Dienstag, 30. August 2011

Deutsche Triathlon-Liga, juristisches Gezerre um alte und neue Titel

Thomas Springer hat es eilig in Gladbeck. Gehetzt sprintet der damalige Deutsche Meister am 16. Mai 2010 an sein Rad, fährt nur mit einem Schuh bekleidet im Rennen und wird im Anschluss an den Grand Prix per Tatsachenentscheidung disqualifiziert. Nach Ansicht des Ligateams von Witten ein Fehlurteil und ein wichtiger Baustein zum Verlust aller Chancen einer Meisterschaft bei den Männern an Erzrivale Buschhütten. 
Ein verlorener Schuh von Thomas Springer war 2010 der Auslöser für einen Gang vor das Sportgericht, dessen Urteilsumsetzung der DTU Kopfschmerzen bereitet. Photo: Thomas Springer
Im Verlauf der juristischen Auseinandersetzungen soll von Witten glaubhaft nachgewiesen worden sein, dass Springer von einem Mitbewerber einer dritten Mannschaft der Radschuh "abgefahren" worden sein soll. Die Disqualifikation (DQ) sei in der Folge unverhältnismässig gewesen. Augenzeugen berichten jedoch vom Verlust des Schuhs bereits vor Verlassen der Wechselzone, ohne Einfluss dritter Athleten. Ein Novum, eine einmalige Argumentationskette, die zukünftig noch auf viele Rennen Auswirkungen haben wird. Besonders unter dem Aspekt, dass Stefan Kundel beim Hannover Triathlon im vergangenen Jahr wegen eines vergleichbaren Barfussfahrens disqualifiziert wurde. Bisher war jeder Athlet für sich und seine Ausrüstung selbst verantwortlich, wie etwa auch für alle Stoffe, die sich bei einer Dopingkontrolle in seinem Körper befinden.
Mittlerweile hat nach einem Urteil des Verbandsgerichts der DTU vom Juli 2010 auch die letztmögliche sportrechtliche Instanz, das Deutsche Institution für Schiedsgerichtsbarkeit (DIS) die Rücknahme der Strafe (DQ) bestätigt. Ein Gang vor das  Court of Arbitration for Sport (CAS) scheint in diesem Fall überzogen und laut DTU Satzung nicht möglich. Buschhütten hat mögliche Fristen für einen Einspruch ungenutzt verstreichen lassen.

DTU-Geschäftsführer Matthias Zöll steht nun vor der unangenehmen Aufgabe zusammen mit den ehrenamtlichen Ligaverantwortlichen und dem Präsidium der DTU am grünen Tisch Änderungen mit etwaigen Auswirkungen auf die Tageswertung und damit die Endwertung der Meisterschaft vornehmen zu müssen. Wie genau die Rechnung aufzugehen hat ist noch Spekulation und birgt Zündstoff. Ebenfalls sind die mit Mängeln behafteten Ordnungen der DTU mittelfristig zu überarbeiten.

Schlichtungsversuche durch den ehemaligen DTU-Präsidenten Reinhold Hemker, der zwei erste Plätze mit einem fairen Split des Preisgelds von Platz 1 und 2 vorgeschlagen hatte wurden von Buschhütten abgelehnt. Mittlerweile lehnt Witten, auf die richterliche 51seitige Entscheidung vom DIS bauend jeden Kompromiss in dieser Richtung ab.

Buschhüttens Teamleiter Rainer Jung findet gegenüber dem Westen deutliche Worte und trägt einen in der DTU schwelenden Konflikt um die Vormachtstellung zwischen den beiden Ligavereinen mit dem Interview in die Öffentlichkeit. Der Westen, auf die unrühmliche Tradition der DTU blickend, kolportiert zwischen den Zeilen Interessenskonflikte und Mauscheleien, die Witten bevorzugen könnte. Er führt aus, dass Zöll ehemaliger Wittener Mannschaftskapitän sei. Jung ergänzt, dass derzeit nur die mathematische Variante kommuniziert würde, die Witten zum Meister mache. Andere Optionen seien nicht an ihn herangetragen worden und seinerzeit sei der Protest aus Witten am Vormittag negativ beschieden worden. Ein Gedanke, der der aktuellen Nummer 1 im Herren-Triathlon natürlich ganz und gar nicht zu schmecken scheint.

Eine tragfähige Lösung und damit Siegerehrung soll gemeinsam mit der Ehrung zum Finale der Saison 2011 präsentiert werden. Zuvor soll aber eine Ehrung im Anschluss an die DM in Grimma geplant gewesen, nach informellen Protesten aber zurückgezogen worden sein und auch teilweise Preisgelder der Saison 2010, etwa an das hansgrohe Team Schwarzwald ausgezahlt worden sein. Eine bereits durchgeführte inoffizielle Ehrung am Schliersee durch die damalige Präsidentin Claudia Wisser hat keinen endgültigen Charakter gehabt und soll auf Wunsch der Buschhüttener durchgeführt worden sein. Wahrscheinlich nur ein neuerlicher Alleingang der Juristin.

Die Einigkeit der beiden Teamleiter Richard Gutt (Witten) und Jung (Buschhütten) in Sachfragen ist Geschichte. Vorbei ist es mit dem Schulterschluss, als durch den Druck der Delegierten die ehemalige DTU-Führung Claudia Wisser und Ralf Eckert quasi aus dem Amt gejagt wurde und nicht mehr zur Wahl antrat. Der Elan bei der Ausgestaltung einer autonomen Gesellschaft zur Durchführung für die Bundesliga-Rennen ist auch unter dem Druck der erfolgreichen ITU World Championship Series verflogen. Es wird zwischen den beiden Großmächten der Deutschen Bundesliga um Sponsoren, Veranstaltungen, Athleten und Medienaufmerksamkeit geschachert und gekämpft, als gäbe es kein Morgen.

Gutt indessen wird das vergangene Wochenende in Grimma in schlechter Erinnerung behalten. Beim dritten Lauf der Deutschen Triathlon-Liga kamen dem Wittener Micha Zimmer als wichtigen letzten und vierten Athleten in der Wechselzone vom Radfahren zum Laufen die Laufschuhe und die Startnummer abhanden. Ein übereifriger Helfer hatte die Schuhe des Triathleten vorzeitig entfernt und Zimmer kam nicht in die Wertung und verhagelte die Teambilanz. Witten musste diese Kröte ohne Murren schlucken.
Sabotage oder unglücklicher Zufall? Parallelen zum unrühmlichen Einsatz eines Helfers werden wach, der absichtlich Wettkampfbeutel beim Köln Triathlon 2010 versteckte. Ein Vorfall tatsächlicher Sabotage, der auf Youtube derzeit nicht mehr frei verfügbar ist.

Teile des Verbands tragen Konflikte primär noch immer öffentlich in den Medien aus, vielleicht auch um auf Geschäftsführer und Gremien Druck auszuüben. "Wie im Kaninchenzüchterverein", ein seinerzeit von Gutt selbst in den Medien lancierter Ausdruck zum Possenspiel bei der DTU kehrt nun in die Gefilde der Triathlonliga zurück. Vertrauen in die neuen Strukturen und handelnden Personen der DTU oder eine sichtbare Lernkurve aus der tragischen Vergangenheit des Verbandes? Nicht überall erkennbar, Fortsetzung folgt.

Wie immer auch das Finale der Saison 2010 am grünen Tisch ausgehen wird. Weder DTU, Bundesliga noch Witten oder Buschhütten werden aus dem Konflikt als Sieger hervorgehen. Sportlich ist, wenn man auch mal Fünfe gerade sein lässt. Doch dazu scheint es im Stellungskampf "Meisterschaft 2010" zu spät.

Update vom 20.19.2011: Die Deutsche Triathlon Union hebt die Disqualifikation von Thomas Springer auf Weisung des DIS auf.

Samstag, 20. August 2011

Triathlon im Himalaya - Himalayan rush

Ein beliebiger Tag in Nepal vor einigen Jahren. Eine junge, sozial engagierte Frau kümmert sich in Nepal um Bewässerungsprojekte und verbringt ihre spärliche Freizeit außerhalb der Entwicklungshilfe mit Mountainbike-Touren durch den Himalaya. Wenige Jahre später sollte die junge Britin die Welt des Triathlons auf den Kopf stellen. Chrissie Wellington gewann gleich ihr Debüt auf der Langstrecke beim Ironman Korea im Sommer 2007, um gleich danach die Weltmeisterschaft auf Hawaii zu gewinnen. Zahlreiche Siege, Streckenrekorde, inoffizielle und offizielle Weltbestzeiten folgten. Doch noch immer gilt ihre Liebe dem Himalaya und seinen Einwohnern.
Idyllischer Ort für das Debüt des Himalayan Rush Triathlon. Pokhara mit dem angrenzenden Begnas See und Blick in das Phewa Tal und Sanangkot. Photo: Mike Gould, Wikimedia Commons
Die Urbanisierung und Zähmung der Berge schreitet auch in Nepal immer schneller voran. Mit dem Himalayan Rush soll erstmalig vor malerischer Kulisse eindrucksvoller Berge wie dem Annapurna Massiv, Dhaulagiri, Manaslu oder Lamjung Himal ein Sprinttriathlon und die etwa doppelt so lange Kurzdistanz stattfinden. Auf moderaten 827 bis 1700 Metern Höhe gelegen, soll das 350.000 Einwohner zählende Pokhara (Nepalesisch: Pokharā Upa-Mahānagarpālikā) mit dem nahegelegenen Begnas See Austragungsort des ersten Triathlons in Nepal sein. Ordentlich Höhenmeter und traumhafte Ausblicke sind mit der Ziellinie auf dem Begnaskot quasi garantiert.

Für einen mittelfristigen Erfolg müssen zwei Fragen beantwortet werden. Kann ein kurzes Streckenformat ohne starkes Markenlabel einer Langstrecke internationale Starter anlocken, um am Begnas See den Urlaub zu verbringen? Können aus der Region ausreichend einheimische Triathleten rekrutiert werden?

Einen Schub in der öffentlichen Wahrnehmung kann der Event durch eine simples aber entscheidendes Ja erfahren. Wird Chrissie Wellington am 25. Februar 2012 an der Startlinie stehen? Begeistert scheint die dreifache Weltmeisterin schon jetzt zu sein. "Wow! A triathlon is being organised in Nepal. One of my favourite countries in the world!"

Donnerstag, 18. August 2011

Marktkonsolidierung - können integrierte Triathlon-Fachgeschäfte langfristig erfolgreich sein?

