Dienstag, 14. Oktober 2008

Disqualifiziert: Du bist Draußen! (gleiche Bedingungen für alle)

Vor allem Rookies wie der Freiburger Andreas Böcherer fühlen sich durch die Race Marshalls beim Ironman Hawaii oftmals benachteiligt. Aber schauen wir uns die Sache einfach nüchtern und sachlich an. Der ehemalige Deutsche Meister im Crosstriathlon hat sich solide in den letzten Jahren entwickelt, aber in Frankfurt schon den Hang dazu entwickelt für den Rennentwicklung unattraktiv taktisch hinten in Radgruppen zu sitzen. So weit so fair, von vielen Profis so gehandhabt und nicht weiter zu verurteilen... Erst kurz vor Einfahrt in die T2 wagte der Freiburger Familienvater die Solofahrt in Frankfurt, nachdem sich seine Kontrahenten aufgerieben hatten. Taktisch gut, aber ohne Profil und das muss man sich als Rookie im Sport erarbeiten.

Konnte Böcherer in Frankfurt noch auf gütige Krampfrichter bauen, die ein Unterschreiten der 10 Meter-Abstandregel zunächst gerne mündlich abmahnten, sah es in Kona etwas anders aus. Informationen über das klare und knallharte Vorgehen sollten spätestens bei der Wettkampfbesprechung der Profis am Donnerstag angekommen sein. Auch ein Blick auf alte Ironman-DVDs oder NBC-Reportagen, die auch nicht vor Namen wie den des US-Amerikaners Tim DeBoom zurückschreckten sollte den Kona-Kurs klarmachen:
Lutschereien, auch nicht nur ein bisschen sind nicht gestattet. Auch die anderen Regeln sollte man verinnerlicht haben. Kampfrichterentscheidungen sind Tatsachenentscheidungen und Andreas Böcherer hat in diesem Fall berechtigte gelbe Karten erhalten und dann ohne Disqualifikation aufgegeben.

Eine Karte erhielt er nach Angaben aus seinem Umfeld wegen Littering (Umweltverschmutzung, da er seine Flasche nach der vorgesehenen, hunderte Meter langen „Dropzone“ abgeworfen hatte), dann zwei weitere wegen Draftings zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Die WTC-Offiziellen bestätigen allerdings drei Strafen wegen Draftings.

Böcherer gab schleißlich entnervt selbsttätig nach der 3. Verwarnung auf, weil er bei 3 Strafen im Nachgang disqualifiziert worden wäre. Er ist der einzige Profi im Rennen des Ironman 2008, der mehr als eine Penalty erhalten hat. Timo Bracht etwa hat nur eine Strafe erhalten, das Rennen auf dem Rad sauber beendet, dann aber die Penalty-Box nicht aufgesucht: Disqualifikation.

Die Strafen sind als gerecht und fair zu werten und man sollte nicht weiter darüber lamentieren und auf die ungerechten Kampfrichter schimpfen. Sie machen nur ihren Job, der Profi-Triathlet soll seinen Job machen.

Athleten wie Timo Bracht, haben ihre DQ anstandslos angenommen, obwohl er das wohl beste Kona-Rennen der letzten Jahre hinlegte und souverän in den Top 5 lag. Auch mit der Disqualifikation war die Medienwirksamkeit (schon im Vorfeld) durch seine guten Leistungen als bester Deutscher beim Heimrennen in Frankfurt garantiert. Dies ist der Unterschied zu Kona-Neulingen, die um Medienbeachtung kämpfen müssen, die ihre im Vorfeld gezeigten Leistungen auch vor einem Start honorieren. Dazu benötigt man 1-3 Starts mit Zielankunft in den Lavafeldern.

Selbst die Hannoveranerin Sandra Wallenhorst, mit Weltbestzeit der offiziellen Ironman-Eventserie angereist, stand nicht im Fokus der nationalen und internationalen Medien, obwohl sie klar zu den Kandidatinnen auf die Top 5 zuzurechnen war. NBC hat sich dann noch kurzfristig entschieden die Läuferin der Extraklasse mit in ihre Aufzeichungen vor dem Rennen aufzunehmen – ein weiser Schritt in Nachbetrachtung ihres starken ersten Auftritts auf Big Island hinter der 2008 nicht zu schlagenden Chrissie Wellington und der Niederländerin Yvonne Van Vlerken. Van Vlerken und Wallenhorst liegen in der Leistung dicht beieinander – spannende Rematchs der Kona-Treffens sind zukünftig fast garantiert.

Zurück zu den disqualifizierten Kona-Rookies: Newbies wie Böcherer kann man nur wärmstens ans Herz legen, nicht nur den Kurs zu studieren und sich in die richtige Startgruppe im Schwimmen zu stellen, abseits von Kanus mit den richtigen Anschwimmern oder inmitten von Frauen - sondern die Regeln auch als das zu nehmen was sie sind: Klare Gebote und Verbote. Es sind keine Empfehlungen, die halbherzig mit zugedrückten Augen umgesetzt werden. Schließlich ist das eine WM und kein Basar.

Die Härte dient allen Athleten gleichermaßen. Überlegungen und Unsicherheiten, was hinter einem als einsamen Reiter in den Lavafeldern passiert sind fast ausnahmslos egal. Die Sheriffs machen ihren Job und die Bedingungen sind weitgehend gleich. - ein ausdrückliches Ziel einer WM. Behrzigt man diese Regeln, dann klappt das auch mit dem Finish 2009 und mit etwas Arbeit und Talent auch dem Einzug in die Top 20, ohne Lamentiererei im Nachgang. Ich freue mich drauf…

Montag, 13. Oktober 2008

K-Swiss After-Party ein voller Erfolg, Lullus 2009? Nein!

