Montag, 24. September 2012

Bayerischer Triathlon Verband will Beschwerde beim Bundeskartellamt einreichen

Der in München beheimatete "Bayerische Triathlon Verband (BTV) wird eine Beschwerde beim Bundeskartellamt in Bonn" einreichen berichtet der Spiegel in seiner Ausgabe vom 24. September 2012 auf Seite 121. Grund der Eingabe des großen Landesverbandes soll ein "Machtmissbrauch" der Deutschen Triathlon Union (DTU) gegen die rund 11.500 bis 12.000 Triathletinnen und Triathleten des BTV sein. Zuvor war der BTV einstimmig von allen Landesverbänden aus der DTU ausgeschlossen worden.
Peter Pfaff, Präsident des BTV interpretiert den Ausschluss im Spiegel insofern, dass "bayerische Triathleten nun quasi als Geiseln genommen werden."
Da gehen sie hin, Reputation und Gelder von BTV und DTU: nach Deutschem Olympischen Sportbund (DOSB), International Triathlon Union (ITU), European Triathlon Union (ETU) und diversen Gerichten darf sich nun auch das Bundeskartellamt mit den Befindlichkeiten des Triathlons in Deutschland beschäftigen. Photo: Public Domain
Der BTV hatte vor dem Rauswurf aus der DTU bereits erstinstanzlich eine Klage vor dem Landgericht Frankfurt am Main verloren. Der Termin für die mündliche Berufungsverhandlung am Oberlandesgericht Frankfurt am Main ist für den 22. November 2012 angesetzt.

Auch bei einem Wechsel des BTV-Präsidenten oder einem Kurswechsel im BTV bei den Wahlen am 13. Oktober kann nach erfolgter Annahme der Beschwerde durch das Bundeskartellamt das darauf folgende Aufsichtsverfahren nicht mehr gestoppt werden, bis es zu einem Abschluss gelangt. Die direkten Kosten des Verfahrens sind zu vernachlässigen, schwerer wiegen die gebundenen zeitlichen und personellen Ressourcen bei den aktiv oder passiv involvierten Parteien.

Derzeit unbestätigt ist, ob Dr. jur. Ralf Eckert, der sich am 23. September in einem Anschreiben an die Vereine des Triathlon-Bezirks Oberbayern als Rechtsanwalt des BTV bezeichnete, für den BTV bei der kartellrechtlichen Beschwerde Aufgaben wahrnimmt. Eckert, der gemeinsam mit Claudia Wisser die Kanzlei "ECKERT & WISSER Kooperation für Wirtschaftsrecht und Sport Business" führt, besitzt als ehemaliges Mitglied des geschäftsführenden Präsidiums der DTU wie seine Partnerin als ehemalige Präsidentin Insiderwissen. Zu seinem ehemaligen Kundenkreis zählt Triathlon-Ausrichter Uwe Jeschke mit dem Cologne Triathlon Weekend, der sich aktuell mit dem Nordrhein-Westfälischen Triathlon Verband (NRWTV) und ihrer Präsidentin Sonja Oberem im Diskurs über verschiedene Themen befindet.

In den vergangenen Jahren und jüngerer Geschichte des organisierten Triathlonsports in Deutschland wurden aus Bayern zahlreiche Prozesse und juristische Initiativen lanciert, deren Ziele dem Außenstehenden zum Teil recht nebulös erscheinen. Neben enormer zeitlicher Belastung von Haupt- und Ehrenamt in DTU und z.B. den Landesverbänden wie BTV und NRWTV generieren die zahlreichen juristischen Vorstöße bis hin zu erst- oder letztinstanzlichen Urteilen oder Vergleichen vordergründig Kosten, Kosten und noch einmal Kosten. Gelder, die alle Veranstalter und Triathleten durch ihre Abgaben an Landesverband und Dachverband bereitstellen und mit denen eigentlich der Sport gefördert werden soll.

