Samstag, 20. April 2013

DTU: Anne Haug schrammt wenige Sekunden am Podium vorbei in San Diego „Der letzte Punch hat etwas gefehlt“


Mit sieben Sekunden Rückstand auf die Siegerin Gwen Jorgensen (USA) beendete Anne Haug (Bayreuth) nach 2:00:06 Stunden das zweite Rennen der Triathlon-WM-Serie in San Diego auf Rang vier. Noch knapper vor der 30-Jährigen DTU-Athletin lagen Non Standford (GBR) als Zweite und Emma Moffat (AUS). Anja Dittmer (Neubrandenburg, 2:02:33 Stunden) erreichte Platz 16 und Anja Knapp (Dettingen, 2:04:04 Stunden) kam, gehandicapt durch eine lädierte Rippe, als 27. über die Ziellinie. Mit ihrem vierten Rang behielt Haug aber unangefochten die Führung im Gesamtranking (1433 Punkte).
Anne Haug (rechts), fehlten nur wenige Sekunden auf das Podium, um der U23-Weltmeisterin Non Standford Paroli bieten zu können. Haug hält weiterhin mit deutlichem Vorsprung die Führung der Gesamtwertung der World Championship Series. Photo: Delly Carr - ITU Media

Und Haugs Strahlen bei der Siegerehrung belegte, dass sie trotz des knapp verpassten Podiums zufrieden war. „Ich bin glücklich mit dem Wettkampf, es hat etwas der letzte Punch gefehlt, auch weil ich ein wenig müde vom Rennen in Auckland war, aber insgesamt war das heute ein gutes Rennen.“ So sah es auch Bundestrainer Dan Lorang, der sich über „Annes stabile Leistung zur Sicherung der Führung in der WM-Serie“ freute. Mit etwas gemischten Gefühlen schaute er indes auf das Gesamtergebnis aus DTU-Sicht. „Insgesamt kann ich aber nicht unzufrieden sein. Anja Dittmers Wettkampf zeigt im Vergleich zum ersten Rennen eine Tendenz in die richtige Richtung und Anja Knapp hatte deutlich sichtbar Probleme mit ihrer Verletzung, so dass keine gute Laufleistung möglich war.“

Gleich die erste Disziplin war im Pazifischen Ozean eine sehr schnelle Angelegenheit und erbrachte nach dem ersten Wechsel selbst einer  schnellen Schwimmerin wie Knapp einen Rückstand von 39 Sekunden ein. Gut hielt sich da sogar mit „nur“ 1:03 Minuten Rückstand Anne Haug, die noch vor Anja Dittmer in die erste Wechselzone kam.

Diese verließ ein Quartett in Führung liegend, in dem mit Sarah Groff (USA) und Emma Moffat (AUS) zwei der Favoritinnen waren. Dahinter ordneten sich zunächst in Radrunde eins zwei Gruppen, eine zehnköpfige mit Anja Knapp, die 31 Sekunden hinterherfuhr und das große Feld mit den anderen beiden DTU-Starterinnen weitere elf Sekunden zurück. Entsprechend dauerte es nicht lange, bis das Renngeschehen sich auf zwei Radgruppen konzentrierte, die vier Führenden und die Verfolgerinnen auf der Jagd dahinter.

In der Folge entwickelte sich ein untypisches Bild, denn Anne Haug machte nicht - wie schon oft gesehen - das Tempo in der Nachführarbeit, sondern hielt sich zurück. Da dies auch der Großteil der Top-Damen tat, wuchs die Differenz zur Spitze: zwar nicht kontinuierlich, weil sich in der Mitte des Radsplits das Rennblatt etwas wendete und der Vorsprung in Sekundeneinheiten pro Runde kleiner wurde oder stabil blieb, doch am Ende auf etwas über eine Minute. Vor allem auf den abschließenden zehn Kilometern der zweiten Disziplin arbeitete im Verfolgerfeld niemand mehr, so dass beim Wechsel in die Laufschuhe Moffat und Groff in äußerst günstiger Rennposition waren.