Nachdem sich alle Besucher der Awards Party umgezogen oder getrocknet hatten ging es früher oder später auf die After-Party von K-Swiss ins Huggos. Da erstmalig Triathlete USA auf ihre angestammte Party in der Kona Brewery verzichtet hatte, gestaltete sich die K-Swiss BEHIND THE VELVET ROPES Party für geladene Gäste (RSVP) als voller Erfolg. Freie Verköstigung und die späte Aufweichung der zunächst sehr strikt gehandhabten Zugangsberechtigung stellte am frühen Abend die Business- und VI-Personen zufrieden und später hinzugestoßene Agegrouper lockerten das Ganze auf.

Während einige Altersklassenathleten früh ins gegenüberliegende Lullus einfielen und den Dancefloor attackierten zeigte Big Island seine unangenehme Seite. „It's the law, come on and get out of here“ - mit diesen und unsanfteren Worten schob man die restlichen Nachschwärmer deutlich ab 1:38 Uhr auf die Straße – immerhin 8 Minuten später als in den Jahren zuvor :-) Um 2:00 Uhr sollte der Laden schließlich geräumt sein. Zuvor wurde bereits das Huggos auf allerdings sehr freundliche Art geräumt, mit dem gleichen gesetzlichen Hintergrund.


Die auf dem Alii Drive in angenehmen Chill-out Gesprächen vertieften und darum ausharrenden kleinen Trüppchen bekamen trotz ausschließlich leisester Lautstärke als Geschenk plötzlich Zitronenviertel aus dem ein Stock höher gelegenen Lullus an den Kopf geworfen. „Das geht hier jedes Jahr so. Da haben sie schon Probleme die Hotels vollzubekommen und benehmen sich so daneben“ ärgerte sich ein prominenter Profi aus Deutschland, dessen Beine auf Grund seines Rennverlaufs wenige Minuten zuvor unglaublich locker über die Tanzfläche geflogen waren ;-)
Daher sind wir in kleiner Gruppe übereingekommen im nächsten Jahr das Lullus komplett zu boykottieren und im Vorfeld des Ironman 2009 dieses Ziel klar zu kommunizieren.

Stimmungsvolle Awards Party, buchstäblich ins Wasser gefallen

Stimmungsvoll fing die Awards Party der 30. Ford Ironman Hawaii Triathlon World Championship an. Ein erster Höhepunkt war die Aufnahme von Rick und Dick Hoydt in die Ironman Hall of Fame durch die Moderatoren des Abends Bob Babbitt und Mike Reilly.

Vater und Sohn Hoydt haben Geschichte des Triathlons geschrieben und auch in der Geschichte des Ironman Hawaii Triathlons und der traditionsreichen NBC-Übertragung neue Kapitel aufgeschlagen. Rick aka Ricky Hoydt, der gerne auf das Ypsilon in der Koseform seines Vornames verzichtet („Mein Name ist Rick“) verlas unter Nutzung eines Sprachcomputers seinen sportlichen Werdegang und den seines Vaters zu einem der bekanntesten Sportlerduos Amerikas mit fast 1.000 Starts bei Ausdauerwettkämpfen. Dick führte zuvor eine kurze einleitende Rede und zeichnete den Werdegang der besonderen Beziehung der beiden zum Sport und Triathlon im Speziellen.

Rick, nach einem Geburtsfehler mit schlecht liegender Nabelschnur unter Sauerstoffmangel mit einer Schädigung des Gehirns geboren, wurde eine Zukunft analog eines Gemüses (eng. Vegetable) von den Ärzten vorhergesagt, verbunden mit der Empfehlung den Sohn in dauerhafte Pflege abzugeben. Die Hoydts haben das nicht getan und bereuen offensichtlich keinen ihrer gemeinsamen Tage. Mehrfach fragte sich der sichtlich amüsierte Schwergeschädigte über diese Metapher eines Gemüses und fragte nach der richtigen Klassifizierung.

Schon während dieser Rede setzte phasenweise monsunartiger Regen ein, den die über 2.000 Anwesenden geduldig ertrugen, obwohl sie mittlerweile bis unter die Zehennägel aufgeweicht waren. Doch nach der kaum mehr durch den Regen und aussetzende Mikrofone verständlichen Rede der Britin Chrissie Wellington musste Craig Alexander als frischgebackener Weltmeister auf seine Ansprache verzichten. Dabei hat mich „Crowie“ noch vorher nach der rechten Länge einer „guten Rede“ gefragt. „Eine gute Rede darf gerne 8 bis 12 Minuten dauern“ habe ich gesagt und sollte auch einen Blick weiter zurück in die sportlichen Anfänge und wichtige Anekdoten beinhalten. 2 oder 20 Minuten hat die Awards Party aber auch schon erlebt. „Ich glaube meine ist so 5 bis 8 Minuten lang. Ich möchte die Leute nicht langweilen, ich habe mir auch ein paar Notizen gemacht“ entgegnete einer der bodenständigsten Weltmeister, die Kona je gesehen hat. Wenngleich Aussie Alexander die Rede nicht mehr vor dem Publikum halten konnte – wird sie vielleicht doch noch gehalten und weitergegeben werden.