Mittwoch, 28. September 2011

Zähe Verhandlungen - Warum der Ironman Hawaii Triathlon nicht weltweit Live im Fernsehen zu sehen ist?


Der Ironman Hawaii Triathlon hat einmal mehr den Sprung knapp in die Liveübertragung nach Deutschland geschafft. Der Hessische Rundfunk hat sich nach den üblichen zähen Verhandlungen die Rechte für Deutschland sichern können. Die naturgegebene Zeitverschiebung von einem halben Tag macht kein Primetime-Event aus der Übertragung.
Zahlreiche Blogs und Special Interest Magazine berichten vom Ironman Hawaii Triathlon. Die Liste der internationalen Fernsehanstalten ist vergleichsweise kurz. Photo: Kai Baumgartner
Im Rahmen der Sendung "heimspiel! extra" wird in der Nacht von Samstag auf Sonntag (8. - 9. Oktober) von 0:50 bis etwa 4:30 Uhr der öffentlich-rechtliche Sender aus Kailua-Kona, Hawaii berichten. Erneut darf nach der Premiere vor wenigen Jahren auf das Live-Signal der World Triathlon Corporation (WTC) zugegriffen werden.

Neben der erstklassigen Produktionscrew des ZDF wissen die Männer des HR durchaus mit dem Thema Triathlon umzugehen. Zufällig in die Übertragung geratene Unterwasseraufnahmen von Schildkröten aus der Konserve und den ein oder anderen inhaltlichen Fehler der Kommentatoren und Moderatoren werden zu nachtschlafender Zeit von den Rezipienten und Hardcore-Fans meist gnädig übersehen und nur in einschlägigen Foren und Blogs seziert. Großformatige Bilder sind wichtiger und zur Not mimt man den eigenen Co-Moderator und dreht den Hessen einfach mal den Ton ab. Gäste wie Normann Stadler und Michael Raelert sollten aber die Show des HR spannend und informativ halten.

Triathlon ist eine Randsportart und es ist schwer Rennberichte zu den bestmöglichen Sendeterminen als Zusammenfassung zu platzieren. In den USA wird neben den üblichen Livestreaming-Optionen auf Ironman.com oder Universalsports am Renntag erst Wochen nach dem Event auf NBC einmal mehr die durch diverse Emmy-Awards ausgezeichnete Reportage unter der Führung von WTC's Vizepräsident Peter Hennings zu sehen sein. Die aufwändige Produktion mit exzellentem Schnitt, herausragender Vertonung und meist stimmigem für den us-amerikanischen Markt konzipierten persönlichen "Homestories" wird ein Grund dafür sein, warum auch die USA noch Jahre auf eine Liveübertragung in den Mainstream-Fernsehsendern warten müssen.

Doch was macht der Rest der Welt? Warum gibt es so wenig Liveschaltungen etwa via BBC, ARD, ZDF und wie die Sender alle heißen mögen, die sehr viel Geld für Fußballrechte und Co. ausgeben und derzeit einen oder mehrere Triathletinnen und Triathleten in der erweiterten Weltspitze haben? Die hohen Produktionskosten von diesem Fleckchen Lava Südpazifik zu berichten und die teuren Rechte sind des Pudels wahrer Kern.

Wie in anderen Sportarten üblich, möchte auch die WTC Geld für die Zusicherung der nationalen oder regionalen Übertragungsrechte haben. Für eine Randsportart im Zuge immer knapper werdender Rechte- und Produktionshaushalte der TV-Anstalten eine selbstbewusste Haltung, die in den letzten Jahren für mediale Verknappung im Fernsehen gesorgt hat. Das Produkt Ironman besticht durch "Sexiness", interessante persönliche Schicksale abseits des Profisports, bei denen sich oftmals Europäer ob der Gefühlsduselei mit einem emotionalen Zugang schwerer tun als Amerikaner. Daher können sich nur die reicheren Sender den Luxus des Ironman Hawaii "Live" leisten, die sich auch durch dem Sport seit Jahren verbundene Sponsoren und Presenting Partner, wie etwa Erdinger Alkoholfrei den Spaß refinanzieren lassen können.

Die International Triathlon Union (ITU) und auch die Offroad-Triathlonserie XTERRA gehen einen anderen Weg. Sie bieten etwa 52-minütige Zusammenfassungen und z.T. Livesignale kostenneutral an, um die Sportart Triathlon mit ihren eigenen Events und den eigenen Sponsoren mit einer großen TV-Reichweite zu verknüpfen. In Deutschland war etwa die olympische World Championship Series (WCS) der ITU nicht nur in ARD und ZDF, sondern auch auf Sport1 zu sehen. XTERRA konnte durch üppige Verträge mit Hauptsponsor Nissan und dem gleichnamigen Offroader-Modell ebenfalls ansprechende und umfassende Bewegtbild-Footage weit in der Welt distribuieren, um die Spielart des Triathlons bekannter zu machen.

Ironman Triathlon, insbesondere das Finale auf Hawaii blickt auf eine vergleichsweise lange Tradition zurück. Groß gemacht haben den Event aber erst die Fernsehbilder einer wankenden Julie Moss auf ABC Sports. Vielleicht verpasst die WTC mit ihren Private Equity Eigentümern und der nicht wahrnehmbar geänderten Medienmix-Strategie derzeit die Chance einer schnelleren Marktdurchdringung bei zunehmendem Wettbewerb? Den anderen Eventserien kann es nur billig sein...

Update vom 08.11.2011: Für den europäischen Bereich wurde eine Partnerschaft und Produktion von Mediainhalten angekündigt.

Montag, 26. September 2011

Chrissie Wellington erneut mit Radunfall, Start beim Ironman Hawaii gefährdet?

