Dienstag, 13. Dezember 2016

Jan Frodeno herausgefordert: Brite Alistair Brownlee und Spanier Javier Gómez Noya haben WM im Ironman und Ironman 70.3 im Fokus

Mehrere Interviews in den letzten Wochen und Monaten verdichten den aktuellen Trend, dass nach den olympischen Spielen die älteren Jahrgänge im Triathlon auf die längeren Distanzen wechseln. Beim Spanier Francisco Javier Gómez Noya, einem der höchstdekorierten und über zahlreiche Streckenformate fast unschlagbaren Athleten und dem britischen Doppel-Olympiasieger Alistair Brownlee kann der Wechsel auf die Halb- und Volldistanz Charakter einer Exkursion haben. Beide haben die WM im Ironman 70.3 im September 2017 im us-amerikanischen Chattanooga im Rennkalender und wären mit einem Sieg dem Schritt zur Teilnahme beim legendären Ironman Hawaii Triathlon, den inoffiziellen Weltmeisterschaften der privaten Rennserie, theoretisch einen Schritt näher. Die jeweiligen Pläne deuten jedoch auf eine spätere Teilnahme der beiden Kona-Rookies in spe hin. Anders als der Deutsche Jan Frodeno, Olympiasieger und zweifacher Champion beim Ironman Hawaii, sehen sowohl Brownlee und Gómez Noya den Wechsel auf die Langstrecke nicht als endgültig an. Beide liebäugeln weiterhin mit der Teilnahme bei den Olympischen Spielen 2020 über die kurzen Distanzen.

Betrachtet man die Entwicklung von Frodeno auf der Langstrecke und die Anforderungen im Adaptionsprozess von den schnellen, sehr kurzen Strecken auf die Langdistanz, erscheint insbesondere der Zeitplan von Brownlee "optimistisch". Gegenüber der englischen BBC sprach er von einem Fenster von zwei Jahren, bevor er sich für einen weiteren Start bei Olympia entscheiden müsse. [1] Will man zu diesem Zeitpunkt eine Prognose stellen, ergeben sich auf dem Papier zahlreiche spannende strategische Optionen, die allesamt einen Blick in die Glaskugel darstellen. Kaffeesatz ist genau das, was vor dem Jahreswechsel 2016/2017 gebraucht wird.

Alistair Brownlee beim London Triathlon 2011. Photo: Brian Minkoff, CC

Alistair Brownlee (GBR) ist mental der stärkste Triathlet der drei Top-Athleten. Kein Athlet kann so an seine körperlichen Limits und über seine Grenze hinausgehen. Womit wir bei seiner größten Schwäche wären: Brownlee schießt gerne in Training und Wettkampf über als physischen Grenzen hinaus. Verletzungen und wenige aber dafür um so spektakulärere K.O.-Szenen in Wettkämpfen haben sich über die Jahre fest mit dem Namen Alistair Brownlee verbunden. [2] Dazu kommt als weitere Risikofaktor noch immer eine gewisse Sorglosigkeit im Blick auf die wichtige vierte Disziplin im Ironman Triathlon, der Beschäftigung mit "Wasserhaushalt und Ernährung". Physisch dominiert Brownlee seine beiden Kontrahenten auf den Kurzdistanzen in allen drei Disziplinen nahezu beliebig.Wahrscheinlich ist bei Brownlee ein Start beim Ironman Hawaii erst nach den Spielen von Tokio. Alternativ wäre ein erster "Test" 2018 möglich.

Mein Tipp: DNF oder Bronze auf Hawaii (2018), Ironman Hawaii 2020 oder 2021 ist für jede Prognose zu weit entfernt, Gold in Chattanooga (2017)

Jan Frodeno bei den 2015er Ironman-Europameisterschaften in Frankfurt am Main. Photo: Jürgen Matern, CC

Jan Frodeno (GER) kann sich exzellent auf einen Jahreshöhepunkt vorbereiten und die im Training gezeigte Leistung abrufen. Er ist recht verletzungsanfällig, hat seine orthopädische Schwachstellen aber durch konsequente Betreuung durch einen eigenen Physiotherapeuten und enge Trainingssteuerung mittlerweile besser in den Griff bekommen. Er ist in allen drei Disziplinen stark und hat Ernährung und die Wasseraufnahme mittlerweile gut unter Kontrolle. Gegen Frodeno sprechen auf Hawaii ggf. sein relativ hohes "Alter" und vor allem seine Größe und Gewicht. Er heizt auf Hawaii schneller auf, insb. wenn er strategisch zum Überpacen gezwungen ist. [3]