Zwei der interessanten Fragen, die sich im Kontext des juristischen Feuerwerks stellen:

  • Wer profitiert am Ende des Tages von sich gegenseitig zerfleischenden und damit schwächenden Verbänden?
  • Welche Person hat eigentlich im Bayerischen Triathlon Verband die Hosen an?

Rechtsanwalt Eckert übernehmen Sie! Anwalt des Bayerischen Triathlon Verbandes schreibt Vereine im Bezirk Oberbayern an.

Peter Pfaff, Präsident des Bayerischen Triathlon Verbandes delegiert die direkte Kommunikation ein weiteres Mal an Anwälte. In einem Schreiben vom 23. September 2012 führt Dr. jur. Ralf Eckert aus, dass er im Rahmen seiner Tätigkeit als Anwalt des BTV von der Schweigepflicht entbunden sei und um zahlreiches Erscheinen bei den BTV-Wahlen am 13. Oktober bittet.
Dr. jur. Ralf Eckert, nicht mehr zur Wahl angetretener DTU Vizepräsident Finanzen (links mit der ehemaligen DTU Präsidentin Claudia Wisser) hat die Vereine im Bezirk Oberbayern angeschrieben und um zahlreiches Erscheinen bei den BTV-Wahlen am 13. Oktober gebeten. Photo: Thomas Zöller
Im weiteren Verlauf schildert Eckert die Sichtweise des bayerischen Verbandes und seines Präsidenten im juristischen Disput BTV ./. DTU, den sich daraus ergebenden Kosten für Gerichte und Anwälte und weiterer aktueller Themen, wie dem Versäumnis des Hamburger Landespräsidenten Hellmuth Lehmann den Ingolstädter Peter Pfaff nicht zur letzten Sitzung der Landespräsidenten einzuladen. Einer turnusmäßigen oder wahlweise außerordentlichen Sitzungsserie der 15 Landesverbände der Deutschen Triathlon Union, der Pfaff zuvor ferngeblieben ist.

Kritiker beschweren sich über die Argumentationsweise des Anwalts in dem Anschreiben. Sie führen aus, dass es janusköpfig sei, wenn unter Berücksichtigung der finanziellen und zeitlich intensiven juristischen Mehrarbeit für den Dachverband der Triathleten "der Brandstifter aus Leidenschaft nach dem Einsatz der Feuerwehr die hohen Kosten für die DTU monieren würde."

Ich habe im Sinne einer umfassenden Berichterstattung eine Freigabe zur Veröffentlichung der kompletten E-Mail angefordert, derzeit aber diese noch nicht erhalten. Erfolgt die Freigabe, wird die E-Mail mit kurzem Kommentar auf www.dnf-is-no-option.com veröffentlicht.

Samstag, 22. September 2012

Unruhe im Bayerischen Triathlon Verband: Oberbayern und Mittelfranken skeptisch über aktuellen Weg von Peter Pfaff