Chrissie Wellington, Inhaberin der Weltbestzeit im Triathlon über die Langstrecke hat sich 14 Tage vor den Weltmeisterschaften im Ironman Hawaii Triathlon durch den zweiten Sturz in der laufenden Saison großflächige Abschürfungen an Ellbogen, Hüfte, Oberschenkel, Schienbein und Fußgelenk zugezogen. Wellington und ihr Manager Ben Mansford bekräftigen zwar, dass durch den Sturz im Trainingsmekka Boulder, Colorado ein Start in Kailua-Kona am 8. Oktober nicht in Gefahr sei, dennoch könnte die Britin bereits im zweiten Jahr in Folge zum Zuschauen verdammt sein.
Hüfte, Oberschenkel, Schienbein und Fußgelenk: Kräftige Abschürfungen erlitt die mehrfache Siegerin der Ironman Hawaii Chrissie Wellington durch einen Radsturz in Boulder, Colorado. Photo: Chrissie Wellington, Yfrog
Wellington hat erst nach aufkommenden Gerüchten den Sturz via Twitter bestätigt und einen Plattfuß in einer Kurve für den Sturz innerhalb der fünfköpfigen Trainingsgruppe verantwortlich gemacht. Wie das Portal Everymantri.com berichtet, haben Augenzeugen aus dieser Gruppe hingegen von einem simplen Fahrfehler der Ausnahmeathletin, die gerade ihre Biografie "A Life Without Limits" (Februar 2012) veröffentlicht, gesprochen. Der erste Sturz in der Saison resultierte in einer gebrochenen Rippe und einer trotz des Handicaps erstklassigen Performance bei der Challenge Roth.
Auch der Ellbogen von Chrissie Wellington ist in Mitleidenschaft gezogen worden. Photo: Chrissie Wellington, Yfrog
Großflächige Abschürfungen, die unter den schwierigen klimatischen subtropischen Bedingungen auf Hawaii auch schlecht abheilen, stellen die unbestritten stärkste Triathletin auf der Langstrecke einmal mehr vor größere Herausforderungen als ihre vermeintlichen größten sportlichen Gegnerinnen. Bereits im letzten Jahr nutzte die erweiterte Weltspitze, die sich noch immer in einem größeren sportlichen Respektabstand zu Wellington befindet, nach dem überraschendem DNS am Rennmorgen die neue Rennsituation. Schließlich war es Mirinda Carfrae mit einem überaus schnellen Marathon, die noch an der lange führenden Julie Dibens vorbei auf den Thron stürmte. Jetzt haben die 5-6 Hauptkonkurrentinnen, namentlich Carfrae, Dibens, Caroline Steffen, Catriona Morisson, Mary Beth Ellis und Co. auf den Titel ausreichend Zeit Allianzen und Taktiken zu schmieden, um die angeschlagene Wellington erneut zu schlagen.

Sollte ein Start, anders als das DNS vom Vorjahr, als eine Virsuinfektion Wellington komplett lahmlegte, doch möglich sein, ist von einer geschwächten Welington auszugehen. Verspannungen, Schlafentzug, Salz, Feuchtigkeit und die unbarmherzige Sonne Hawaiis geben eine besondere Note mit in den Ironman Hawaii 2011. Der Spannung im Rennen der Frauen wird diese zusätzliche Würze trotz des persönlichen und sehr bedauerlichen Rückschlags für Wellington zuträglich sein.

Sonntag, 25. September 2011

2:03:38 und knallende Sektkorken in Kenia. Neue Weltbestzeit im Marathon durch Patrick Makau Musyoki, Haile Gebrselassie verliert Rekord

Patrick Makau Musyoki hat mit dem Gewinn in neuer Weltbestzeit von 2:03:38 Stunden nicht nur Überläufer Haile Gebrselassie aus Äthiopien geschlagen, sondern den Stolz der keniatischen Langstreckenläufer wiederherstellen können. Den keniatischen Triumph perfekt machten Kwelio Chemlany (2:07:55) und Edwin Kimaiyo (2:09:50) mit den Pläzten 2 und 3 bei den Herren und Florence Kiplagat mit ihrem Sieg bei den Frauen (2:19:44).
Patrick Makau Musyoki wird mit nur einem Rennen und eben dieser Weltbestzeit beim 38. Berlin-Marathon von 2:03:38 Stunden  in Kenia zum Volkshelden aufsteigen. Photo: Regani, Wikipedia Commons
Die Tragweite des Sieges beim 38. Berlin-Marathon, insbesondere für den Sieger Makau Musyoki kann wohl nur verstehen, wer die afrikanische Begeisterung für Fußball und natürlich Laufsport kennt. Während der Stern von Patrick Makau Musyoki im Blick auf den Olympischen Marathon von London 2012 immer kräftiger zu leuchten beginnt, entfernt sich unweigerlich der Stern von Jahrhundertläufer Gebrselassie zusehends von seinem Zenith.

Bis Kilometer 27 sah es gut aus für den Äthiopier, 21 Sekunden unter Rekord. Kurz danach, bei Kilometer 35 - ein Asthmaanfall: Es erfolgte für viele überraschend die Aufgabe des zweifachen Olympiasiegers über 10.000 Meter nach schnellem ersten Halbmarathon. DNF bei einem der erklärten Lieblingswettkämpfe von Gebrselassie. 21 Sekunden sollte die bestimmende Zahl des Tages bleiben. Makau Musyoki bliebt exakt 21 Sekunden unterhalb der alten Bestmarke von 2:03:59 Stunden aus dem Jahr 2008.

