Donnerstag, 2. Oktober 2008

Exkurs des Tages: Mein ganz individueller Plan gegen Jet-Lag

Ab und an pendele ich zwischen den USA und Deutschland hin und her. Da am Mittwoch der erste große Schwung von Anreisenden erwartet wird, kommt (hoffentlich nicht zu spät) mein Tipp gegen das große Übel beim Sprung über den Teich. Dabei habe ich meine ganz eigene Strategie gefunden, um gegen die Ermattung durch die Zeitumstellung und den Stress umzugehen.

Vor dem Flug
Einen Tag vor dem Flug sollte - wer kann - am Vormittag ordentlich Laufen oder anderes Landtraining betreiben. Am Abend wird dann geschwommen und in der Nacht vor dem Abflug wenn möglich nur 1 bis 3 Stündchen geschlafen. Halt soviel, dass der Kopf beim Check-in noch mitspielt…

Der Flug
Kaum im Flieger angekommen, richte ich meinen Wachrhythmus auf den Zielort ein. Ich orientiere mich dabei aber auch an möglichen Stop-Over Möglichkeiten, sprich wann ich den Flieger wechseln muss. Wobei ich die „One-Stop“-Option beim Flug nach Kona in San Francisco oder Los Angeles der Zwei-Stop Strategie via Chicago oder New York vorziehe. Ziel sollte es also sein in der „Nacht“ im Flieger durchzuschlafen. Wenn es „Tag“ am Zielort ist, mache ich ab und an Gymnastik und kümmer mich um die zu Verkürzung neigenden Muskeln der Hüfte, des unteren Rückens und der Beine.

Zwei Freunde
Wichtigste Begleiter für einen entspannenden Flug sind Kompressionsstrümpfe und „Noise Reduction“-Kopfhörer. Das sonore Rauschen der Flieger geht einem gehörig auf den Geist und ermüdet auf Dauer. Mit den Kopfhörern ist die Belästigung doch erheblich abgemildert und eine der besten Anschaffungen, die man machen kann.

Bleibt nur die Frage nach der richtigen Platzwahl. In einem Flieger gibt es je nach Typ gute und weniger gute Plätze in der Economy-Klasse. In der First und Business Class sieht das etwas anderes aus, das sind fast alle Plätze gut. Infos zu den besten Plätzen auf den Flügen können bei einschlägigen Webseiten eingeholt werden und bei der Reservierung berücksichtigt werden. Bei der Sitzplatzwahl haben Gangplätze sicher Vorteile, allerdings können die Nachbarn am Fensterplatz bei schwacher Blase zu einer echten Herausforderung werden. Hier kann ein Mittelplatz oder Blick aus dem Fenster mehr Sinn machen. Beim Essen im Flieger halte ich mich an Leichtverdauliches und habe lieber etwas Hunger.

Was anziehen?
Ein Wort an dieser Stelle zur Kleidung. „Loose fit“ aus Naturfasern ist bei mir die Klamotte der Wahl. Eng anliegendes und voll plakatiertes Multifunktions-Dingsbums sieht a) Scheiße aus, ist b) durch den Wärmestau unbequem und c) peinlich – am besten noch mit Oakley im Haar. Turnschuhe sind auch fehl am Platz – schließlich fliegt man quasi im Wohnzimmer in das Paradies: Flip-Flops oder andere bequeme „Hausschuhe“ a la Crocs, die die Füße atmen lassen bevorzuge ich da eher. Neben einer Jacke mit hoch schließendem Kragen ist bei mir eine Mütze Pflicht. Dann kann einem die Klimaanlage weder den Nacken versteifen, die Nase zum tröpfeln bringen oder die Sicht für den anstehenden Ausstieg am Keahole Airport durch Zugluft verhageln.

Kleiner Workout
In Kona am frühen Abend angekommen, geht es kurz in den Pool oder direkt am Pier für 10 Minuten ins Wasser, um sich zu lockern und Verspannungen zu lösen. Bei Dunkelheit in den Pazifik zu gehen ist sicher nicht schlau, daher sind der Hotelpool oder Kona Aquatics zu bevorzugen. Neben der allgemeinen Lockerung pustet dabei die Lunge ordentlich durch und erholt sich von der trockenen Fliegerluft. Der ein oder andere Keim mag auf diesem Weg auch den Körper verlassen. Gewollter und angenehmer Nebeneffekt: Der Kreislauf wird angekurbelt und man wird wach.

Lieber Sandmann
Ins Bett gehe ich dann nach Lokalzeit nicht vor 11:00 Uhr und stelle den Wecker auf 5:00 Uhr am Morgen. Eine an Eiweiß reiche Nahrung am Abend hält auch eher wach, als Kohlehydrate und füllt die leidenden Carbo-Speicher trotzdem ausreichend auf, wenn Reis als Beilage hinzugefügt wurde. In der Regel schlafe ich in der ersten Nacht durch und behalte die Aufstehzeit bei.

