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Samstag, 13. August 2011

Trotz Goldstandard, deutsche Ironman Triathlons in den Printmedien unter Druck

Es ist eine bizarre Situation für Ironman-Renndirektor Kai Walter aus Hanau Steinheim. Bis auf den Ironman 70.3 Wiesbaden prosperieren die ihm unmittelbar unterstellten Ironman Triathlons Frankfurt am Main und Regensburg wie in den Jahren zuvor. Sie sind rasend schnell ausgebucht und platzen aus allen Nähten, neue Events wie auf Mallorca können etabliert werden. Trotzdem scheint die öffentliche Stimmung der Meinungsbildner zu kippen. Dabei setzen die vom mittlerweile aus dem operativen Geschäft ausgeschiedenen Präsidenten der Xdream Sports & Events GmbH Kurt Denk und später berufenen Geschäftsführer Kai Walter initiierten Events den Goldstandard in Europa. Zusammen mit den von der Klagenfurter TRIANGLE Show & Sports Promotion gmbh und der Schweizer BK Sportpromotion AG um Geschäftsführer Patrick Schmid aufgebauten Ironman in der Schweiz, Österreich, Frankreich und Südafrika kann kaum ein anderer Ironman auf der Welt mit der Organisationsqualität mithalten.
Glänzend in Politik und Wirtschaft vernetzt. Kurt Denk mit Hessens jetzigem Ministerpräsidenten Volker Bouffier bei der Pressekonferenz  des Ironman in Frankfurt  2009. Photo: Ingo Kutsche
In den entscheidenden Kriterien Streckenauswahl, Absicherung, Verpflegung gibt es wenige Triathlons weltweit die dieses Niveau mitgehen können. Doch irgend etwas läuft aktuell falsch. Wenn man FAZ, Frankfurter Rundschau, Mittelbayerische Zeitung, Wiesbadener Kurier, Wetterauer Zeitung und Co. aufschlägt liest man zunehmend kritische Zwischen- und Untertöne. Die Luft soll raus sein, die Felder der Profis unattraktiv und zweitklassig, man arbeitet sich an organisatorischen Kleinigkeiten, wie Erntezeiten der Bauern, Bustransfers, Streckenumleitungen, Nachbarschaftsstreitigkeiten, Schäden an Bäumen und angeblicher Geldgier, kombiniert mit Abzocke der öffentlichen Hand ab.

Angefangen hat die Welle negativer Meldungen für den Aussenstehenden mit dem letztjährigen Malheur beim Ironman 70.3 Wiesbaden und den danach bekannt gewordenen Magen-, Darmerkrankungen vieler Teilnehmer. Davor gab es lediglich vereinzelt reißerische Meldungen zur Änderung des zugrunde liegenden Geschäftsmodells. Das bisherige Franchisemodell der World Triathlon Corporation mit verschiedenen eigenständigen Agenturen, wie etwa der Xdream wurde nach dem Einstieg des neuen Eigentümers Providence Equity Partners in der über der WTC angesiedelten World Endurance Holding verworfen. Die Events werden nun selbst oder von Tochtergesellschaften betrieben. Die WTC wird noch immer optimiert und an der ein oder anderen Stelle subtil oder deutlich sichtbar der Rotstift angesetzt, um neben anderen Aspekten natürlich auch die Profitabilität zu trimmen.

Die Kritik in diesem Jahr zeigt jedoch deutlich, dass Xdream das Spiel mit den Medien nicht mehr so gut beherrscht, wie in den Jahren zuvor. Die Qualität der Kritik erreicht ein anderes Niveau. Der  positive Gründergeist scheint verloren - Katerstimmung. Gut, die Special Interest Magazine und Triathlon Postillen haben nach Jahren der Grabenkampfes und Lobbyismus zu neuer Sachlichkeit zurückgefunden. Wo liegen also die Gründe für die Zäsur in den Printmedien?

