Dienstag, 7. November 2017

DTU-Präsident Engelhardt fordert Gesamtkonzeption „Sport für die Gesellschaft“

Während des Verbandsrats der Deutschen Triathlon Union (DTU) am vergangenen Samstag (4. November) forderte der Präsident der DTU, Prof. Dr. Martin Engelhardt, eine Gesamtkonzeption „Sport für die Gesellschaft“.

„Es werden 30 Prozent mehr Medaillen gefordert, aber dabei wird verkannt, dass Deutschland längst keine Sportnation mehr ist. Wenn wir uns in den Städten umsehen, dann sehen wir kaum noch Menschen, die Sport treiben. Die Jugendlichen erleben keine sportliche Sozialisation mehr“, stellte Engelhardt in seiner Rede fest.

Daher sei es angeraten, mehr Geld in den Sport insgesamt zu investieren, und  die gesellschaftliche Bedeutung des Sports wieder stärker hervorzuheben. Gerade bei der Integration und der Überwindung sozialer Schranken spiele der Sport eine enorm wichtige Rolle, so Engelhardt weiter

In seinem Bericht vor den Delegierten der 16 Landesverbände verwies Engelhardt auf die Lichtblicke im Leistungssport, auch wenn die ganz großen Erfolge 2017 ausgeblieben seien: Laura Lindemanns EM-Titel und der dritte Platz beim WTS-Rennen in Hamburg, sowie Justus Nieschlags erster Weltcup-Sieg und der fünfte Platz beim WTS-Rennen in Stockholm. Auch die Erfolge auf der Lang-Distanz seien eine Langzeitfolge der Förderung durch die Deutsche Triathlon Union.

Neben Engelhardt legten auch die anderen Mitglieder des DTU-Präsidiums den Delegierten der 16 Landesverbände ihre Bilanz 2017 und ihre Pläne für das nächste Jahr vor. Insgesamt entwickelt sich der Triathlonsport in Deutschland weiter positiv, die DTU ist einer der deutschen Spitzensportverbände mit dem stärksten Mitgliederzuwachs.

Rainer Jung, der seit Mai 2017 kommissarisch den Posten des Vizepräsidenten Kampfrichter- und Veranstaltungswesen innehat, wurde vom Verbandsrat in seinem Amt bestätigt. Ebenso stimmten die Delegierten für die Ernennung Dr. Bela Vargas in die Technische Kommission der DTU.

Zudem stimmte der Verbandsrat einstimmig für die Entlastung des Präsidiums und für den vorgelegten Haushaltsentwurf 2018.

Der Verbandsrat ist das Beschlussorgan der DTU, das in den Jahren zwischen den Verbandstagen zusammenkommt. Er setzt sich aus den Präsidenten der Landesverbände und je einem weiteren Vertreter, sowie den stimmberechtigten Mitgliedern des Präsidiums der DTU zusammen.

Am 3. November 2018 findet der nächste ordentliche Verbandstag in Nürnberg statt. Dort stehen auch die nächstenWahlen des Präsidiums an. (Pressemitteilung DTU)

Samstag, 21. Oktober 2017

IRONMAN Hawaii 2017: Die Highlights um Ryf, Lange, Charles, Sanders, Corwley und McNamee im Video

Der IRONMAN Hawaii 2017 ist gerade einmal eine Woche her. Die Wartezeit auf den Oktober 2018, wenn der IRONMAN Hawaii Triathlon in eine neue Auflage startet, lässt sich prächtig überbrücken. Das Video ist auch kleine Motiviationshilfe für die trüben, nass-kalten Herbsttage in Nord- und Mitteleuropa bestens geeignet. Wenn man sich neben dem im Video gezeigten 2017er Podium mit Daniela Ryf, Lucy Charles, Sarah Crowley, Rekordhalter Patrick Lange, Lionel Sanders, David McNamee die zwei echten Hochkaräter Javier Gomez Noya und mit einigen Fragezeichen versehenen Alistair Brownlee für die 2018er Auflage der Herren vor das innere Auge führt, kribbelt es nicht nur in den Füßen.

Oder sind es nicht die Altersklassen-Triathletinnen und Triathleten, die den Mythos von Kona am Leben halten? Viel Spaß mit den echten Helden…

Sonntag, 15. Oktober 2017

Welche Strategie wird Lionel Sanders beim IRONMAN Hawaii 2018 zeigen?

Der Kanadier Lionel Sanders geisterte in der Woche vor dem IRONMAN Hawaii wie ein Schreckgespenst durch die Szene. Sein persönlicher Hintergrund sorgte für Erstaunen, seine Trainingsmethodik mit einem Anteil von Indoor-Training von ca. 60%  auf Ergometer oder freier Rolle, dem Laufband und dem Gegenstromkanal für das Schwimmen für ungläubiges Kopfschütteln. Am Renntag zeigte einmal mehr seine Kämpfernatur und seine technische Unvollkommenheit, sein orthopädischer Ritt auf der Rasierklinge, gepaart mit brachialer Kraft und Gewalt für Schockmomente beim interessierten und ambitionierten Fachpublikum.

