Donnerstag, 8. Dezember 2011

Studie: Intensive Ausdauerbelastungen wie Triathlon oder Ultralauf sollen rechte Herzkammer temporär schädigen

Eine aktuelle Studie von André La Gerche vom St Vincent's Hospital, University Melbourne und University Leuven setzt sich mit den Folgen von intensiven Ausdauerbelastungen im Rahmen von Wettkämpfen bei gut bis sehr gut trainierten Triathleten und Läufern über längere Distanzen (3 bis > 10 Stunden Wettkampfdauer) auseinander. Das Ergebnis relativiert das Selbstbild der Ausdauersportler mit Faible für die langen Wettkampfstrecken.

Eine temporär verminderte Leistungsfähigkeit des rechten Herzventrikels tritt nach intensiven Langzeitausdauerleistungen auf. Deutlich fallen Alpines Radfahren (Alpenmarathon) und Langdistanz-Triathlon in der Leistung ab. Screenshot (Präsentation): André La Gerche, ESC Congress 2010 (PDF).

Zumindest temporär, über einen Zeitraum von etwa einer Woche zeigt sich nach intensiven Belastungen bei allen untersuchten Personen eine vorübergehende Pumpschwäche des rechten Herzventrikels. Rund 7 Tage benötigt das Herz, um sich von der Belastung erholen zu können. Für eine kleine Teilgruppe deuten die Ergebnisse auf eine dauerhafte Schädigung des Herzens hin, indem aktive Muskelzellen durch Bindegewebszellen ersetzt werden. Die Effizienz des Muskels leidet nachhaltig.

Die Testgruppe aus 40 Teilnehmern (7 Marathonläufer, 11 Mitteldistanz-Triathleten, 9 Radfahrer (Alpine Langstrecke), 13 Langdistanz-Triathleten), die allesamt Platzierungen im ersten Viertel aller startenden Teilnehmer schaffte, ist für endgültige Aussagen vergleichsweise klein. Erste statistisch signifikante Schlußfolgerungen lassen sich aber durchaus treffen.

Alle Probanden trainieren mindestens 10 Stunden pro Woche und wurden kardiographisch vom Forscherteam um La Gerche betreut. Nach dem Wettkampf bestätigte sich das Bild einer Rechtsherzbelastung durch den Sport. Der rechte Ventrikel zeigte eine Volumenvergrößerung, einhergehend mit einer Reduktion der ausgeworfenen Blutmenge. Die Werte des Peptids Typ B (BNP), einer natriuretische Aminosäurekette waren erhöht. BNP wird bei einer Überdehnung der Ventrikel gebildet.

Die nachhaltige Schädigung auf zellulärer Ebene konnte bei 5 von 40 Probanden (12,5%) mit einer vergleichsweise hohen Anzahl von Wettkampfeinsätzen (auf das Lebensalter bezogen) durch eine Anreicherung des Kontrastmittels Gadolinum mittels Kernspintomographie nachgewiesen werden. Mit der Anreicherung gelang La Gerche der Nachweis einer Fibrose. Diese dauerhafte Schädigung manifestiert sich durch den Austausch von Herzmuskelzellen gegen Bindegewebszellen. Theoretisch kann eine Fibrose von Herzzellen des Reizleitungssystems eine Ursache von möglichen Herzrhythmussörungen bei Ausdauersportlern sein.

Zukünftige Forschung sollte weiteres Datenmaterial langjährig aktiver Ultra-Ausdauerathleten zur Differenzanalyse sammeln, wie auch die Bewertung langandauernd-intensiver im Verhältnis zu langandauernd-moderater Aktivität zur Diskussion zu stellen ist.

Quellen: Cardiac injury following intense endurance exercise predominantly affects the right ventricle and increases with exercise duration and pre-race conditioning, ESC Congress 2010 & European Heart Journal 2011

Dienstag, 6. Dezember 2011

Aufhören, wenn es am Schönsten ist - Biathletin Magdalena Neuner gibt Karriereende bekannt

Es gibt wenig Neuigkeiten in der Welt des Spitzensports und der sportlichen Hochglanzshow, die überraschend kommen. Magdalena Neuner, Deutschlands hochdekorierter Biathlon-Sonnenschein hört auf.
Biathletin Magdalena Neuner (hier beim Empfang in Wallgau, 29. April 2011) wird man schon nach der aktuellen Wintersaison 2011/2012 eher abseits der Piste antreffen. Photo: GraceKelly, Wikipedia
Auf ihrer Website nimmt Neuner ausführlich und persönlich Stellung:

"Bevor die nächsten Wettkämpfe anstehen, habe ich jedoch noch etwas Wichtiges, das ich Euch gerne mitteilen möchte. Eigentlich hatte ich geplant, Euch das schon vor zwei Wochen zu sagen, aber leider war mir das aus organisatorischen Gründen nicht möglich und ich musste einen späteren Termin wählen. Das war mir sehr unangenehm, weil ich eigentlich von Anfang an, ehrlich und offen mit dem Thema umgehen wollte.