Mein Tipp: Gold auf Hawaii (2017), Silber oder Gold auf Hawaii (2018), Bronze in Chattanooga (2017)

Francisco Javier Gómez bei der WM im Sprint-Triathlon in Lausanne 2001. Photo: Martin Putz, CC

Francisco Javier Gómez Noya (ESP) hat seine Allround-Fähigkeiten bereits auf vielen verschiedenen Distanzen bestätigt und glänzt durch Beständigkeit mit wenigen Ausrutschern nach unten im Saisonverlauf. Größte Schwäche bei Gómez Noya ist die Tendenz, vor den sehr großen Events, wie den olympischen Spielen (2004 Beijing, 2016 Rio de Janeiro) durch Sturzpech oder im Training zu überziehen und sich am passiven Bewegungsapparat zu verletzen. Kritisch scheint beim Spanier die Hüftpfanne zu sein. Durch sein vergleichbar fortgeschrittenes Alter wird Gómez Noya beim Transfer auf eine öknonische und orthopädisch vertretbare Aeroposition auf dem Rad die größten Herausforderungen des Trios haben. Bekommt er dies ähnlich exzellent in den Griff, wie Frodeno ist der Spanier mit dem großen Dieselmotor der Mann für das letzte Renndrittel auf dem Queen K Highway auf Big Island. Sein Top-Speed im Wasser und im Laufen und seine schon jetzt starke Radleistung rechtfertigen diese Prognose.

Gómez Noya wird 2017 nach dem enttäuschenden DNS von Rio 2016 seinen Fokus augenscheinlich auf die WM der Kurzstrecke (World Triathlon Series) legen. Ob dies einen Start auf der Langstrecke mit dem Ziel der frühzeitigen Qualifikation für den Ironman Hawaii 2018 ausschließt, ist offen.

Mein Tipp: Gold oder Silber auf Hawaii (2018), Silber in Chattanooga (2017)

  1. Alistair Brownlee: Double Olympic triathlon champion to focus on Ironman bid
  2. Olympischer Triathlon London, Alistair Brownlee kann sich nur selbst schlagen 
  3. Wie den zweifachen Ironman Weltmeister Jan Frodeno schlagen?
  4. Website Alistair Brownlee
  5. Website Jan Frodeno
  6. Website Javier Gomez

Dienstag, 29. November 2016

Gescheiterter Olympia-Deal von ARD und ZDF: Sportsponsoring in Randsportarten vor dem Aus oder nur der Paradigmenwechsel?

Aus der aktuellen Schockstarre der Medienbranche rund um das Olympia-Aus, allen voran die öffentlich-rechtlichen Institutionen um ARD und ZDF mit rund 26.000 fest angestellten Mitarbeitern (ARD 22.168, ZDF 3.600), kristallisieren sich derzeit die ersten Analysen der Medienbranche heraus. In der Sachanalyse gefallen mir das Fazit und der Ausblick zu den kurz- bis mittelfristigen Folgen des Ausstiegs von ARD und ZDF aus den Verhandlungen mit dem Discovery-Konzern von W&V recht gut. Bei den langfristigen Folgen muss man die tektonische Verschiebung in Richtung der neuen Streaming-Anbieter möglicherweise deutlich positiver bewerten. Unter dem Begriff Disruption sammelt sich ein Trend. Es gilt einem Paradigmenwechsel zu digitaler Mediendistribution über zahlreiche verschiedene Kanäle und Zeitfenstern Rechnung zu tragen.
Die Olympischen Spiele finden 2018-2024 bei ARD und ZDF wahrscheinlich nur als Zusammenfassung und Randprogramm statt. Montage: basierend auf Wikipedia Logos

Die Weichenstellung zu diesem Olympia-Aus, dass Dr. Thomas Bellut (ZDF-Intendant) und Ulrich Wilhelm (ARD-Intendant für Sportrechte) wortreich einem geldgierigen US-Konzern in die Schuhe schieben wollen, fand bereits im Sommer 2016 statt.[1, 2] Satte 250 Millionen Euro Mehrkosten betragen die Verlängerungen für die Übertragungsrechte der Fußball-Bundesliga.[3, 4] Die gescheiterten Verhandlungen mit Discovery sind also das Ergebnis zweier Intendanten, die sich bei dem Versuch verzockt haben, die Rechte für Fußball und Olympia in einem Bullenmarkt zu sichern. Dabei kann vorausgesetzt werden, dass vorab die im Hause gesetzten Prioritäten durch Budgetierung klar festgelegt worden sind. Die politische und wirtschaftliche Verantwortung dafür möchten Bellut und Wilhelm aber nicht übernehmen.