Dr. Edgar Michel, Vorsitzender des Bezirks Mittelfranken gilt als pragmatischer Vertreter seiner Zunft. Lange Jahre trug er die Entscheidungen des Präsidiums des Bayerischen Triathlon Verbands unter der Führung von Peter Pfaff mit. Diesen Zeiten scheinen nach langem Kampf um mehr Offenheit, Transparenz und demokratische Diskussionskultur innerhalb des BTV vorbei. Mittlerweile stellen sich zwei große Bezirke mehr oder minder öffentlich gegen die Wiederwahl von Peter Pfaff, weitere der fünf verbleibenden Bezirke sollen folgen. Oberbayern etwa ist der größte Bezirk in Bayern. Er repräsentiert 110 Vereine, das sind mehr als ein Drittel aller Triathlonvereine in Bayern. Gemeinsam kratzen die beiden großen Bezirke Oberbayern und Mittelfranken bereits an der einfachen Mehrheit bei den Abstimmungen im BTV.
Die Vorsitzenden der Bezirke Oberbayern und Mittelfranken sprechen sich gegen eine Wiederwahl von Peter Pfaff aus. Sofern der aktuelle Kurs beibehalten wird und keine massive Korrektur stattfindet. Unter dem Vorbehalt, dass alle angeschlossenen Vereine den Empfehlungen der beiden Bezirksvorsitzenden folgen, könnte schon jetzt eine Mehrheit bei den Wahlen am 13. Oktober 2012 erreicht sein. Welche Kandidatin oder welcher Kandidat vereint dann die Stimmen auf sich und kann ein arbeitsfähiges Präsidium aufbauen? Der 13. Oktober 2012 wird es zeigen. Photo: Wikimedia - CeCILL-Lizenz 
Ausschlaggebend für den Stimmungswechsel war wohl ein Veranstaltertreffen innerhalb Bayerns.  Zu diesem Treffen im Februar 2012 waren auch Björn Steinmetz als stellvertretender Sprecher aller 16 Landespräsidenten und DTU-Geschäftsführer Matthias Zöll informell aus den bayerischen Bezirken eingeladen worden. Die Sichtweise der DTU und auch des Sprechers zum schwelenden Disput zwischen BTV und DTU, bzw. den restlichen Landespräsidenten sollte gehört und diskutiert werden. Das erklärte Ziel war die Schaffung eines objektiven Meinungsbildes, um eine bestmögliche demokratische Entscheidungsfindung der bayerischen Delegierten sicherzustellen. Nachdem sowohl Zöll, als auch Steinmetz, der neben der Präsidentschaft im BWTV auch erfolgreicher Eventveranstalter im Kraichgau ist, auf der Versammlung nicht zugelassen wurden und auch Felix Walchshöfer durch Präsident Peter Pfaff erfolglos des Raumes verwiesen werden sollte, ist etwas klar geworden*. Dem Bezirksvorsitzenden Edgar Michel ist deutlich geworden, dass es offensichtlich ein massives Kommunikations- und Diskussionsdefizit in der Spitze des BTV gibt.
Ein Phänomen, das sich auch im selektiven und ganz speziellen Umgang mit der Fachpresse und ihren zugehörigen Triathlon-Foren darstellt. Diese Kommunikationsdefizite, wenn man sie so nennen möchte, sollen bei den Präsidiumswahlen am 13. Oktober 2012 in Emsing durch personelle Umstellungen in der Führung oder einen expliziten Auftrag der Bezirke für eine geänderte Politik behoben werden. Alle Beteiligten haben das Wohl des BTV im Blick und sehen den Disput um Kommunikationsstil, die ausstehenden Abgaben und den daraus folgenden DTU-Ausschluss als zentrale Punkte die einer Neuregelung bedürfen.

Der Bezirk Mittelfranken probt spätestens seit dem Rauswurf von Zöll und Steinmetz den Aufstand gegen den Kurs des BTV und seinen Präsidenten Peter Pfaff. Sicherlich auch ein Grund für das Ausscheren ist die geografische Nähe zu Challenge Roth Boss Walchshöfer. Grund in dem Sinne, dass die Meinungsbildung und der Erkenntnisgewinn in Mittelfranken schlicht und ergreifend weiter vorangeschritten sein dürften, als in anderen Bezirken des BTV. Michel ist aber nicht alleine. Wolfgang Klinger, Bezirksvorstand Oberbayern hat in einem Schreiben an die Vereine diese gebeten gegen die Wiederwahl von Peter Pfaff zu stimmen und schreibt bereits von einer Trendwende. Die Unterstützung von Pfaff bei den Bezirken sei im Umbruch befindlich:

"Für mich steht auf alle Fälle fest, dass Peter Pfaff um keinen Preis bereit ist, mit der DTU zu verhandeln oder sich auf eine offene Diskussion im Rahmen einer Veranstaltung wie den beiden oben erwähnten einzulassen, sondern beschränkt sich rein auf juristische Mittel.