Der Ironman Germany 2002, noch ganz ohne Aufwertung als Europameisterschaft. Kurt Denk mit Lew Friedland,  damaliger Präsident der World Triathlon Corporation. Denk genießt mittlerweile das Leben des "Elder Statesman" von Xdream und pendelt zwischen verschiedenen Standorten mit besten Möglichkeiten zum alpinen Abfahrtsski und Windsurfen. Photo: TFrahmS
Eine Ursache mag in der Schwächung des in den ersten Jahren perfekt harmonierenden und arbeitsteilig wirkenden Duos Kurt Denk und Kai Walter liegen. Denk, das Gesicht des Ironman, der Netzwerker und Lobbyist, Walter die operativ ausführende Kraft, die zusammen mit Denks Ehefrau Ines Denk die Fäden vieler Aspekte des Tagesgeschäfts in der Hand hielt. Nach dem Rückzug des Visionärs und Machers Kurt Denk in den Ruhestand, der als Reiseveranstalter die Lizenz für den Ironman von Roth nach Frankfurt am Main holte, scheinen die Verbindungen nicht nur nach ganz oben in die Landespolitik und das Bankenwesen der öffentlichen Hand gelitten zu haben. Die sonst konstruktiven und lösungsorientierten Gespräche mit den sanktionierenden Sportverbänden DTU, BTV und HTV wurden von Walter vielleicht mit einer unnötigen Härte geführt, als zu Zeiten eines Kurt Denk. Der entsprechende Gegenwind sorgte schon damals bei der Etablierung des Ironman Regensburg für verstörende öffentliche Äusserungen.
Kai Walter und Kurt Denk sind nicht mehr das eingespielte Team, wie in den Gründungsjahren des Ironman in Frankfurt.  Zerwürfnis ist ein großes Wort, man zieht aber sicherlich nicht mehr an einem Strang. Walter steht unter Druck und muss sich mit einer zunehmend kritischer schreibenden Presse auseinandersetzen. Photo: Ingo Kutsche
Der Druck unter dem Kai Walter steht mag sich auch durch den Umstand ableiten lassen, dass sich Felix Walchshöfer von der konkurrierenden Challenge-Serie aus Roth berufen fühlt, in den lokalen Medien lobend das verbesserte Verhältnis zwischen den beiden Standorten und Geschäftsführern hervorzuheben. Neu gewonnene Stärke aus Roth, neue sachliche Professionalität oder schlicht Ablehnung einer kolportierten Rückkehr von Denk in das operative Geschäft von Xdream? Eine Position, die seit dem Einstieg von Providence für Denk deutlich an Attraktivität und Entscheidungsbefugnis verloren hat?

Zu viel Druck, Luft raus, Sommerloch oder Sommergewitter? Was immer auch die kommenden 2-3 Jahre für den Ironman bringen werden. Dem Standort Deutschland sind die europäischen Ironman Triathlons weiter zu gönnen, als Wirtschaftsfaktor, als Plattform für Profisportler, als erstklassige Sportevents und das Ziel auf das viele Triathletinnen und Triathleten hinarbeiten. Vielleicht konzentriert sich die schreibende Zunft am kommenden Wochenende nicht nur auf zweitklassige Profifelder, Wasserqualitäten, echte Fauxpas' wie mobile Toilettenanlagen auf Gedenkstätten für NS-Opfer und  fehlende Pendelbusse.

Zumindest zur 5. Auflage in Wiesbaden sind packende Positionskämpfe zwischen Sebastian Kienle, Filip Ospaly, Andi Böcherer, Terenzo Bozzone, Mathias Hecht, Alessandro Degasperi bei den Herren und Mary Beth Ellis, Kristin Möller, Karin Thürig, Yvonne van Vlerken, Nicole Woysch, Melanie McQuaid, Sofie Goos, Joanna Lawn und Natascha Badmann bei den Damen zu erwarten. Freuen wir uns darauf. Kai Walter und die österreichische Führung für Europa muss sich danach um einen Masterplan für Public Relations und politisch-wirtschaftlichen Lobbyismus in Deutschland kümmern.

Donnerstag, 11. August 2011

Erfolgreiche Strategien zur Vermeidung von Magen-, Darmproblemen im Triathlon

Kurz vor 6:00 Uhr am Morgen. Die Sonne ist noch nicht aufgegangen über der malerischen Bucht von Kailua-Kona, Hawaii. Für den Münchener Faris Al-Sultan soll sie an diesem Tag auch nicht aufgehen. Mit leichenblassem, grünlich schimmerndem Gesicht liegt der Ironman Weltmeister von 2005 völlig K.O. in einem Mietwagen und hadert sichtlich mit der sich abzeichnenden Erkenntnis. DNS, kein Start im Südpazifik, keine 3,8km Schwimmen im Meer, keine 180km Radfahren, schon gar keinen Marathon in den Lavafeldern am Natural Energy Lab. 
Im Triathlon spielt neben Schwimmen, Radfahren, Laufen und dem Wechsel auch die Ernährung eine entscheidende Rolle. Wenn einmal Sand ins Getriebe gerät, neigen sich beim Menschen sehr schnell Akku und Wohlbefinden gegen Null. Photo: Wikimedia GPL Commons
Landsmann Normann Stadler zwängt sich indessen schwitzend in seinen Schwimmanzug. Doch auch er sieht nicht gut aus. Startschuss, Wechsel, ab auf das Rad. Nach beständigem Erbrechen auf den ersten Kilometern zieht auch er endlich die Reißleine: DNF. Nach knappen drei Stunden Sport wird ein Gewichtsverlust von 4,5kg beim Doppelweltmeister verzeichnet. Im Jahr 2007 ging unter den Triathleten auf Hawaii sprichwörtlich die Seuche um, wahrscheinlich das Norovirus.

