Donnerstag, 14. November 2013

Doch ein Challenge Kraichgau Triathlon im Jahr 2014, zweitägiges Sonderkündigungsrecht

Im Chaos rund nach dem Verkauf der Kraichgau Sports Promotion UG an die World Triathlon Corporation (WTC) um Veranstalter, Ausrichter, Markennamen und Status einer Deutschen Meisterschaft scheint sich für die Auflage für den 15. Juni eine athletenfreundliche Lösung abzuzeichnen. Wie die Kraichgau Sports Promotion am 14. November informierte, geht sie gegenwärtig "davon aus, dass das Rennen 2014 unter dem Challenge-Label stattfinden wird". Ergänzt wird der Event um die DM über die Mittelstrecke und die zweite Station der Deutschen Triathlon-Bundesliga über die Kurzdistanz, 2015 wahrscheinlich als 5150 (5i50) Triathlon der WTC firmierend. Die Anmeldung für die Auflage im kommenden Jahr soll ab Freitag, den 15. November 2013 gegen 14:00 Uhr möglich sein. Neblig und undurchsichtig bleiben die Lage und der Status des Triathlons von Rügen.

Ein globales Novum erlebt offensichtlich die langjährige "Beziehung" zwischen IRONMAN und Challenge 2014 in Deutschland. Aus sich inhaltlich überschneidenden rechtlichen Verträgen scheinen der Veranstalter und die beiden Markeninhaberinnen TEAMChallenge und World Triathlon Corporation eine Lösung im Sinne der Athleten gefunden zu haben, die zudem einen wirtschaftlichen Konsens für kommendes Jahr bedeuten wird. Für die Auflage 2015 müssen die Weichen in den kommenden Monaten ebenfalls gestellt werden. Logos: TEAMChallenge und World Triathlon Corporation
Im Rahmen der Challenge Kraichgau werden auch die Deutschen Meisterschaften ausgetragen, zudem gibt es sowohl Punkte für das Rankingsystem der Challenge Family und Qualifizierungsplätze für die IRONMAN 70.3 WM in Mount Tremblant, Kanada. 2015 wird aller Voraussicht nach ein regulärer IRONMAN 70.3 Triathlon unter vollständiger Kontrolle der WTC stattfinden.
Jedoch soll der TEAMChallenge ein Schreiben vorliegen, in dem zum Ausdruck kommt, das zu keiner Zeit ein IRONMAN 70.3 im Kraichgau geplant gewesen sei. Mit dieser Volte könnte die WTC juristischen Konflikten ausweichen wollen und dem Umstand Rechnung tragen, dass sich die ehrenamtlichen Helfer derzeit in zwei Lager spalten. Ohne Unterstützung der Helfer und meist ebenfalls ehrenamtlich tätigen Bereichsleiter eines Triathlons kann ein Event dieser Dimension nicht erfolgreich durchgeführt werden.
Ein Bild aus besseren Tagen: Kathrin Walchshöfer, Felix Walchshöfer und Björn Steinmetz. Steinmetz soll aktuelle Planungen des Triathlons von Rügen in den Verkauf seiner Firma Kraichgau Sports Promotion UG an die World Triathlon Corporation (WTC) eingebracht haben. Ein Event, dass von der TEAMChallenge GmbH inhaltlich geplant und vorangetrieben worden sein soll. Photo: Ingo Kutsche Sportfotografie.biz
Unter welchen Vorzeichen die 2015er Auflage stattfinden wird ist deshalb  offen. Formal ist die Kraichgau Sports Promotion, bzw. das Mutter-Unternehmen WTC Inhaberin der entscheidenden regionalen Verträge. Allerdings gibt es derzeit unter den ehrenamtlichen Helfern Befürworter, die sich für den Status eines Challenge Triathlon in 2015 verwenden. Gründer Björn Steinmetz muss als neuer Managing Director IRONMAN Germany wahrscheinlich 2014 sehr viel mehr Überzeugungsarbeit und Lobbyarbeit bei seinem eigenen "Heimrennen" aufbringen, als beim Verkauf erwartet. Ein Aufwand, der ihn an die spannende Zeit der Gründung des Kraichgau Triathlon Festivals über die innovativen Streckenlängen von 2-60-14 und 2,5-110-21 Kilometern im Wasser, auf dem Rad und als Läufer erinnern wird.