Der frühe Vogel fängt den Wurm
In Kona beginnt das öffentliche Leben sehr früh und endet dabei spätestens gegen 10:00 oder 11:00 Uhr – schließlich geht die Sonne bereits im 18:00 Uhr unter und die Hormone werkeln dann stark am „Einschlafmodus“. Die viele frische Luft trägt ebenfalls zur gesunden Müdigkeit bei.

Auch eine Art Hangover
Am nächsten Tag folgt meistens gegen Mittag der gewaltige Hänger. Wer urplötzlich hundemüde in den Seilen hängt, sollte sich 15 oder 20 Minuten mit gestelltem Wecker hinlegen und dann einen kurzen oder längeren Jogg machen und sowieso viel Licht an den Körper lassen. Dazu reicht in Kona der Aufenthalt im Schatten. Durch die Aktivität sind die nächsten Stunden bis zum Abendessen gerettet. Ab dem zweiten Tag habe ich in Kona trotz 11 bis 12 Stunden Zeitverschiebung keine Probleme mehr.
P.S.: Kompressionssocken waren schon beim IRONMAN Frankfurt 2007 der Schmunzler unter der WTC-Crew: „Hopefully we don’t see this in Kona.“ „Shall we bet?“. Daraus wird wohl nix - die Socken setzen sich langsam aber sicher (bei den Europäern) durch. Keine Knackwaderln über dünnen Fesseln zu zeigen sind der aktuellste Gimmick-Gag oder Prüderie, sondern spezielle Socken.

Foto: Bose

Mittwoch, 1. Oktober 2008

Hawaii 2009 Kona Fieber

Es mal ist wieder Ende September, die Luft kalt und irgendwie kristallklar, und die Sonne die am wolkenlosen Himmel steht, wenn der Morgennebel sich verzogen hat wärmt nur am Mittag, wenn man sich in einem windstillen Eckchen aufhält. Auf dem Weg in die Kantine schaue ich neidisch ein paar Rennradfahrern hinterher und ein vertrautes Gefühl stellt sich ein. Eigentlich sind es zwei Gefühle, die sich an solchen klaren sonnigen Septembertagen einstellen, das eine ist die gruselige Erinnerung an den 11. September 2001, und das andere, von dem hier dir Rede sein soll, ist das euphorische Gefühl „jetzt geht es bald nach Kona“.

August und September sind eine besondere Zeit im Leben der Triathleten. Eine möglicherweise lange Saison liegt hinter ihnen, die Wettkampfdichte nimmt ab, und den Neoprenanzug, den man im Juli für 550,- happige Euro erstanden hat kann man nun für 300 bekommen. In den Magazinen werden schon die windschnittigsten Rahmendesigns und jede Menge technische Gadgets für das nächste Jahr präsentiert, und wenn die Temperatur des Nieselregens eine 10 vor dem Komma stehen hat bleibt man öfter als im Sommer auf dem Sofa sitzen, wenn normalerweise eine der regelmäßigen Trainingseinheiten anstehen würde. So, oder so ähnlich sieht er aus, der Herbst (pardon my english) im „Middle of the Pack“.

Ganz anders verhält es sich da, wenn man das Talent, die Zeit, das Glück und nicht zuletzt die nötige Konsequenz aufbringen konnte, um sich einen Startplatz für die Mutter aller Triathlons zu sichern. Den Ironman - Kailua bay - Kona - Hawaii. Um zum Vollmond* Wochenende in Kailua an der Startlinie herumpaddeln zu dürfen, reicht es nicht, zur richtigen Zeit mit einer gültigen Kreditkarten Nummer ausgestattet an einem High-Speed DSL Rechner zu sitzen. Mit einer solchen (auf gar keinen Fall zu unterschätzenden) Leistung) landet man heutzutage mit etwas Glück in der Starterliste von so illustren Veranstaltungen wie den Ironman European Championship in Frankfurt, dem Challenge in Roth oder den beliebten Regionalrennen, aber das sind nur Fingerübungen und kleine Stolpersteine auf dem Weg ins Mekka der Dreikämpfer. Nach Kona kommt (als Starter) nur der, der sowohl das Prozedere von Online-Anmeldungen als auch seinen Körper in virtuoser Weise im Grenzbereich nutzen kann oder via Ebay-Verlosung, Ironman-Lotterie und den supersuperrar gesäten und als persönliche Einladung zu verstehenden Sponsor- und Celebrity-Accounts Einlass gefunden hat. Wie dem auch sein, für diejenigen, die es geschafft haben, gibt es für die erwähnte Periode im Spätsommergrundsätzlich zwei Optionen.

