Dienstag, 29. November 2016

Gescheiterter Olympia-Deal von ARD und ZDF: Sportsponsoring in Randsportarten vor dem Aus oder nur der Paradigmenwechsel?

Aus der aktuellen Schockstarre der Medienbranche rund um das Olympia-Aus, allen voran die öffentlich-rechtlichen Institutionen um ARD und ZDF mit rund 26.000 fest angestellten Mitarbeitern (ARD 22.168, ZDF 3.600), kristallisieren sich derzeit die ersten Analysen der Medienbranche heraus. In der Sachanalyse gefallen mir das Fazit und der Ausblick zu den kurz- bis mittelfristigen Folgen des Ausstiegs von ARD und ZDF aus den Verhandlungen mit dem Discovery-Konzern von W&V recht gut. Bei den langfristigen Folgen muss man die tektonische Verschiebung in Richtung der neuen Streaming-Anbieter möglicherweise deutlich positiver bewerten. Unter dem Begriff Disruption sammelt sich ein Trend. Es gilt einem Paradigmenwechsel zu digitaler Mediendistribution über zahlreiche verschiedene Kanäle und Zeitfenstern Rechnung zu tragen.
Die Olympischen Spiele finden 2018-2024 bei ARD und ZDF wahrscheinlich nur als Zusammenfassung und Randprogramm statt. Montage: basierend auf Wikipedia Logos

Die Weichenstellung zu diesem Olympia-Aus, dass Dr. Thomas Bellut (ZDF-Intendant) und Ulrich Wilhelm (ARD-Intendant für Sportrechte) wortreich einem geldgierigen US-Konzern in die Schuhe schieben wollen, fand bereits im Sommer 2016 statt.[1, 2] Satte 250 Millionen Euro Mehrkosten betragen die Verlängerungen für die Übertragungsrechte der Fußball-Bundesliga.[3, 4] Die gescheiterten Verhandlungen mit Discovery sind also das Ergebnis zweier Intendanten, die sich bei dem Versuch verzockt haben, die Rechte für Fußball und Olympia in einem Bullenmarkt zu sichern. Dabei kann vorausgesetzt werden, dass vorab die im Hause gesetzten Prioritäten durch Budgetierung klar festgelegt worden sind. Die politische und wirtschaftliche Verantwortung dafür möchten Bellut und Wilhelm aber nicht übernehmen.

W&V- Autor Markus Weber führt in seinem Kommentar aus:

"Bis 2024 werden Live-Übertragungen von Olympischen Spielen hierzulande nur noch auf Eurosport zu sehen sein. Für das Sportsponsoring in den sogenannten Randsportarten bedeutet diese Entscheidung praktisch das Aus" 

Weber ergänzt:

"Für alle Randsportarten ist die Entscheidung gelinde gesagt eine Katastrophe", sagt Raphael Brinkert, der Chef von Jung von Matt/Sports in Hamburg. Und er hat Recht. Mit dem gigantischen Reichweitenverlust bei den Live-Übertragungen wird es künftig unmöglich sein, Stars wie Robert Harting (im Diskuswerfen) oder Matthias Steiner (im Gewichtheben) aufzubauen. 
Sportarten wie Bogenschießen und Kanurennen finden in der öffentlichen Wahrnehmung ohnehin nur alle vier Jahre statt. Von den zuletzt mehr als 300 Stunden Olympia-Live-Berichterstattung in den Hauptprogrammen der Öffentlich-Rechtlichen zehrten sämtliche Disziplinen auch hinterher noch jahrelang. Es wird sehr schwierig werden, Sponsoren dieser Sportarten künftig noch bei Laune zu halten. Und das nicht nur wegen des Reichweitenverlusts. [5]

Diese Schlussfolgerung muss nicht sein. ARD und ZDF werden nur weiter Marketanteile an die nicht mehr so ganz neuen Spieler (Sky, Netflix, Amazon und Co.) verlieren. Weitere Protektion durch die Politik wird gesucht werden, also weitere Abgaben im Rahmen der Rundfunkgebühr werden eingefordert werden. Nur so kann, durch die hohen Kosten beider TV-Anstalten bedingt, die Konkurrenzfähigkeit auf einem "freien Market" annähernd erhalten bleiben. Keine Rolle bei der Argumentation dabei spielen werden, da selbst verursacht, die horrenden Kosten des exzessiven Pensionssysteme von ARD und ZDF.