Bereits gemeldeten Athleten, denen selbst eine zugesicherte Auflage im kommenden Jahr unsicher erscheint, können bis zum Mittwoch, den 20. November ein zweitägiges Sonderkündigungsrecht in Anspruch nehmen. Bisher haben lediglich 19 gemeldete Triathletinnen und Triathleten ihre Teilnahme zurückgezogen. Dem kleinen Kreis gegenüber stehen 221 neu gewonnene Starter für 2014, die dem Event für nächstes Jahr das Vertrauen aussprechen. Die Meldung des Veranstalters im Wortlaut:
wie ihr wisst, haben wir euch bei der Verkündung unserer Partnerschaft mit IRONMAN ein Sonder-Rücktrittsrecht von eurer Anmeldung für das Rennen eingeräumt. Achtung: Unser Angebot endet am Mittwoch, dem 20. November, um 00:00 Uhr. Ihr wollt davon Gebrauch machen? Bitte schickt uns eine E-Mail an info@challenge-kraichgau.com und wir kümmern uns gerne darum. 
Wir freuen uns aber vor allem über eine Zahl: 221. So viele Athleten sind seit der neuerlichen Öffnung der Anmeldung hinzugekommen. 19 Athleten haben sich für ihr Rücktrittsrecht entschieden.
Vielen, vielen Dank dafür – das ist ein wunderbarer Vertrauensbeweis für das Organisationsteam, die hunderten freiwilligen Helfer, Sponsoren, Unterstützer und alle, die hinter unserem Triathlon im Kraichgau stehen.
Diffus bleibt der Status des IRONMAN 70.3 Rügen. Auch hier streiten sich TEAMChallenge und WTC. Steinmetz soll die aktuellen Planungsunterlagen mit in den Verkauf der Kraichgau Sports Promotion eingebracht haben, obwohl die Planungen inhaltlich vom Rother Sitz der TEAMChallenge um Kathrin Walchshöfer vorangetrieben wurden. Thomas Dieckhoff, IRONMAN Europa Chef jedenfalls ging bei einer Pressekonferenz im Seebad Binz von einem IRONMAN 70.3 Triathlon auf der beliebten Ostseeinsel aus, der am 15. September 2015 seine Premiere feiern soll.

Pressemitteilung, Kraichgau Sports Promotion UG vom 14.11.2013


Aktueller Status Kraichgau Triathlon
Liebe Besucherin,
Lieber Besucher,
bleibt alles anders – unter diesem Motto hat IRONMAN Deutschland vor wenigen Tagen eine Partnerschaft mit den Veranstaltern des Kraichgau Triathlon bekannt gegeben. Warum? Wir wollen lernen. “Von Triathleten für Triathleten” – das hat nichts mit einer Marke oder einem Label zu tun, sondern mit Athleten, Sponsoren, Unterstützern – und vor allem freiwilligen Helfern. Sie und wir glauben an dieses Rennen, das als Kraichgau Triathlon das Licht der Welt erblickte und sich zu einem der besten Mitteldistanz-Rennen Europas entwickelt hat.
Selbstverständlich wird das Rennen auch 2014 stattfinden. An der öffentlich geführten Diskussion über den Markennamen, unter welchem das Rennen im nächsten Jahr stattfinden wird, werden wir uns nicht beteiligen. Gegenwärtig gehen wir davon aus, dass das Rennen 2014 unter dem Challenge-Label stattfinden wird, wobei zur Zeit noch Gespräche mit Challenge hierzu gesucht werden.
Die Anmeldung ist ab Freitag ca. 14 Uhr geöffnet.
Hells bells,
euer Kraichgau-Team

  1. Challenge-kraichgau.com
  2. Portal.mikatiming.de/event/kraichgau/2014/de/
  3. Dnf-is-no-option.com/2013/10/bjorn-steinmetz-wechselt-zu-ironman.html
  4. Dnf-is-no-option.com/2013/11/challenge-vs-ironman-die.html
  5. Dnf-is-no-option.com/2013/11/ironman-703-kraichgau-oder-challenge.html
Update vom 18.11.2013, 14:30 Uhr: Abschnitt mit Sonderkündigungsrecht hinzugefügt. 