Ein Sprung zurück in der Zeitreise. Alii Drive, Hawaii. Natascha Badmann leidet zusehends auf der Marathonstrecke. Mehrfach muss sich die Schweizerin übergeben, kann keine Getränke bei sich behalten. Die Frau mit den meisten Hawaii-Titeln nach Paula Newby-Fraser stützt sich in ihrem gelben Renndress mit beiden Händen gegen die hüfthohe, aus dunklen Lavasteinen aufgebaute Mauer. Rhythmische Krampfwellen durchzucken ihren erschöpften Körper, bevor es weitergeht - Richtung Finishline.

Welche Gefahren lauern da draußen für Triathleten, die derartig auf den Magen schlagen können? Welche Strategien gibt es für Athleten, Betreuer und Veranstalter?

Fast jeder Profitriathlet hat bei dem ein oder anderen Ironman tiefe Täler mit Magenproblemen durchschreiten müssen. Natascha Badmann (Ironman Südafrika 2006) kämpfte auf Big Island zuweilen nicht nur gegen ihre Konkurrentinnen. Photo: Triangle
Szenenwechsel, Schiersteiner Hafen bei Wiesbaden. Die Wasserqualität der Schwimmstrecke des Ironman 70.3 Wiesbaden mit integrierter Europameisterschaft steht unter beständiger Kontrolle. Die Werte werden gewöhnlich auf der Website der zuständigen Ämter oder bei privat veranlassten Messungen etwa auf der Event-Webseite veröffentlicht. Nicht so unmittelbar vor dem Rennen. Ein Umstand, der wenig später zu Kritik an der Informationspolitik von Renndirektor Kai Walter führen sollte. Unmittelbar nach dem Event melden sich erste Stimmen und beklagen Magen-, Darmprobleme mit zum Teil starken Symptomen. Die Zahlen der Erkrankten schnellen in die Höhe. In einem Fall kann das Norovirus nachgewiesen werden. Kein klassischer Kandidat für verunreinigte Gewässer, wenngleich es überwiegend fäkal-oral übertragen wird.
Die Konsequenzen sind vorsorglich gezogen worden, wenngleich noch immer die Ursachen nicht abschließend geklärt sind. Seit 2011 schwimmt man beim Ironman 70.3 Wiesbaden im Waldsee Raunheim.
Das Schwimmen beim Ironman 70.3 Wiesbaden stand 2010 unter starker Kritik. 2011 wird der Triathlon  im Waldsee Raunheim gestartet. Photo: Ulihb
Anfang August, ein knappes Jahr später. Nach dem Fuldataler Triathlon melden sich irrtümlich erkrankte Triathleten ab dem Folgetag bei mir, weil auch der Wettkampf meines "Heimatvereins" im gleichen Fluss stattfindet. Niederschlag der vergangenen Tage sorgte für verstärkten Zulauf von Oberflächenwasser, geschwommen wird für fast alle Distanzen und Klassen im Fluss. Für Semiprofi Daniel Schmoll sollte der Triathlon ein letzter Formtest vor Wiesbaden sein. "Test geglückt, Athlet krank" lautet das selbstironische Fazit.
Die Symptome der Triathleten beinhalten allesamt starken Brech-Durchfall und Kopfschmerzen in teilweise so schwerem Ausmass, dass Ärzte konsultiert werden. In zwei Fällen, der schlagartig auf mehrere Dutzend hochgeschnellten Zahl der Erkrankten werden als Verursacher klassische Fäkalbakterien, Streptokokken, im Labor nachgewiesen. Der Fluss hat an dieser Stelle eine ausgewiesene Gewässerklasse II (gute Wasserqualität) ohne besondere Einschränkungen und ist flussauf- und abwärts von Kläranlagen und Überlaufbecken im Radius von unter 5 Kilometern ausgestattet. "Also braucht man keinerlei Bedenken zu haben!" heißt es beim Veranstalter noch immer auf der Website.

