Mittwoch, 18. Juli 2012

Verdrängungsgeschichten: Quo vadis Triathlon?

Es ist bekannt, dass die Sportart Triathlon international auf dem Vormarsch ist. Statt von Boom oder Hype darf man inzwischen durchaus von Etablierung in der öffentlichen Wahrnehmung sprechen. Insbesondere die größeren Veranstaltungen wie Challenge oder Ironman, aber auch die bevorstehende Olympiade und die zunehmenden Berichterstattungen im TV insgesamt verleihen der Sportart Flügel und zusätzliches Momentum.
Triathlon wird für die Besserverdienenden in dieser Welt immer attraktiver. Photo: Lilrizz (Wikipedia), Creative Commons CC0 1.0 Universal Public Domain Dedication
Angesichts dieser Tatsachen sind die Veranstalter nicht nur von Langdistanz-Konkurrenzen, die sich über ein gesamtes Wochenende erstrecken und somit fast schon Festival-Charakter aufweisen, gefordert. Man muss sich dem Zuwachs und Wachstum in einer konstruktiven Weise stellen und nicht primär monetären Interessen nachgeben.

Darf es sein, dass ein Profi nicht auf Hawaii startet, weil die notwendigen Mittel für den finanziell aufwendigen Qualifikationsmodus nicht zur Disposition stehen? Soll dieses System ernsthaft auf die Masse der Amateure und Age-Grouper losgelassen werden? Die Konsequenzen sind absehbar, unfair und damit unschön, und sogar politisch unkorrekt. Schließlich würden nicht länger die Besten, sondern die finanziell Besten gewinnen.

Sollte sich Triathlon wie einst Tennis zu einer Reichensportart entwickeln? Muss das Wachstum durch das Fluten der Kurse mit Teilnehmern überhitzt werden? Ist eine Orientierung an den Qualifikationsnormen von Olympia tatsächlich keine Überlegung wert?

Sicherlich ist Triathlon eine teure Sportart. Ziele, Ansprüche, Gruppenpression und Werbung sorgen für hohe Ausgaben, sowohl für Ausrüstungsgegenstände als auch für Startgelder.

Einer zunehmenden Kommerzialisierung darf man als Triathlet aber auch durchaus kritisch gegenüberstehen und nicht nur sportliche Werte wie Fairplay entgegensetzen. Schließlich ist Triathlon eine Lebensphilosophie, Grundeinstellung und ein großes Stück Freiheit. Triathleten sind lockere Typen, definieren sich durch Training total und Leistung pur. Training und Wettkämpfe befreien von den Sorgen des alltäglichen Wahnsinns und Entrümpeln die Gedanken an die Mühlen monetärer Monster.

Dennoch befindet sich Triathlon derzeit in einer kritischen Phase. Können Grundwerte transzendiert werden oder wird der schöne Sport mehr und mehr vom Kapitalismus assimiliert?

Gastbeitrag von Michael Lorenz

Dienstag, 17. Juli 2012

Bioethiker und Philosoph Julian Savulescu fordert kontrollierte Freigabe von Doping im Spitzensport

Der Philosoph und Bioethiker Julian Savulescu fordert öffentlich die kontrollierte Freigabe von Doping im Spitzensport und eröffnet wenige Tage vor den Olympischen Spielen die ethische Diskussion um Spitzensport, Sportförderung, Fair Play und Sportbetrug.
Julian Savulescu, Uehiro Professor der Practical Ethics an der University of Oxford, Fellow des St Cross College in Oxford, Director des Oxford Uehiro Centre for Practical Ethics, und Leiter der Melbourne–Oxford Stem Cell Collaboration fordert einen kontrollierten Umgang mit Doping im Spitzensport. Photo: Universiy of Sydney
Savulesco, rumänisch-australischer Professor für Praktische Ehik an der Universität von Oxford führt in einem Interview mit Spiegel Online etwa die Ungleichheit der Chancen zwischen hochprofessionellen Dopern, Dopern und nicht dopenden Athleten ins Feld. Er beschreibt die Sackgasse in der sich der aktuelle Spitzensport und seine Kontrollmechanismen befinden, das ethische Dilemma, in dem sich betreuende Ärzte bewegen und viele weitere Aspekte.

In meinem Artikel "Die schizophrene gesellschaftliche Haltung gegenüber Doping" habe ich am 3. Oktober 2011 versucht, eine ähnliche Diskussion anzustoßen und interessante Resonanz aus der Triathlon-Szene erfahren.