Immer wieder wurde ich in den letzten Interviews gefragt, wie lange ich denn noch Biathlon machen werde. Es wurde sehr viel spekuliert und ich musste mich immer heraus winden und um den heißen Brei herum reden. Ich habe gesagt, sobald ich mehr weiß, werde ich dies bekannt geben. Ich habe eine Entscheidung getroffen, die für mich persönlich richtig und auch sehr gut überlegt ist, und ich bin froh, dass ich endlich ehrlich das aussprechen kann, was ich denke.

Ich werde meine Karriere als Biathletin nach dem Winter beenden. Für einige von Euch ist das jetzt sicherlich sehr überraschend und unangenehm. Das kann ich gut nachempfinden und verstehe, dass diese Entscheidung nicht leicht nachvollziehbar ist und jeder von Euch anders darüber denkt. Lange Zeit habe ich mit mir gehadert, mir Gedanken gemacht, die Situation aus mehreren Blickwinkeln betrachtet und habe dabei natürlich auch an Euch gedacht. Ich habe es mir mit Sicherheit nicht leicht gemacht. Doch mittlerweile habe ich eine Entscheidung getroffen und habe einfach das Gefühl, dass die Zeit reif ist für eine Veränderung und mich nach dem Sport etwas Neues, ganz Tolles erwartet!
Zum einen sehne ich mich nach Normalität, nach ein wenig mehr Ruhe und danach, einfach mal die Dinge machen zu können, die ich in meinem Sportlerleben nie machen  konnte; zum anderen bin ich sehr motiviert neue Dinge auszuprobieren, habe schon viel getestet und mit Sicherheit auch Fähigkeiten in anderen Bereichen. Vielleicht könnt ihr mir ja dabei helfen, neue Ideen zu entwickeln. Dafür wäre ich euch sogar sehr dankbar und bin offen für Anregungen, wenn sie zu mir passen.
Irgendwann spielt auch das Thema Familienplanung für mich eine Rolle, das können bestimmt gerade die Frauen unter Euch gut nachvollziehen.
Doch vorher möchte ich einfach erst mal noch ein paar Dinge ausprobieren. Zur Zeit bin ich noch dabei, den C-Lizenz Trainerschein zu machen und freue mich darauf, Kindern und Jugendlichen meine Erfahrungen, die ich als Sportlerin gemacht habe, als Trainerin weiter zu geben.

Auf jeden Fall werde ich euch erhalten bleiben, eben einfach nur an einer anderen Stelle und ich würde mich freuen,  wenn ihr mich auf meinem neuen Lebensabschnitt begleitet. Über diese zukünftigen Entwicklungen halte ich euch regelmäßig auf dem Laufenden.
Die letzten Jahre waren eine ganz besondere und aufregende Zeit für mich – und ich genieße meine Zeit im Sport immer noch sehr!

Jetzt freue ich mich erst einmal sehr auf den bevorstehenden Winter, vor allem natürlich auf die WM in Ruhpolding. Auf Euch Fans, die tolle Stimmung in den Stadien und die schönen Dinge, die ich im Sport noch erleben darf. Es wird für uns alle bestimmt eine ganz schöne Saison und ich würde sagen – lasst sie uns einfach so richtig genießen und zusammen feiern!
"

Am Ende der gerade erst begonnen Wintersaison soll also Schluß sein. Aufhören, wenn es am Schönsten ist. Den Sport an den Nagel hängen, bevor die Leistungs- und Motivationskurve nach unten weisen nötig Respekt ab. Respekt insbesondere weil Magdalena Neuner wahrscheinlich ihr biologisches Hochleistungsalter erst in 4-5 Jahren erreicht. Chapaeu, erfolgreiche Abschiedssaison - und auf ein glückliches DNS 2013.

Links: Stimmen zum Rücktritt und Ausblick auf einen Rücktritt vom Rücktritt.