Triathlon boomt, dieser Umstand steht nicht zur Diskussion, sondern lässt sich quasi beliebig mit Fakten  untermauern. Auf Wachstumskurs steht die Zahl der Veranstaltungen mit steigenden Teilnehmerzahlen, die Verbände freuen sich über neue Tageslizenzen und Startpassinhaber, die Umsätze der Fachindustrie wachsen in den Segmenten Schwimmen, Radfahren und Laufen. Die hohe Innovationskraft der Triathlon-Industrie befeuert den Umsatz mit experimentierfreudigen Triathleten. Als herausragender Impuls für die Erschließung neuer Marktanteile seien lediglich Kompressionskleidungen, Speedsuits und Wattmeßssysteme genannt, die vor wenigen Jahren noch gar kein Thema waren oder für die Meßsysteme gesprochen nur einem elitären Kreis zugänglich. Kann die Vielzahl der Fachhändler für Triathlon am Markt erfolgreich sein? Kommt die beratungsintensive Sportart Triathlon ohne den gut geschulten Fachhändler vor Ort aus?
Am 11. August 2011 meldete ein ambitioniertes Projekt aus Hamburg, die Trionik GmbH Insolvenz beim Amtsgericht Hamburg unter dem Aktenzeichen 67g IN 327/11 an. Der Saisonschlussverkauf geht indessen weiter. Erst im Februar 2010 ist das erste von mehreren geplanten Ladengeschäften an den Start gegangen. Photo: Screenshot Trionik
Grundsätzlich kann ein Triathlon-Fachhandel sehr erfolgreich auftreten. Neben der geeigneten Standortwahl mit ausreichend großem Einzugsgebiet und geringem lokalem Wettbewerb muss aber das Gesamtkonzept stimmen., um sich wohltuend abzuheben vom grauen Einerlei der Hans', Rudis und Helmuts Triathlon oder Radshops. 

Mit dem groben Sieb gefiltert ist Triathlon noch immer eine absolute Nischensportart für Liebhaber mit recht geringen Umsatzzahlen und oftmals kleiner Gewinnspanne. Triathleten geben Geld, viel Geld für den Sport aus, informieren sich aber detailliert und sehr ausführlich vor einer Kaufentscheidung. Sie sind vor Kaufabschluss meist so gut informiert, oder vermitteln zumindest dem Fachverkäufer den entsprechenden Eindruck, dass nach einem wohlwollenden Gespräch auf Augenhöhe zwischen König Kunde und Anbieter die Wahl getroffen wird. Spezialisierte Fachgeschäfte müssen neben den klassischen Angeboten insbesondere im Servicebereich KnowHow, Kompetenz und Mehrwert bieten, um nicht Marktanteile an bereits andere etablierte Verkaufskanäle zu verlieren. Gute Personalentscheidungen und dadurch triathletischer Stallgeruch und eine Sorgwirkung für Multiplikatoren sind einem Erfolg ebenfalls zuträglich.

Aktuell sind in der Verkäuferlandschaft im Triathlonsport folgende Händlertypen anzutreffen:
  1. Der Radsportfachhandel mit einer Auswahl an Zeitfahrrädern
  2. Der Laufsportfachhandel mit Triathlonschuhen
  3. Die seltene Spezies des Schwimmfachhandels, in dessen Auslage sich der ein oder andere Neoprenanzug verirrt
  4. Eine Kombination der ersten beiden Optionen, ergänzt um eine kleine Schwimmabteilung
  5. Der reinrassige Triathlon-Fachhandel, bei dem allenfalls Rennräder und MTBs für Standardszwecke zum abrundenden Produktportfolio gehören
  6. Der Online-Fachhandel mit ggf. angeschlossenem Ladengeschäft
  7. Der Inhalteanbieter mit Online-Fachhandel und/oder Ladengeschäft
  8. Hersteller mit eigenem Direktvertrieb 
Immer mehr Hersteller treten mit eigenem Vertrieb, ergänzend zu bestehenden Handelsstrukturen, direkt an den Endkunden heran. Sie verzichten je nach Modell vollständig oder teilweise auf den Fachhandel. Der us-amerikanische Marktführer XTerra Wetsuits ist in Nordamerika sehr erfolgreich, Newcomer wie Tri11 versuchen sich auf dem europäischen Markt mit einem ähnlichen Modell. Canyon ist als Fahrradhersteller aus Deutschland nicht nur in der Triathlon-Szene nicht wegzudenken. Vergleichbares schafft PlanetX im britischen Bikemarkt. PowerBar als Platzhirsch in der Sporternährung hat einen erfolgreichen Online-Shop, der sukzessive anderen Ländern geöffnet wird und den Fachhandel ergänzt. Bekleidungshersteller, wie Skinfit bevorzugen den Direktvertrieb mit Einbindung regionaler Handelsvertreter und Ladengeschäfte.

Derzeit erfolgreich sind die sehr großen, extrem schnell gewachsenen Spezialisten aus dem Online-Fachhandel, die ihren Erfolg durch hohe Umsatzzahlen, aggressive Preisgestaltung und sehr umfangreiche Produktsortimente untermaueren konnten. Sie drängen zahlreiche lokale Mitbewerber zunächst von den Events und Messen und verhindern so für diese die Neuerschließung von Kunden. Über die Reichweitenvorteile, das umfassende Produktsortiment und die flexible Preisgestaltung werden schließlich auch die lokalen Händler unter Druck gesetzt, sofern die Servicequalität weiter stimmt.
Der aktuelle Crailsheimer Marktführer im deutschsprachigen Raum baut zum Beispiel auf eine umfassende und deutlich sichtbare Präsenz auf zahlreichen Events in allen Ausdauerdisziplinen. Mittlerweile importiert er auch das ein oder andere Produkt (exklusiv) für DACH oder Europa.

Ebenfalls gute Chancen, sich im Markt durchzusetzen haben integrierte Newsportale, die neben Online-, und Offline-Shop auch einen Mehrwert, wie Trainingsbetreuung, Leistungsdiagnostik und ein medizinisches und physiotherapeutisches Netzwerk "Inhouse" zur Verfügung haben. Der Kunde kann im besten Fall von A bis Z alle Wünsche und Anliegen an einer Stelle vortragen und erfährt vorab im bestmöglichen Falle im Internet in ausführlichen Produkttests und Produktvorstellungen Details zu seinen Kaufoptionen.

Entscheidend ist neben dem richtigen Konzept auch die Standortfrage. An manchen Orten mit etablierten Events, wie dem Frankfurter Raum und Hamburg stehen sich die Fachhändler quasi gegenseitig auf den Füßen, buhlen um die relativ kleine Zahl gut informierter und in den Vereinen organisiertern Triathleten und konkurrieren intern oftmals gegen dort herrschende Haus- und Hoflieferanten. Andere Standorte, wie München sind für den Händler sehr teuer und verlangen nach größeren Umsätzen im Saisongeschäft Triathlon. Aktuell kann man in Hamburg, mit den von Upsolut geprägten Veranstaltungen in den Ausdauersportarten eine Marktkonsolidierung beobachten. Andere Standorte werden folgen.

Gefährlich kann den in 5-10 Jahren etablierten, wenigen Platzhirschen ironischerweise ein zu starker Boom der Sportart werden. Ironman hat sein Ironman360-Direktgeschäft in Europa noch nicht implementiert, andere große Serien haben einen eigenen Vertrieb jenseits von Merchandise-Artikeln noch gar nicht auf ihrer Roadmap. Die großen überregional tätigen und mittleren regional etablierten Sportfachhändler mit Vollsortiment haben noch kein Auge auf den Triathlon geworfen. Triathlon, bleibt nicht nur als Sportart in beständiger Bewegung.

Retteten zwei DNFs Normann Stadlers Leben?

Normann Stadler, zweifacher Ironman Hawaii Triathlon Weltmeister hatte wahrscheinlich in der aktuellen Saison sehr viel Glück im Unglück. Unmittelbar vor seiner erfolgreich durchgeführten Herzoperation, bei der eine Herzklappe und eine 7cm lange Verdickung der Herzschlagader chirurgisch behandelt wurden standen zwei DNF in seinen Palmarès.
Normann Stadler (2002) glänzte schon immer durch erstklassige Leistungen auf dem Rad. Vor seinen Siegen beim Ironman Hawaii 2004 und 2006 reduzierte er erfolgreich den Abstand zur Weltspitze in seinen schwächeren Disziplinen. Im Jahr 2004 und 2005 schaffte er ein spezielles Double: Sieg sowohl beim Ironman Hawaii und dem Ironman Germany in Frankfurt am Main. Photo: TFrahmS
Gemäß eigener Aussage im Focus beendete eine Reifenpanne die Rennambitionen bei der Challenge Kraichgau, eine Woche später riss der Bowdenzug der Gangschaltung beim TriGrandPrix im baskischen Zarautz. Nicht auszudenken, wenn Stadler mit der geschwächten Hauptschlagader zum abschließenden Halbmarathon nach der anspruchsvollen Kraichgauer Strecke angetreten wäre. Die mechanischen Belastungen, kombiniert mit der immensen Herz-, Kreislaufarbeit hätten auf der Strecke eine lebensbedrohliche Katastrophe herbeiführen können.
Hopp oder Topp: Die Karriere von Normann Stadler (1999) beinhaltete eine Vielzahl herausragender Erfolge aber auch zahlreiche DNFs aus technischen oder gesundheitlichen Gründen. Photo: TFrahmS
Der ehemalige Weltmeister im Duathlon erklärte gegenüber dem Magazin Focus, dass ungewöhnliche Probleme erstmalig Mitte Juni bei einem Schwimmtest in Eberbach aufgetreten seien: „Samstag früh stand ein Schwimmtest an – und der ging gleich voll daneben. Ich bin geschwommen wie ein Anfänger, musste mich nach 50 Metern am Beckenrand festhalten, war völlig außer Atem, fix und fertig.“

Als Ursache sieht Stadler entweder einen verschleppten Virusinfekt, die Folgen einer mechanischen Schädigung durch einen Radsturz auf Mallorca im Frühjahr oder eine Kombination aus beiden Faktoren. Fakt ist, dass Stadler sicherlich auch nach seinem Rücktritt als Profi-Triathlet wohl noch nicht ganz abgeschlossen mit dem Triathlon hat.  „Ich weiß nur, dass es mir nicht reichen wird, einmal die Woche am Neckar rumzuradeln. Ob es noch mal für einen Ironman reicht? Heute kann ich es mir zwar schwer vorstellen, ganz abgeschlossen habe ich damit noch nicht.“ Vielleicht erlebt die Triathlongemeinde doch noch einen Rücktritt vom Rücktritt oder Stadler in einiger Zeit als erfolgreichen Agegrouper bei dem ein oder anderen Triathlon.