Als erste auf die Verfolgung aus dem großen Feld machte sich Anne Haug, die als schnellste aus der Wechselzone kam, direkt dahinter Anja Knapp, dann die starken Läuferinnen wie Non Stanford und Jodie Stimpson (beide GBR) sowie Gwen Jorgensen (USA). An der Spitze liefen Groff und Emma Moffat in einem Tempo an, das selbst die Verfolgerinnen – mit deutlich weniger Radarbeit in den Beinen – gerade mithalten konnten. Nach einer von drei Laufrunden setzte sich Moffat ab, Groff wurde zunehmend langsamer und Haug hatte in einer Vierergruppe einen Rückstand von 51 Sekunden, während die beiden „Anjas“ sich auf den Plätzen 22 (Dittmer) und 25 (Knapp) eingeordnet hatten.

In Runde drei zündete die junge Amerikanerin Jorgensen eine Art Laufturbo und sicherte sich mit der schnellsten Laufzeit des Tages (33:10 Minuten) ihren ersten Sieg bei einem Wettkampf der Triathlon-WM-Serie. Auch die Distanz der anderen Verfolgerinnen mit Haug zu Moffat wurde anhaltend kleiner und auf der Zielgeraden sprintete Non Stanford auf Rang zwei. Allerdings konnte die australische Weltmeisterin von 2009 und 2010 sich noch vor Anne Haug ins Ziel retten, die mit sieben Sekunden Rückstand auf die Siegerin wieder ein tolles Rennen lieferte. „Gwen Jorgensen und Non Stanford haben das Tempo sehr hoch gehalten beim Laufen. Letztlich bin ich zufrieden, dass ich bis 200 Meter vor der Ziellinie im Kampf um die Podiumsplätze dabei war.“

Ergebnisse:

1. GWEN JORGENSEN                   USA       01:59:59 Stunden
2. NON STANFORD                         GBR       +00:04 Sekunden
3. EMMA MOFFATT                       AUS       +00:04 Sekunden
4. ANNE HAUG                                GER       +00:07 Sekunden
5. JODIE STIMPSON                       GBR       +00:32 Sekunden
6. ANDREA HEWITT                        NZL        +01:23 Minuten
7. SARAH GROFF                             USA       +01:28 Minuten
8. BARBARA RIVEROS DIAZ         CHI        +01:42 Minuten
9. ASHLEIGH GENTLE                     AUS       +01:47 Minuten
10. JURI IDE                                       JPN        +01:57 Minuten
16. ANJA DITTMER                         GER       +02:34 Minuten
27. ANJA KNAPP                             GER       +04:05 Minuten

Mittwoch, 17. April 2013

Interview mit der WM-Führenden Anne Haug: „Mit der Startnummer einskann man sich nicht mehr verstecken“

Nach dem ersten Rennen der Serie um die Triathlon-Weltmeisterschaft führt mit Anne Haug erstmals eine deutsche Frau das WM-Ranking der Internationalen Triathlon Union an. Bereits zwei Wochen nach ihrem Sieg zum Auftakt in Auckland (NZL) steht im kalifornischen San Diego der zweite Wettkampf an, den Haug - nach einem kurzen Abstecher in die Höhe Sedonas - mit dem gewonnenen Vertrauen in die eigene Leistungsstärke wieder gelassen angeht.
Noch immer das kleine Sorgenkind. Für Anne Haug ist die Auftaktdisziplin im Neopren und der Rückstand in der Wechselzone zum Radfahren die größte Hürde für ein gelungenes Schwimmen in San Diego. Photo: Delly Carr - ITU Media

Welche Rückschlüsse hat das erste Rennen geliefert?
Trotz späten Einstiegs in die Vorbereitung scheint die Form nicht so schlecht zu sein. Nach einer Analyse des Schwimmens wollen wir für San Diego aber ein bisschen was an der Renneinteilung verändern. Auf dem Rad hatte ich mich sehr gut gefühlt und das laufen war ok. Ich war extrem überrascht über die schnelle Endzeit. Aber so der letzte Punch fehlt natürlich noch.