Alleiniges Ziel im Sportbereich werden neben einer Konzentration auf neue aber recht günstig zu produzierende Konzepte wie die EM verschiedener Sportarten (inkl. Triathlon) in Glasgow auf der Bundesliga, Champions League und WM im Fußball liegen. ARD und ZDF werden mit den Partnern in der EBU bei der kommenden Vergaberunde von Lizenzen Amazon Prime Video, Sky, Discovery oder ein Joint Venture dieser Player zu verhindern suchen - und folgerichtig einen Großteil des Sportetats für diese Fußball-Rechte der wichtigen und nicht leicht medial zu erreichenden Zielgruppe aufwenden. In direkter Folge ist an einen sinkenden Rundfunkbeitrag, wie von der KEF empfohlen, zukünftig nicht zu denken. [6] Das Gegenteil ist der Fall. Rund 20 Euro monatliche Kosten, also 240 Euro pro Haushalt und Jahr für den Rundfunkbeitrag werden schon bald Realität sein.

Die Randsportarten müssen das Aus, diesen Schritt und Einschnitt in der Reichweite auch als Chance betrachten, um die Vermarktungsmodelle der heutigen Zeit anzupassen und innovativ und agil zu werden. Die International Triathlon Union (ITU) hat ein eigenes, kostenpflichtiges Konzept zum Live-Streaming mit einer kostenlosen Zusammenfassung seit mehreren Jahren etabliert, sucht aber noch den optimalen Kanal. Hier müssen die olympischen Sportarten konsequent ansetzen und weitermarschieren. Die neuen Mitglieder in der internationalen Sportfamilie, namentlich die Genrevertreter des E-Sports und Gamer zeigen deutlich, wie man dies schaffen kann und sehr attraktive Zielgruppen ansprechen, dauerhaft binden und monetarisieren kann. Ebenfalls sei auf den Hersteller eines Energy-Drinks verwiesen, der Sportmarketing von Herstellerseite eines FMCG-Konzerns global völlig neu definiert hat und in vielen Bereichen strategische und operative Exzellenz an den Arbeitstag legt.

IOC-Präsident Thomas Bach hat die Zeichen der Zeit erkannt und sich in ersten Schritten von klassischen Distributionsmustern der TV-Anstalten emanzipiert. Im Nebeneffekt hält er nun einen hervorragenden Hebel für Vertragsverhandlungen in der Hand. Die Weichen einer eigenen Olympia-Streaming-Plattform sind durch Bach bereits gestellt. Die Deals mit Eurosport/Discovery für 2018-2024 sind allenfalls Intermediäre und die Boten eines Paradigmenwechsels, der den sich rasant ändernden Sehgewohnheiten der jungen Generation Rechnung trägt.

Gefordet sind auch ARD und ZDF. Nach der zwingend nötigen Sanierung des Pensionssystems inklusive aller Altverträge müssen die beiden Supertanker zu den disruptiven Spielern der Branche aufschließen. Gerne darf dies aus Eigenmitteln, ohne einen erneuten Ruf nach politischem Eingriff und Regulation erfolgen. Gelingt dies nicht, verlieren die beiden Anstalten nur weitere Argumente für die eigene Daseinsberechtigung und üppige jährliche Zuwendungen von über 8 Milliarden Euro durch den Rundfunkbeitrag von derzeit 210 Euro im Jahr pro Haushalt.[6]