So unterschiedlich die drei Fälle sind, so eindeutig die Analyse. Treten erste Meldungen von Erkrankungen auf, mauern Veranstalter aus Angst vor einem Imageverlust oder Haftung massiv. Ein Interesse an einer Aufklärung, um zukünftig Fehler zu vermeiden oder frisch erkrankte Athleten rechtzeitig der passenden medizinischen Behandlung zuzuführen ist kaum erkennbar. Eine Beweissicherung ist bei Gewässern, insbesondere bei Fließgewässern schwer. Auf- und Abbau, auch von Orten klassischer Schmierinfektionsherde wie Toiletten, Verpflegungsständen, Startnummernausgaben, etc. erschweren die nachträgliche Ursachenforschung immens.

Die wichtigsten Hygienetipps
  1. Nach mäßigem Regenfall ist in den Stunden und Tagen danach mit dem Eintrag von Keimen aus Oberflächenwasser zu rechnen. Training in offenen Gewässern verbietet sich für mindestens 24 Stunden. Im Wettkampf kann eine konservative Rennstrategie für weniger verschlucktes Wasser und geringeres Kontaminationsrisiko sorgen.
  2. Starkregen oder Regenfälle über mehrere Tage können Schwimmstrecken im Einzugsgebiet von Landwirtschaft und Kläranlagen massiv beeinträchtigen. Jetzt vorgenommene Messungen würden die Gewässergüte unterhalb der gewünschten Badequalitäten einstufen.
  3. Handhygiene. Händeschütteln unter Sportlern ist beliebt. "Ich fühle mich nicht so gut, irgendwie komisch" ist nach dem Händeschütteln zunächst ein Grund den Kollegen ernsthaft zu fragen, ob er auch mit 42° Fieber oder einer starken Erkältung noch immer die Hände fremder Leute schüttelt. 

    Grundsätzlich führen beim Ironman Hawaii fast alle Profis Handdesinfektionsmittel bei sich. Sie kommt routinemässig nach dem körperlichen Kontakt mit den in der Tropensonne schwitzenden Fans, etwa nach Autogrammstunden zum Einsatz.
  4. Veranstalter kleiner Events nutzen oftmals Leitungswasser zur Versorgung der Athleten. Es wird in (lebensmittelechten) Kanistern und Schläuchen transportiert und aufbewahrt. Wurden diese nicht ausreichend gereinigt und trocken eingelagert, drohen Probleme. Ähnliches gilt für Behältnisse, denen noch Reste von Reinigungsmitteln oder Desinfektionsmitteln anhaften.
  5. Bei den beliebten Schwammstationen kann es bei Hitzerennen passieren, dass der ein oder andere übereifrige Athlet gleich den ganzen Kopf oder andere Körperteile ungefragt in den zugehörigen Behälter stopft. Schwämme werden oftmals am Renntag mehrfach verwendet. Das heißt von der Strecke oder den Sammelstationen aufgehoben und erneut gewässert. Wasser aus Schwämmen trinken? Kein gute Idee!
  6. Gegen verdorbene Lebensmittel ist man schwerlich gefeit. Gerade nach dem erfolgreichen Triathlon sollte auch unter Berücksichtigung der geschwächten Immunabwehrreaktion (Open Window Effekt) und bei hochsommerlichen Temperaturen auf leicht verderbliche Ware im Zielbereich oder aus fragwürdigen Quellen verzichtet werden.

Es gibt aber durchaus noch andere Problemverursacher, die auf den Magen schlagen können.
  1. Den etablierten Ernährungsempfehlungen der großen Hersteller und Ernährungsberater sollte man unter den Aspekten der Flüssigkeitsmenge und maximalen Kohlenhydratzufuhr pro Stunde, Frequenz der Nahrungsaufnahme, Arten der Kohlenhydratquellen, Mineralstoffen und Mikronährstoffen folgen.
  2. Überlastung durch zu hohe Intensitäten, große Hitze, ungewohnte Sitzpositionen auf dem Zeitfahrrad, zu eng sitzende und einschnürenden Kleidung, Dehydratation oder zu viel Nahrungs- oder Flüssigkeitsaufnahme können die Verdauung negativ beeinflussen.
  3. Ungewohnte Ernährung und ungewohnte Zeitpunkte der Nahrungsaufnahme sollten vor dem Wettkampf vermieden werden.
  4. Im Wettkampf sollte auf bekannte Produkte, die bereits bei hohen Intensitäten und über einen Zeitraum analog zum Wettkampf vertragen wurden, ausgewichen werden.
  5. Bei vom Veranstalter selbst angerührten Getränken muss auf eine angemessene Konzentration geachtet werden. Diese kann bei sehr kalten (stärker konzentriert) oder sehr heißen Bedingungen (weniger stark konzentriert) abweichen. Im Zweifel kann ein Konzentrat oder selbst angerührte hochkonzentrierte Mischung mitgeführt werden und mit Wasser von den Verpflegungsstationen gemischt werden. Dazu muss man lediglich an der Flasche des Konzentrats waagerechte Striche anbringen, die eine Referenz für die zu trinkende Menge darstellt. Nachspülen mit Wasser nicht vergessen. Alternativ kann man Wasser und Konzentrat in einem offenen Trinksystem am Lenker zusammenmischen.
  6. Zu kalte, vielleicht sogar eisgekühlte Getränke bringen einen Magen schnell zur Rebellion.