Verletzungen, Motivationsprobleme, öffentliche Rücktritte, Dementi, Heimweh nach Äthiopien und seine Verpflichtung als Arbeitgeber ergeben in der Summe deutliche Signale, dass möglicherweise London der letzte große Marathon von Gebrselassie, dem fünffachen Sieger von Berlin werden könnte. London als letzte große Station, weil dem hochgehandelten Favoriten der Spiele von Beijing eben die Krone, der Sieg beim Marathon fehlt. Durch sein Asthma begründet und mit Vorbehalten vor der Luft im Moloch Beijing, verzichtete Gebrselassie auf eine "sichere Medaille" 2008 und trat nicht an. Ein Makel in einer ansonsten makellosen Bilanz.

Mich würde es trotzdem nicht verwundern, wenn Gebrselassie nicht bereits früher dem Projekt London eine Absage erteilen würde. Letztlich hat der kleine, große Mann immer auf sein Herz gehört.

Schlaflos beim Xterra Utah - Lance Armstrong mit Rückkehr nach über 20Jahren Triathlon-Abstinenz

Lance Armstrong ist zurück. Keine Gerüchte, keine halben Sachen. Wer einen dominanten Sieg des mittlerweile 40-jährigen siebenfachen Tour de France Gewinners Armstrong beim Xterra in Utah erwartet hat, muss leider enttäuscht werden. “Ich war nervös”, gab sich der Fünftplatzierte Armstrong bodenständig. “Ich habe nur versucht mich darauf zu konzentrieren, was ich zu tun habe, weil ich so aufgeregt war. (Ein Start im Triathlon) ist so lange her. Ich habe letzte Nacht nicht geschlafen” fasste der ehemalige Spitzentriathlet der Juniorenklasse seine Rückkehr nach 23 Jahren zum Triathlon zusammen. Sport wurde am Wochenende auch bei den Frauen gezeigt. Die Kanadierin Melanie McQuaid gewann einmal mehr die Entscheidung in souveräner Manier für sich.
Lance Armstong kämpfte sich auf dem MTB bis auf den dritten Platz nach vorne. Photo: Xterraplanet.com
Armstrong zeigte im gewohnten Livestrong-Racedress eine solide und ansprechende Leistung. Der frischgebackene Vize-US-Meister überzeugte das Radfahren auf dem MTB mit einer dritten und vierten Position, verlor beim Laufen - auch durch eine hartnäckige Fußverletzung im Vorfeld begründet - noch einen Platz, um dann doch deutliche 5 Minuten und 1 Sekunde hinter dem Franzosen Nicolas Lebrun einzulaufen. Platz 2 und 3 der nicht offenen US-Meisterschaften der Offrad-Triathleten sicherten sich Dan Hugo und Josiah Middaugh.
Nach dem Laufen stand ein respektabler 5. Gesamtrang mit 5:01 Minuten auf den Sieger Nicolas Lebrun in den Büchern. Photo: Xterraplanet.com
Armstrongs Start und damit das Interesse der Websurfer scheint auch die Server der Rennserie überrascht zu haben. Zwischenzeitlich ging neben Fehlermeldungen nicht mehr so viel auf XterraPlanet.com. Eines hat die Armstrong-Show aber am 24. September 2011 am Ogden & Snowbasin Resort, Utah gezeigt. Kommt Lance Armstrong, kommen noch immer die Medien. Die World Triathlon Corporation wird sich für 2012, wenn Armstrong tatsächlich einen Start beim Ironman Hawaii Triathlon ins Auge fassen sollte, bestimmt die Medienshow nicht durch einen vorherigen Auftritt bei einem Qualifikationswettkampf in der Provinz versauen lassen.

Lance Armstrong überraschte nach seiner guten Schwimmzeit vor einigen Monaten beim Auftakt des XTerra Utah nur noch Außenstehende, die seine frühe Karriere als Elite-Triathlet nicht verfolgt hatten. Photo: Xterraplanet.com
Neben der WM auf Hawaii, dessen Startlinie in Kailua-Kona Armstrong mittels Wildcard erreichen könnte, wäre der Texaner genau das richtige Zugpferd, um die Premiere des Ironman New York in den Fokus der us-amerikanischen Öffentlichkeit zu setzen. Eines ist mit Sicherheit anzunehmen: Bei einem Start über die Ironman-Distanz kommen technischer Anspruch der Radstrecke und Renndauer seinem Alter mehr entgegen.
Ob es zu einem Start auf Big Island, Hawaii von Armstrong kommt, liegt auch in den Händen von Dopingermittler Jeff Novitzky (FDA). Unabhängig von einer erfolgreichen Hawaii-Teilnahme bleibt es zweifelhaft, ob ein polarisierender Athlet wie Armstrong gut für den Rest Glaubwürdigkeit im Triathlon ist. Ein - berichtenswertes - Spektakel bleibt es so oder so...

Freitag, 23. September 2011

Roboter als Triathlet, schafft Evolta den Ironman Hawaii?