Trainieren was das Zeug hält, denn es wäre doch zu schade, wenn es ausgerechnet in Hawaii nicht läuft, vor allem wenn der gesamte Verein und alle Bekannten und Verwandten daheim sich die Nacht vor dem leider meistens schrecklich langweiligen Live-Ticker um die Ohren schlagen, nur um den Moment nicht zu verpassen, in dem der geschätzte Gladiator auf der Ziellinie am Alii Drive glücklich, sonnenverbrannt, vor lauter Wasseraufnahme aufgequollen und ziemlich abgekämpft in seinen verdienten Blumenkranz (Lei) schlüpft. Alles ganz locker angehen lassen, schon mal „Hang Loose“ und „Aloha Spirit“ einkehren lassen, denn das Jahr war hart genug und eine schöne Ironman-Woche in Kona kann man getrost auch mal mit einem Rennen garnieren, in dem man es etwas lockerer angehen lässt!

Es ist sicher nicht falsch, wenn man annimmt, dass sich der größte Teil der Kona-Qualifikanten eher für eine konsequente Vorbereitung und ein „im Rahmen der persönlichen Möglichkeiten“ leistungsorientiertes Rennen anstrebt. Selbstverständlich möchte man einen so wichtigen Anlass in der „Triathleten-Karriere“ auch mit einer angemessenen Leistung garnieren. Allerdings möchte ich mir erlauben darauf hinzuweisen, dass auch die zweite Option eine gute Variante ist.
Nach einer Saison, in der man eine Form aufgebaut hat, die eine Kona-Quali ermöglicht hat, sollte man auf jeden Fall fit genug sein, um auch mit wenigen, an den schöneren, wärmeren Herbsttagen durchgeführten Einheiten mit Würde durch die glühenden Lavafelder zu cruisen.
Eine entspannte Vorbereitung erspart einem den Stress bei immer kürzer werdenden Tagen und schlechtem Wetter viele Trainingseinheiten und den normalen Arbeitsalltag in Einklang zu bringen. Stress und Kälte sind am Ende einer langen Saison die beste Möglichkeit sich eine ausgewachsen Erkältung einzufangen. Im Flugzeug noch etwas aufgefrischt und mit der Klimaanlage im „Safeway“-Shopping-Himmel weiter kultiviert, kann einem sowas schon mal den kompletten Big Island Trip vermiesen, und am Ende quält man sich schlimmstenfalls mit Fieber durchs Rennen.

Eine zurückgeschraubte Vorbereitung hat auch, neben der tiefgreifenden Erholung die man sich damit verschaffen kann noch einen weiteren Vorteil: Man kommt nicht auf dumme Gedanken, wie zum Beispiel, na ja, „meine 9:35 Stunden in Frankfurt sind bestimmt noch nicht das Ende der Fahnenstange, ich war irgendwie schon beim Schwimmen müde und ohne diese Unterzuckerung bei Kilometer 110, in Kona da wird mir das nicht passieren, da ist möglicherweise sogar eine 9:15 drin!“

Je nachdem wie der Wind so steht kann man den entsprechenden Fahrplan sogar auf dem Rad noch ganz gut einhalten und gönnt sich die Payback-Time dann mit einem 4:45 Walk in den Sonnenuntergang und viel, ganz viel „Ice, more ice please“. Wenn man es nicht zufällig auf die absolute Toplatzierungen (zB AK Podium) abgesehen hat, macht man mit der „Hang Loose“-Strategie eigentlich nichts falsch und gönnt sich und seinen Mitreisenden zudem noch einen schöneren Urlaub. Denn ohne ehrgeizige Vorgaben oder Taperprogramme kann man auch mal zwei Stunden länger am Magic Sands (aka White Sands Beach) Bodysurfen - zwei Tage vor dem Rennen.

In diesem Sinne, Aloha und hang loose,Holgi

* Leider findet der Ironman nicht mehr jährlich bei Vollmond statt. Hintergrund ist der lästige Fahrplan der Kreufahrtschiffe in der Bay.

Ironman Triathlon Lotterie startet am 1. Oktober 2009

Tampa Bay, Florida (USA) – Die World Triathlon Corporation (WTC), Inhaber der Ironman-Marke hat den Start der Ironman-Lotterie 2009 für den 1. Oktober angekündigt. Einnahmen aus der Verlosung von Startplätzen für die Weltmeisterschaft im Ironman Triathlon auf Hawaii, die am 28. Februar 2009 endet gehen wohltätigen Zwecken zu. Die Gewinner werden am 15. April 2009 angekündigt.