Samstag, 13. August 2011

Trotz Goldstandard, deutsche Ironman Triathlons in den Printmedien unter Druck

Es ist eine bizarre Situation für Ironman-Renndirektor Kai Walter aus Hanau Steinheim. Bis auf den Ironman 70.3 Wiesbaden prosperieren die ihm unmittelbar unterstellten Ironman Triathlons Frankfurt am Main und Regensburg wie in den Jahren zuvor. Sie sind rasend schnell ausgebucht und platzen aus allen Nähten, neue Events wie auf Mallorca können etabliert werden. Trotzdem scheint die öffentliche Stimmung der Meinungsbildner zu kippen. Dabei setzen die vom mittlerweile aus dem operativen Geschäft ausgeschiedenen Präsidenten der Xdream Sports & Events GmbH Kurt Denk und später berufenen Geschäftsführer Kai Walter initiierten Events den Goldstandard in Europa. Zusammen mit den von der Klagenfurter TRIANGLE Show & Sports Promotion gmbh und der Schweizer BK Sportpromotion AG um Geschäftsführer Patrick Schmid aufgebauten Ironman in der Schweiz, Österreich, Frankreich und Südafrika kann kaum ein anderer Ironman auf der Welt mit der Organisationsqualität mithalten.
Glänzend in Politik und Wirtschaft vernetzt. Kurt Denk mit Hessens jetzigem Ministerpräsidenten Volker Bouffier bei der Pressekonferenz  des Ironman in Frankfurt  2009. Photo: Ingo Kutsche
In den entscheidenden Kriterien Streckenauswahl, Absicherung, Verpflegung gibt es wenige Triathlons weltweit die dieses Niveau mitgehen können. Doch irgend etwas läuft aktuell falsch. Wenn man FAZ, Frankfurter Rundschau, Mittelbayerische Zeitung, Wiesbadener Kurier, Wetterauer Zeitung und Co. aufschlägt liest man zunehmend kritische Zwischen- und Untertöne. Die Luft soll raus sein, die Felder der Profis unattraktiv und zweitklassig, man arbeitet sich an organisatorischen Kleinigkeiten, wie Erntezeiten der Bauern, Bustransfers, Streckenumleitungen, Nachbarschaftsstreitigkeiten, Schäden an Bäumen und angeblicher Geldgier, kombiniert mit Abzocke der öffentlichen Hand ab.

Angefangen hat die Welle negativer Meldungen für den Aussenstehenden mit dem letztjährigen Malheur beim Ironman 70.3 Wiesbaden und den danach bekannt gewordenen Magen-, Darmerkrankungen vieler Teilnehmer. Davor gab es lediglich vereinzelt reißerische Meldungen zur Änderung des zugrunde liegenden Geschäftsmodells. Das bisherige Franchisemodell der World Triathlon Corporation mit verschiedenen eigenständigen Agenturen, wie etwa der Xdream wurde nach dem Einstieg des neuen Eigentümers Providence Equity Partners in der über der WTC angesiedelten World Endurance Holding verworfen. Die Events werden nun selbst oder von Tochtergesellschaften betrieben. Die WTC wird noch immer optimiert und an der ein oder anderen Stelle subtil oder deutlich sichtbar der Rotstift angesetzt, um neben anderen Aspekten natürlich auch die Profitabilität zu trimmen.

Die Kritik in diesem Jahr zeigt jedoch deutlich, dass Xdream das Spiel mit den Medien nicht mehr so gut beherrscht, wie in den Jahren zuvor. Die Qualität der Kritik erreicht ein anderes Niveau. Der  positive Gründergeist scheint verloren - Katerstimmung. Gut, die Special Interest Magazine und Triathlon Postillen haben nach Jahren der Grabenkampfes und Lobbyismus zu neuer Sachlichkeit zurückgefunden. Wo liegen also die Gründe für die Zäsur in den Printmedien?

Der Ironman Germany 2002, noch ganz ohne Aufwertung als Europameisterschaft. Kurt Denk mit Lew Friedland,  damaliger Präsident der World Triathlon Corporation. Denk genießt mittlerweile das Leben des "Elder Statesman" von Xdream und pendelt zwischen verschiedenen Standorten mit besten Möglichkeiten zum alpinen Abfahrtsski und Windsurfen. Photo: TFrahmS
Eine Ursache mag in der Schwächung des in den ersten Jahren perfekt harmonierenden und arbeitsteilig wirkenden Duos Kurt Denk und Kai Walter liegen. Denk, das Gesicht des Ironman, der Netzwerker und Lobbyist, Walter die operativ ausführende Kraft, die zusammen mit Denks Ehefrau Ines Denk die Fäden vieler Aspekte des Tagesgeschäfts in der Hand hielt. Nach dem Rückzug des Visionärs und Machers Kurt Denk in den Ruhestand, der als Reiseveranstalter die Lizenz für den Ironman von Roth nach Frankfurt am Main holte, scheinen die Verbindungen nicht nur nach ganz oben in die Landespolitik und das Bankenwesen der öffentlichen Hand gelitten zu haben. Die sonst konstruktiven und lösungsorientierten Gespräche mit den sanktionierenden Sportverbänden DTU, BTV und HTV wurden von Walter vielleicht mit einer unnötigen Härte geführt, als zu Zeiten eines Kurt Denk. Der entsprechende Gegenwind sorgte schon damals bei der Etablierung des Ironman Regensburg für verstörende öffentliche Äusserungen.
Kai Walter und Kurt Denk sind nicht mehr das eingespielte Team, wie in den Gründungsjahren des Ironman in Frankfurt.  Zerwürfnis ist ein großes Wort, man zieht aber sicherlich nicht mehr an einem Strang. Walter steht unter Druck und muss sich mit einer zunehmend kritischer schreibenden Presse auseinandersetzen. Photo: Ingo Kutsche
Der Druck unter dem Kai Walter steht mag sich auch durch den Umstand ableiten lassen, dass sich Felix Walchshöfer von der konkurrierenden Challenge-Serie aus Roth berufen fühlt, in den lokalen Medien lobend das verbesserte Verhältnis zwischen den beiden Standorten und Geschäftsführern hervorzuheben. Neu gewonnene Stärke aus Roth, neue sachliche Professionalität oder schlicht Ablehnung einer kolportierten Rückkehr von Denk in das operative Geschäft von Xdream? Eine Position, die seit dem Einstieg von Providence für Denk deutlich an Attraktivität und Entscheidungsbefugnis verloren hat?

Zu viel Druck, Luft raus, Sommerloch oder Sommergewitter? Was immer auch die kommenden 2-3 Jahre für den Ironman bringen werden. Dem Standort Deutschland sind die europäischen Ironman Triathlons weiter zu gönnen, als Wirtschaftsfaktor, als Plattform für Profisportler, als erstklassige Sportevents und das Ziel auf das viele Triathletinnen und Triathleten hinarbeiten. Vielleicht konzentriert sich die schreibende Zunft am kommenden Wochenende nicht nur auf zweitklassige Profifelder, Wasserqualitäten, echte Fauxpas' wie mobile Toilettenanlagen auf Gedenkstätten für NS-Opfer und  fehlende Pendelbusse.

Zumindest zur 5. Auflage in Wiesbaden sind packende Positionskämpfe zwischen Sebastian Kienle, Filip Ospaly, Andi Böcherer, Terenzo Bozzone, Mathias Hecht, Alessandro Degasperi bei den Herren und Mary Beth Ellis, Kristin Möller, Karin Thürig, Yvonne van Vlerken, Nicole Woysch, Melanie McQuaid, Sofie Goos, Joanna Lawn und Natascha Badmann bei den Damen zu erwarten. Freuen wir uns darauf. Kai Walter und die österreichische Führung für Europa muss sich danach um einen Masterplan für Public Relations und politisch-wirtschaftlichen Lobbyismus in Deutschland kümmern.

Mythos IRONMAN – mehr als nur Marke

Kommt man mit Triathlon in Berührung, verbindet der Unbehelligte für gewöhnlich nicht gleich rasante Jedermann- oder Sprintdistanzen, phantastische Konkurrenzen über die Kurz- oder Mitteldistanz - vielleicht schon eher die im TV gut repräsentierte ITU-Serie über die Olympische Distanz - mit der Sportart, sondern in erster Linie den Ironman. An erster Stelle denkt die Mehrheit der Bevölkerung an den auf Hawaii gezeugten Mythos. Ein lebendiger und nicht toter Mythos, Traum vieler Triathleten, dessen Nachspürung an keine speziellen Voraussetzungen geknüpft ist. Jede und jeder kann Ironman werden. Eine wesentliche, den Mythos tragende Konstante.
Anfang und Ende eines mythischen Tages. Die Ziellinie des Ironman Hawaii  mit der rechts daneben liegenden Bucht, in der der Schwimmstart seit dem Umzug des Triathlons von der Insel Oahu auf  Big Island als größte Insel des Hawaiianischen Archipels stattfindet. Photo: Ulihb
Andererseits könnte man den zu leistenden Beitrag, wegen der notwenigen Kasteiungen, Qualen oder Härten, durchaus negativ überschreiben: Training, Training und noch mehr Training! Insbesondere in den Wintermonaten gemäßigter Breiten offenbart sich die Vorbereitung auf die Königsdisziplin über die magischen 226 Kilometer, auf Grund enormer Trainingsumfänge und dem Erfolgsdruck, als extreme Spielart. Sind Aufwand, Opfer und finanzielle Opfer es wirklich wert, um sich letztlich mit einer Marke zu schmücken? Soll man sich solange disziplinieren, bis endlich die Finisher-Medaille einen Ehrenplatz gefunden hat und Fotos vom Schwimmstart den Hobbykeller zieren?