W&V- Autor Markus Weber führt in seinem Kommentar aus:

"Bis 2024 werden Live-Übertragungen von Olympischen Spielen hierzulande nur noch auf Eurosport zu sehen sein. Für das Sportsponsoring in den sogenannten Randsportarten bedeutet diese Entscheidung praktisch das Aus" 

Weber ergänzt:

"Für alle Randsportarten ist die Entscheidung gelinde gesagt eine Katastrophe", sagt Raphael Brinkert, der Chef von Jung von Matt/Sports in Hamburg. Und er hat Recht. Mit dem gigantischen Reichweitenverlust bei den Live-Übertragungen wird es künftig unmöglich sein, Stars wie Robert Harting (im Diskuswerfen) oder Matthias Steiner (im Gewichtheben) aufzubauen. 
Sportarten wie Bogenschießen und Kanurennen finden in der öffentlichen Wahrnehmung ohnehin nur alle vier Jahre statt. Von den zuletzt mehr als 300 Stunden Olympia-Live-Berichterstattung in den Hauptprogrammen der Öffentlich-Rechtlichen zehrten sämtliche Disziplinen auch hinterher noch jahrelang. Es wird sehr schwierig werden, Sponsoren dieser Sportarten künftig noch bei Laune zu halten. Und das nicht nur wegen des Reichweitenverlusts. [5]

Diese Schlussfolgerung muss nicht sein. ARD und ZDF werden nur weiter Marketanteile an die nicht mehr so ganz neuen Spieler (Sky, Netflix, Amazon und Co.) verlieren. Weitere Protektion durch die Politik wird gesucht werden, also weitere Abgaben im Rahmen der Rundfunkgebühr werden eingefordert werden. Nur so kann, durch die hohen Kosten beider TV-Anstalten bedingt, die Konkurrenzfähigkeit auf einem "freien Market" annähernd erhalten bleiben. Keine Rolle bei der Argumentation dabei spielen werden, da selbst verursacht, die horrenden Kosten des exzessiven Pensionssysteme von ARD und ZDF.

Alleiniges Ziel im Sportbereich werden neben einer Konzentration auf neue aber recht günstig zu produzierende Konzepte wie die EM verschiedener Sportarten (inkl. Triathlon) in Glasgow auf der Bundesliga, Champions League und WM im Fußball liegen. ARD und ZDF werden mit den Partnern in der EBU bei der kommenden Vergaberunde von Lizenzen Amazon Prime Video, Sky, Discovery oder ein Joint Venture dieser Player zu verhindern suchen - und folgerichtig einen Großteil des Sportetats für diese Fußball-Rechte der wichtigen und nicht leicht medial zu erreichenden Zielgruppe aufwenden. In direkter Folge ist an einen sinkenden Rundfunkbeitrag, wie von der KEF empfohlen, zukünftig nicht zu denken. [6] Das Gegenteil ist der Fall. Rund 20 Euro monatliche Kosten, also 240 Euro pro Haushalt und Jahr für den Rundfunkbeitrag werden schon bald Realität sein.

Die Randsportarten müssen das Aus, diesen Schritt und Einschnitt in der Reichweite auch als Chance betrachten, um die Vermarktungsmodelle der heutigen Zeit anzupassen und innovativ und agil zu werden. Die International Triathlon Union (ITU) hat ein eigenes, kostenpflichtiges Konzept zum Live-Streaming mit einer kostenlosen Zusammenfassung seit mehreren Jahren etabliert, sucht aber noch den optimalen Kanal. Hier müssen die olympischen Sportarten konsequent ansetzen und weitermarschieren. Die neuen Mitglieder in der internationalen Sportfamilie, namentlich die Genrevertreter des E-Sports und Gamer zeigen deutlich, wie man dies schaffen kann und sehr attraktive Zielgruppen ansprechen, dauerhaft binden und monetarisieren kann. Ebenfalls sei auf den Hersteller eines Energy-Drinks verwiesen, der Sportmarketing von Herstellerseite eines FMCG-Konzerns global völlig neu definiert hat und in vielen Bereichen strategische und operative Exzellenz an den Arbeitstag legt.

