Donnerstag, 4. August 2011

Ja das gibt's: Weltmeisterschaft im Standup-Paddling von Molokai nach Oahu (M2O)

Die verächtlichen Gesten wie Naserümpfen und Kopfschütteln sind durch das Internet zu spüren. Paddeln ist doch kein Sport! Ist es doch. Es schult konditionell ungemein und hervorragend den Gleichgewichtssinn. Durch die erhöhte, stehende und gelegentlich sitzende oder hockende Position auf den speziell angepassten Surfbrettern sieht man auch mehr von der Umgebung, als schwimmend oder in einem Kajak.
Greg Welch nahm erfolgreich bei der Kanalüberquerung zwischen den beiden hawaiianischen Inseln Moloka'i und Ohau teil. Photo: Greg Welch
Es mag erstaunlich klingen, aber die traditionell-hawaiianische Art der Fortbewegung und des Surfens erlebt derzeit nicht nur an den amerikanischen Küsten ein echtes Revival. Standup Paddling, kurz SUP ist hipp und erfreut sich unter den jüngsten und älteren Sportlern und Outdoorlern zunehmender Popularität. So hipp, das traditionell nach den offiziellen und inoffiziellen Siegerfeiern des Ironman Hawaii auf Big Island am Montagmorgen eine kleine Crew in der Bucht von Kailua-Kona den Kampf gegen den Restalkohol aufnimmt.


Amerika wäre nicht Amerika, wenn aus SUP nicht eine Sportart mit Lifestyle und mehr oder minder eloquenten Profis und gut verdienender Sportgeräteindustrie erschaffen würde. SUP ist mittlerweile durch das jährliche Rennen über 32 Meilen zwischen den hawaiianischen Inseln Molokai und Ohau mit dem Status einer Weltmeisterschaft fest in der SUP-Szene verankert. Standesgemäss wird die Kanalüberquerung als Molokai-2-Oahu Paddleboard World Championship (M2O) von der Biersorte Longboard der Kona Brewery gefördert. In diesem Jahr dabei, der erste australische Weltmeister im Ironman Triathlon Greg Welch und sein Kompagnon Roch Frey.

Dienstag, 2. August 2011

Olympischer Triathlon London, Alistair Brownlee kann sich nur selbst schlagen

Harry Potter, ehemaliger Zauberlehrling und erfolgreicher Absolvent der Hogwarts School of Witchcraft and Wizardry aus J. K. Rowlings erfolgreicher Feder hatte nur eine Nemesis. Lord Voldemort, mit Potter verbunden durch ein Teil seiner Seele, die erst durch den Tod ihren Weg aus Potters Körper finden sollte. Der andere Zauberlehrling Englands steht kurz vor seiner Graduierung im Triathlon. Alistrair Brownlee, aktuell absolute Dominanz im Olympischen Triathlon könnte bereits bei den Spielen von London den Olymp als dann jüngster Olympiasieger im Triathlon besteigen. Gängige Zaubertricks, wie die legale Anreicherung des Körpers mit Erythrozyten auf simulierter Höhe von knapp 3.500 Metern mit 12 statt 21% Luftsauerstoff beherrscht der schlaksige Mann mittels Hypoxie-Zelt quasi im Schlaf.
Alistair Brownlee stehen weniger die sportlichen Gegner im Wege, als er selbt. Derzeit können allenfalls sein jüngerer Bruder Jonathan und der Spanier Javier Gomez Noya (von rechts nach links) mit dem Tausendsassa mithalten. Photo: Delly Carr/ITU Media
Seinen Kampf mit dem dunklen Lord hat Brownlee beim ITU WCS Rennen von London 2010 geführt und mit dem überragendem Comeback von Madrid gewonnen. An Platz 1 liegend, sorgte im Hyde Park ein kollabierender Energiestoffwechsel und Kreislauf für die Zielüberquerung im Delirium. Der Gedächtnisverlust an die entscheidenden Minuten des Wettkampfs von London ist symptomatisch für den Allrounder, als er den Sieg vor Augen auf den letzten 400 Metern fast aus den Top 10 fliegt und Javier Gomez Noya und vielen anderen Triathleten den Vortritt lassen muss. Noch immer hängt ihm diese Niederlage nach. Wochen vor einem hochkarätigem Triathlon studiert er die Wetterprognosen nach Anzeichen von extrem heißem Wetter. Hitze macht den Tausendsassa nervös.
Kampf bis zum K.O. - Alistair Brownlee entging in London nur um Haaresbreite einem DNF und K.O. auf den letzten 400 Laufmetern. Photo: Delly Carr/ITU Media
Brownlees Schwäche ist seine Jugend, seine jugendliche Unbekümmertheit, die nach kleinen und großen Siegen große Feiern und nach großen Trainingseinheiten für den Tag darauf noch größere Trainingsduelle mit seinem jüngeren Bruder einfordert. In seiner jungen Karriere musste der älteste Sohn des Ärztepaars Cathy und Keith Brownlee bereits Rückschläge durch Verletzungen wie einen Ermüdungsbruch im Oberschenkel verkraften. Das Brüderpaar pusht sich, ähnlich wie im Rennen auf den Radstrecken der World Championship Series im Triathlon nach vorne. Während die anderen Kandidaten auf das Olympische Podium taktisch geschickt den energiesparenden Windschatten in den großen Draftingfeldern suchen, kennt das Duo nur ein Motto: Angriff und die Flucht nach vorne.

Diese bewundernswerte kämpferische Einstellung kann, insbesondere durch den zusätzlichen Stress, den das Voroylmpische und Olympische Jahr mit sich bringt, nach hinten losgehen. Wenn Körper und Seele durch Ermüdungsbruch, Sehnenreizung oder banale Infektionen ihre Ruhezeiten von Training, Wettkampf und Public Relations, die allesamt auf diesen einen Kulminantionspunkt am 7. August zusteuern, einfordern. Dann könnte die Stunde des bedächtigeren und nicht weniger talentierten Jonathan Brownlee gekommen sein, der im Kielwasser und Schatten des größeren Bruders zunehmend an Stärke gewinnt. Vielleicht steht ja er in London 2012 ganz oben auf dem Treppchen.

Das Leeds Metropolitan University's Carnegie High Performance Centre hat keine Schwäche in den drei Disziplinen Schwimmen, Radfahren und Laufen bei den Brüdern unangetastet gelassen. Wenn die Brownlee-Brüder diesen schmalen Grat des kompletten, aktiv agierenden Triathleten erfolgreich entlangwandern, können sie in London wirklich Großartiges leisten. Sie sind die Benchmark, das unerbitterliche Mass an dem alle anderen Athleten zwangsläufig gemessen werden. Neben Andreas und Michael Raelert sind sie auf dem Weg zum erfolgreichsten Brüderpaar im Triathlon zu werden.

Ein Ass im Spiel der Brownlees wurde bislang dabei noch gar nicht gespielt. Edward Brownlee, die Nummer 3 aus dem Brüder-Clan geht als Crossläufer und Schwimmer durch exakt die gleiche Schule wie seine beiden älteren Brüder. Der Hype um drei startende Brüder in der WCS oder bei Olympia in Rio de Janeiro 2016 lässt sich gerade nach einem möglichen Erfolg bei den Londoner Spielen in der Heimat schwerlich von der Hand weisen. Die Zukunft der anderen Nationen sieht weiterhin eher düster aus.