Montag, 11. November 2013

Arnd Schomburg neuer Präsident des Triathlon Verbandes Niedersachsen

Arnd Schomburg (SC Hannover) ist der neue Präsident des Triathlon Verbands Niedersachsen (TVN). Er setzte sich am 9. November 2013 gegen Eckhard Bade (Schwimmclub Altwarmbüchen) und Hans-Georg Gode (WSV Wolfenbütte) in geheimer Wahl durch. Schomburg ist ein ehemaliger Nationalkaderathlet der DTU und setzte später Akzente als Trainer. Sohn Jonas Schomburg absolvierte sein erstes internationales Rennen mit Punkten für die Rangliste der International Triathlon Union (ITU) am 17. Februar 2013 im südafrikanischen Kapstadt.
Arnd Schomburg erreichte als aktiver Athlet 1994 den 5. Platz bei der Triathlon-EM in Eichstätt. Er beendete die Spitzensportkarriere um das Jahr 2002 herum. Photo: TVN

Schomburg kann 202 und Gode 98 Stimmen auf sich vereinen. Der dritte Kandidat Bade zog seine Kandidatur - wie angekündigt - im Falle einer Kampfabstimmung bei mehr als einem Kandidaten vor der Wahl zurück. Ebenfalls gewählt werden mussten zwei neue Vizepräsidenten, die die ausscheidenden Mitglieder Markus Kleinostendarp und Klaus Ziegler ersetzen sollen. Winfried Barkschat und Iris Jansohn nehmen die Aufgaben zukünftig wahr. Nicht besetzt werden konnte die ehrenamtliche Position des Sprechers/Öffentlichkeitsarbeit.

Das neue Präsidium des TVN (vlnr.): Winfried Barkschat (Vizepräsident), Arnd Schomburg (Präsident) und Iris Jansohn (Vizepräsidentin). 
Auf dem Außerordentlichen Verbandstag in Hannover wurden zudem zahlreiche Änderungen der Satzung des TVN verabschiedet.

  1. Triathlon-niedersachsen.de/verband/tvn-aktuell/item/1648-protokoll-ausserordentlicher-verbandstag-09-11-2013-neue-tvn-satzung-und-haushaltsplan-2014.html

Sonntag, 10. November 2013

Zäsur in der Sportnation Deutschland? Kein Münchener Wintermärchen 2022

Die Enttäuschung der Sportprominenz im Münchener Kreisverwaltungsreferat war allen Beteiligten in das Gesicht geschrieben. Fassungslosigkeit und tiefe Enttäuschung kann man Maria Höfl-Riesch und den Anwesenden attestieren. Weiter im Rennen sind Stockholm (Schweden), Almaty (Kasachstan), Lemberg (Ukraine), Oslo (Norwegen), Beijing und Zhangjiakou (China) und Polen gemeinsam mit der Slowakei mit der Stadt Krakau als Hauptaustragungsort.
Oberbayern und München sagt Nein zu den Olympischen Winterspielen 2022. Photo: Original Pierre de Coubertin, reproduziert für Wikipeda

Schnell, fast reflexartig wurde von DOSB oder Münchens scheidendem Oberbürgermeister Christian Ude mit dem Finger, soll heißen in ersten O-Tönen und offizieller Kommunikation, auf den Schuldigen verwiesen. Garmisch-Partenkirchen, die superreiche Gemeinde im reichen Oberbayern mit nur rund 21.000 von rund 1,3 Millionen Wahlberechtigten wurde als Spielverderber ausgemacht. Wohlwissend dabei ignorierend, dass die Meinungsumfragen im günstigen Fall von einer offenen Entscheidung in den anderen drei Wahlbezirken ausgingen. Ebenfalls ignoriert wurde bei den Schuldzuweisungen die freiwillige (!) Selbstbeschränkung aller beteiligten Gemeinden, dass schon bei einer Nein-Stimme des Referendums für nur eine Gemeinde die Bewerbungsinitiative am 10.11.2013 nach Schließung der Wahllokale ein Ende finden würde.

Die Ablehnung der 1.300.000 Wahlberechtigten (Nicht-Wähler sind auch Stimmen) scheint ein knappes aber politisch deutliches Votum quer durch alle Gemeinden zu sein. Mit Nein stimmten der Landkreis Traunstein (59,67%), Landkreis Berchtesgadener Land (54,1%), München (52,1%), Garmisch Partenkirchen (51,56%) mitsamt den jeweiligen Untergemeinden fast flächendeckend. Einzige derzeit bekannte Ausnahmen:

  • Engelsberg
  • Pittenhart
  • Ruhpolding (Austragungsort Biathlon)
  • Schönau am Königssee (57% Ja-Stimmen ; Austragungsort Bob- und Rodelwettbewerbe)
  • 7 von 25 Stadtteilen Münchens: Allach - Untermenzing, Aubing - Lochhausen - Langwied, Bogenhausen, Feldmoching - Hasenbergl, Maxvorstadt, Moosach, Schwabing-Freimann, Trudering - Riem, Milbertshofen - Am Hart 50%-50% Remis