IOC-Präsident Thomas Bach hat die Zeichen der Zeit erkannt und sich in ersten Schritten von klassischen Distributionsmustern der TV-Anstalten emanzipiert. Im Nebeneffekt hält er nun einen hervorragenden Hebel für Vertragsverhandlungen in der Hand. Die Weichen einer eigenen Olympia-Streaming-Plattform sind durch Bach bereits gestellt. Die Deals mit Eurosport/Discovery für 2018-2024 sind allenfalls Intermediäre und die Boten eines Paradigmenwechsels, der den sich rasant ändernden Sehgewohnheiten der jungen Generation Rechnung trägt.

Gefordet sind auch ARD und ZDF. Nach der zwingend nötigen Sanierung des Pensionssystems inklusive aller Altverträge müssen die beiden Supertanker zu den disruptiven Spielern der Branche aufschließen. Gerne darf dies aus Eigenmitteln, ohne einen erneuten Ruf nach politischem Eingriff und Regulation erfolgen. Gelingt dies nicht, verlieren die beiden Anstalten nur weitere Argumente für die eigene Daseinsberechtigung und üppige jährliche Zuwendungen von über 8 Milliarden Euro durch den Rundfunkbeitrag von derzeit 210 Euro im Jahr pro Haushalt.[6]

Update vom 07.12.2016:
Die Interviewpartner beim Branchendienst Meedia sehen auch mehr Chancen für die Digitalisierung, auch wenn ggf. die öffentlich-rechtlichen Sender um ARD, ZDF und Deutschlandfunk bzgl. Bewegtbildmaterial völlig leer ausgehen könnten. [7, 8] Der internationale Markt für Sportrechte und Bewegtbild-Distribution steht nach Ansicht von  ZDF-Intendant Thomas Bellut vor einem Umbruch. Bellut bereitet den geschätzten Sportfan auf schwere (sprich teure) Zeiten vor. Der dpa diktiert er in den Block:

"Ich schließe nicht aus, dass sich wie jetzt bei Olympia große, multinationale Konzerne engagieren werden", sagte Bellut der Deutschen Presse-Agentur in Mainz. "Das könnte auch bei anderen Rechten in Zukunft eine größere Rolle spielen." [9]
  1. Kein Olympia bei ARD und ZDF
  2. Was bedeutet das Olympia-Aus von ARD und ZDF für die Zuschauer?
  3. Bundesliga-Rechte kosten ARD/ZDF 250 Millionen mehr
  4. Fußballrechte: Den Preis zahlen die anderen Sportarten
  5. Gescheiterter Olympia-Deal: Sportsponsoring vor dem Aus?
  6. Rundfunkbeitrag kann um 30 Cent auf 17,20 Euro sinken
  7. Nach Olympia-Aus für ARD und ZDF: Werbewirtschaft rechnet mehr mit digitaler Vermarktung der Spiele
  8. ARD und ZDF droht Olympia-Totalausfall: Auch „Tagesschau“ und „heute“ von Blackout betroffen?
  9. ZDF-Intendant sieht Sportrechte im Umbruch

Freitag, 18. November 2016

Olympic triathlon races could be shortened to sprint format as ITU President Marisol Casado gives backing

According to a report by Insidethegames.biz, ITU president Marisol Casado, future Olympic triathlon races could be shortend to sprint distance from 1,5km swim, 40km bike and 10km run to 0.75-20-5km swim-run-bike. This could increase attractivity for tv distribution, versatility and a future relay event over a similar or shorter distance of this core endruance sport. We suggested and endorsed this in the past various times in 2011 and earlier already. Full article below. [1, 2, 3]
Casado said that switching to shorter races was at the moment her "personal view". "I think it is logical because it is very attractive to TV and this is something very important to maintain the sport in the Olympic Games," she said. "It is something very important for the whole organisation to discuss."
  1. Olympic triathlon races could be shortened as ITU President gives backing
  2. Sprinttriathlon, Supersprint und Staffelformate als Zukunftsmodell im Olympischen Triathlon
  3. Provozierende Thesen: ITU Triathlon gähnend langweilig und Athleten jenseits der Top 20 nicht leistungsfähig?

