Freitag, 5. Oktober 2007

Tipps zur Renntaktik, warten auf den Mumuku?

Heute haben wir neben Karte und GPS auch unsere Lupe mitgenommen, um uns genauer die Straßenverhältnisse anzusehen. Es kann für 2006 weitere Entwarnung gegeben werden: die Straßen werden besser und besser – jedoch sollte man NIE ohne 1-2 Ersatzreifen auf die Piste gehen. (Mittel-)Europäischen (Sauberkeits-)Standard haben sie noch lange nicht!

Beim Radfahren gilt auch bei der kleinen Runde zum Warmfahren in Kona, daß man nicht gleich die ersten 1-2 Stunden überzockt.. Es kann passieren, daß unendlich viele Triathleten an einem vorbeisausen – viele wird man auf dem Rückweg aus Hawi in ganz anderer Verfassung wiedersehen. Viele unterschätzen die Radstrecke in Kona im Streckenprofil, sie ist einiges schwerer als die ultra-schnelle Kurs von Roth oder der leicht wellige und schnelle Kurs von Frankfurt.

Also Ruhe bewahren, gut verpflegen, die Anstiege ruhig einmal im Wiegetritt zur Lockerung nehmen und gut verpflegen. Dreht der Wind und wächst sich um richtigen gegen Ende Mumuku aus, zählt es dann, daß man sich klein auf dem Bike macht und konsequent in der Aeroposition drücken kann.

Apropos Mumuku: Wer fährt derzeit mit 47 km/h und 20 km/h Gegenwind von Hawi nach Kona und sucht Opfer für seinen Hinterrad-Drag? Leidtragender am Samstagnachmittag war Filip Kristl, als er den mit einem Plattfuß beschäftigten 100-Kilo-Athleten einholte und auf eine kleine Speed-Einheit einlud. Der 500-Watt-Mann aus Estland, Ain-Alar Juhanson muß noch das Schwimmen und Laufen bei der Affenhitze auf die Reihe bekommen, dann könnte er für die Top 12 interessant werden.

Foto: Atilas Sbruzzi - Club La Santa / Ironman.com

Das richtige Tempo finden

A propos Schildkröte. Eine golden Regel für seinen Aufenthalt im Kona sollte man sich zu Herzen nehmen. „In seinem Trainingsbereichen zu bleiben“, nicht hinreißen lassen zu einer Showeinlage auf dem Alli Drive vor dem Island Lava Java und auch nicht die Palani Road im Wiegeritt hochballern, als sei mit Lance Armstrong der Leibhaftige hinter einem her.

Im Wasser ist es easy. Hier gesellt sich in der Bucht von Kona die gesamte Bandbreite schwimmerischen Könnens.



Die Schildkröten machen es vor, überwinternde Senioren machen es nach und genießen den netten Plausch und die Aussicht unter Wasser.



Der gemeine Triathlet kann sich sowieso hinter der Dünung verstecken und weiter draußen auch einmal in Rückenlage alle Viere von sich strecken oder an der „King’s Buoy“ den Fischnachwuchs begutachten.

Dinge, die man nicht machen sollte Teil VII - Ohne Sprit zum Natural Energy Lab und zurück

Die Serie aus dem letzten Jahr mit dem Motto „Dinge die man nicht machen sollte“ wird auch heuer fortgesetzt. Was als Zuschauer noch erlaubt ist, sollte man als mittelprächtig trainierter Triathlet wenige Tage vor dem IRONMAN sicher nur machen oder nur, wenn man sich der Sache sicher ist.

Selten finde ich Lust daran an einem Highway entlangzulaufen, der so viel befahren ist, wie derzeit die Straßen in Kona an der Baustelle. Und dann auch noch ohne Wasser. Aber der Reihe nach.

Das Wetter in Kona war bis einschließlich Mittwoch von der „kühleren“ Sorte. Erst am Donnerstagmittag drang endlich wieder die Sonne nach Kona durch und glühte den Asphalt leicht auf Temperaturen vor, die dem Nimbus des IRONMAN Hawaii gerecht werden. Hoffentlich haben wir am Renntag solche Bedingungen, die aus dem IRONMAN erst DIE richtige Herausforderung werden lassen. Weil es aber so angenehm schattig war, überwand ich meine Laufunlust und machte mich auf, erst einen Schlenker auf dem Alli Drive in Richtung White Sands Beach anzugehen, um dann über den Highway bis zum Wendepunkt im Natural Energy Lab und zurück zu laufen.

Unterwegs sammelte mich kurz vor einer Pinkelpause Thomas Vonach ein und wir entschlossen zusammen den Rest zu joggen. Thomas streute zwischendurch ein paar kleine Steigerungen ein, kam aber immer wieder artig zurück um mich einzusammeln. Begleitet wurden wir von Yvonne VanVlerken auf dem Bike, die in diesem Jahr bereits zwei Langdistanzen unter 9 Stunden beenden konnte. Ich als Frau würde schon jetzt das Zittern bekommen, wenn im nächsten Jahr Kona auf dem Kalender der Niederländerin nicht nur unter „Urlaub und Vermischtes“ vermerkt worden wäre – Glück gehabt die Damen…
Leider kam sie sich völlig überflüssig vor, da wir beide klassische „Trockenläufer“ sind. Bei so einem kurzen Läufchen benötigt man doch nichts – nicht in Kona ;-) Glück gehabt, dass die Sonne nicht irgendwo auf der Hälfte der Strecke hervorgekommen ist. Im Nullkommanichts wäre der Bratensaft aus den Löchern in meinen Schuhen gelaufen und hätte den Blubber-Tanz auf dem Asphalt getanzt. Ich höre schon die lärmende Sirene des Rettungsdienstes.

Insgesamt waren es dann doch 2:20 Stunden in einem nicht gar so langsamen Tempo. Ich habe rund 4 Kilogramm Gewicht bei dieser Einheit verloren und konnte einen ersten Blick auf das vorbeihuschenden Jan Raphael wagen, der schon einen gewissen Respekt vor der Insel hat. OK, schon wenig später sorgten Advocado, Mahi-mahi und das geliebte Volcano Eis für die nötige Massenzunahme. Ich heiße schließlich nicht Ain-Alar.

Aber was ich sagen wollte: Was in Deutschland oder im Trainingslager locker 3 Stunden funktioniert, muss in Kona zwangsläufig nicht gehen. Bereits nach einer Stunde kann man völlig überhitzt mit kochendem Kühler an der Strecke zur zwangspause genötigt werden. Schön, wenn man dabei gerade den Alii Drive entlangläuft. An zahlreichen Stellen, meist in der Nähe der öffentlichen Strandzugänge (public shore access) versteckt finden sich Duschen und Brausen zum Abkühlen.

Foto oben: Yvonne Van Vlerken