Update vom 07.12.2016:
Die Interviewpartner beim Branchendienst Meedia sehen auch mehr Chancen für die Digitalisierung, auch wenn ggf. die öffentlich-rechtlichen Sender um ARD, ZDF und Deutschlandfunk bzgl. Bewegtbildmaterial völlig leer ausgehen könnten. [7, 8] Der internationale Markt für Sportrechte und Bewegtbild-Distribution steht nach Ansicht von  ZDF-Intendant Thomas Bellut vor einem Umbruch. Bellut bereitet den geschätzten Sportfan auf schwere (sprich teure) Zeiten vor. Der dpa diktiert er in den Block:

"Ich schließe nicht aus, dass sich wie jetzt bei Olympia große, multinationale Konzerne engagieren werden", sagte Bellut der Deutschen Presse-Agentur in Mainz. "Das könnte auch bei anderen Rechten in Zukunft eine größere Rolle spielen." [9]
  1. Kein Olympia bei ARD und ZDF
  2. Was bedeutet das Olympia-Aus von ARD und ZDF für die Zuschauer?
  3. Bundesliga-Rechte kosten ARD/ZDF 250 Millionen mehr
  4. Fußballrechte: Den Preis zahlen die anderen Sportarten
  5. Gescheiterter Olympia-Deal: Sportsponsoring vor dem Aus?
  6. Rundfunkbeitrag kann um 30 Cent auf 17,20 Euro sinken
  7. Nach Olympia-Aus für ARD und ZDF: Werbewirtschaft rechnet mehr mit digitaler Vermarktung der Spiele
  8. ARD und ZDF droht Olympia-Totalausfall: Auch „Tagesschau“ und „heute“ von Blackout betroffen?
  9. ZDF-Intendant sieht Sportrechte im Umbruch

Freitag, 18. November 2016

Olympic triathlon races could be shortened to sprint format as ITU President Marisol Casado gives backing

According to a report by Insidethegames.biz, ITU president Marisol Casado, future Olympic triathlon races could be shortend to sprint distance from 1,5km swim, 40km bike and 10km run to 0.75-20-5km swim-run-bike. This could increase attractivity for tv distribution, versatility and a future relay event over a similar or shorter distance of this core endruance sport. We suggested and endorsed this in the past various times in 2011 and earlier already. Full article below. [1, 2, 3]
Casado said that switching to shorter races was at the moment her "personal view". "I think it is logical because it is very attractive to TV and this is something very important to maintain the sport in the Olympic Games," she said. "It is something very important for the whole organisation to discuss."
  1. Olympic triathlon races could be shortened as ITU President gives backing
  2. Sprinttriathlon, Supersprint und Staffelformate als Zukunftsmodell im Olympischen Triathlon
  3. Provozierende Thesen: ITU Triathlon gähnend langweilig und Athleten jenseits der Top 20 nicht leistungsfähig?

Freitag, 11. November 2016

Ehemaliger Ironman-Europachef Thomas Dieckhoff heuert bei DOSB-Tochter, der Deutschen Sport Marketing an

Thomas Dieckhoff heuert nach einer dreijährigen Tätigkeit  (03.01.2013-31.12.2015) bei Ironman als Geschäftsführer für den europäischen Arm beim kommerziellen Bereich Deutsche Sport Marketing (DSM) des Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) an. Der ehemalige Manager aus dem FMCG-Umfeld verantwortete bei Ironman die aggressive Expansion in der EMEA-Region mit zahlreichen neuen Events auf der vollen Ironman-Distanz und Halbdistanz unter dem Label 70.3. Er konnte jedoch nicht ganz die extrem hohen Erwartungen der Eigentümer Providence Equity Partners bei der Gewinnung von neuen Großsponsoren und der Entwicklung von Bestandspartnern befriedigen. Der Diplom-Kaufmann ist als Geschäftsführer der Deutschen Sport Marketing (DSM) zum 01. Januar 2017 Nachfolger von Axel Achten und für alle kommerziellen Vermarktungs- und Lizenzaspekte zuständig. [1, 2]