Freitag, 11. November 2016

Ehemaliger Ironman-Europachef Thomas Dieckhoff heuert bei DOSB-Tochter, der Deutschen Sport Marketing an

Thomas Dieckhoff heuert nach einer dreijährigen Tätigkeit  (03.01.2013-31.12.2015) bei Ironman als Geschäftsführer für den europäischen Arm beim kommerziellen Bereich Deutsche Sport Marketing (DSM) des Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) an. Der ehemalige Manager aus dem FMCG-Umfeld verantwortete bei Ironman die aggressive Expansion in der EMEA-Region mit zahlreichen neuen Events auf der vollen Ironman-Distanz und Halbdistanz unter dem Label 70.3. Er konnte jedoch nicht ganz die extrem hohen Erwartungen der Eigentümer Providence Equity Partners bei der Gewinnung von neuen Großsponsoren und der Entwicklung von Bestandspartnern befriedigen. Der Diplom-Kaufmann ist als Geschäftsführer der Deutschen Sport Marketing (DSM) zum 01. Januar 2017 Nachfolger von Axel Achten und für alle kommerziellen Vermarktungs- und Lizenzaspekte zuständig. [1, 2]

Thomas Dieckhoff verantwortet nach drei Jahren Engagement für Ironman den kommerziellen Bereich des DOSB als Geschäftsführer der Deutschen Sport Marketing GmbH . Photo: Stefan Jäger/World Triathlon Corporation
DSM/DOSB-Pressemeldung vom 09.11.2016: Thomas Dieckhoff ist neuer Geschäftsführer bei der DSM

Der Aufsichtsrat der Deutschen Sport Marketing hat sich einstimmig für Thomas Dieckhoff als neuen Geschäftsführer ausgesprochen

Der Diplom-Kaufmann war zuletzt Geschäftsführer der IRONMAN GmbH und tritt am 01. Januar 2017 die Nachfolge von Axel Achten an.

Mit dem Staffelstab werden Thomas Dieckhoff vielfältige Aufgaben und Anforderungen übertragen: Als Wirtschaftstochter der Stiftung Deutscher Sport, gegründet vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB), vermarktet die DSM die Deutsche Olympiamannschaft und die Deutsche Paralympische Mannschaft, organisiert das Deutsche Haus bei den Spielen und ist zudem für die strategische Führung in der Breitensportvermarktung zuständig.

Stephan Abel, Aufsichtsratsvorsitzender der DSM, freut sich auf die Zusammenarbeit: „Wir haben uns im Aufsichtsrat für Thomas Dieckhoff entschieden – mit ihm konnten wir einen neuen Geschäftsführer verpflichten, der uns mit seinem strategischen Verständnis und innovativen Ideen für eine zukunftsfähige Vermarktung unter dem Dach von Sportdeutschland überzeugt hat. Wir danken Axel Achten dafür, dass er 17 Jahre lang die Deutsche Sport Marketing zu einer wirtschaftlich und inhaltlich sehr erfolgreichen Vermarktungsagentur entwickelt hat.“

Der 59-jährige Thomas Dieckhoff zeichnet sich durch langjährige Führungsverantwortung bei namhaften Unternehmen der Konsumgüter- und Sportindustrie aus. Zuletzt leitete er erfolgreich die Expansion der Marke IRONMAN in der Region Europe, Middle East & Africa. Neben seinen beruflichen Aktivitäten ist Thomas Dieckhoff ein erfahrener Athlet mit zahlreichen Teilnahmen an Marathon- und IRONMAN-Rennen sowie großer Affinität für den Breiten- und Spitzensport.

Thomas Dieckhoff: „Mir ist es ein besonderes Anliegen, zusammen mit den Kolleginnen und Kollegen der Deutschen Sport Marketing und des DOSB die Zukunft des Sports in Deutschland aktiv mitzugestalten. Die Aufgabe bei der DSM bietet hierfür die besten Möglichkeiten – im Sinne der Weiterentwicklung von Vermarktungsinhalten, einer strategischen Schärfung von Themen und nicht zuletzt natürlich auch der konsequenten Verfolgung wirtschaftlicher Ziele. Das Umfeld bietet großes Potential aber auch Herausforderungen, denen ich mich sehr gern und voller Überzeugung stelle.