Wie sind Sie körperlich derzeit drauf?
Körperlich fühle ich mich gut. Natürlich war das erste wichtige Rennen in Auckland nicht nur physisch, sondern auch psychisch sehr anstrengend. Ich merke schon ein bisschen den Erwartungsdruck und mit der Startnummer eins kann man sich auch nicht mehr gut verstecken. Daher musste ich es die ersten paar Tage nach dem Rennen etwas ruhiger angehen lassen.

Was haben Sie zwischen den Rennen auf dem Programm stehen?
Aufgrund des kurzen Höhenaufenthalts stehen nur noch ganz dosierte und gezielte Wettkampfstimulationen auf dem Programm: mit viel ruhigen, regenerativen Einheiten.

Welche Ziele haben Sie darauf aufbauend für das kommende Rennen?
Mein Ziel ist, mutiger in das Schwimmen zu starten, um sicher in einer Radgruppe zu sein und den Abstand auf die Führenden so gering wie möglich zu halten. Welches Ergebnis dabei herausspringt, wird man sehen.

Kommt Ihnen die Strecke entgegen oder eher nicht?
Die Strecke ist nicht besonders anspruchsvoll, speziell was die Höhenmeter betrifft. Dafür hat sie technisch einiges zu bieten, was eine Aufholjagd begünstigen könnte. Auf der Laufstrecke erwarte ich ein extrem schnelles Rennen. Aber ich versuche gar nicht darüber nachzudenken, ob mir die Strecke liegt oder nicht, sondern wie ich sie am optimalsten für mich nutzen kann.

Am Start sind zusätzlich zu den Auckland-Startern ein paar weitere gute Leute, wie schätzen Sie die Konkurrenz ein?
In einem WM-Rennen ist immer gute Konkurrenz am Start und man darf niemanden unterschätzen. Ich bereite mich daher auf ein sehr hartes Rennen vor.

Was wird wohl rennentscheidend werden, außer dem Umstand schnell schwimmen, radeln und laufen zu müssen?
Na ja, letzten Endes ist immer der Kopf das Zünglein an der Waage. Wer es schafft, unter größtem Druck einen kühlen Kopf zu bewahren, seine Technik aufrecht zu erhalten und den Sieg mehr will als alle anderen, wird das Rennen für sich entscheiden.

Haben Sie schon taktische Überlegungen?
Ich habe natürlich mehrere Rennverläufe im Kopf, aber letzten Endes entscheide ich das sehr spontan aus der Situation heraus und muss natürlich sehen, was der Körper zu leisten im Stande ist.

  1. https://triathlonlive.tv/

DTU: WM-Rennen in San Diego – WM-Leaderin Anne Haug führt Team an

Der Auftakt der Triathlon-WM-Serie in Auckland liegt erst zwei Wochen zurück, schon stehen die Kurzdistanz-Spezialisten der Deutschen Triathlon Union um die WM-Führende Anne Haug (Bayreuth) wieder an der Startlinie eines WM-Rennens. Im kalifornischen San Diego will Haug ihren Spitzenplatz verteidigen und der Rest des Nationalteams um Olympiasieger Jan Frodeno (Saarbrücken) und Rekord-Olympionikin Anja Dittmer (Neubrandenburg) die Resultate aus Neuseeland möglichst verbessern. Die Frauen starten am Samstag um 00:30 Uhr MESZ, die Männer am Sonntag um 01:00 Uhr.

„San Diego ist der zweite Wettkampf, so dass sich die meisten leichter tun werden als in Auckland“, schaut Bundestrainer Dan Lorang optimistisch auf die bevorstehenden Aufgaben seiner Schützlinge, wenngleich er darauf verweist, dass die Konkurrenz zahlreicher und stärker sein werde als noch in Neuseeland. „Ziel muss es insgesamt sein, zwei Mal die Top10 und zwei Mal die Top15 zu erreichen. Aber letztlich wissen wir erst nach diesem Rennen, wo wir im Vergleich zur Konkurrenz wirklich stehen.“

„Mit Startnummer 1 kann man sich nicht verstecken“

Stabilere Ergebnisse und auch einen Schub für die folgenden Rennen in Europa hat bei den Frauen neben Haug und Dittmer auch Anja Knapp im Blick, obschon die Dettingerin nach einem Tritt in Auckland muskuläre Probleme im Rumpfbereich verfolgten. „Das Training lief ganz gut, aber Training und Wettkampf sind bekanntlich zwei paar Stiefel“, so die 25-Jährige. „Positiv in Auckland war trotz der Probleme mein Schwimmen und auch das Rad fahren. Also: Neues Rennen, neues Glück.“