Cameron Wurf (AUS) und Lionel Sanders (CAN) hämmern auf dem Queen Ka'ahumanu Highway zu neuen Fabelzeiten auf der Radstrecke und pulverisieren den Radrekord vom zweifachen Weltmeister Normann Stadler aus dem Jahr 2006 um über 5 Minuten. (Photo by Tom Pennington/Getty Images for IRONMAN)


Sanders war gleich für drei Aha-Momente des IRONMAN Hawaii zuständig:

  1. Seine Lernkurve beim Schwimmen zeigt deutlich steiler nach oben als beim ehemaligen IRONMAN Weltmeister Sebastian Kienle, der ganz ähnliche Stärken  (exzellentes Radfahren und grundsolides Laufen) und Schwächen (Schwimmen) aufweist. 2017 verkürzte er den Abstand zur Spitze einmal mehr deutlich, während Kienle ein durchwachsenen Rennauftakt ablieferte.
  2. Kaum ein anderer Athlet, allenfalls Ex-Radprofi und ehemaliger Olympia-Starter Cameron Wurf (Rudern) oder ein Andrew Starykowicz hätten die Chuzpe gezeigt eine langgezogene Attacke von Kienle mit einer massiven Tempoverschärfung zu kontern, um das große Feld von rund 30 Profi-Triathleten zwischen Kawaihae, Hawi und zurück auszudünnen.

    Wie Agegrouper Frank Horlacher nach einer ersten Version des Artikels in einem Kommentar in den Sozialen Medien korrekt präzisiert, ist ein erweiterter Effekt neben dem Sprengen der Radgruppe von 30 Athleten "der Meltdown von Frodo (, der) auf seine Rechnung geht. Frodo und viele andere, die ihre Taktik auf das Radfahren gesetzt haben sind Opfer von Sanders geworden. Man könnte sagen: „Leichen pflastern seinen Weg“. Nur Patrick Lange und David McNamee konnten sich dem Einfluss von Sanders auf das Rennen größtenteils entziehen, weil ihre Taktik nicht vorsah sich mit den stärksten Radfahrern anzulegen. Sebi Kienle ist nicht gestorben, aber hat wohl durch Sanders das Podium verpasst.  Ich zähle mal die Leichen oder Zombies auf: Frodo, Kienle, Hoffman, O'Donnel, Frommhold, van Lierde, Stein, Butterfield.

    Auch die schwächeren Schwimmer ohne Raddruck sind nie ins Rennen gekommen, weil vorne nie taktiert wurde. Aernouts et al. Dafür war mal wieder Pfeffer im Rennen.
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  3. Kein anderer Athlet hätte rund 3 Kilometer vor dem Ziel so viel Courage und Dickköpfigkeit besessen, dem späteren IRONMAN Hawaii Weltmeister Patrick Lange so etwas wie Gegenwehr entgegenzustellen. Sanders hat es versucht, als Lange in seinem unnachahmlichen Drang auf das oberste Siegertpodest an ihm vorbeigeflogen ist – einmal mehr mit einem Lauf aus einer anderen Welt: 2:40:00 Stunden für 42,195 Kilometer.
Lionel Sanders straft alle Kritiker Lügen und sichert sich mit brachialer Technik Platz 2 bei den IRONMAN World Championship in Kailua-Kona, Hawai`i. (Photo by Tom Pennington/Getty Images for IRONMAN)


Wie wird sich Sanders 2018 verhalten?
Er wird schneller Schwimmen, noch schneller Radfahren und sein Heil in einem progressiv gelaufenen Marathon suchen. Sanders ist ein Phänomen mit Verfallsdatum. Wahrscheinlich aus orthopädischen Gründen mit nur geringer Halbwertszeit, bis ihn die Körperlichkeit in Form von hartnäckigen Verletzungen zurück in die Realität holt. Davor bewahrt ihn anderseits vielleicht der gelenkschonende Einsatz des Lauf-Ergometers. Sanders selbst möchte in 5 Jahren nach 3,86 Kilometern in der 1. Schwimmgruppe ankommen, knapp über 4 Stunden für 180 Kilometer auf dem Rad und 2:35 Stunden für den Marathon über 42,195 Kilometer aufwenden. Die Zielzeit von deutlich unter 8 Stunden inklusive beider Wechsel ist schnell errechnet.

Dem IRONMAN Hawaii 2017 hat der unorthodoxe Triathlet auf jeden Fall seinen ganz eigenen Stempel aufgedrückt und gezeigt, dass Mut und Kampfeswille zeitweilig belohnt wird.