Am 24. Oktober 2011, wenige Wochen nach dem Ironman Hawaii Triathlon soll Panasonics Roboter Evolta ganz im Stil der bekannten rosafarbenen Spielfiguren im Häschenkostüm zeigen, was ihn im steckt. Die Originalstrecke des Ironman Hawaii soll der kleine grün-weiße Kollege mit aufladbaren AA-Batterien packen. 2008 kletterte Evolta bereits den Grand Canyon in den USA hinauf, 2009 trumpfte er auf dem Parcours des 24-Stunden Rennens von Le Mans auf und letztes Jahr wanderte er ganze 450 Kilometer zwischen Tokio und dem Kaisersitz, den Tokaido-Pfad entlang.
Drei wackere kleine weiß-grüne Roboter sollen in 7 Tagen den Ironman Hawaii Triathlon auf Big Island schaffen. Photo: Panasonic
2011 soll Evolta die 230 Kilometer lange Ironman-Strecke auf Big Island bewältigen und begibt sich damit das erste Mal für längere Zeit in Salzwasser. Evolta-Erfinder Tomotaka Takahashi bezeichnete gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters das Workout als Herausforderung. Evolta werde unterwegs auf viele Hindernisse wie Wellengang, Steigungen, Unebenheiten und große Hitze und Wind treffen. "Ich hoffe, dass wir diese überwinden werden."
Genau genommen nehmen jedoch drei Evolta-Roboter teil, ein Drilling wenn man so will. Für jede Triathlon-Disziplin sind die Drei speziell ausgerüstet. Das Zeitlimit ist anders beim Original Anfang Oktober statt mit 17 Stunden mit satten 168 Stunden Zeit großzügig bemessen. Eine volle Woche, in der die drei Evolta-Roboter den Weg bis zum Alii Drive schaffen. "You are an Ironman", die Stimme von Mike Reilly wird dabei sicherlich nicht aus den Lautsprecherboxen dröhnen. Schafft Evolta den Ironman Hawaii? Wenn er das Schwimmen packt, Ja!

Donnerstag, 22. September 2011

Der FC Bayern im Triathlon, die neue feste Institution EJOT TV Buschhütten

Der Turnverein Germania Buschhütten 1885 e.V. ist ein traditioneller Verein im Siegerland. Wohl kein Außenstehender, geschweige denn eines der 661 Vereinsmitglieder hätte davon zu träumen gewagt, dass der erste in Buschhütten abgehaltene Triathlon aus dem Jahr 1987 mehr als einen kleinen regional begrenzten Boom auslösen würde. Zieht man Parallelen zum Fußball müssen das nach einem Sponsor benannte Team und der  FC Bayern München in einem Satz dicht nebeneinander fallen. Der Erfolg ist bei beiden Institutionen hausgemacht. Ist das Verschieben des Kräftegleichgewichts in der Triathlon-Bundesliga mittelfristig ein Problem für Attraktivität und Erfolg der Wertung?
Das EJOT Team Buschhütten ist in der ersten  und zweiten Bundesliga der Herren eine feste  Bank. Photo: TV Buschhütten
Bereits im vierten Jahr nach der Erstauflage des familiär und hochprofessionell durchgeführten Triathlons wird die zentrale Schnellstraße in dem schmalen von Wäldern umgebenen Tal ehemaliger Schwerindustriegewerbe freigegeben. Ein erster und wichtiger politischer Erfolg für die regionale Triathlonentwicklung. Was danach folgt räumte die Bahn frei für eine einmalige Erfolgsgeschichte, die dabei ganz bodenständig daherkommt. Welche Auswirkungen hat der mittel- und langfristige Erfolg eines Teams auf die Deutsche Triathlonliga, wenn er mit zunehmender Dominanz gelingt?

Fleiß, Integrität und Loyalität aller Beteiligten bahnen den Weg für erste sportliche Erfolge, als 1994 Stefan Balzer in den Kader des  NRWTV aufgenommen und Erhard Hofmann Westdeutscher Meister wird. Erstaunlich skandalfrei und ohne Allüren konnte das große, ehrenamtlich tätige Team um die Organisatoren Sabine und Rainer Jung, Hauke Horstmann, Marco Göckus, Ralf Schneider, Carsten Wunderlich sowie dem Vereinsvorsitzendem Volker Knuff wichtige regionale Sponsoren, wie EJOT, Siegerländer Industrieverpackung (SIV) und Krombacher hinter Veranstaltung und Teams vereinen. Der stetig wachsende Erfolg der letzten Jahre seit dem Debüt in der Bundesliga 2001 sorgt allerdings nicht nur in der Liga für Unmut und Neid.
Teammanager Rainer Jung hat zusammen mit seinem Team wahrscheinlich die wenigsten Managementfehler aller Teams der letzten Jahre gemacht. Die nächsten drei Jahre könnte die Buschhüttener Ära in der Bundesliga werden. Photo: TV Buschhütten 
„Es macht keinen Sinn mehr Talente aufzubauen, ab einem gewissen Punkt fischt sie uns Buschhütten ab“ hört man von einem Verein aus dem Rheinland, der viel Ressourcen in die Nachwuchsarbeit steckt und selbst Ambitionen in der Liga hat. Richard Gutt, Teamleiter aus Witten, die über Jahre auf Platz und Sieg in den Ligen der Damen und Herren gebucht waren, wird konkreter. „Buschhütten hat einen Kader von etwa 24 Personen. Wo soll das denn noch hinführen?“ führt er die Probleme aus, an leistungsfähige Triathleten zu kommen.
Witten, 2011 von vier verletzungsbedingten Ausfällen hart getroffen, hadert sichtlich mit der „neuen Rolle“ als Nummer 2 bei den Herren, trägt das durch viele Pleiten Pech und Pannen geprägte aktuelle Jahr aber mit sportlicher Fassung. Dabei wird die wahrscheinliche, nachträgliche Zusprechung des Meistertitels 2010 in der Affäre um Thomas Springer ein kleiner Trost für die völlig verkorkste Saison 2011 sein.

Tatsächlich könnte Buschhütten bei konservativer Kalkulation relativ leicht und selbstbewusst 2-3 Teams in die höchste deutsche Spielklasse entsenden. Neben deutschen Talenten und Stars, versammelt sich bei Starts der Buschhüttener regelmäßig eine kleine Weltauswahl, angeführt von deutschen Top-Stars –  kostenfrei ohne jedes Antrittsgeld für die Veranstalter eines Ligarennens:  Maik Petzold, Andreas Raelert, Michael Raelert, Jonathan Zipf, Brad Kahlefeldt, Frederic Belaubre, Ivan Vasiliev und Denis Vasiliev sind nur die Spitze des Eisbergs.
Zwischenzeitlich waren sie wohl alle einmal nicht nur in Buschhütten, sondern auch für Buschhütten am Start. Photo: TV Buschhütten
Ausleihen von Athleten? Nicht machbar. Durch die Präsenz in zwei Ligen und zahlreichen höherklassigen Einsätze der Top-Scorer in European Cup, Weltcup und World Series oder im Ironman Triathlon schrumpft der auf dem Papier unerschöpfliche Kader  anhand von Terminkollisionen deutlich zusammen.