Sein Büro bezieht Thomas Dieckhoff in der Frankfurter Otto-Fleck-Schneise 12 – die Deutsche Sport Marketing und der DOSB agieren ab dem 01.01.2017 auch räumlich unter einem Dach.[3]

  1. World Triathlon Corporation holt mit Thomas Dieckhoff erfahrenen Manager in die Ironman-Europazentrale
  2. Thomas Dieckhoff verlässt IRONMAN nach drei erfolgreichen Jahren, IRONMAN EMEA verliert Führungskraft
  3. Thomas Dieckhoff ist neuer Geschäftsführer bei der DSM


Freitag, 14. Oktober 2016

Ist das Erbe von Ironman-Championesse Daniela Ryf schon jetzt größer als das einer Newby-Fraser, Badmann, Wellington, Carfrae, Bowden oder Puntous?

"Ist das Erbe von Ironman-Championesse Daniela Ryf schon jetzt größer als das einer Newby-Fraser, Badmann, Wellington, Carfrae, Bowden oder Puntous?" lautet die Überschrift. Nein, aber dennoch ist der Titel des Artikels bereits jetzt gerechtfertigt, weil sich die nun zweifache Titelträgerin im Ironman Hawaii Triathlon aus den Jahren 2015 und 2016 schlichtweg neu erfunden hat. Doch zuvor ein kurzer Abriss der großen und erfolgreichen Namen mit mehreren Siegen in Kailua-Kona, Hawaii.
Daniela Ryf hat das Kunststück fertiggebracht, neben einer erfolgreichen Titelverteidigung beim Ironman Hawaii Triathlon auch den Streckenrekord von Mirinda Carfrae um satte 5 Minuten auf 8:46:46 Stunden zu drücken. Photo: WTC/Ironman

Eine Paula Newby-Fraser hat mit ihren sechs Titeln die Grenzen nach dem Double durch Sylvain Puntous 1983 und 1984 in der noch sehr jungen Sportart Triathlon verschoben. Ausreichend im Wasser, spielte die Wahl-Kalifornierin ihre Stärke auf dem Rad gnadenlos aus und schickte sich an auch für die Profimänner zu dieser Zeit respektable Zeiten in den heißen Asphalt des Queen Kaahumanu zu brennen: 8 Siege aus den Jahren 1986, 1987, 1988, 1989, 1991-1994 und 1996 zementieren den Anspruch auf den Thron der „Queen of Kona“ wohl für alle Zeiten.

Natascha Badmann, Eidgenössin von Ryf, verschob neben ihren 6 Titeln aus den Jahren 1998, 2000-2002, 2004 und 2005 die Wahrnehmung der inneren Einstellung des Spektakels auf Big Island. Die Verknüpfung von eigener sportlicher Leistungs- und Leidensfähigkeit mit einer positiven Einstellung zum „Hier und Jetzt“ im Renngeschehen zeigte das Leichtgewicht mit starken Auftritten auf dem Rad und vor allem im Marathon.

Die Britin Chrissie Wellington schockte indessen den Wettbewerb als Quereinsteigerin mit einem Rookie-Sieg, wie ihn nur Luc van Lierde 1996 zeigte, um mit unglaublicher Kraft-Ausdauerleistungsfähigkeit auf dem Rad und starkem Lauf ganze 4 Titel von 2007-2009 und 2011 einzufahren. Ein Infekt im Jahr 2010 und Unfälle wie 2011 der technisch schwachen Radfahrerin verhinderten wohl nicht nur eine neue Siegesserie, sondern führten dann doch zum beherzten Zug an der Reißleine nach dem mental extrem fordernden Sieg im Jahr 2011.