Thomas Dieckhoff verantwortet nach drei Jahren Engagement für Ironman den kommerziellen Bereich des DOSB als Geschäftsführer der Deutschen Sport Marketing GmbH . Photo: Stefan Jäger/World Triathlon Corporation
DSM/DOSB-Pressemeldung vom 09.11.2016: Thomas Dieckhoff ist neuer Geschäftsführer bei der DSM

Der Aufsichtsrat der Deutschen Sport Marketing hat sich einstimmig für Thomas Dieckhoff als neuen Geschäftsführer ausgesprochen

Der Diplom-Kaufmann war zuletzt Geschäftsführer der IRONMAN GmbH und tritt am 01. Januar 2017 die Nachfolge von Axel Achten an.

Mit dem Staffelstab werden Thomas Dieckhoff vielfältige Aufgaben und Anforderungen übertragen: Als Wirtschaftstochter der Stiftung Deutscher Sport, gegründet vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB), vermarktet die DSM die Deutsche Olympiamannschaft und die Deutsche Paralympische Mannschaft, organisiert das Deutsche Haus bei den Spielen und ist zudem für die strategische Führung in der Breitensportvermarktung zuständig.

Stephan Abel, Aufsichtsratsvorsitzender der DSM, freut sich auf die Zusammenarbeit: „Wir haben uns im Aufsichtsrat für Thomas Dieckhoff entschieden – mit ihm konnten wir einen neuen Geschäftsführer verpflichten, der uns mit seinem strategischen Verständnis und innovativen Ideen für eine zukunftsfähige Vermarktung unter dem Dach von Sportdeutschland überzeugt hat. Wir danken Axel Achten dafür, dass er 17 Jahre lang die Deutsche Sport Marketing zu einer wirtschaftlich und inhaltlich sehr erfolgreichen Vermarktungsagentur entwickelt hat.“

Der 59-jährige Thomas Dieckhoff zeichnet sich durch langjährige Führungsverantwortung bei namhaften Unternehmen der Konsumgüter- und Sportindustrie aus. Zuletzt leitete er erfolgreich die Expansion der Marke IRONMAN in der Region Europe, Middle East & Africa. Neben seinen beruflichen Aktivitäten ist Thomas Dieckhoff ein erfahrener Athlet mit zahlreichen Teilnahmen an Marathon- und IRONMAN-Rennen sowie großer Affinität für den Breiten- und Spitzensport.

Thomas Dieckhoff: „Mir ist es ein besonderes Anliegen, zusammen mit den Kolleginnen und Kollegen der Deutschen Sport Marketing und des DOSB die Zukunft des Sports in Deutschland aktiv mitzugestalten. Die Aufgabe bei der DSM bietet hierfür die besten Möglichkeiten – im Sinne der Weiterentwicklung von Vermarktungsinhalten, einer strategischen Schärfung von Themen und nicht zuletzt natürlich auch der konsequenten Verfolgung wirtschaftlicher Ziele. Das Umfeld bietet großes Potential aber auch Herausforderungen, denen ich mich sehr gern und voller Überzeugung stelle.

Sein Büro bezieht Thomas Dieckhoff in der Frankfurter Otto-Fleck-Schneise 12 – die Deutsche Sport Marketing und der DOSB agieren ab dem 01.01.2017 auch räumlich unter einem Dach.[3]

  1. World Triathlon Corporation holt mit Thomas Dieckhoff erfahrenen Manager in die Ironman-Europazentrale
  2. Thomas Dieckhoff verlässt IRONMAN nach drei erfolgreichen Jahren, IRONMAN EMEA verliert Führungskraft
  3. Thomas Dieckhoff ist neuer Geschäftsführer bei der DSM