Banker und Teammanager Jung fasst den momentanen Drive bei Germania Buschhütten zusammen. „Bei Erfolg arbeiten viele Vereinsmitglieder gerne ehrenamtlich mit. Wir müssen sehen, dass es so bleibt, wenn es mal nicht mehr ganz so gut laufen sollte.“ Derzeit gibt es keine Anzeichen, dass es für die selbstbewussten und streitbaren Siegerländer, die aktuell auch eine Einbindung ihres eigenen Rennens in die Bundesliga nicht fördern, nicht weitergehen sollte.

Was müssen die DTU, die mit der Ligadurchführung beauftragte Triathlon Bundesliga GmbH und anderen Vereine also tun, damit die Bundesliga nicht an sportlicher Spannung verliert?

Aktuell spielen neben Witten lediglich zwei oder drei andere Vereine in vergleichbarer wirtschaftlicher und sportlicher Klasse. Die Schere zwischen Spitze und abfallendem Mittelfeld und hinterem Drittel wird von Jahr zu Jahr größer. Tatsächlich droht der DTL durch die Buschhüttener Übermacht bei den Herren gepflegte Langeweile. Auch daher kommt, wie in guten Münchener Ligajahren der Vergleich mit dem FC Bayern.

Ein Finanzausgleich und wirtschaftliche Regulierung durch den Verband, wie bei den maßlos überschuldeten Fußballvereinen aus England oder dem FC Barcelona ist im Triathlon nicht nötig. Die anderen Vereine müssen schlicht die Qualität ihrer Arbeit in vielen Bereichen optimieren und finanziell einen wichtigen Schritt nach vorne schaffen. Sonst droht der Anschluß dauerhaft verloren zu gehen.

Der Siegerländer Erfolg ist selbstgemacht, Versäumnisse anderer Vereine können und dürfen Buschhütten nicht negativ auferlegt werden. Vielleicht kann Buschhütten auf den ein oder anderen Athleten im Kader verzichten, ihn an den erweiterten Wettbewerb oder andere Ligen ausleihen und dadurch auch den Druck vom Transfermarkt nehmen. Eine Beschränkung der Kader ist auch der einzige Ansatzpunkt, an dem die Deutsche Triathlon Union oder die Triathlon Bundesliga GmbH als Regulativ eingreifen könnten. Zwingender Bedarf für diesen Eingriff von Außen ist nicht in Sicht.

Donnerstag, 8. September 2011

Auf Wanderschaft, Migranten und Wanderarbeiter im Olympischen Triathlon

Beim Gedanken an Wanderarbeiter denkt man unwillkürlich an Millionen Chinesen, die es von einem Industriestandort zum nächsten zieht, um unter zum Teil schwierigsten Bedingungen Verbrauchsgüter, die wir auch in unseren Sport nutzen zu fertigen. Doch auch im Triathlon, vor allem auf der finanziell für eine breit aufgestellte Weltspitze immer lukrativer werdenden Kurzstrecke ist die Karawane schon lange in Bewegung und gewinnt immer unmittelbar nach den olympischen Spielen an Fahrt.
Olympiasiegerin Kate Allen schaffte den Sprung ins Lager der erfolgreichen Ironman Hawaii Triathletinnen nicht. Erfolgreicher verlief der Wechsel von Australien nach Österreich. Photo: Kai Baumgartner
Angefangen hat es schon kurz nach der ersten Boom-Phase im Triathlon, als die deutschen Triathleten um Wolfgang Dittrich, Jürgen Zäck oder auch Dirk Aschmoneit im sonnigen Kalifornien nicht nur ihr Trainingslager aufgeschlagen hatten. Die lukrative Wettkampfsaison in den USA lockt die Zugvögel an die Westküste. Unmerklich später erfolgte eine Gegenbewegung, bei der die Stars aus den USA nicht nur auf der Langstrecke auftauchten, sondern auch die starken Ligen und Serien der Franzosen und Deutschen mit Exotik und Performance anreicherten.

Bekannt für das saisonale Wettkampfhopping sind auch die Australier und Neuseeländer, die noch immer den Weg in die Deutsche Bundesliga, französischen Serien und in die USA schaffen. Chris McCormack, Brad Beven, Miles Stewart sind nur wenige der triathletischen Zugvögel, die sich von Event zu Event treiben ließen, um vom Sport leben zu können.
Australien als Exportweltmeister im Triathlon. Ob als Saisonarbeiter oder dauerhafter Wechsel des Startsrechts, der Druck des australischen Teams sorgt für beständigen Exodus von Talenten wie Miles Stewart oder Greg Bennett. Photo:  3athlon.de
Dann kam der olympische Gedanke und die Premiere bei Olympia 2000 in Sydney. Ab da wurde vieles anders. Der harte Selektionsdruck in der zu seiner Zeit alles dominierenden Nation Australien sorgte für einen Exodus von australischen Talenten, die jede andere Nation mit Handkuss nahm. In Olymsiegerin Kate Allen (Athen 2004), die bis zu ihrem Karriereende für Österreich an den Start ging und Weltcup-Dominator Greg Bennett, der in den USA eine neue Heimat finden konnte sind nur zwei Beispiele.