Die Wahlbeteiligung lag mit 409.459 Bürgern bei rund 31%:

  • Garmisch-Partenkirchen (55,8%)
  • LK Berchtesgadener Land (38,25%)
  • LK Traunstein (38,98%)
  • München (28,9%) *
Wir spüren hier mehrere Effekte, die eine Schwächung der insgesamt deutlich weniger populären Winterspiele und Olympia allgemein in Deutschland bedeuten könnten. Wir waren vielleicht Zeitzeugen einer Zäsur der sportlichen Megaevents in Deutschland, Schweiz und wahrscheinlich auch Österreich. Im März sprachen sich 52% des Kantons Graubünden gegen die schweizerische Bewerbung von St. Moritz und Davos aus. Bei einer derartigen Interpretation der krachenden Niederlage der bayerischen Politik bei der Bevölkerung sei der Nationalsport Fußball trotz vergleichbarer Mängel in den Bereichen Corporate Compliance, Transparenz und nachhaltiger Wirtschaftlichkeit (noch) explizit ausgenommen.

Warum konnten die Stimmen für Olympia 2022 nicht ausreichend mobilisiert werden? Mögliche Gründe, die für einen  Imageverlust der großen Spiele sprechen:
  • fragwürdige Vergabepraxis und Korruption im IOC
  • Knebelverträge des IOC
  • Ausufernde Kosten und Gigantismus
  • fehlende Glaubwürdigkeit der sportlichen Vorbilder durch Dopingskandale
  • Demografischer Wandel
  • Mitgliederschwund im organisierten Sport

Letztlich nützt ein Nein auch IOC-Präsident Thomas Bach und dem Bewerbungsland Deutschland bei der Sportpolitik. Die große IOC-Familie gewährt nicht leichtfertig zwei großen Geschenke an ein Land. Der Posten des mächtigsten Mannes im Weltsport und die Austragung der olympischen Spiele in einem so kurzem Zeitfenster wäre eine Besonderheit. Wahrscheinlich wäre die Bewerbung nur im weiteren Verfahren gescheitert. Oder - bei Erfolg wäre zu einem späteren Zeitpunkt ein Entgegenkommen Bachs in anderen - weitaus wichtigeren - inhaltlichen Punkten auf der IOC-Agenda eingefordert worden. Zweckmässig, dass das oberbayerische Referendum schon bei dem Nein nur einer Gemeinde das Aus bedeutet hat.

Natürlich verpasst Deutschland eine Chance als Gastgeberland der Winterspiele 2022 in Erscheinung treten zu dürfen. In Deutschland und im restlichen deutschsprachigen Raum scheint ein Sinneswandel einzutreten. Hin zu mehr Bescheidenheit und mehr Transparenz. Es ist sicherlich nicht das sportliche Großereignis oder Müdigkeit des Publikums, sondern der Unwillen sich von den umgebenden Strukturen zum Diktat bitten zu lassen.

Darüber sollte sich der organisierte Sport in Deutschland Gedanken machen und sich verwenden. Dem IOC wird es egal sein, die Welt ist groß und voller Länder mit großem Ego, Hunger nach Medienpräsenz, tiefen Taschen und fragwürdigen Ethik- und Rechtssystemen.

 * Alle Angaben zum Wahlausgang wegen Redaktionschluss vorläufig und ohne Gewähr.

tl;dr: Vier Wahlkreise und 218.147 Wähler haben sich in Oberbayern per Referendum gegen olympische Winterspiele ausgesprochen, 191.312 von 1.300.000 Wahlberechtigten dafür. Als mögliche Ursachen der Ablehnung können  IOC-Müdigkeit und Rückkehr zu mehr Bescheidenheit bei sportlichen Großereignissen gelten. Sportpolitisch stärkt die Niederlage möglicherweise IOC-Präsident Thomas Bach und öffnet Raum für Reformen.

  1. Nolympia.de
  2. O-ja-22.de
  3. Ergebnisse Bürgerschentscheid Garmisch-Partenkirchen
  4. Ergebnisse Bürgerentscheid München
  5. Ergebnisse Bürgerschentscheid Landkreis Berchtesgardener Land
  6. Ergebnisse Bürgerschentscheid Landkreis Traunstein