Einen Verband auf diese Art und Weise zu führen, das geht m.E. überhaupt nicht. Ich selbst bin ja eher jemand, der auf Harmonie und gute Zusammenarbeit setzt. Interessant ist auch, dass Bayern als einziges Land gegen die Beschlüsse der DTU zur neuen Gebührenordnung gestimmt hat, also 15:1 war damals die Abstimmung. Und noch interessanter die Begründung, warum Bayern so allein da steht: die anderen Länder hätten von der DTU Geschenke bekommen, das wollte Peter Pfaff bei dem Veranstaltertreffen aber nicht näher erörtern. Auch der Beschluss, den BTV auszuschließen, erfolgte mit 15:0 Stimmen. Meint der BTV, dass die Vertreter aller anderen Länder willenlose Ja-Sager sind, die den Vorschlägen der DTU zustimmen, ohne darüber nachzudenken ? Ich kann mir das jedenfalls nicht vorstellen. Zu bedenken ist auch, dass mit dem Prozess des BTV gegen die DTU viel Geld ausgegeben wird – ich schätze zwischen 5.000 und 10.000 Euro [Anm. d. Red.: laut Recherche beträgt der Kostenaufwand bis dato 2.490,19 Euro inkl. Umsatzsteuer], Geld, das ja aus Eurem Geldbeutel kommt, sprich Startpass –und Veranstaltergebühren.

[...]

Die Forderungen der DTU gegen den BTV sind sicher überzogen und Dr. Martin Engelhardt hat sicher keine saubere Weste, was seine Vergangenheit als Funktionär angeht, aber sich so konsequent einer Suche nach einem Kompromiss aus dem Weg zu gehen wie es der BTV derzeit macht, kann ich nicht nachvollziehen.

[...]

Ich empfehle den Vereinen daher, gegen eine Wiederwahl von Peter Pfaff als BTV-Präsident zu stimmen. Und bitte Euch zugleich, so zahlreich wie möglich beim Verbandstag am 13. Oktober zu erscheinen. Unter den Bezirksvorsitzenden ist schon eine Mehrheit gegen Peter Pfaff."

Parallel zur Diskussion um die Wahlen im Oktober bereiten einige Vereine bereits die Gründung eines alternativen Triathlon Verbands für den Fall vor, dass sich der aktuell eingeschlagene Kurs des BTV nicht mehr korrigieren lässt. Ein Szenario, das sich weder der Triathlon in Bayern, noch die DTU und die restlichen 15 Landesverbände wirklich wünschen können.

Wie die nächsten Wochen bis zum 13. Oktober auch weiter verlaufen werden, Wiederwahl, Entlastung des Präsidenten und des Vorstands oder genau das Gegenteil... Für die Bezirke Oberbayern (Wolfgang Klinger), Niederbayern (Wolfgang Schlicht), Oberpfalz (Gerd Rucker), Oberfranken (Wilfried Ullmann), Mittelfranken (Dr. Edgar Michel), Unterfranken (Georg Welsch) und Schwaben (Erich Gruber) stehen intensive Zeiten bevor, die das Ehrenamt zusätzlich belasten. Sportlich verspricht der 13. Oktober mit der Weltmeisterschaften im Ironman Hawaii Triathlon zumindest die ein oder andere solide Leistung aus Bayern. Schließlich sind zahlreiche bayerische Altersklassenathleten und Profis für Kona qualifiziert. Peter Pfaff wird derweil sicherlich an seinem allerletzten offenen Brief feilen...


* Update vom 27.09.2012: in einer ersten Version wurde irrtümlich nicht BTV-Präsident Peter Pfaff für den versuchten Rauswurf von Felix Walchshöfer verantwortlich gemacht. Bitte die entsprechende Richtigstellung beachten.