Simon Lessing, überragender Triathlet einer ganzen Dekade wechselte vergleichsweise logisch innerhalb des Commonwealth von Südafrika nach Großbritannien. Die Queen of Kona, Paula Newby-Fraser machte sich von Zimbabwe in die USA. Doch auch im kleinen Umfang gibt und gab es Migrationen. Aus Deutschland ist Dirk Bockel bekannt, der nach Differenzen im deutschen Team zusammen mit Marko Albert und Axel Zeebroeck einen Fluchtversuch bei den Olympischen Spielen von Beijing 2008 initiieren konnte und an seinem endgültigen Durchbruch beim Ironman Hawaii feilt.

Der Brite Simon Lessing wechselte politisch gesehen nur in die Nachbarschaft. Sein Weg führte von Südafrika nach Großbritannien. Photo: 3athlon.de 
Ebenfalls gewechselt hat wegen des Konkurrenzdrucks im deutschen Team Thomas Springer. Österreich seit Oktober 2010 seine neue Wahlheimat. Der Triathlet, der seit Jahren mit einer Österreicherin liiert ist, konnte die rot-weißen Farben in der wichtigen olympischen Qualifikationssaison 2011 kaum vertreten. Beim Alanya Triathlon im Oktober 2010 stürzte Springer während des Radfahrens und zog sich dabei eine Oberschenkelhalsfraktur zu. Seit diesem Unfall konnte er keinen weiteren Triathlon bestreiten, befindet sich aber im Aufbautraining. 
Thomas Springer kämpft um seinen Platz bei den Olympischen Spielen von London. In das Renngeschehen eingreifen wird er wohl erst in der frühen Saison 2012 und muss bis dahin auf wertvolle Punkte aus den verschiedenen Cup-Serien der ITU verzichten. Photo: Thomas Springer
Springer will im Herbst und Winter einige Trainingslager auf Fuerteventura und Mallorca absolvieren. Dort sollen Grundlagen gelegt werden, um früh in die Saison 2012 einzusteigen, um eine letzte Chance auf ein Ticket für London 2012 wahrnehmen zu können. "Olympia in London habe ich noch nicht abgeschrieben", gibt sich der Deutsche Meister von 2009 kämpferisch. Doch auch der vor seinem Wechsel auf dem Papier stärkste "Österreicher" Springer muss sich zur Nominierung erst einmal der internen Konkurrenz entledigen, bevor der Migrant in London 2012 seinen nächsten Zwischenstop einlegen darf.

Kauf dir dein Team und deine Medailenchance. Steigende Geldbörsen, zunehmender Leistungsdruck und eine weitere Professionalisierung im Triathlon wird die Wanderschaft und den Tausch von Pass und Startrecht weiter forcieren. Der Import von Talenten wird weitergehen. Andere Sportarten in Deutschland haben massiv vom Ende des Kalten Kriegs und Ende des Ostblocks profitiert. In der heutigen Gesellschaft, in der nationale Grenzen trotz aller Krisen im Euro-Raum zusehends verwischen, sind Ausscherer aus dem System nicht mehr stigmatisiert. Der nächste große Name auf den "Transferlisten" ist nur eine Frage der Zeit. Vielleicht finden die Vereinigten Arabischen Emirate oder Kathar noch Gefallen am Triathlon?!

Dienstag, 6. September 2011

Eurobike 2011, kein Aussteller unter dieser Nummer


Die Eurobike 2011 war in ihrer 20. Auflage als Leitmesse der Fahrradindustrie für Aussteller und die Messe Friedrichshafen erneut ein großer Erfolg, wie für die tausenden Besucher. Wieder mehr als 40.000 Fachbesucher aus über 100 Ländern und mehr als 20.000 Endverbraucher am Publikums-Samstag. Messechef Klaus Wellmann zieht kurz und knapp Bilanz: "Super gelaufen." Eurobike-Projektleiter Stefan Reisinger ergänzte: "Fantastisch." 
Dirt Jump, Lake Jump, Marathon, Cross-Country, Triathlon, Randonneur oder Pedelec. Die Eurobike hat wieder einmal alle Geschmäcker bedienen können. Photo: Eurobike
Die großen Trends Urban Mobility mit dem gewaltig wachsenden Segment der Pedelec oder etwas sportlicheren E-Bikes sind nicht zu übersehen. Ein gewaltiges Potential öffnet sich gerade für den Fachhandel im großen Kundensegment der sogenannten Best Ager, die mit E-Bike und Co. ihre Mobilität länger erhalten oder ausweiten können. Doch auch für die sportlichen Fahrer aller Facetten war wieder viel geboten, die Bikes entwickeln sich definitiv weiter. Elektronik und Präzisionstechnik wohin das Auge schaut. Ausgewählte Produkte werden in loser Reihenfolge zukünftig an dieser Stelle vorgestellt.

Doch ein Umstand fällt auf. Die Messe kommt an ihre logistischen Grenzen. Der morgendliche Verkehrsinfarkt ist mittlerweile Standard, Unterkunft und Logis im weiteren Umnland oder Camper erinnert ein wenig an die Zeit der Internet Blase auf der CEBIT, Hannover. Aussteller, die seit Jahren um einen Platz kämpfen, müssen sich auf eine Warteliste eintragen, weil das Messegelände den Anfragen nicht mehr Rechnung tragen kann.

Hier besteht handlungsbedarf, sonst werden die Stimmen für einen Umzug zur Messe München in Qualität und Quantität lauter werden. Das Flair der Eurobike macht aber auch die räumliche Knappheit am Bodensee, gewachsen aus 20 Jahren steter Entwicklung aus.