Da hat Anne Haug, die nach ihrem Sieg in Auckland das WM-Ranking anführt, ganz andere „Probleme“ vor dem Rennen, setzt aber auf ihre gute körperliche Verfassung und auch auf psychische Stärke. „Ich merke schon ein bisschen den Erwartungsdruck und mit der Startnummer 1 kann man sich auch nicht mehr gut verstecken“, lacht die Bayreutherin. „Letzten Endes ist immer der Kopf das Zünglein an der Waage. Wer es schafft, unter größtem Druck einen kühlen Kopf zu bewahren, seine Technik aufrecht zu erhalten und den Sieg mehr will als alle anderen, wird das Rennen für sich entscheiden.“

„Der Alistair Brownlee wird wahrscheinlich wieder randalieren“

Diese Anleitung möglichst effizient umsetzen wollen auch die deutschen Herren. Jan Frodeno hatte in Auckland Pech mit einem platten Reifen und möchte seinen neunten Rang steigern, der Potsdamer Franz Löschke seinen gelungenen Einstieg als Serien-13. bestätigen, Steffen Justus und Gregor Buchholz aus Saarbrücken und vor allem Sebastian Rank (Rostock) haben dagegen vor, ihre Position im Ranking nachhaltig zu erhöhen. „Nachdem Auckland für einige nicht so glücklich lief, sollen jetzt bessere Resultate her, um die Startplätze für die Europarennen zu sichern und auch um Selbstvertrauen zu tanken“, beschreibt Lorang das Vorhaben der Athleten, die dem Wettkampf bereits entgegenfiebern.

„Das Nervige an der Zeit zwischen zwei kurz aufeinander folgenden Wettkämpfen ist, dass man so wenig trainiert und versucht, Form und Spannung aufrecht zu erhalten“, sagt stellvertretend der Jüngste im DTU-Tross, Franz Löschke. „Das Rennen in San Diego wird etwas anders aussehen, weil das Starterfeld doppelt so groß sein und der Alistair Brownlee wahrscheinlich wieder randalieren wird“, wie Löschke das aggressive Rennverhalten des britischen Favoriten umschreibt. „Ich bin gespannt, was im zweiten Rennen möglich ist, eine Top 20-Platzierung ist wieder ein gutes Ziel.“ Auch Teamkollege Buchholz geht davon aus, „dass der Charakter von San Diego ein ganz anderer als in Auckland ist.“ „Auckland war der erste Härtetest der Saison und dies ist nie leicht. Die zwei Wochen in San Diego wurden nun gut genutzt, die letzten Tempoeinheiten sind vollbracht und gingen deutlich leichter von der Hand als es in Neuseeland der Fall war. Das macht Hoffnung.“ so Buchholz.

Und diese greift Bundestrainer Lorang noch einmal mit Blick auf die Mannschaft auf. „Das Streckenprofil ist so, dass das Schwimmen eine große Rolle spielen wird. Hier müssen die Athleten alles daran setzen vorne dabei zu sein, um dann bei der Entscheidung um die Top10 mitzulaufen.“ In diesen Regionen werden erwartungsgemäß die Favoriten um Brownlee, Javier Gomez (ESP) oder auch Alexander Bryunkhankov (RUS) und Richard Murray (RSA) sowie bei den Frauen die Australierinnen Emma Moffatt und Felicity Abram und US-Girl Sarah Groff zu finden sein. Aber das DTU-Team nimmt den Kampf um Spitzenplätze gerne an. „Fakt ist, dass wir uns nicht verstecken werden sondern eher agieren als reagieren werden.“

Inwieweit dies gelingt, können die deutschen Triathlonfreunde live im Internet unter www.triathlon.org/tv verfolgen. Und in der kommenden Woche (Freitag, 26. April) gibt es bei Sport1 einen ausführlichen Nachbericht.

  1. https://triathlonlive.tv/