Dienstag, 2. August 2011

Training Day - Andreas Raelert nutzt Schlupfloch im Qualifikationssystem beim Ironman Triathlon

Der Boden des Rother Stadions bei der Challenge 2011 vibriert leicht durch die Beschallung mit den riesigen Lautsprecher und vom rhythmischen Klatschen und Stampfen der Zuschauer, die die bis dahin eindrucksvollste Darbietung von Andreas Raelert im Triathlon überhaupt miterleben konnten.
Andreas Raelert bestreitet nach seinem fulminanten Auftritt in Roth den Pflicht-Ironman in Regensburg offensichtlich aus dem vollem Training und verknüpft in der Not eine Charity-Aktion mit den Zwängen des Regelwerks. Photo: Ingo Kutsche
Der Rostocker dikitierte ab dem Startschuss dem gesamten Feld seine Rennstrategie auf und lieferte eine blitzsaubere und physisch und psychisch erschöpfende Leistung ab. Hat Deutschland nach Stadler und Al-Sultan wieder ein richtig heißes Eisen für den Sieg beim Ironman Hawaii im Feuer? Eigentlich schon, wenn nicht das "neue" Qualifikationssystem, die Kona Pro Rankings (KPR) für den dritten Start auf Big Island im Wege wäre.

Mit seinem zweiten Gesamtrang wäre einer der wohl komplettesten Triathleten aktueller Zeit vor zwei Jahren ohne weitere Sorgen und Nöten startberechtigt gewesen. Dieser Umstand trifft für den Ironman Hawaii 2011 nicht mehr zu. Der 13. des aktuellen Rankings muss vor Ende des Qualifikationszyklus am 31. August 2011 noch die Kleinigkeit einer vollen Ironman-Distanz ins Ziel bringen. Gewertet werden kann nur ein Triathlon aus dem eigenen Markenportfolio der World Triathlon Corporation (WTC), die für die aktuelle Saison ein Punktesystem eingeführt hat, das grundsätzlich von den Athleten angenommen wird, aber des Feintunings bedarf.

Für diverse Triathlonrennen im Ironman und Ironman 70.3 stehen verschiedene Punkte zur Verfügung. Zwischen Punkten und bestimmten Events gibt es wechselseitige Beziehungen: Je wertiger und wichtiger ein Ironman, desto mehr Punkte gibt es und umgekehrt. Die wesentlichen Kriterien des KPR beinhalten derzeit:
  • Die 5 besten Events kommen in die Wertung
  • 2 Ironman müssen in die Wertung, max. 3 Ironman 70.3 werden gewertet
  • Es können bis zu 5 Ironman Events in die Wertung eingebracht werden
  • Die 40 besten männlichen und 25 weiblichen Profis qualifizieren sich (bis 31. Juli)
  • Werden nicht alle Plätz angenommen darf nachgerückt werden
  • Nicht eingelöste Punkte verfallen in der Folgesaison und können nicht in den nächsten Qualifikationszyklus transferiert werden
  • Die 10 besten Männer und 5 besten Frauen qualifizieren sich zum 2. Stichtag (31. August)
  • Hawaiisieger sind 5 Jahre automatisch qualifiziert, sofern sie in der Saison einen Ironman außerhalb der WM finishen
Kritiker beanstanden an dem aktuellen System die zum Teil wenig ausbalancierte Vergabe der Punkte für manche Events, bei denen ein Sieg mit 1.000 Punkten weit hinter den ausgeschütteten 4.000 Punkten, etwa der EM in Frankfurt am Main  oder beim Ironman Texas bliebe. Ehemalige Top-Triathleten, wie Mark Allen, Dave Scott, Peter Reid oder Natascha Badmann starteten vor ihren großen Siegen oftmals bei nur sehr wenigen Triathlons und schon gar nicht über die volle Distanz. Die heutigen Triathleten müssen selbst bei herausragenden Ergebnissen 2 bis 5 Starts absolvieren und sind im dümmsten Fall qualifiziert aber müde oder verletzt.