Montag, 5. September 2011

Powerman - extra lang und extra hart, das zarte Pflänzchen Duathlon


Duathlon gilt nicht zu Unrecht als der weitaus härtere Bruder des Triathlons und kann insbesondere auf den längeren Strecken auf eine reichhaltige Tradition zurückblicken. Die sportliche Wertigkeit schützt den Multisport aber nicht vor der kleinen Dauerkrise, in der er sich befindet.
Kenny Souza  (King Kenny) bei den World Duathlon Championship in Cathedral City (1990), Kalifornien. Photo: Rich Cruse
Die Kurse von Spalt oder Zofingen mit seiner Erstauflage 1989 sind brutal. Nach 10km Laufen auf welligem Terrain folgen 150km auf dem Rad mit dem gefürchteten Bodenburg Anstieg und erneutem Aufgalopp zu Fuß. Über die letzten 30km kann jeder Zofingen-Teilnehmer über einen Ironman jenseits der beeindruckenden Bergkulisse von Lanzarote nur müde lächeln.

Athleten mit starken Charaktereigenschaften, wie den auch bei niedrigen Temperaturen und Schneefall in Badehose, Tanktop startenden Amerikaner Kenny Souza. Löwenmähne und der neueste Schrei von Oakley auf der Nase gehörten zum Standardrepertoire. Urs Dellsperger, Olivier Bernhard oder Andreas Rudolph haben den Mythos Zofingen ebenfalls mitbegründet. Die Top-Triathleten und Radsportler ihrer Zeit Paula Newby-Fraser, Natascha Badmann, Karin Thürig, Scott Molina, Jürgen Zäck,  oder auch Duathlon Weltmeister (1994) Normann Stadler standen zum Teil erfolgreich hinter der Startlinie des Events. In den letzten  Jahren war Zofingen in fester Hand von Erika Csomor, Benny Vansteelant († 2007) und Jorie Vansteelant.

Duathlon hatte eine einmalige Chance, als Detlef Kühnel - nicht ganz uneigennützig - in Spalt einen Duathlon ganz nach Zofinger Muster als Qualifikationsevent des damaligen Ironman Europe in Roth installieren wollte. Er scheiterte am Widerstand der Athleten und auch des Lizenzinhabers WTC. Duathlon ist nach dieser vergebenen Chance einer Annäherung an den großen Bruder Ironman nach kurzen und intensivem Längenwachstum nie über den Status des zarten Pflänzchens hinausgekommen. 

Wo liegen die Ursachen begründet? Auf der Haben-Seite kann der Duathlon das Fehlen der ersten Triathlondisziplin für sich verbuchen. Kein Schwimmen bedeutet weniger Trainingszeit in einer technisch schweren Disziplin mit der wohl größten Hürde für Neu- und Quereinsteiger. Ebenfalls ein großes Plus ist die längere Saison in Europa. Während die Triathleten noch bei den Gedanken an offene Gewässer und unbeheizte Freibäder im Februar bis April in Mitteleuropa bibbern, geht es im Duathlon schon kräftig zur Sache. Vergleichbares gilt für den Spätsommer, Herbst und Winter.

Das große Soll liegt im konditionellen Anforderungsprofil. Nach einem fordernden Lauf, müssen die ermüdeten Beine auf dem Rad ebenfalls Leistung zeigen, um beim zweiten Lauf endgültig zerstört zu werden. Die pure Härte des Duathlonsports, auch bei den kürzeren Distanzen macht den "Triathlon der Nichtschwimmer" herausfordernd und abschreckend zugleich.

Duathlon hat zudem ein Imageproblem. Es haftet den Athleten etwas vom Lager der Läufer an. Keine breitschultrigen Astralkörper, wie sie im Triathlon zu finden sind. Vor dem Start wabert auch beim Duathlon aus dem Heer der schmalen Oberkörper in bunten Rennradtriktots, die auf unrasierten Beinen sitzen ein wilde Mischung aus Massageölen, abgestandenem Schweiß aus diversen Kleidungsschichten und Angst in der Luft. Von optischen Highlights wie Souza und den Ausflügen der Triathlonstars abgesehen gilt: keine Lava, keine knappen Hosen, weniger Hightech. Duathlon ist konservativ, der Rennverlauf leider noch berechenbarer als im Triathlon.

Die Inhaber und Franchise-Nehmer der Powerman World Series versuchen seit 3 oder 4 Jahren an den richtigen Stellen anzusetzen. Die erstmalig nach langer Zäsur gemeinsam mit der International Triathlon Union durchgeführten Weltmeisterschaften von Zofingen-Macher Stefan Ruf resultierten in einer erkennbaren Vergrößerung des Startfeldes. Sie laden die führenden Special Interest Magazine zu den Wettkämpfen ein, bemühen sich bei den Verbänden für Lobbyarbeit und solide Nachwuchsarbeit, stellen die Distanzen auf den Prüfstand und ergänzen sie um einsteigerfreundliche Formate. Umfangreiche Bild- oder Videogalerien aus den Anfängen sucht man indessen vergeblich. Die gefühlvolle Rettungsaktion ist ein sensibler und langfristiger Prozess, der in der sommerlichen Hauptsaison massiv von der Kannibalisierung durch den boomenden Triathlon bedroht ist.

Seit 1999 konnte sich die Anzahl der Starter in Zofingen von 60 (1999) auf 406 (2011) steigern. Noch in den Jahren 2007 (235) und 2008 (193) waren die Finisherzahlen auf einem Niveau einer aktuellen Erstauflage eines Volkstriathlons eines beliebigen deutschen Städtchens. Ingesamt eine Wachstumsrate, die von zwischenzeitlichen Dellen und einer in den 90er Jahren durchaus prosperierenden Weltserie begleitet wurde und am Scheideweg steht.

Duathlon vor neuen Herausforderungen. Neue Formate im Triathlon mit sehr kurzen Schwimmstrecken, Staffelformate, Etappenrennen und Cross-Triathlon reizen viele Quereinsteiger, die statt beim Duathlon mittlerweile den direkten Weg zum Triathlon oder einem seiner Derivate finden.