Die Buchstaben Ironman sind mehr als nur Wort. Das Wort ist ein Begriff, der im kollektiven Massenbewusstsein verschaltet, einen Archetypus darstellt. Schließlich bindet und bündelt er Tugenden wie Kühnheit, Tapferkeit, Abenteuerlust, Vorwärtsdrang, Willenskraft, mentale Stärke, Leistungsmotiviertheit, Zielstrebigkeit, Intelligenz, Gewissenhaftigkeit, Geduld, Realismus und Zähigkeit. Tugenden, die sich auch in den Spitznamen der Weltelite widerspiegeln. „Queen of Kona“ Paula Newby-Fraser, „The Grip“ Mark Allen, „The Man“ Dave Scott, „Stormin´ Normann“ und „Norminator“ für Normann Stadler. „Hell on wheels“ Thomas Hellriegel, „Zackattack“, „Loddl“, uvm. Womöglich ist künftig, im Zuge erfolgreicher Teilnahmen an international reputativ hochwertigen Wettkämpfen, von „Red Alert“ bei den Raelert Brothers die Rede, so dass deren Auftauchen allein in Starterlisten roten Alarm bei der Konkurrenz auszulösen vermag?
Mark Allen, aka „The Grip“ hat den Ironman Hawaii wohl nur so dominiert, wie Paula Newby-Fraser und Dave Scott. Photo: TFrahmS
Von den positiven Wesenszügen des Mythos durchdrungen scheinen Aufwendungen, Bemühungen und Anstrengungen gerechtfertigt, zumal faszinierende Weltbestzeiten insbesondere Amateure zu beflügeln scheinen. Jeder Cent ist in deren Augen völlig gerechtfertigt investiert.

Muss man sich angesichts der Begeisterung aber nicht auch fragen, weswegen zwar Nicknamen der Langdistanzler im Gedächtnis einer interessierten Öffentlichkeit Platz finden, nicht so hingegen die auf der Kurzdistanz? Verdienen nicht auch Kurzdistanzler, die nicht nur in der ITU-Serie oder bei Olympischen Spielen glänzen, sondern zum Beispiel auch in der Bundesliga für Furore sorgen und damit wesentliche Beiträge zum Aufblühen der genialen Sportart leisten, eine verbesserte Publicity und damit Wertschätzung? 
Wer kennt neben Jan „Frodo“ Frodeno, „Schmalzl“, „Paule“ und Co.? Mythos Triathlon? Fehlanzeige!

Sollte tatsächlich nur in der Fachliteratur der Trainingslehre ein annäherungsweise ausgewogenes Verhältnis der Disziplinen herrschen dürfen? Die Zahl der in Deutschland aktiven Triathleten schwankt. Seriöse Quellen nennen 200.000 Aktive (Stand 2009). Selbst bei einer großzügigen Schätzung des Quotienten von Kurz- zu Langdistanzler von 10:1 muss eine Nachjustierung der öffentlichen Wahrnehmung gefordert, angestrebt und auch umgesetzt werden.
Jan „Frodo“ Frodeno gehört schon zu den bekannteren Spitznamen der Olympischen Elite-Triathleten. Mythos? Fehlanzeige!  Photo: Delly Carr/ITU Media
In Anbetracht sensations-konsumierender Gesellschaften, mitverursacht durch sensationssüchtige Medienlandschaften aber, darf, um dem Mythos gerecht zu werden, nicht unerwähnt bleiben, dass es nur einen, den Champion und Weltmeister, geben kann. Nur der Hawaiisieger darf sich Ironman nennen - wenn man die Sache wahrheitsgemäß, katholisch oder konservativ auslegt. Natürlich wird man mit dem Titel Ironman ein Stück weit unangreifbar. Und natürlich ist der Name mehr als nur Marke.

Nachdem ich selbst nach fünf Jahren Vorbereitung die diesbezügliche Prüfung bestanden hatte und schließlich einige Minuten wie hypnotisiert auf das sorgfältig ausgedruckte Papier starrte, welches in schönen Lettern die Teilnahme dokumentiert (Zertifikat), erinnerte ich mich daran, dass es nicht nur die Königsdisziplin ist, auf deren Basis Triathlon eine magische Aura bildet. 

Zweifelsohne üben die verschiedenen Distanzen und mannigfaltigen Veranstaltungen, deren Charakter und Flair, spezifische Reize aus. Was aber ist nun allen gemein? Was ist der Kern? Wie sieht der kleinste, gemeinsame Nenner aus? Ist ein Olympionike etwa nicht wie aus Eisen? 

Gastbeitrag von Michael Lorenz

Donnerstag, 11. August 2011

Erfolgreiche Strategien zur Vermeidung von Magen-, Darmproblemen im Triathlon

Kurz vor 6:00 Uhr am Morgen. Die Sonne ist noch nicht aufgegangen über der malerischen Bucht von Kailua-Kona, Hawaii. Für den Münchener Faris Al-Sultan soll sie an diesem Tag auch nicht aufgehen. Mit leichenblassem, grünlich schimmerndem Gesicht liegt der Ironman Weltmeister von 2005 völlig K.O. in einem Mietwagen und hadert sichtlich mit der sich abzeichnenden Erkenntnis. DNS, kein Start im Südpazifik, keine 3,8km Schwimmen im Meer, keine 180km Radfahren, schon gar keinen Marathon in den Lavafeldern am Natural Energy Lab. 
Im Triathlon spielt neben Schwimmen, Radfahren, Laufen und dem Wechsel auch die Ernährung eine entscheidende Rolle. Wenn einmal Sand ins Getriebe gerät, neigen sich beim Menschen sehr schnell Akku und Wohlbefinden gegen Null. Photo: Wikimedia GPL Commons
Landsmann Normann Stadler zwängt sich indessen schwitzend in seinen Schwimmanzug. Doch auch er sieht nicht gut aus. Startschuss, Wechsel, ab auf das Rad. Nach beständigem Erbrechen auf den ersten Kilometern zieht auch er endlich die Reißleine: DNF. Nach knappen drei Stunden Sport wird ein Gewichtsverlust von 4,5kg beim Doppelweltmeister verzeichnet. Im Jahr 2007 ging unter den Triathleten auf Hawaii sprichwörtlich die Seuche um, wahrscheinlich das Norovirus.

Ein Sprung zurück in der Zeitreise. Alii Drive, Hawaii. Natascha Badmann leidet zusehends auf der Marathonstrecke. Mehrfach muss sich die Schweizerin übergeben, kann keine Getränke bei sich behalten. Die Frau mit den meisten Hawaii-Titeln nach Paula Newby-Fraser stützt sich in ihrem gelben Renndress mit beiden Händen gegen die hüfthohe, aus dunklen Lavasteinen aufgebaute Mauer. Rhythmische Krampfwellen durchzucken ihren erschöpften Körper, bevor es weitergeht - Richtung Finishline.

Welche Gefahren lauern da draußen für Triathleten, die derartig auf den Magen schlagen können? Welche Strategien gibt es für Athleten, Betreuer und Veranstalter?

Fast jeder Profitriathlet hat bei dem ein oder anderen Ironman tiefe Täler mit Magenproblemen durchschreiten müssen. Natascha Badmann (Ironman Südafrika 2006) kämpfte auf Big Island zuweilen nicht nur gegen ihre Konkurrentinnen. Photo: Triangle
Szenenwechsel, Schiersteiner Hafen bei Wiesbaden. Die Wasserqualität der Schwimmstrecke des Ironman 70.3 Wiesbaden mit integrierter Europameisterschaft steht unter beständiger Kontrolle. Die Werte werden gewöhnlich auf der Website der zuständigen Ämter oder bei privat veranlassten Messungen etwa auf der Event-Webseite veröffentlicht. Nicht so unmittelbar vor dem Rennen. Ein Umstand, der wenig später zu Kritik an der Informationspolitik von Renndirektor Kai Walter führen sollte. Unmittelbar nach dem Event melden sich erste Stimmen und beklagen Magen-, Darmprobleme mit zum Teil starken Symptomen. Die Zahlen der Erkrankten schnellen in die Höhe. In einem Fall kann das Norovirus nachgewiesen werden. Kein klassischer Kandidat für verunreinigte Gewässer, wenngleich es überwiegend fäkal-oral übertragen wird.
Die Konsequenzen sind vorsorglich gezogen worden, wenngleich noch immer die Ursachen nicht abschließend geklärt sind. Seit 2011 schwimmt man beim Ironman 70.3 Wiesbaden im Waldsee Raunheim.
Das Schwimmen beim Ironman 70.3 Wiesbaden stand 2010 unter starker Kritik. 2011 wird der Triathlon  im Waldsee Raunheim gestartet. Photo: Ulihb
Anfang August, ein knappes Jahr später. Nach dem Fuldataler Triathlon melden sich irrtümlich erkrankte Triathleten ab dem Folgetag bei mir, weil auch der Wettkampf meines "Heimatvereins" im gleichen Fluss stattfindet. Niederschlag der vergangenen Tage sorgte für verstärkten Zulauf von Oberflächenwasser, geschwommen wird für fast alle Distanzen und Klassen im Fluss. Für Semiprofi Daniel Schmoll sollte der Triathlon ein letzter Formtest vor Wiesbaden sein. "Test geglückt, Athlet krank" lautet das selbstironische Fazit.
Die Symptome der Triathleten beinhalten allesamt starken Brech-Durchfall und Kopfschmerzen in teilweise so schwerem Ausmass, dass Ärzte konsultiert werden. In zwei Fällen, der schlagartig auf mehrere Dutzend hochgeschnellten Zahl der Erkrankten werden als Verursacher klassische Fäkalbakterien, Streptokokken, im Labor nachgewiesen. Der Fluss hat an dieser Stelle eine ausgewiesene Gewässerklasse II (gute Wasserqualität) ohne besondere Einschränkungen und ist flussauf- und abwärts von Kläranlagen und Überlaufbecken im Radius von unter 5 Kilometern ausgestattet. "Also braucht man keinerlei Bedenken zu haben!" heißt es beim Veranstalter noch immer auf der Website.

So unterschiedlich die drei Fälle sind, so eindeutig die Analyse. Treten erste Meldungen von Erkrankungen auf, mauern Veranstalter aus Angst vor einem Imageverlust oder Haftung massiv. Ein Interesse an einer Aufklärung, um zukünftig Fehler zu vermeiden oder frisch erkrankte Athleten rechtzeitig der passenden medizinischen Behandlung zuzuführen ist kaum erkennbar. Eine Beweissicherung ist bei Gewässern, insbesondere bei Fließgewässern schwer. Auf- und Abbau, auch von Orten klassischer Schmierinfektionsherde wie Toiletten, Verpflegungsständen, Startnummernausgaben, etc. erschweren die nachträgliche Ursachenforschung immens.