Wellingtons Dauerrivalin und dreifache Titelträgerin Mirinda Carfrae zeigte mit einem neuen Streckenrekord (8:57:28, 2013), dass sie mehr als einen Streckenrekord im Marathon (2:53:32, 2010;  2:52:09, 2011) zeigen kann. [1]


Daniela Ryf wird auf dem Weg zur Titelverteidigung begleitet und gibt Einblicke in das Leben und Training einer Top-Triathletin aus der Schweiz. Video: Montana AG [2]

Daniela Ryf befand sich als Kaderathletin im olympischen Programm auf einem guten Weg. Ein 7. Platz bei den Olympischen Spielen, je ein Weltmeister-Titel in der U23 und der Staffel standen seit 2008 rund 19 Platzierungen in den Top 10 der beiden wichtigsten Serien auf der Kurzstrecke (World Series, World Cup) gegenüber, bevor 2012 ein Krisenjahr das Selbstvertrauen der starken Radfahrerin zerstörte. Ein Trainerwechsel zu Brett Sutton, der auch Nicola Spirig und Caroline Steffen zu ihren größten Erfolgen verhelfen sollte, musste Abhilfe schaffen. Im Rahmen der Diagnose durch Sutton und Ryf selbst, konnte ein Problemkreis für die gesundheitlichen Herausforderungen und daraus ableitend auch das angeknackste Selbstbewusstein benannt werden. Ein bei Top-Sportlerinnnen nicht zu Unrecht stark entwickelter Ehrgeiz und der Zwang zu sehr auf ein möglichst niedriges Körpergewicht zu achten hatten eine Abwärtsspirale rund um verringerte Leistungsfähigkeit, Übertraining und falsche Therapieansätze eingeleitet.


Daniela Ryf wird auf dem Weg zur Titelverteidigung begleitet und scheut auch nicht zurück das schmerzhafte DNF beim Ironman in Frankfurt am Main durch Unterkühlung zu thematisieren. Video: Montana AG [3]

Sutton, ein Meister im Lesen von Köpersprache durch jahrelange Erfahrung aus Leistungssport bei Menschen und Tieren verordnete Extraportionen Schweizer Käse und half Ryf neue Freude und Motivation am Sport Triathlon zu entwickeln. Im gleichen Zug verschob sich der Wettkampfschwerpunkt auf die längeren Distanzen, die ihrem Körpertyp durch den extrem hohen zeitlichen Anteil der Kraftausdauerlast im Wettkampfverlauf deutlich mehr entsprach, als die Hochgeschwindigkeitsläuferinnen im olympischen Circuit. Titel als Weltmeister 2014 und 2015 im Ironman 70.3 Triathlon und 2015 und 2016 im Ironman Hawaii Triathlon zeugten neben erstklassigen Leistungen etwa 2016 beim Challenge Roth vom erfolgreichen Transfer. Doch was rechtfertigt nun den Artikel?

Daniela Ryf hat, wenn keine widrigen Umstände eintreten, das Potential den Ironman Hawaii noch einige Male zu gewinnen. Mit zwei bestehenden Titeln und einer erfolgreichen Verteidigung befindet Sie sich bereits in einem exklusiven Club. Bleibt Ryf gesund, gehören ihr auch die Jahre 2017-2020. Anders als Paula Newby-Fraser, Chrissie Wellington oder Natascha Badmann, die alle zu ihrer Zeit echte Meilensteine gesetzt und die Meßlatten verschoben haben, besitzt Ryf keinerlei Schwächen mehr. Sehr gut im Wasser, exzellent und konkurrenzlos auf dem Rad wurde beim Ironman Hawaii 2016 erstmalig ein Ironman ohne Makel abgeliefert, der als Gesamtkomposition ohne Schwächen in den Einzeldisziplinen wahrgenommen werden muss. Im Ergebnis standen die Uhren nach 8:46:46 Stunden still, Streckenrekord, die alte Marke von Mirinda Carfrae um satte 5 Minuten pulverisiert. 

Ryf gehört, wie auch der amtierende männliche Champion Jan Frodeno zu einer Generation von Triathleten, die keine Schwächen mehr besitzen und dazu intelligent und eloquent sind. [4] Allenfalls eine Nicola Spirig oder eine Flora Duffy könnten nach derzeitiger Einschätzung bei einem Wechsel zum Ironman Triathlon eine mittelfristige Gefahr für Ryf darstellen. Ryf hat sich durch die Hilfe von Sutton neu erfunden und das vorzeitige Aus der sportlichen Karriere verhindert - eine einmalige Leistung.

Ist das Erbe von Ironman-Triathletin Daniela Ryf schon jetzt größer als das einer Newby-Fraser, Badmann, Wellington, Carfrae, Bowden oder Puntous? Nein, aber es könnte schon sehr, sehr bald so weit sein…