Die Kombination aus Laufen, Radfahren und Laufen wird wohl dauerhaft das zarte Pflänzchen bleiben. Sportlich mehr als Ungerecht, dem Charme der kleinen eingeschworenen Gemeinde der Duathleten kann man sich aber dennoch schwerlich entziehen. Vielleicht ist es für den Sport die bessere Lösung, um familiärer, authentischer und ehrlicher zu bleiben.

Sonntag, 4. September 2011

Sinnvoll und angemessen? Claudia Wisser noch immer Mitglied im Excecutive Board der Europäischen Triathlon Union


Claudia Wissers Stern als Präsidentin der Deutschen Triathlon Union (DTU) sank bereits, als der Dachverband der Triathleten als einer der stärksten nationalen Triathlonverbände weltweit für Claudia Wisser einen Quotenplatz bei der ETU erhielt.
Claudia Wisser, bei der Deutschen Triathlon Union (DTU) nach sich abzeichnender Wahlschlappe nicht erneut angetreten ist noch immer bei der European Triathlon Union (ETU) Mitglied im Excecutive Board. Photo: Thomas Zöller
Die umtriebige Juristin ist noch immer Mitglied im Excecutive Board der ETU. Im Juli 2009 wurde Wisser vom Kongress der Delegierten der ETU neben Alicia Garcia (Spanien), Denis Jaeger (Frankreich), Eugene Kraus (Luxemburg) und Timo Pennanen (Belgien) als neue Mitglieder des Boards gewählt.

Die DTU sollte sich mit der mittlerweile hinlänglich bekannten Erfahrung durchaus Sorgen machen, was sie dort treibt. Nicht umsonst gab es einen begründeten Antrag eines lebenslangen Ausschlusses aus dem Verband oder auch ein Startverbot durch ihren Verein für Ligarennen. Schließlich versuchte sie mit ihrem Geschäftspartner Ralf Eckert und der Unterstützung von Peter Pfaff, Dieter Hofmann und zuletzt Björn Steinmetz den Verband nach eigenem Gusto umzubauen. Sie verhob sich dabei endgültig mit dem Versuch die Presse- und Redefreiheit per präsidialem Antrag einzuschränken.

Im englischen Teil Ihrer Kanzlei-Website verkaufen die beiden Juristen, die bisher keinen der von ihnen (für die DTU) initiierten Prozesse gewinnen konnten, ihre Zeit bei der Deutschen Triathlon Union als Erfolg. Eine gewagte und steile These, insbesondere unter dem Aspekt der sehr suspekten Absetzung des Kassenprüfers Carsten Bieler und weiterer Sonderbarkeiten in der Amtsführung der beiden Anwälte, die sicherlich eine weitere Bewertung nötig machen. "Within two years only (November 2008 until November 2010) Wisser and Eckert cleaned up the German Triathlon Association - the German top organisation of triathletes and duathletes - as its legal representatives" heißt es vollmundig auf kfuq.com.

Vor dem Aufstieg Wissers verspielte der Verband die mühsam unter DTU-Präsident Klaus Müller-Ott wiedererlangte Reputation innerhalb der International Triathlon Union (ITU) und auch ETU durch die Art und Weise, wie man sich des Mitglieds des Executive Boards der ITU entledigen musste. Die Umstände, wie Wisser an die Macht gelangte und sich dort mit allen Mitteln zu halten suchte sorgte endgültig für internationales Kopfschütteln.

Für die Deutsche Triathlon Union wäre es ein positives Signal, wenn sich das Kapitel Claudia Wisser auch auf internationaler Ebene schließen würde. Der Posten bei der ETU sollte mit einer honorablen Person aus Deutschland eine zeitnahe Neubesetzung finden, wie sich Deutschland auch innerhalb der ITU wieder mehr Gehör und Einfluss auf höchster Funktionärsebene  verschaffen muss.

Samstag, 3. September 2011

In guten Händen - was macht eigentlich Tina Walter?

Die Youngster unter den Ironman Fans werden sie vielleicht gar nicht mehr kennen. Es ist aber gar nicht so lange her, da war Tina Walter die beste deutsche Triathletin auf Big Island. 2004 knackte sie die Top 10. Ein unverschuldeter Verkehrsunfall während einer Radausfahrt beendete, wie auch bei vielen anderen Triathletinnen und Triathleten in den USA, die Karriere und dämpfte weitere Ambitionen.
Tina Walter, ehemalige Top-Hoffnung der Deutschen beim Ironman Hawaii kümmert sich um die Wehwechen der Ironman in den Wochen rund um die WM. Photo: Tina Walter
Tina lebt mit ihren zwei Söhnen, der jüngten Tochter und ihrem Lebensgefährten Andy seit 6 Jahren auf Big Island, Hawaii und ist dem Sport verbunden geblieben. Beruflich hat sie mittlerweile umgesattelt. Vor zwei Jahren hat sie die Ausbildung zur Massage Therapeutin abgeschlossen und hat sich auf die Behandlung von Athleten spezialisiert. Sie kann auch dem ein oder anderen vom Jet-Lag geplagten Triathleten mit Rat, Tat und hilfreichen Händen zur Seite.

Für ein Flush out, eine Verletzung, im Training oder vor einem Wettkampf - Tina Walter weiss, was zu tun ist. Aktuell ist sie der Team Massage Therapist für das Timex Triathlon Team und bietet an, Termine für Massagen während der Ironman Wochen zum Spezialtarif von USD 50,- für volle 50 Minuten zu buchen.

Tina Walter ist unter tina@tinawalter.com auch kurzfristig erreichbar.