Die wichtigsten Hygienetipps
  1. Nach mäßigem Regenfall ist in den Stunden und Tagen danach mit dem Eintrag von Keimen aus Oberflächenwasser zu rechnen. Training in offenen Gewässern verbietet sich für mindestens 24 Stunden. Im Wettkampf kann eine konservative Rennstrategie für weniger verschlucktes Wasser und geringeres Kontaminationsrisiko sorgen.
  2. Starkregen oder Regenfälle über mehrere Tage können Schwimmstrecken im Einzugsgebiet von Landwirtschaft und Kläranlagen massiv beeinträchtigen. Jetzt vorgenommene Messungen würden die Gewässergüte unterhalb der gewünschten Badequalitäten einstufen.
  3. Handhygiene. Händeschütteln unter Sportlern ist beliebt. "Ich fühle mich nicht so gut, irgendwie komisch" ist nach dem Händeschütteln zunächst ein Grund den Kollegen ernsthaft zu fragen, ob er auch mit 42° Fieber oder einer starken Erkältung noch immer die Hände fremder Leute schüttelt. 

    Grundsätzlich führen beim Ironman Hawaii fast alle Profis Handdesinfektionsmittel bei sich. Sie kommt routinemässig nach dem körperlichen Kontakt mit den in der Tropensonne schwitzenden Fans, etwa nach Autogrammstunden zum Einsatz.
  4. Veranstalter kleiner Events nutzen oftmals Leitungswasser zur Versorgung der Athleten. Es wird in (lebensmittelechten) Kanistern und Schläuchen transportiert und aufbewahrt. Wurden diese nicht ausreichend gereinigt und trocken eingelagert, drohen Probleme. Ähnliches gilt für Behältnisse, denen noch Reste von Reinigungsmitteln oder Desinfektionsmitteln anhaften.
  5. Bei den beliebten Schwammstationen kann es bei Hitzerennen passieren, dass der ein oder andere übereifrige Athlet gleich den ganzen Kopf oder andere Körperteile ungefragt in den zugehörigen Behälter stopft. Schwämme werden oftmals am Renntag mehrfach verwendet. Das heißt von der Strecke oder den Sammelstationen aufgehoben und erneut gewässert. Wasser aus Schwämmen trinken? Kein gute Idee!
  6. Gegen verdorbene Lebensmittel ist man schwerlich gefeit. Gerade nach dem erfolgreichen Triathlon sollte auch unter Berücksichtigung der geschwächten Immunabwehrreaktion (Open Window Effekt) und bei hochsommerlichen Temperaturen auf leicht verderbliche Ware im Zielbereich oder aus fragwürdigen Quellen verzichtet werden.

Es gibt aber durchaus noch andere Problemverursacher, die auf den Magen schlagen können.
  1. Den etablierten Ernährungsempfehlungen der großen Hersteller und Ernährungsberater sollte man unter den Aspekten der Flüssigkeitsmenge und maximalen Kohlenhydratzufuhr pro Stunde, Frequenz der Nahrungsaufnahme, Arten der Kohlenhydratquellen, Mineralstoffen und Mikronährstoffen folgen.
  2. Überlastung durch zu hohe Intensitäten, große Hitze, ungewohnte Sitzpositionen auf dem Zeitfahrrad, zu eng sitzende und einschnürenden Kleidung, Dehydratation oder zu viel Nahrungs- oder Flüssigkeitsaufnahme können die Verdauung negativ beeinflussen.
  3. Ungewohnte Ernährung und ungewohnte Zeitpunkte der Nahrungsaufnahme sollten vor dem Wettkampf vermieden werden.
  4. Im Wettkampf sollte auf bekannte Produkte, die bereits bei hohen Intensitäten und über einen Zeitraum analog zum Wettkampf vertragen wurden, ausgewichen werden.
  5. Bei vom Veranstalter selbst angerührten Getränken muss auf eine angemessene Konzentration geachtet werden. Diese kann bei sehr kalten (stärker konzentriert) oder sehr heißen Bedingungen (weniger stark konzentriert) abweichen. Im Zweifel kann ein Konzentrat oder selbst angerührte hochkonzentrierte Mischung mitgeführt werden und mit Wasser von den Verpflegungsstationen gemischt werden. Dazu muss man lediglich an der Flasche des Konzentrats waagerechte Striche anbringen, die eine Referenz für die zu trinkende Menge darstellt. Nachspülen mit Wasser nicht vergessen. Alternativ kann man Wasser und Konzentrat in einem offenen Trinksystem am Lenker zusammenmischen.
  6. Zu kalte, vielleicht sogar eisgekühlte Getränke bringen einen Magen schnell zur Rebellion.

Mittwoch, 10. August 2011

Anti-Doping Kampagne auf Youtube - International Triathlon Union wartet mit Stars und Sternchen auf

Die International Triathlon Union (ITU) fährt in einer, zusammen mit der World Anti Doping Agency (WADA) koordinierten, Kampagne gegen den Betrug im Sport durch Doping ihre Stars auf der Olympischen Distanz auf. In "say no to doping" wurden Gesichter und Statements von A, wie Athletensprecher Kris Gemmel bis zur Weltmeisterin  Emma Moffatt gesammelt. 

Hoffnung auf Start bei Ironman 70.3 WM Las Vegas, Michael Raelert verzichtet auf 70.3 EM Wiesbaden und Ironman WM Hawaii

Es wird die wohl schwerste Entscheidung seiner sportlichen Karriere gewesen sein. Michael Raelert, seit 2009 ungeschlagener Welt- und Europameister im Ironman 70.3 Triathlon muss auf die Titelverteidigung bei den Europameisterschaften in Wiesbaden verzichten. Schlimmer noch wiegt wohl der Verlust des Traums schon 2011 beim Ironman Hawaii zusammen mit seinem Bruder Andreas Raelert zu starten, um einen Platz auf dem Podium zu kämpfen und 1.000.000,- US-Dollar eines Sponsors gewinnen zu können.
Michael Raelert, amtierender Ironman 70.3 Weltmeister und Europameister hofft auf einen versöhnlichen Saisonabschluss bei der Titelverteidigung in Las Vegas. Photo: Ironman.com
Eine hartnäckige Beckenverletzung mit muskulären Dysbalancen verhinderte den Traum des Rostocker Blondschopfs seinen ersten Ironman in Frankfurt am Main zu bestreiten, um danach beim legendären Ironman Hawaii an den Start zu gehen. Sichtlich geschockt und angeschlagen sagte er unter Tränen seinen Start bei dieser Europameisterschaft wenige Tage vor dem Rennen ab.

Ein Hoffnungsschimmer für die Saison 2011 bleibt dennoch bestehen. Noch ist eine Titelverteidigung am 11. September bei den Weltmeisterschaften im Ironman 70.3 im us-amerikanischen Henderson, Las Vegas für den 30-jährigen Superstar drin. „Aus diesen Gründen haben Andreas und ich uns dazu entschieden, in diesem Jahr auf Hawaii nicht gemeinsam an den Start zu gehen und unseren großen Traum auf 2012 zu verschieben. Stattdessen werde ich als neuen Saisonhöhepunkt die Iroman 70.3 Weltmeisterschaft am 11. September in Las Vegas wählen und dort versuchen, meinen Titel aus dem vergangenen Jahr erfolgreich zu verteidigen.“ Eine für den Ironman Hawaii Triathlon angebotene Wildcard wird nicht in Anspruch genommen. Dies wäre auch nicht mit dem Wettkampfethos des jüngeren Bruders von Andreas vereinbar.

Auf Facebook schreibt er sich im Laufe des Tages den Frust von der Seele und erfährt viel Zuspruch von Freunden, Fans, Sponsoren und aus der Triathlongemeinschaft:
„DNS: These words bring me down to the reality of a dark room. I feel so bad complaining about being injured compare for example to the kids and their fams with sma - spinal muscular atrophy - "www.muskeln-fuer-muskeln.org". but it is what it is. I am pretty much sad, frustrated and tired of fighting all the time and get ready for (the) my goals and dreams. I hate to say these words, because they are not in my vocabulary, but I am "giving up". I will not compete in kona.

Right now, I am in the hand of the best specialists (and) docs (josi, uli and christoph) and physio-therapist (fredi) in the world. Special thanks to them already. At the moment I am on Andy's side and I will support him with his kona-preparation as good as I can. Thanks you so much for the lovely comments I've got. They mean a lot me.“

Provozierende Thesen: ITU Triathlon gähnend langweilig und Athleten jenseits der Top 20 nicht leistungsfähig?

Auf der Website des Team TBB ist ein Artikel mit provozierenden Thesen erschienen. Die wichtigsten Aussagen verdienen durchaus einer näheren Betrachtung und den Versuch einer Abgrenzung und Gewichtung für die Relevanz im Triathlon. 
Auf der Website des Team TBB wurden anonym rund acht knackige Thesen zurm Olympischen Triathlon veröffentlicht. Screenshot: Team TBB Site
Die derzeit über die verschiedenen Formate und Rennserien hinweg erfolgreichste Triathlon-Mannschaft der letzten Jahre mit Trainingsstützpunkten in Südostasien und dem schweizerischen Leysin wird von einer Doppelspitze gesteuert. Der umstrittene und von der International Triathlon Union (ITU) lebenslang geächtete australische Erfolgstrainer Brett Sutton und Triathlon-Fachhandelsyndikus Alex Bok führen die Geschicke des Teams. Es ist davon auszugehen, dass Sutton der Verfasser war, da in den einleitenden Sätzen vom "Doc" die Rede ist. Ein gebräuchlicher Spitzname für Sutton.

