligen DTU-Präsidenten Martin Engelhardt sowie seines Präsidiumsmitglieds Michael Kraus in den Aachener Versammlungssaal.
Dieter Hofmann ist als Präsident des NRWTV bestätigt worden. Photo: NRWTV
Genau diese beiden saßen auch 2009 in der letzten Reihe im viel zu klein dimensionierten Saal der Krefelder Geschäftsstelle des NRWTV. Das Ziel der hauptberuflichen Mediziner glich dem von 1999, doch diesmal mit den Mitteln einer demokratischen Neuwahl des Vorstandes. Kraus stammt aus Gladbeck, der in Osnabrück praktizierende Engelhardt tauchte erst vor kurzem wieder für alle sichtbar in der deutschen Triathlon-Landschaft auf. Gerade mal eine Woche war es her, dass er als neuer Präsident des Hessischen Triathlon-Verbandes (HTV) vom Vorstand kommissarisch eingesetzt und vom Verbandstag knappe 9 Tage später bestätigt wurde.

Nach dem Ausschluss des WTV aus der DTU und der Gründung des NRWTV unter Geburtshilfe Engelhardts übernahm der Krefelder Dieter Hofmann im Jahr 2000 das Präsidentenamt. Der Verbandstag 2009 sollte eigentlich der letzte für den 70jährigen sein, so hatte es der Vorstand vor zwei Jahren verkündet und auch seine Kollegen aus den anderen Landesverbänden wissen lassen.

Doch daraus sollte nichts werden. Hofmann entschied auch unter Abwägung der aktuellen Situation der DTU und den die Führung stützenden Kräfteverhältnissen unter den Landesverbänden noch einmal zu kandidieren. Unter den Augen von DTU-Präsidentin Claudia Wisser und Vizepräsident Ralf Eckert, die als Gäste angereist waren, erfolgte die Wahl in geheimer Abstimmung. Gegenkandidat war Michael Kraus, der von einer Allianz Wittener Vereine vorgeschlagen wurde. Die hatten ihr Stimmrecht durch anwesende Mitglieder auf das Maximum kumuliert. 

Nach Ermittlung der Beschlussfähigkeit war klar, dass gut noch einmal so viele Stimmen für Kraus nötig waren um ihn auf den Präsidentenstuhl zu heben. Doch das Werben geriet zur halbherzig vorgetragenen Angelegenheit. Engelhardt blieb die gesamte Zeit über ruhig, seine Motivation auf der über fünfstündigen Sitzung bis zum Ende auszuharren bleibt im Nebel. Kraus führte die Erfolge von Daniel Unger und Jan Frodeno an, die sich während seiner Zeit als DTU-Vizepräsident für Leistungssport entwickelt hatten. Er konnte aber weder ein Konzept unterbreiten noch eine eigene Mannschaft benennen. Am Ende der Präsidentenwahl standen 151:55 gültige Stimmen für Hofmann zu Buche.

Das weitere Präsidium konnte mangels Gegenkandidaten offen gewählt werden. Klemens Naber bleibt Leistungssportwart und übernimmt nun auch das Vizepräsidentenamt des zur DTU gewechselten Dierk Brandewinder. Unter seiner Regie konnten die Wettkampfleistungen der Kaderathleten in Zusammenarbeit mit weiteren Kräften gegenüber denen vergangener Jahre deutlich verbessert werden. 

Die Finanzsituation des Verbandes ist zufriedenstellend, der NRWTV ist weiterhin größter Landesverband und zählt mittlerweile über 8.000 Mitglieder, die in gut 220 Vereinen organisiert sind. Mit seinen Beiträgen finanziert er einen erheblichen Anteil des Budgets der DTU.

Dessen Führung geniest weiterhin das volle Vertrauen von Dieter Hofmann, der zugleich als Sprecher der Landespräsidenten fungiert und in dieser Rolle nicht unkritisch gesehen wird. Laut eigener Aussage sei dies der Fall solange von dort „kein dem entgegensprechender Anlass geliefert wird“. Er appellierte den amtierenden DTU-Vorstand weiter arbeiten zu lassen. Dies zumindest bis zum Verbandstag im kommenden Jahr, auf dem ein neues Präsidium gewählt wird. Bis dahin hat die DTU weiter an der Abwicklung ihrer Altlasten zu arbeiten, für die wohl noch etwa ein Jahr benötigt werde. Deren Kern ist die Klage gegen Ex-Präsident Klaus-Müller Ott, den gekündigten Geschäftsführer Jörg Barion sowie den ehemaligen Steuerberater der DTU und der in erster Instanz verlorene Arbeitsgerichtsprozess gegen den ehemaligen Geschäftsführer. 

Eine weitere wichtige Frage betrifft die Zukunft der Deutschen Triathlon-Liga (DTL). Ziel der führenden Vereine um Witten und Buschhütten ist die Selbstverwaltung und Vermarktung der Ersten und Zweiten Liga im Rahmen einer eigenständigen Gesellschaftsform. Doch was ist die DTL wirklich wert? Laut DTU-Vize Ralf Eckert nicht viel, wenngleich angeblich die Insolvenzverwaltung der Triathlon Event GmbH (TEG) derzeit einen mittleren fünfstelligen Betrag für die Rechte der DTL von der DTU einfordert. Hier besitzen die DTU und auch Mitglieder des ehemaligen Beirats der TEG inklusive Insolvenzverwaltung völlig konträre Ansichten und Verhandlungspositionen.
Vertreten eine konträre Sicht zum Sachstand der Finanzen bei der Triathlon Event GmbH als Kassenprüfer und Co.: Claudia Wisser und Ralf  Eckert aus Hallbergmoos bei München. Vorwürfe aus dem Kreis der Landesverbände bezichtigen das beruflich und privat verbandelte Paar einer unnötigen Insolvenzanmeldung aus politischen Gründen. Photo: Thomas Zöller
Eckert nutzte den Verbandstag um die Wogen ein wenig zu glätten. Ein früheres Konzept sah vor, die Liga in eine GmbH zu überführen bei dem die DTU einen Minderheitsanteil bekommen sollte. Dieser Vorschlag wurde von den Vereinen abgelehnt und anstelle dessen eine selbständige zweischichtige GmbH/GbR-Lösung favorisiert, die auch vom NRWTV kaum Unterstützung fand. Eine Existenz ganz ohne DTU-Einmischung könne nur über eine Satzungsänderung erreicht werden, womit der weitere Verlauf auch nach dieser Seite im Ausgang offen ist. Gerade diese Diskussion zeigt die mittlerweile sehr weit auseinandergehenden Interessen der Vereine auf. Ein zu einseitiges Ausrichten auf den Spitzensport konnten die NRW-Vereine im Zusammenschluss dieses Mal noch verhindern.


Gastbeitrag von Robert Stabrey