Andreas Raelert, muss also nach seinem Erfolg in Roth formal noch den Qualifikationskriterien der WTC entsprechen und diesen einen Ironman sicher ins Ziel bringen. Gelingt dies nicht, fehlt er beim Ironman Hawaii 2011.
In einem ähnlichen Dilemma, zzgl. aktuell noch fehlender Punkte steckt sein Bruder Michael auf Listenplatz 47. Die fehlenden Punkte könnte die geplante Titelverteidigung bei der EM im Ironman 70.3 (1.500 für Platz 1) und einen Listenplatz in den Top 30 einbringen. Mögliche Ironman Events zur Erbringung des Pflichtstarts sind der unwahrscheinliche Start zusammen mit seinem Bruder in Regensburg oder die Ironman Events auf dem nordamerikanischen Kontinent drei Tage vor Ende der Qualifikationsperiode am 28. August. Gefährlich dicht am Ironman Hawaii werden am gleichen Tage beim Ironman Louisville und Ironman Canada die letzten Punkte vergeben und anschließend die KPR finalisiert, bevor sie am 3. September veröffentlicht werden. Stehen nach Ende der verbleibenden drei Ironman von Regensburg, Louisville oder Penticton DNS oder DNF hinter dem Namen Michael Raelert bleibt nur das Hoffen und Bangen auf eine Wildcard durch den Status des amtierenden Welt- und Europameisters im Ironman 70.3 Triathlon.

Um auch in der Saison nicht ausschließlich bei Triathlons der WTC zu starten, greift der zweifache Olympiateilnehmer Andreas Raelert auf einen legalen Kniff zurück. Ein Trick, den Kai Walter als Geschäftsführer der ausführenden Eventagentur Xdream nicht sehr begeistern dürfte. Schließlich fällt der heißeste Titelanwärter schon vor dem Start ein wenig aus dem Fokus der Auguren und Medien-Maschinerie. Raelert bestreitet den kommenden Ironman Regensburg quasi aus dem Training.

Die WTC kann wenig Interesse haben, dass hochklassige Triathleten ihre Wettkämpfe zu Charity-Events und Trainingsfahrten mit angezogener Handbremse umdeklarieren. Sie könnte mit einem geänderten Passus der KPR gegen das aktuelle Schlupfloch reagieren: Jener ins Ziel zu bringende Pflicht-Ironman muss vergleichbar einer erfolgreichen Partizipation an den Preisgeldauszahlungen innerhalb einer Karenzzeit erfolgen. 8-15 Prozentpunkte auf die Siegerzeiten, gekoppelt mit einem automatischen Erfüllen der Anforderungen bei einem etwaigen Top 3 Finish erscheinen realistisch. Ob es dabei bei Starts der Ausnahmetriathletin Chrissie Wellington eine Sonderregelung abseits der engen Karenzzeiten für die Mitbewerberinnen geben muss, ist vor Einführung detailliert zu diskutieren.

Raelert gibt dem Trainingstag in Regensburg einen karitativen Hintergrund. Für jeden Athleten vor ihm im Ziel soll eine Spende für einen gemeinnützigen Zweck von 10 bis 20 Euro vorgesehen werden. Bei dem geplanten Platz im Mittelfeld wird insgesamt einen Erlös um die 10.000 Euro erwartet, dessen Empfänger seine Fans vorgeben können. Der Wortlaut im Original:

"Die unglaublich schönen Momente, die ich bei der Challenge in Roth erleben durfte, sind immer noch präsent. Ich bin nun schon wieder in den Trainingsprozess eingestiegen und verspüre noch immer eine starke körperliche wie auch mentale Müdigkeit. Ich freue mich sehr auf den Start am kommenden Sonntag beim Ironman in Regensburg. Im Hinblick auf meinen Saisonhöhepunkt - die Ironman Weltmeisterschaft auf Hawaii – habe ich mich dazu entscheiden, auf meine momentane körperliche Verfassung Rücksicht zu nehmen und ich möchte deshalb mit einem besonderen Ziel an den Start gehen.
Dem Sport habe ich so viel zu verdanken und daher möchte ich die Möglichkeit nutzen, etwas zurückgeben zu können. Um eine Nachhaltigkeit zu erreichen, möchte ich gemeinsam mit meinen Partnern beim Ironman in Regensburg Geld für einen guten Zweck sammeln.
Mir ist es sehr wichtig zu betonen, dass dieser caritative Gedanke ein sehr ernsthaftes Anliegen von Micha und mir ist.
Viele von Euch, die am Sonntag in Regensburg bei einem sehr erlebnisreichen Rennen an den Start gehen, werden auch aktiv für einen guten Zweck teilnehmen und dazu beitragen, ein wohltätiges Projekt zu unterstützen. Gemeinsam mit unseren Partnern werden wir für jeden Athlet, der in Regensburg vor mir die Ziellinie überquert, einen Betrag zwischen 10-20 Euro spenden. Ich halte es für realistisch, mich im Mittelfeld aller Teilnehmer platzieren zu können, so dass der Erlös einen hoffentlich effektiven Gesamtbetrag einbringen wird.
Der Spendenbetrag soll hundertprozentig transparent und nachhaltig eingesetzt werden und deshalb möchte ich Euch auch gerne um Eure Mithilfe und Unterstützung bitten.
Was wäre Eurer Meinung nach der beste Verwendungszweck für diese Spende? Wem sollte der gesammelte Betrag zu Gute kommen? Ich würde mich über Eure Vorschläge sehr freuen!

An dieser Stelle möchte ich mich für Euer Engagement und Eure Mithilfe bedanken!"

Euer Andy

Montag, 25. Juli 2011

Klagenfurt neues EU-Headquarter im Ironman Triathlon, Petschnig neue Nummer 1

Stefan Petschnig ist der neue Managing Director Europe & South Africa der World Triathlon Corporation (WTC) für die Ironman Events EMEA. Nach einem kurzen Ausflug in die Politik als Spitzenkandidat der Bürgermeisterwahl von Klagenfurt 2009 folgt er damit Kai Walter als mächtigster Vertreter der WTC in Europa nach. Helge Lorenz, mit dem Petschnig bereits zu Zeiten von Triangle Events zahlreiche Ironman Veranstaltungen in Europa und Südafrika aufbaute, wird Managing Director Business Developement. Ihr ehemaliger Kompagnon Georg Hochegger hatte sich zwischenzeitlich nach dem Verkauf der Franchise-Sparte von Triangle an die WTC mit einem eigenen Rennformat abgespalten.

In Klagenfurt laufen zukünftig die Fäden für Ironman zusammen, Stefan Petschnig ist der neue mächtige Mann der WTC in Europa. Screenshot: Website Triangle.cc
Selbst das Marketing und der Finanzbereich sollen direkt von Klagenfurt aus gesteuert werden. Der ehemalige Banker Andreas Zois steuert als neuer Head of Finance Europe & South Africa die Interessen des vom Private Equity Fonds Providence Equity Partner kontrollierten Lifestyle-Unternehmens. Zois war zuletzt Finanzvorstand der Hirsch Servo AG Glanegg. Den schwelenden Machtkampf hinter den Kulissen um die europäische Vormachtstellung hat das Klagenfurter Trio mit der Vereinigung der drei entscheidenden Positionen endgültig zu seinen Gunsten entschieden. 

Zois ist die jüngste Neubesetzung einer Reihe von zum Teil spektakulären Personalentscheidungen der WTC. Die letzten größeren Änderungen bestanden in dem Rückzug von Kurt Denk auf den Posten des Chairmans der u.A. für Frankfurt verantwortlichen Agentur Xdream Sports & Events, sowie in der Berufung von Andrew Messick als CEO und damit Nachfolger des nun als Präsident der World Triathlon Corporation auftretenden Ben Fertic. Messick, vormals CEO des amerikanischen Sportrechte-Spezialisten Anschütz hat sich derzeit nicht näher zu weiteren Konsolidierungsmaßnahmen in Europa oder im asiatisch-pazifischen Raum geäußert.

Walter, ehemaliger Major der Bundeswehr verbleibt weiterhin in Hanau-Steinheim und ist in die Ausführung der Rennen von Frankfurt, Wiesbaden und Regensburg maßgeblich involviert. Die operativen Aufgaben liegen somit weiter bei Xdream als Ansprechpartner vor Ort. Der Status von Frankfurt als Europameisterschaft gilt  nach Vertragsverlängerung bis 2016 mit der Stadt für die nächsten Jahre ebenfalls als gesichert und soll kurzfristig eine weitere Aufwertung durch eine neue Serienwertung erfahren. 

Weitere Informationen auch via FAZ und Kleinezeitung.