"Looking for clues: London calling?" erzählt aus der Ich-Perspektive über die Rückkehr eines Sportveterans (Sutton) auf ein ITU Triathlon Event. Die Olympiaqualifikation von London am vergangenen Wochenende scheint einen ernüchternden Eindruck hinterlassen zu haben, nachdem der Sutton die Anfänge des Triathlons in den 90er Jahren am Herzschlag des Sports miterleben durfte. Unstrittig ist, unabhängig von der gewählten Bildsprache, wie "Kinder empfangende Sportlerinnen",  dass sich das Rennformat weiterentwickeln muss. Zusammengefasst lässt sich der virtuelle Thesenanschlag auf acht Kernaussagen reduzieren:
  1. Die Rennstrecken werden unnötigerweise so ungünstig gelegt, dass Athleten unter Stress geraten (enge und zu frühe Wenden beim Schwimmen, statt Nutzung vorhandener Wege).
  2. Die ersten 15-20 Athleten verdienen die gebotene sportliche Bühne und sind herausragende Sportler, die in anderen Sportarten durchaus Bestehen können. Alle anderen Triathleten sind Zugeständnisse an das politische System der Nationenwertung und Qualifikationslogik.
  3. Dank der beiden britischen Gewinner wurden die wenigen Zuschauer bei zum Teil schlechtem Wetter an den Strecken davon abgehalten anderen Aktivitäten nachzugehen.
  4. Die Sportart verliert durch fehlende Initiativen auf dem Rad und taktische Geplänkel an Reiz und wird zur Städtereise, die Athleten investieren und riskieren nicht genug.
  5. Das Rennformat ist, unabhängig von der Professionalisierung der Veranstaltungen, zur Prozession geworden: Ermüdend, unaufgeregt, vorhersehbar.
  6. Die Athleten sind von den vielen (verpflichtenden) Einsätzen in der Serie ermüdet. Erfolgreiche Regeneration und Verletzungsprophylaxe sind zu entscheidenden Erfolgskriterien geworden.
  7. Das Publikum hat keinen Zugang zur Sportart, versteht sie nicht, ist gelangweilt von der Inaktivität und Initiativlosigkeit der Protagonisten.
  8. Die Sieger (Brownlee Brüder) stehen auch für 2012 schon fest [im Subtext verankert].

Analyse und Bewertung
  1. Im konkreten Fall erscheint eine enge Wende nach 300 Metern tatsächlich unnötig, wenn in die andere Richtung eine lange Gerade ausreichend Entwicklungsraum böte. Grundsätzlich ist die Leistungsdichte im Schwimmen so hoch, dass man insbesondere im Feld der Elite-Männer einen triftigen Grund haben muss, den Sprung in die ersten beiden Gruppen nicht zu schaffen. Die de facto beiden letzten Athleten von London, Jonathan Zipf (Brustmuskel) und Chris McCormack (Beinmuskulatur) laborieren beide am Renntag an Muskelverletzungen.
  2. Die sportliche Wertigkeit bei manchen nationalen Selektionswettkämpfen für die World Championship Series (WCS) und auch die WCS selbst ist im Mittel höher, als bei den Olympischen Spielen. Eine Benachteiligung starker Länder, wie Australien, Großbritannien, Frankreich oder Deutschland durch die Nationenquoten mit den damit verbundenen maximal verfügbaren Startplätzen geht mit der Chance einher, den Sport in der Welt zu etablieren. Dazu müssen Sportler rekrutiert, entwickelt und frühzeitig auf internationalem Niveau eingebunden werden.

    Ein kommunikatives Vehikel werden immer die Exoten bei Olympia sein. Gerade die sich abzeichnenden Kontraste und die komplementären Konstellationen, wenn ein kleines Land seinen  Quotenplatz mit den aktuell schnellsten Athletinnen und Athleten besetzt, sorgt für frische Noten. Die nötigen Normen muss letztlich der Dachverband festlegen, um dem eigenen Leistungsanspruch zu entsprechen.

    Wer erinnert sich nicht noch mit positiven Gedanken an das Bob-Team aus Jamaika, Eddy the Eagle auf dem Schanzentisch und die Afrikaner in der Langlaufloipe und im Schwimmbad? Auch das ist Olympia. Mitmachen, ankommen, weiterentwickeln, wiederkommen - DNF is no option.
  3. Die beiden Sieger von London 2011 waren im Vorfeld von Olympia am gleichen Ort ein Glücksfall. Sie werden die lokalen Zuschauer für den Triathlon sensibilisieren. Die Sportart ist noch immer jung und muss sich weiterentwickeln, um in allen Ländern stärker Fuß zu fassen.
  4. Der US-Amerikaner Matt Chrabot, bekannt für den ein oder anderen erfolgreichen Ausreißversuch auf dem Bike hat die Auswertung seines Wattmeßsystems vom Triathlon in London lakonisch mit einem höheren Watt-Durchschnitt in der Gruppe, als bei so manchem Triathlon mit erfolgreicher Solofahrt bewertet. Der Franzose Laurent Vidal, an einer anderen Stelle in der Radgruppe steckend berichtet von niedrigen 287 Watt im Mittel aber einer hohen Anzahl von Belastungspitzen über 500 Watt.

    Im Rennen der Frauen gab es tatsächlich eine Stallorder von vielen Teamführungen keine (Nach-) Führarbeiten auf dem Rad zu leisten. Hintergrund waren Vorgaben keine anderen Nationen kräfteschonend an die Spitze zu führen. Somit kann den besten Läuferinnen zum Durchbruch verholfen werden. Schnelles Radfahren ist zu einem gewissen Grad bis zum August 2012 erheblich leichter zu entwickeln als einen erstklassigen Laufsplit.

    Eine auf Inaktivität auf dem Rad abzielende Stallorder trägt zur Übersichtlichkeit bei. Man behält die Nationenwertung, die die maximal zulässige Anzahl von Startplätzen pro Nation festlegt, im Auge. Deutschland könnte etwa den 3. Startplatz bei den Frauen an Japan verlieren.

    Garanten für spannende Radstrecken sind fordernde Kurse und die richtige Selektion der Athleten innerhalb der Nationen, Prämien für die schnellsten Radsplits und Zwischensprints sind lediglich tiefenreinigende Kosmetik, denen gelegentlich ein Ausreißversuch nachfolgt.
  5. Die Argumente sind nicht falsch. Die hohe Leistungsdichte macht Vorentscheidungen im Schwimmen fast unmöglich. Ein vergleichbar hohes Niveau auf dem Rad stellt ein hohes Risiko für aggressiv agierende Athleten dar. Die Leistungsunterschiede im Laufen sind ein Risiko, um ermüdet vom Rad zu steigen und erfolgreich das Ziel zu erreichen. Auf der anderen Seite fordern gerade die Leistungsunterschiede der letzten Diszplin die Flucht kleinerer Gruppen schlechter Läufer und Solisten heraus.

    Das Rennformat muss sich definitv weiterentwickeln, wie auch die Entwicklung von Teamtaktiken voranschreiten wird.
  6. Diesem Argument kann zugestimmt werden. Ermüdung, Verletzung, frühzeitiger Verschleiß junger Talente und alternder Top-Scorer sind ein echtes Problem, das der Ironman Triathlon durch die 2010/2011 eingeführten Kona Pro Rankings mittlerweile in gleichem Maße teilt.
  7. Langfristig werden Änderungen im Rennformat, das Initiativen stärker belohnt, helfen. Die Herausbildung von Identifikationsfiguren, Idolen und Stars in den Mainstream-Medien muss forciert werden.

    Zwischenzeitlich müssen die Teams zwischen sportlich-finanziellen Erfolgen und cooler Show abwägen. Die Risikobereitschaft der Athleten, Trainer und Funktionäre sinkt traditionell bei zunehmendem Alter und stärkerer Etablierung einer Sportart. Dem muss bei Ausgestaltung der Formate Rechnung getragen werden.
  8. Ehre, wem Ehre gebührt. Alistair und Jonathan Brownlee sind nach Landsmann Simon Lessing in den 90er Jahren die wohl größten männlichen Talente im Olympischen Triathlon.
Meinungen dürfen vertreten werden, das ist eine herausragende Eigenschaft lebendiger Demokratie. Zu einer offenen Diskussionskultur zählt aber auch auf Seiten von Verband und Veranstaltern eine entsprechende souveräne Gelassenheit im Umgang mit Kritikern und kritischen Journalisten. Empörtheit bringt in der eigentlichen Sache, den Sport positiv zu entwickeln, nun wirklich keinen Fortschritt.



Der Text im Original:

Looking for clues: London calling?
August 9th 2011

While the doc was asked to report on what I saw in the ITU world series dress rehearsal, I must warn that that indeed can be a dangerous thing.

The doc summoned all his positivity when out and about checking the onsite happenings at the Olympic venue, marveling at the differences in infrastructure and money. Now I invested in a world cup race, from the ones I attended in the early 90s, how much has the sport progressed? I asked myself. 

The answer to that question while watching the men’s and women’s races, came over me like the grey English cloud that was hovering on Hyde Park Corner. Every 5 minutes there was a shower and it would seem to bring with it another dark reality of how far the actual race has not come. 

Oh the hype, just ask anyone with the ITU shirt on; of how super sonic their product now is, the fan fare, the boats, the pontoon, for the swim start, why did they swim the wrong way to a buoy at about 300 meters and 2 turn corners 25m apart when we had 1000 m of lake and a 100 m wide turn the other way? Oh well, back to the hype, the winding the crowd up by a German commentator, nice touch er not. It all seemed so exciting, that is til the gun went, and then, the 2 most boring sporting spectacles of the year unfolded before our very eyes. No, I cant say I was surprised, as I have taken a glimpse of some of the coverage of other races this year. 

The athletes of the first 15 to 20 are magnificent specimens now, where near 20 years ago, 5 or so could possibly make it in another sport, any of the top 20 have the ability and talent to be world class at whatever they choose, that to me was a positive. But then I saw how the insistence of the postcard swim shot of the ITU has swept away; the excitement of watching super class athletes race each other for the full 2hrs of the event. How the other 40 that should not be there, but are for the photo op and the politics, detracted from the greatness of the race itself. 

Let’s say thanks to the 2 Brits that won and saved an appalling exhibition, as being held in London, it fulfilled the script because I’m sure 1/2 the crowd would have left either going home or site seeing through the national monuments that the athletes participating on the bike seemed to be doing. 

Ohh there is Buckingham Palace, hey slow down we want to see the guards, wow look at the lion! One could be forgiven for hearing some one yell out in the pack, “Alistair, slow down and take a look,” only to hear back a faint voice trailing off down the road “nah, I’ve seen it plenty of times, you guys check it out ".

Helen Jenkins couldn’t believe her luck in the women’s race, as about 40 of which 25 owed there spot to our Felicity, digging in on the bike, jumped off together, and all looked at each other," you go, no you go, nope I got to qualify for the Olympics like in 365 days time". One of the participants could have had a baby conceived race night and still toe the start line, but I don’t want to undermine the Olympic dream with the realities of the calendar, when the realities of our sport is that, with in 2 weeks one can lose form and be out of it. 

Need examples? Who won Hamburg 3 weeks ago? and where did they finish in London? The mind boggles at the answer to that, I don’t think I saw yesterday’s winners at the Hamburg race. But let’s leave the practical out, not to have our minds wander off the real message. 

