„Hoffentlich nimmt er die Schwämme beim Zieleinlauf aus dem Trikot. Er wird sich sein Leben lang ärgern, wenn er das nicht macht“ war einer meiner ersten Gedanken, bevor der gebürtige Nordhesse aus Bad Wildungen die letzten zwei 90 Grad-Kehren in Richtung Ali'i Drive vor sich hat. Doch auch hier zeigt sich, bei aller Emotionalität im Zielkanal die Abgeklärtheit des Killer-Läufers. Patrick Lange wird nicht, wie seinerzeit Chris McCormack auf dem Cover der Fachmedien, enden. Den engen Renneinteiler halb geöffnet und vollgestopft mit Schwämmen, die dem in Bild und Video festgehaltenen Zieleinlauf für immer eine ganz besondere Note aufdrücken.
Der gelernte Physiotherapeut hat einen langen Weg hinter sich. Nach Lauftreff und einer frühen Karriere im Cross Country MTB, die von einem schweren Sturz und späteren Ängsten beim Bergabfahren geprägt waren, lernte er in Martin Zülch und Rolf Kather zur richtigen Zeit die passenden Personen kennen, die die Energie des Leichtgewichts in die richtigen Triathlon-Bahnen lenkten. Schnell stellten sich Erfolge im Duathlon ein und auch der Einsatz in der Bundesliga der Triathleten wurde schnell zur Routine. Trotz sehr guter Ansätze im Laufen reichte es für den Sprung in die Top-Mannschaften der Deutschen Triathlon Union (DTU) nur selten. Die Auswahlkriterien mit einem großen Schwerpunkt auf die Rennen mit Windschattenfreigabe stachen in langes wunden Punkt: dem Schwimmen.
Einige Jahre und ein Trainingscamp weiter lernte Lange seinen jetzigen Trainer Faris Al-Sultan kennen. Der bescheinigte ihm kein richtiges Talent und auch nach dem überraschendem dritten Platz beim IRONMAN Hawaii 2016 keinerlei Chancen auf den Sieg. Dabei drückte der Champion von 2005 bewusst oder unbewusst bei Lange den richtigen Knopf und weckte den Ehrgeiz. Mit lediglich drei und einer weiteren, etwas verkürzten Langdistanz in den Knochen liegt es neben dem 6. IRONMAN Hawaii Weltmeister aus Deutschland an seinem Manager Jan Sibbersen, der bestenfalls nicht-endemische Sponsoren akquiriert, dass sich der Überläufer mit Marathon-Streckenrekord (2:39:45, 2016) und Gesamt-Streckenrekord (8:01:40, 2017) die nächsten Jahre voll auf das Projekt Titelverteidigung und Verbesserung der Rad- und Schwimmleistung konzentrieren kann: Jan Frodeno, Javier Gomez, Alistaier Brownlee, Lionel Sanders und Co. werden ebenfalls nicht untätig an der Seitenlinie verharren…