Donnerstag, 18. Januar 2007

Bananenrepublik Deutschland

Die Printmedien hatten das Thema von mehreren hundert versäumten Trainingskontrollen bereits in den vergangenen Wochen und Tagen aufgegriffen, doch es muss schon die "Erste" aller möglichen Reihen sein, um eine deutliche und verständlicherweise nervöse Reaktionen aus der Otto-Fleck-Schenise hervorzurufen. Zugegeben, der Bericht war etwas reißerisch und an manchen Stellen ungenau und vage, aber im Kern hat er das Ziel genau getroffen. Dabei hat es leider erneut die mittlerweile immer stärker gebeutelten Triathleten erwischt, die sich im Jahr der WM im eigenen Land darum Mühen nicht in den Topf mit den chronischen Dopingsündern aus dem Radsport, Skilanglauf und der Leichtathletik geworfen zu werden.
Auf die Kernpunkte der ARD-Kritik wird leider vom DTU-Präsidenten nicht eingegangen. Kann er auch eigentlich nicht, weil sich das Problemfeld völlig seiner Kenntnis entzogen haben dürfte. Solche Pannen, wie bei den Anti-Doping Kontrollmechanismen durch die NADA in Bonn geschehen kann man gutgläubig gar nicht für geschehen halten.
Leider werden jetzt wieder nur Schuldige für die augenscheinlich vorhandenen Versäumnisse in anderen Institutionen, nämlich der offensichtlich durch Banalitäten im Kommunikationsmanagement völlig überforderten NADA gesucht.

Zur gleichen Zeit werden Forderungen zur schnellst möglichen Beseitigung undichter Löcher gestellt: Es kann schließlich nicht sein, dass Interna verbreitet werden. Interna, die vielleicht aus lauter Frust wegen der täglich von den Kontrolleuren zu erduldeten Ignoranz weitergegeben wurden. Einmal mehr muss eine handfeste öffentliche Diskussion die Schwachstellen eines Systems offenlegen, um (vielleicht) endlich genug Druck zu erzeugen.
Die rosarote Brille der Saubermänner im Deutschen Spitzensport ist beiseitegelegt, nein richtiggehend heruntergerissen worden - mal sehen wir lange die nachhaltige Betroffenheit andauern wird. Der Rest der Welt zeigt derweil zuweilen etwas hämisch mal wieder mit dem Finger auf die Bananenrepublik Deutschland und übersieht dabei geflissentlich, daß die restlichen 4 in eine andere Richtung deuten.

Vielleicht hat auch der allerletzte Funktionär im Jahre 2007 endlich begriffen, dass die Zeit zum Aufräumen und die Änderung traditioneller Verhaltensmuster in den Chefetagen gekommen ist. Sonst geht es dem Spitzensport in seiner jetzigen Form tatsächlich an den Kragen und in weniger als einem Jahrzehnt verwaltet man sich nur noch selbst, seine Verfehlungen im Jahrzehnt nach dem Millenium und ein paar Jackenknöpfe.
Wie kann der Kampf gegen den Sportbetrug in wenigen Jahren aussehen, wenn sich zumindest auf der Kontrollebene etwas bewegen sollte?

Freitag, 29. Dezember 2006

Was darf eine WM kosten?

Während in Kona weiterhin der Winter Einzug hält und der Pazifik „frischer“ wird freut sich Triathlon-Deutschland auf seine WM im Herbst und mit entsprechendem Aufwand wird die Werbetrommel gerührt.

Die WM in Hamburg soll das größte einheimische Starterfeld der Agegrouper stellen. Eine große Herausforderung, wenn man bedenkt, dass in der Vergangenheit die Athleten aus Deutschland bei den Weltmeisterschaften der International Triathlon Union meist mit Abwesenheit glänzten und in manchen Jahren Spannungen zwischen Athleten und „DTU-Beauftragten“ vorherrschten.

Völlig geschockt zeigt man sich bei Betrachtung der aufzubringenden Startgelder für das Event das die schnellsten Herren deutlich unter 2 Stunden absolvieren werden . Satte 259,- Euro werden für den kurzen Spaß auf der Olympischen Distanz veranschlagt. Herkömmliche erstklassig organisierte Rennen über diese Strecke sind zwischen 40 und 80 Euro zu haben. OK, man bekommt dann auch endlich ein Teamleibchen, um endlich optische Geschlossenheit demonstrieren zu können, teuer ist es aber dann noch immer.

So schön und positiv eine Weltmeisterschaft im eigenen Lande durchaus zu bewerten ist, stellt sich erneut die Frage nach tragfähigen Konzepten, die der organisierte Sport für den "Breitensport" auf die Beine stellt. Denn nichts anderes ist (bei aller verdienten Achtung vor der Leistung und dem Trainingsaufwand der Agegrouper) eine WM der Altersklassen, die den oft berufstätigen Startern neben den Kosten für Trainingslager, Ernährung und Ausrüstung den nächsten Kostenbatzen vor den Latz knallen. Das sehen die Verantwortlichen vielleicht ähnlich. Nur so läßt sich erklären, warum die Förderung der Alterklassen in solchen Startgeldern mündet...

Triathlon ist teuer, Ironman hat seinen Preis und wird für den Tagesspaß auch immer „relativ“ teuer sein, aber rund 260 Euro sind Abzocke.

Ein anderes, den Sport unterstützendes Kostenmodell hätte ich mir da eher gewünscht. Den „Puffer“ zum Decken des Haushalts bilden schließlich auch die Massen der normalen Starter in den offenen Klassen – hier hätte man Quersubventionieren können oder an anderer Stelle im DTU-Haushalt sparen sollen.