Triathlon has fought hard and long to be recognised. It now has the Olympic rings, it now has world class athletes, it has the marketing, it has the sponsors but the race itself, it doesn’t cut the mustard. The product, as the marketing men would say, just let’s the whole show down. The races are now a procession; the format is tired, unexciting, and predictable. 

The athletes are tired and the unpredictable is only who recovers best from the last plane trip and the last race. ITU you is letting itself and its athletes down by an out-dated format, a road show that is burning out its own athletes, a points format that has athletes competing with injuries, an Olympic selection criteria that has the races full of sub-standard athletes who are blocking a great sport to the public. 

While the ITU execs were up with the prawn cocktail brigade in the VIP marquee or in the stand with the participants relatives and sponsors who have to be biased, I was down with the people who don’t know of triathlon but came to give it a look at the Hyde park corner. The comments were insightful when one ears drop on the punters we should be trying to win over. 

The English sense of humour is the world's best and so I wont pass on some of the comments, but the the one that struck me and not for the first time, was male to partner, "love I'm glad we came today, as I'd hate to be fighting for a spot here to watch this crap next year. These guys are not even trying. Have a look. They’re just sitting, talking to each other”. Goodness, I'm happy to hear that, more action at Charlie’s BMX track, come on then luv lets go get an ice-cream and beat the crowd home”. 

Another said as he was leaving, "come on let’s get going" his mate said "but we don’t know who will win it” the friend replied "the pommie bastard you knob, he is the only one busting a gut". Aussies have a pretty good sense of humour too!

Quelle: http://www.teamtbb.com/?option=com_content&task=view&id=1264 

Erster Blick zurück, stetes Wachstum von Triathlon - DNF is no option

Laut Google Analytics sind bereits wenige Tage nach dem ohne viel Tamtam vollzogenen Soft-Launch des Triathlon-Projekts www.dnf-is-no-option.com im Juli 2011 bereits vierstellige eindeutige Benutzerzahlen (Unique Visitors/Tag) zu verzeichnen. Google News hat die Site keine vier Wochen nach Launch in ihren redaktionell gepflegten Nachrichten-Index aufgenommen und die Anzahl der wiederkehrenden Leser wächst wöchentlich.
Bloggen rund um den Triathlonsport mit dem gewissen Maß an Mehrinformation ist der Anspruch von Triathlon - DNF is no option.
Es macht immer viel Freude ein neues Projekt von den Lesern gut angenommen zu wissen, der Zuspruch spornt weiterhin an und wird als Auftrag wahrgenommen. Verweisende Links von euren eigenen Webseiten auf diese Site (Triathlon - DNF is no option), Empfehlung unter Freunden oder auf Facebook und Google+ und das kostenlos nutzbare Abo des RSS-Feeds in eurem Reader werden daher gerne gesehen.

Gemäß Mission Statement ist es nicht das Ziel die "größte" Plattform zu werden. Diesen Fokus hatte das Projekt 3athlon.de. Trotzdem werden wir das Netzwerk sukzessive ausbauen und weiteren Mehrwert mit unseren Partnern schaffen. Der Fokus von Triathlon - DNF is no option liegt auf meinungsbildenden Premium-Inhalten mit dem Quäntchen individueller Mehrinformation, den andere Redaktionen nicht leisten.

Aloha Kai Baumgartner,
DNF ist keine Option!

Montag, 8. August 2011

Nachwuchssorgen, nahendes Ende der Ära Anja Dittmer

Anja Dittmer hat sich für die Olympischen Spiele 2012 in London qualifiziert. Nicht von vielen erwartet, aber von vielen erhofft, hat sich die mittlerweile 35-jährige Neubrandenburgerin im Herbst Ihrer Karriere noch einmal einen großen Traum erfüllt. Eine Karriere, die zu Zeiten begann, als Junioren noch über 1,5-40-10 starten mussten und diese Streckenlänge noch Kurz- und nicht Olympische Distanz hieß, als es noch keine Windschattenfreigabe gab und somit dem Radtraining die Bedeutung zukam, die heute das Schwimmtraining bei Kurzstrecklern einnimmt.
Anja Dittmer (rechts) feiert in London ihren größten Erfolg seit dem Vizetitel beim ITU World Cup im koreanischen Tonyeong im Frühjahr 2010. Photo: Janos M. Schmidt/ITU Media
Eine Karriere gespickt mit mittlerweile 8 Deutschen Meistertiteln, einem Europameistertitel, 7 Weltcupsiegen und dem Gewinn des Gesamtweltcups 2004. Eine Karriere die auf die Teilnahme an allen Olympischen Triathlons der Geschichte zurückblicken kann und im nächsten Jahr in London mit den 4 Olympischen Spielen vielleicht Ihren Abschluss feiern wird.
Eine Karriere, die leider nie den ganz großen Erfolg bei Olympia oder einer Weltmeisterschaft erleben durfte und die deshalb nie die ganz große mediale Beachtung bekam, die sie verdiente. 

Dank einer herausragenden Laufleistung und den wohl besten Sprintfähigkeiten: Anja Dittmer darf sich auf die bereits 4. Teilnahme bei den Olympischen Spielen im Triathlon freuen. Photo: Delly Carr/ITU Media
Hier war und ist keine Selbstdarstellerin am Werk, sondern eine Triathletin die Ihren Sport seit rund 20 Jahren auf höchstem Niveau betreibt, die liebt was sie tut, die trotz vielfältigster Angebote immer für Ihren Heimatverein SC Neubrandenburg gestartet ist und die jetzt in London von einer Erfahrung zehren konnte, die keine andere Athletin im Feld auch nur ansatzweise aufweisen kann.

Sie wusste genau, was es zu tun galt, wie zum Beispiel das Schwimmtraining noch einmal komplett umzustellen (seit dem vergangenen Jahr trainiert Anja im Saabrückener Schwimmverein), um die entscheidenden Sekunden, die Ihr oft am Erreichen der ersten Radgruppe fehlten, wettzumachen, oder Ihren Lieblingswettkampf in Hamburg auszulassen und dafür lieber noch einen Trainingsblock im Höhentrainingslager einzuschieben.

Dass sie läuferisch gut drauf war, sah man bereits im Frühjahr bei den Deutschen Meisterschaften der Leichtathleten, wo Sie trotz verbummelten Beginns 34:24 Minuten über die 10.000m lief. Dass wiederum nicht nur der Speed, sondern auch der Kopf wichtig ist, bewies Sie in negativer Hinsicht bei den WCS Triathlons in Madrid und Kitzbühel, wo Sie nur aus der zweiten Radgruppe kommend, ihre läuferischen Möglichkeiten nicht voll ausschöpfen konnte.

In London kam nun alles zusammen, das monatelange harte Training, der weitgehende Verzicht auf ein Leben außerhalb des Sportes, ihre jahrelange Erfahrung in Sachen Trainingsaufbau und Wettkampfstrategie, die ideale Ausgangsposition im Rennen und nicht zuletzt die Tagesform. Was nun noch fehlt, ist ein motiviertes Rennen in London 2012, nicht so defensiv abwartend wie in den vergangenen drei Olympischen Triathlons, damit der geneigte Triathlonfan dann seinen Hut lüften kann, falls die „Grande Dame“ der deutschen Triathlon-Szene den Jüngeren das Feld überlässt.

Und diese treten wahrlich ein schweres Erbe an. Fast eine Dekade lang dominierten Anja Dittmer, Joelle Franzmann und Christiane Pilz den Frauentriathlon über die Olympische Distanz in Deutschland. Immer wieder hörte man von schnellen Juniorinnen, die dann doch nie bei den Frauen auftauchten. Die Letzte, der das gelang, war Ricarda Lisk, deren Stern allerdings auch schon zu verblassen droht. Rebecca Robisch, die Überläuferin im Nachwuchsbereich, muss erfahren, dass es bei den Frauen eine Menge anderer Athletinnen mit Ihrem Laufvermögen gibt, die aber oft deutlich schneller schwimmen können als sie. Kathrin Müller, eine solide Arbeiterin, aber ohne den ganz großen Punch. Und auch Anne Haug blieb der große Durchbruch in der ITU WCS bisher verwehrt.

Bleibt noch Svenja Bazlen, die jetzt in London mit Platz 13 denkbar knapp an der direkten Qualifikation scheiterte und in der aktuellen Saison mit zwei 9. und einem 10. Rang konstant in den Top 10 der WCS anzutreffen war. Sie wird diese verpasste Qualifikation zweifellos nachholen und ebenfalls in London zu sehen sein. Aber um an die Erfolge der drei obengenannten Triathletinnen anzuschließen, bedarf es noch etwas Arbeit im Laufbereich. Sie ist aber im Moment die Erste, die vielleicht einmal in die großen Fußstapfen einer Anja Dittmer treten könnte.
Svenja Bazlen (links) kann mittelfristig Anja Dittmers Position als No. 1 bei der DTU beerben. In London scheiterte sie nur um einen Hauch an der Norm und verbuchte bereits drei Platzierungen in den Top 10 der WCS 2011 für sich. Photo: Janos M. Schmidt/ITU Media
Und im weiblichen Nachwuchs der Deutschen Triathlon Union? Dort feiert die DTU mit Hanna Philipin gerade eine Europameisterin. Eine Sache, die selbst Anja nie hinbekam. Für Sie stehen zwei Vizeeuropameistertitel bei den Juniorinnen in der Vita. Wenn man allerdings einmal die Laufzeiten über die Jahre vergleicht, sieht man, dass beide ungefähr gleiche Tempi gelaufen sind.....mit dem feinen Unterschied, dass Anja damals nicht 5, sondern 10km unterwegs war, und vorher bereits 1,5km geschwommen war und ein Einzelzeitfahren über 40 Kilometer in den Beinen hatte. Und wie auch schon die von Verletzungen und Krankheiten in den vergangenen Jahren gebeutelte Robisch zeigt, bedeuten Titel im Nachwuchs nicht automatisch vordere Plätze in der Elite.

Einen erfolgreichen Leistungstransfer aus den jüngeren Klassen sieht man derzeit bei den U23-Weltmeiterschaften. Gold- und Silbermedaillengewinnerinnen und Gewinner waren in den letzten Jahren zunehmend in der Lage auch im Feld der Elite schnell Fuß zu fassen.