Dienstag, 13. Oktober 2009

Challenge Serie inklusive Challenge Roth schon 2010 unter der Flagge der World Triathlon Corporation und Ironman?

Die TEAMChallenge GmbH und ihr Geschäftsführer Felix Walchshöfer haben durch die sie vertretenden Anwälte Dr. Scholz & Weispfenning via FAX und E-Mail vom 15.10.2009 nach dem durch 3athlon.org bereits erfolgten Zurückziehen des Artikels zum Thema Challenge Roth und Ironman einen Widerruf und eine kostenpflichtige Unterlassung über 1.005,40 Euro eingefordert. 3athlon.org hat zum Schutz der verschiedenen, Informationen beisteuernden Personen den Artikel zurückgezogen und veröffentlicht einen Widerruf, weil wir zur Publizierung verpflichtet sind:

In dem Artikel "Challenge Serie inklusive Challenge Roth schon 2010 unter der Flagge der Word Triathlon Corporation und Ironman?" wurde die Vermutung aufgestellt, es besteht offensichtlich ein konkretes Kaufangebot und ein Vorvertrag der Word Triathlon Corporation an die Rother TEAMChallenge GmbH als Veranstalter und Markeninhaber der Challenge-Serie mit dem Flaggschiff Roth Triathlon. Diese Vermutung ist falsch und wird widerrufen.

Die folgende Information darf gemäß Widerruf und Unterlassungserklärung vom 15. Oktober 2009 (MEZ) folglich nicht mehr verbreitet werden und wird zurückgezogen:

Wie 3athlon.org bei wohl informierten Kreisen in den USA und von TV-Verantwortlichen recherchieren und verifizieren konnte, besteht offensichtlich ein konkretes Kaufangebot und ein Vorvertrag der World Triathlon Corporation (WTC) an die Rother TEAMChallenge GmbH als Veranstalter und Markeninhaber der Challenge-Serie mit dem Flaggschiff Challenge Roth Triathlon. 

Aus den bisherigen Konkurrenten Ironman European Championship Frankfurt, Ironman Regensburg und Ironman 70.3 Germany Wiesbaden auf der einen und der Challenge Roth und seiner Ableger auf der anderen Seite würde in der Triathlonlandschaft Europas eine einmalige Partnerschaft entstehen. 

Der beim Ironman Hawaii Triathlon auch aus privaten Gründen anwesende Felix Walchshöfer trifft nach dem dauerhaften Wegfall von Quelle als Titelsponsor in Ermangelung eines Nachfolgers für das Rennen in Roth damit wohl die beste Entscheidung seines Lebens, müsste sich dann aber formal den beiden Geschäftsführern der Maintaler Ironman European Headquarters Kurt Denk und Kai Walter unterordnen. 

Nach dem Ausstieg der Rother Veranstaltung aus der Ironman Weltserie im Jahr 2001 etablierte die Agentur eine eigene kleine Serie über die volle und halbe Langdistanz mit verschiedenen Stationen in Barcelona (ESP), Barcelona-Maresma (ESP), Niederbronn Les Bains (FRA), Kopenhagen (DEN), Kraichgau (GER), Roth (GER), Walchsee-Kaiserwinkl (AUT) und Wanaka (NZL).

Nach vorliegenden Informationen soll die Challenge weiterhin als eine dritte Serie neben den beiden WTC-Serien Ironman und Ironman 70.3 erhalten bleiben, also nicht direkt unter dem Ironman Label laufen. Challenge bliebe so als Consumer-Marke in der rasant wachsenden WTC mit dem innovativem Staffelkonzept und attraktivem Preisniveau erhalten. Ironman wäre die Premiummarke, mit Hawaii-Qualifikation, dem Mythos und höheren Preisen. 

Damit wäre der Wunsch der dreifachen Ironman Weltmeisterin Chrissie Wellington (GBR) nach "vielen verschiedenen Rennen und Serien" vorerst in Erfüllung gegangen. Ob der zweite Teil des Wunsches nach Rennen "über viele verschiedene Distanzen jenseits von Ironman 70.3 und Ironman" eine Umsetzung durch die WTC finden wird ist noch Ungewiss, weil nach Informationen von 3athlon.org alte Verträge zwischen der WTC und der International Triathlon Union (ITU) den Handlungsspielraum einschränken. Die WTC soll die Nutzung des Titels "World Championship" angeblich nur für die Halbdistanz über 1,9 km Schwimmen, 90 km Radfahren und 21 km Laufen, sowie die Langdistanz über 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,195 km Laufen eingeräumt worden sein.