Vielleicht muss die DTU ähnlich, wie der Verband der USA (USAT) stärker bei anderen Sportarten nach Taleten suchen. Als idealer Hintergrund erweist sich aktuell eine Kombination aus Schwimmen und Cross- oder Mittelstreckenlauf - eine Sportartenkombo in der die momentan kaum zu schlagenden Brownlee-Brüder bei den Elite-Männern ihre Wurzeln haben. Gwen Jorgensen, ebenfalls in London mit einem herausragendem Podiumsplatz für London 2012 qualifiziert, wurde von Talentsichtern aus dem reichhaltigen Fundus der universitären Schwimm- und Laufspezialisten rekrutiert.

Mit Gwen Jorgensen scheint USAT einen echten Glücksgriff aus dem Lager der Spezialisten rechtzeitig vor den Olympischen Spielen in London transferiert zu haben. Photo: Janos M. Schmidt/ITU Media
Hoffnung macht aktuell eine Quereinsteigerin in der Jugend B, die sich erst seit April 2011 intensiv mit dem Triathlon auseinandersetzt. Charlotte Ahrens schwimmt 400m in 4:37min auf der Langbahn, läuft 1000m in 3:11min und 200m in 28 Sekunden. Die grundlegenden Fähigkeiten und motorischen Fertigkeiten für Spitzenleistungen sind vorhanden. Nun gilt es den langen und entbehrlichen Weg in die internationale Spitze verantwortungsvoll zu begleiten.

Deshalb freuen wir uns, dass wir noch eine Dittmer haben, wünschen ihr noch einmal die Kraft für ein weiteres Jahr hartes Training und drücken ihr die Daumen für ein letztes großes Rennen in London 2012, bevor es für sie sicherlich endgültig in den goldenen Herbst ihrer langen Karriere geht.

Gastbeitrag von Jan Müller

Sonntag, 7. August 2011

Neue, alte Hackordnung - Steffen Justus und Jan Frodeno mit Olympiaticket für London Triathlon. Zweites DNF für Chris McCormack in der Triathlon WCS.

Er hat die Leiter gefunden, die ihn aus einem tiefen Loch des Übertrainings und großen psychologischen Drucks hinausführen soll. Olympiasieger Jan Frodeno darf endlich aufatmen. Die Schmach als Titelverteidiger die Qualifikationshürde für die Spiele nicht zu packen bleibt ihm erspart. Mit seinem 11. Rang hat er das Ticket für den Olympischen Triathlon in London 2012 durch seine Leistung bei regnerischem Wetter und halbwegs moderaten Temperaturen rund um den Hyde Park und Buckingham Palace sichern können. 2012 muss er seinen Status lediglich durch eine gute Platzierung in einem Triathlon WCS Rennen bestätigen. 
Steffen Justus hat seine Stellung als aktuelle Nummer 1 im Kader der Deutschen Triathlon Union mit seinem 5. Rang in London zurückholen können. Photo: Delly Carr/ITU Media
Es waren jedoch noch nicht die ganz großen Frodissimo-Spiele, die Peak-Performance bei einem absoluten One-Day-Highlight, an dem es wirklich zählt. Dazu war für den erklärten Saisonhöhepunkt sicherlich auch das Wetter nicht optimal auf den kälteempfindlichen, ehemaligen Rettungsschwimmer aus Südafrika zugeschnitten. Beeindruckend jedoch seine wiedererlangte Stärke und Frische im Schwimmen, wo er das Tempo von der Spitze weg beliebig diktierte, jedoch auf dem Rad und beim Laufen einige Plätze verlor. Deutlich besser kam auf Rang 5 Steffen Justus als aktuelle Nummer 1 der Deutschen Triathlon Union mit dem Rennen zurecht. Der ehemalige Läufer bestätigte seinen Titel als Vize-Weltmeister aus dem Vorjahr nach überstandener Virusinfektion mit einer sauberen Punktlandung in London.

Olympiasieger Jan Frodeno (Archivbild Hamburg 2011) hat den wichtigsten Schritt für eine erfolgreiche Titelverteidigung vollzogen. Schon bald werden die verbleibenden 365 Tage des Jahres einem einzigen Ziel untergeordnet. Photo: Delly Carr/ITU Media
Denkbar knapp, bis auf 4 Sekunden an Frodeno saugte sich Maik Petzold auf den letzten Kilometern heran. Formal erfüllt auch sein 12. Rang die Platzierungskriterien. Allerdings wurden in London nur zwei direkte Tickets durch die DTU vergeben. Der Bautzener muss sich, analog zum Selektionsprozess der Spiele von Beijing weiter motivieren, für das Selektionsrennen im Frühjahr 2012 vorbereiten und darf den Fokus nicht verlieren. Bereits einmal, 2008, verlor er überraschend das Ticket an Außenseiter Christian Prochnow. Dieses Déjà vu-Erlebnis der besonders schlimmen Art mit einem vielleicht wieder besseren Ende für die Youngster Sebastian, Rank, den verletzten Jonathan Zipf, Prochnow oder gar dem erfahrenen Ex-Weltmeister Daniel Unger gilt es für den Routinier Petzold zu vermeiden. Noch hat sich die alte Hackordnung innerhalb der DTU behaupten können -  international geben die Youngster, allen voran die Brownlees bereits den Ton an.
Maik Petzold (links) führte die Verfolger in die zweite Wechselzone. Für das goldene Ticket fehlten  im Ziel ganze 4 Sekunden. Photo: Delly Carr/ITU Media
Vorne, in der absoluten Weltspitze, ging in London der Punk zwischen dem späteren Podium Alistair Brownlee, Alexander Brukhankov und Jonathan Brownlee im wahrsten Sinne des Wortes ab. Das Feld der Weltelite ließ zu, dass der haushohe Favorit Brownlee beim Heimrennen eine erfolgreiche Attacke auf dem Rad lancieren konnte und lediglich Javier Gomez und sein Bruder Jonathan konnten aus dem Feld der Verfolger einen Rückstand von 1:18 Minuten minimal über den abschließenden Lauf verkürzen, um zu den Podiumplatzierungen aufzuschließen.

Nicht nur virtuell kaum zu schlagen: Alistair Brownlee kontrollierte zunächst mit seinem Bruder Jonathan das Feld, bevor er einen erfolgreichen Fluchtversuch lancierte. Photo: Delly Carr/ITU Media
Die Generalprobe von London war ein gutes Beispiel, wie man es nicht machen sollte und wohl auch nicht wird, um die Brownlee Brüder am Doppelerfolg 2012 zu hindern. Die Frauenteams glänzten durch Inaktivität in der Führungsgruppe aufgrund diverser Stallordern und verhinderten so nicht den Zusammenschluss der beiden großen Gruppen. Etliche Männer hingegen vertingelten in der Verfolgergruppe ihre Chancen auf das frühzeitige Ticket und müssen sich weiterhin mächtig strecken.

2012 gilt im August 2012 das Augenmerk der qualifizierten Triathletinnen und Triathleten dem Edelmetall am violetten Bande. Photo: IOC
Einen empfindlichen Dämpfer erhielten die Ambitionen von Chris McCormack, der nach seinem Serieneinstand in Kitzbühel und solidem Rennen in Hamburg ein zweites DNF in der WCS in seine Palmarès eintragen muss. Eine Muskelverletzung machte ihm erneut im Vorfeld zu schaffen. Macca wird es schwer haben  vom australischen Verband für das Serienfinale in China oder andere WCS Triathlons nominiert zu werden und weitere erfolgreiche Schritte in der Verfolgung seines Traums von Olympia zurückzulegen. Offiziell hat er von einem Start beim Ironman Hawaii bereits im Frühjahr abgesehen - ein schwüler subtropischer Tag im Oktober wird es zeigen...

Samstag, 6. August 2011

Anja Dittmer mit Weltklassesprint zu den vierten Olympischen Spielen im Triathlon

Anja Dittmer hat mit einer Weltklasseleistung und einem eiskalten Antritt ihr Ticket für die Olympischen Spiele in London 2012 gesichert. Sie distanzierte beim Sturm auf die Bronzemedaille beinahe die gesamte Weltelite, namentlich im Sprint Frau gegen Frau Emma Snowsill, Emma Jackson, Andrea Hewitt und Sarah Groff. Einmal mehr bestätigte die Schwester des dreimaligen Kanu-Olympiasiegers Andreas Dittmer, dass am Tag X immer mit ihr zu rechnen ist. 
Anja Dittmer sichert sich mit einem Weltklasseantritt und erstklassigen Laufzeit ihre 4. Teilnahme bei den Olympischen Spielen im Triathlon. Die Neubrandenburgerin ist damit die erste und bisher einzige Athletin der Deutschen Triathlon Union (DTU) mit dem Fahrschein in der Tasche. Im kommenden Jahr muss sie - lediglich - ihren Status mit einem Top 15 Finish in einem Triathlon der WCS bestätigen. Photo: Delly Carr/ITU Media
“Ich bin wirklich glücklich und sprachlos. Ich denke, dass es meine Erfahrung war. Ich habe es geschafft Alles an dem Tag, als es zählte zusammenzubringen. Ich wollte die vierten Olympischen (Spiele) und ich musste wirklich sehr, sehr hart dafür arbeiten. Ich habe mich nur auf dieses Rennen konzentriert und die letzten Wochen liefen sehr, sehr gut. Ich habe daran geglaubt, es zu schaffen und das habe ich jetzt getan. Ein weiterer Traum ist wahr geworden.”

Svenja Bazlen verpasste im Sprint um Platz gegen Barbara Riveros Diaz nach zuletzt drei Top-10-Platzierungen in zurückliegenden WCS Events als 13. um nur einen Platz und eine läppische Sekunde die Norm für Olympia. Den Anschluss an die beiden stärksten Triathletinnen der DTU haben Kathrin Müller (21.), Ricarda Lisk (49.), Anne Haug (54.) und Rebecca Robisch (56.) dagegen etwas verloren. Sie kämpfen beim Saisonfinale in Beijing um den zweiten garantierten Platz der DTU. Der dritte Startplatz ist an das Ranking in der Nationenwertung gekoppelt. Hier sitzt das Inselreich Japan den noch gut platzierten Deutschen dicht im Nacken.

Die Generalprobe in London entschied mit unwiderstehlicher Laufleistung erwartungsgemäss die Britin Helen Jenkins vor Gwen Jorgenson (USA) als echte Überraschung des Tages für sich. Eine ausführliche Analyse über Anja Dittmers Rennen zu Platz 3 und ein Einblick in ihre lange Karriere widmet sich ein eigenständiger Blogbeitrag.